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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2010

AREAL WEST Große Elbstraße

Teilnahme / 2. Stufe

Kramer Biwer Mau Architekten

Architektur

Michael Nagler Landschaftsarchitekt

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Das AREAL WEST, dessen Bebauung die Perlenkette entlang der Elbe schließt, soll in seiner Gestaltung unterschiedliche architektonische Anforderungen erfüllen und dabei wesentliche städtebauliche Aspekte berücksichtigen. Funktional ist eine Ausweitung der Nutzung vorgesehen. Der Erhalt der bestehende Fischindustrie an seinem historischen Ort wird durch Flächen sowohl für Wohnungen als auch für Hotel und Büros ergänzt, insgesamt erhöht sich die zur Verfügung stehende Fläche auf über 27.000 Quadratmeter. Ergänzend kommt der geplanten Bebauung auf der Höhe der Rainvilleterrassen eine besondere Bedeutung zu: der hier entstehende Neubau der Seefahrtsschule soll städtebaulich in den richtigen Kontext gestellt werden, die Sichtachsen vom Hochufer, insbesondere vom Schopenhauerweg, sollen den unmittelbaren Bezug zur Elbe und zur Hafenkante behalten. Von der neuen Elbpromenade aus betrachtet fügen sich das Areal West und das Elbhochufer harmonisch zusammen.

Städtebau

Der Entwurf schlägt ein Ensemble von drei Baukörpern vor, die den städtebaulichen Rhythmus der Nachbarbebauung aufnehmen. Gleichzeitig wird eine ruhige Anmutung geschaffen, auf deren Grundlage eine homogene städtebauliche Fortsetzung erfolgt, sowohl in nördlicher Richtung den Hang hinauf, als auch entlang der Elbe. Wasserseitig schließt der Riegel die Perlenkette am Ufer. Die Gestaltung der Fassade zitiert die traditionelle, historische Hafenbebauung der Schuppen und Lagerhäuser aus rotbraunem Backstein mit ihren vorgelagerten Kränen und Podesten. Deren Führungsschiene findet sich als horizontale Gliederung der Fassade und zum Vordach ausgeformt als sichtbare Trennlinie zwischen Erdgeschoß und 1.Obergeschoß wieder.
Zwei Sichtachsen durchschneiden die Nord- und Südgebäude. Die Sichtachse zum Hafen teilt den nördlichen Baukörper und kann so den Blick in Richtung Elbe und Köhlbrand gezielt frei geben. Diese Sichtschneise wird durch eine Brücke zur Kaistrasse angebunden. Die Sichtachse vom Osten in Richtung Columbia Twins wird durch Ausweitung der Straßenkanten und dazu abknickenden Gebäudekanten optimiert und ermöglicht dadurch die angestrebte großzügige Gestaltung der Achse ‚Große Elbstraße‘.
Die neu gestalteten Plätze beleben das Areal West und ermöglichen eindeutige Adressierungen und Identitäten. Der historische Tunnel im Osten sowie die besonders im Bezug auf die Fischverarbeitung bedeutsame historische Schellfischbahn können nicht nur erhalten, sondern freigestellt und als wesentliches Element historischer Hafengeschichte erlebbar gemacht werden.


Nutzungsverteilung


Um den elbseitigen Riegel flach halten zu können, beherbergt er ausschließlich Hotel, Wohnen und Läden/Dienstleistung, sowie ein Boardinghouse an der Stirnseiten des Wohngebäudes. Im Westflügel befindet sich das Hotel mit Konferenzbereich, Restaurant und 117 Zimmern. Die Erschließung des Hotels erfolgt zentral von der Großen Elbstrasse. Der überwiegende Teil der Wohneinheiten ist als Maisonette-Typ organisiert. Sämtliche Schlafräume liegen zur Hafen abgewandten Seite. Ein offener Wohnbereich mit Blick zur Elbe wird über einen Innenhof zusätzlich belichtet und belüfte. Eine Sonderstellung kommt dem Kopfbau am östlichen Ende zu. Hier öffnet sich das ansonsten durchgängige Poldergeschoss zum Platz, belebt diesen und schafft Sichtverbindungen zum Wasser. Als Nutzung ist hier eine öffentliche Gastronomie vorgesehen.
Im nördlichen Riegel sind die gläserne Fischmanufaktur, Kühlhalle und Büros angeordnet. Das Parken schiebt sich in voller Breite unter die wegen der Anlieferung höher gelegene Fischverarbeitung und kann natürlich belüftet werden. Ein automatisiertes Parkhaus bestimmt den Übergang von der Kühlhalle mit der gläsernen Manufaktur zur westlichen Büronutzung.
Die Dachlandschaft beider Gebäude terrassiert sich stufenweise zur Elbe, sodass die Sicht von der Rainvilleterrassen frei bleibt. Der nördlich Baukörper erhält im Wesentlichen eine Dachbegrünung, die Baukörper an der Elbe haben eine geneigte Kupferdeckung, sowie Solarkollektoren.

Flutschutz

Um den Flutschutzanforderungen gerecht zu werden, ist der südliche Riegel mit einem durchgehenden Poldergeschoß bis 7.70 m üNN versehen. Öffnungen für eine Belichtung erhalten druckwasserfeste Verglasungen sowie Klappschotts. Zugänge zu den Gewerbeflächen können mit Schiebetoren geschossen werden. Die 9 Meter breite Elbpromenade erfährt landseitig einen durchgehenden Abschluss, ohne massiv zu wirken. An der Großen Elbstraße ist ein Flutschutzschiebetor im Poldergeschoss des östlichen Gebäudes vorgesehen. Die Gastronomie am Maschinen Platz wird mittels Dammbalken und Flutschutztoren gegen Hochwasser gesichert.

Konstruktion

Beim Bauvorhaben Areal West handelt es sich um 3 Baukörper, die nördlich und südlich der Großen Elbstrasse gelegen sind. Die 2 südlichen Baukörper sind durch eine gemeinsame Tiefgarage miteinander verbunden. Alle Bauwerke werden tief gegründet, wobei besonderes Augenmerk auf die bestehende Kaimauerverankerung geworfen wird, um Kollisionen zu vermeiden.
Bis in eine Höhe von ca. 7,70mNN werden die Kellerkästen als Weiße Wanne ausgeführt.
Öffnungen unterhalb dieser Höhenlage sind flutschutzsicher verschließbar.

Der südliche Gebäudebereich wird als Hotel und Wohnungen geplant.
Für diese Funktion bietet sich als wirtschaftliche Bauweise eine konventionelle Stahlbetonkonstruktion in Schottbauweise an, die durch tragende Wände zwischen den Zimmern gebildet wird. Der verstärkte Einsatz von Fertigteilen, bzw. Halbfertigteilen ist vorgesehen. Dabei wird nur jede zweite Wand tragend ausgebildet. Über dem Erdgeschoss lässt sich die Tragstruktur in Stützen auflösen, um die offenen Funktionen wie Einzelhandel oder Konferenzräume in diesen Bereichen sicherzustellen.
Im Untergeschoss ist im wesentlichen Parknutzung und Technik vorgesehen. Die Tragstruktur des Erdgeschosses wird im Wesentlichen übernommen. Zur Sicherstellung der Funktion können lokal Abfangungen vorgesehen werden.
Die Aussteifung erfolgt über die Stahlbetonkerne des Versorgungsschachtes.

Das nördliche Gebäude wird durch seine Mischnutzung charakterisiert. Während in den oberen Geschossen Büronutzung vorgesehen ist, ist im Erdgeschoss Gewerbe integriert und im Untergeschoss Parken und Technik platziert.
Zur Sicherstellung einer wirtschaftlichen Konstruktion werden die drei Funktionen so angeordnet, dass ein Maximum an tragenden Bauteilen ohne Abfangung durch das Gebäude geführt wird.
Wo dies nicht möglich ist, werden die vorhandenen Wandscheiben genutzt bzw. über der Kühlhalle ein Trägerrost platziert, um eine Stützenstellung in den unteren Geschossen sicherzustellen, die zu einer optimalen Nutzung führt.
Auch diese Gebäude werden in konventioneller Stahlbetonbauweise errichtet, wobei die Konstruktion den Einsatz von Fertigteilen und Halbfertigteilen ermöglicht.
Ein Einsatz von Fertigteilträgern zur Ausbildung des Trägerrostes oberhalb der Kühlhalle in Kombination mit Halbfertigteildeckenplatten umgeht den teuren und aufwendigen Einsatz von schweren Traggerüsten.
Die Aussteifung erfolgt über die durchgehenden Versorgungskerne und die tragenden Wandscheiben.

Energiekonzept

Für die Neugestaltung des Areals West wurde ein ganzheitlicher Ansatz gewählt, der in der Hauptsache darauf abzielt durch eine kompakte Gebäudegestaltung und hochgedämmte Außenbauteile die Transmission zu minimieren. Zusätzlich dazu werden die notwendigen Gründungspfähle zur Beheizung und Kühlung des Gebäudekomplexes genutzt.

Um das gesetzte Energieverbrauchsziel zu erreichen, werden alle Flächen analog zum Passivhausansatz mechanisch gelüftet. Durch den Einsatz von hocheffizienter Technik zur Wärmerückgewinnung wird der Primärenergieeinsatz an dieser Stelle optimiert. In den Büroflächen besteht zusätzlich die Möglichkeit zur freien Lüftung über offenbare Fenster bzw. Fassadenelemente. Diese Elemente werden auch zur Nachtauskühlung genutzt, um den notwendigen Kältebedarf zu minimieren.


Freiraumplanung

Die neue städtebauliche Grundstruktur ordnet und bündelt die landschaftlichen Bezüge zwischen Elbhang und Hafenraum. Hieraus erwächst ein freiraumplanerisches Konzept, dass die historisch gewachsenen Landschaftsbestandteile des Geesthanges mit denen der vom Hafen und Fischgewerbe geprägten Wasserkante verbinden.
Eine begehbare Sichtachse lässt den Atmosphärenwechsel zwischen dem landschaftsarchitektonisch bedeutsamen Elbhang und der maritim geprägten Hafenebene erleben. Auftakt ist der neue „Aussichtsbahnsteig“ am Böschungskopf der Kaistrasse, der neben der Ausrichtung zu Elbe einen Einblick auf die Schellfischbahntrasse gewährt. Auf seinem Weg über die Gebäudelandschaft der nördlichen Bebauung entsteht ein direkter Kontakt mit den Produktionsstätten der Fischverarbeitung als touristische Attraktion.

Weitere fuß läufige Wegesysteme leben im neuen Kontext wieder auf:
- Aktivierung der alten Treppenanlage „Schellfischtreppe“ im Geesthang
- Direkte Anbindung des Elbberg-Campus über die begehbare „Schiefe Ebene“ mit der Erweiterung der Treppenanlage
- Anbindung des Heineparks im Elbhang über die Schellfischbahntrasse auf den Quaibahnplatz (bisher nicht so bezeichnet(Historischer Bezug); Erschliessungsplatz TG)).

Die Strassen- und Platzflächen sowie die Elbpromenade werden mit den traditionell verwendeten robusten Baumaterialien versehen – Kopfsteinpflaster, Asphalt und Betonflächen. Vorhandene Relikte wie das verbliebene Schienennetz werden in das Konzept integriert.

Entlang der Grossen Elbstrasse entsteht eine rhythmische Abfolge kompakt dimensionierter halböffentlicher und öffentlicher Plätze. Sie durchmischen und verschneiden die städtischen Aufenthaltsflächen mit der für die angesiedelten Betriebe zweckdienlich hafentypischen Ausgestaltung.

Während das üppige Grün des Geesthanges das Ensemble nach Norden hin einrahmt, sind die wasserbezogenen Promenaden- Polder und Straßenräume bewusst zurückhaltend mit Grünelementen ausgestattet und lässt die Textur der Gebäudekörper wirken. Die Platzflächen mit Aufenthaltsfunktion sind dezent mit gliederndem Grossgrün versehen.

Fazit

Der Entwurf macht den Hafen durch seine Architektursprache erlebbar. Mit der erweiterten Nord-Südschneise wird eine Verbindung vom Hochufer zum Ufer der Elbe hergestellt und die Blickbeziehung in Richtung Köhlfleet erweitert. Dabei reihen sich die Gebäude in die anderen Perlen der Kette ein, definieren sich durch ihre ruppige und robuste Gestaltung aber auch eindeutig als gewachsene Naturperlen.




Kramer Biwer Mau Architekten
Hamburg, den 30.05.2010
Kramer Biwer Mau Architekten

Kramer Biwer Mau Architekten

Kramer Biwer Mau Architekten

Kramer Biwer Mau Architekten