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Offener Wettbewerb (auch für Studenten) | 07/2010

18. DGGL-Förderpreis Ulrich Wolf "Die Revitalisierung des historischen Küchengartens von Schloss Augustusburg"

1. Preis

Roberto Kaiser

Landschaftsarchitektur

Friederike Meyer-Roscher

Student*in Landschaftsarchitektur

Kerstin Hoch

Student*in Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Neue Sicht aufs Obststück

Da der Küchengarten von Schloss Augustusburg einen wichtigen Bestandteil des Schlossparks darstellt, wollen wir mit unserem Konzept den sich in Halbinsellage befindlichen Nutzgarten sowohl durch eine klare und lineare Formgebung als auch durch Blickbeziehungen an ausgewählten Stellen in den Gesamtpark integrieren. Damit diese Gestaltung ganzjährig erkennbar ist, wählen wir für unseren Entwurf folgende Raum strukturierende Elemente: Ganz entscheidend wird der Raumeindruck durch fünf Baumhaine geprägt, die sich in Anlehnung an das so genannte „Obststück“ aus den Obstgehölzen Kirsche, Apfel, Birne und Pflaume zusammensetzen. Zudem strukturieren lineare Buchsbaumhecken den Garten, die auf ca. 60 cm Höhe gestutzt werden sollen und in die Bankelemente von 1,50 und 4 Metern Länge zum Pausieren und Verweilen eingebunden sind. Die Baumpakete sowie die Buchshecken orientieren sich dabei an den historischen Achsen, der Längs- und der Querachse, an dem umlaufenden Weg am Ufer und an den neuen von uns geplanten Blickbeziehungen. Diese neuen Blickbeziehungen ermöglichen es dem Besucher bereits beim Betreten des Parkgeländes einen Blick auf das östliche Boskett zu werfen und umgekehrt kann man vom Boskett z.B. auf das historische Gartenmeisterhaus blicken. Dafür wird der Ufer begleitende Baumbestand an einigen ausgewählten Stellen ausgelichtet. Um auch vom Küchengarten aus einen Eindruck vom Schloss zu erhalten und um einen Anreiz zu bieten sich bis an das nordwestliche Ende des Küchengartens zu begeben, haben wir uns dazu entschieden den Baumbestand an dieser Stelle zurückzunehmen bzw. durch Apfelbäume zu ersetzen. Unter diesen Obstbäumen soll ein Holzdeck zum Sitzen und Verweilen einladen.

Die Nutzbeete sind ebenso wie die Buchshecken an der historischen Längsachse ausgerichtet. Sie sind gemeinsam mit den Wegen in eine unregelmäßige Struktur eingebettet. Um eine wirtschaftliche Bearbeitung und Ernte zu gewährleisten, sind die Beete 60 oder 120 cm (Doppelbeet) breit und jeweils über einen 80 cm breiten Arbeitsweg zu erreichen. Um die Beete auch räumlich interessant zu gestalten, sehen wir einen Perspektivwechsel zwischen Hecken und Beetpflanzen vor. Schaut man vom Parkplatz aus Richtung Küchengarten, erscheinen dem Auge vorwiegend die Buchsbaumhecken. Blickt man allerdings vom östlichen Boskett Richtung Küchengarten, erkennt man hauptsächlich die Beetbepflanzung.

Die Bepflanzung der Beete orientiert sich neben dem historischen Auswahlaspekt auch an der Farbe der Blüte oder der Früchte (s. Farbschema). Wir haben uns deshalb für weiße, gelbe, violette und grüne Beete entschieden, die mit in der Tabelle stehenden Pflanzen bestückt werden.

Für die Bewässerung der Beetflächen schlagen wir eine Tröpfchenbewässerung vor (s. Detail).

Bei der Wegeführung halten wir den historischen Längs- und Querweg ein, schaffen den geforderten Rundweg entlang des Ufers und fügen neben den Arbeitswegen auch breitere Lehrpfade hinzu. Als Material sehen wir für die Hauptwege eine wassergebundene Wegedecke, für die Arbeitswege und Lehrpfade Schotter und für die Standorte unter den Baumvolumina Schotterrasen vor.

Im südöstlichen Teil des Küchengartens soll der Weiterbildung und dem Gemüse- und Pflanzenverkauf Raum gegeben werden. Wir möchten die beiden historischen Bestandsgebäude mit neuen Funktionen belegen: In der Fachwerkscheune soll es ein Café geben und in der Scheune aus Feldbrandsteinen einen Hofladen, in dem historisches Saatgut aber auch Obst und Gemüse des Küchengartens verkauft werden kann. Außerdem besteht auf der den Hofladen umgebenden Fläche die Möglichkeit Bauernmärkte etc. stattfinden zu lassen, aber auch Seminare zum Thema Obstbaumschnitt, der an den angrenzenden Apfelbäumen vorgeführt und geübt werden kann. Als architektonische Maßnahme soll die Fassade der Fachwerkscheune von der Holzverkleidung befreit werden, so dass das Fachwerk wieder zum Vorschein kommt.

Das neue Gewächshaus orientiert sich ebenfalls an der historischen Längsachse und ist somit neben den Buchshecken ein weiteres lineares Element der Raumgliederung. Das Gewächshaus beinhaltet nicht nur 240 m² Anzuchtfläche sondern auch einen Seminarraum, Sanitäranlagen und Werkstatt bzw. das Lager für die Bewirtschaftung. Das Gebäude ist so konzipiert, dass es einen Bezug zwischen Innen- und Außenraum gibt. Im Seminarraum können Elemente der Glasfassade nach oben gefahren werden, so dass man ohne Barriere ins Freie treten kann. Auch die Verglasung des Gewächshauses kann temporär geöffnet werden, um eine Belüftung zu gewährleisten (s. Gebäudeschemata). Die nordöstliche Fassade des Gewächshausteils sowie die südwestliche Fassade des Mittelstücks bestehen aus einer Stampflehmmauer. Diese ist nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern speichert tagsüber die Wärme und gibt sie nachts an die Pflanzen bzw. die Räumlichkeiten ab, so dass Energiekosten eingespart werden können.

Zudem entsteht durch die Platzierung des neuen Gewächshauses auf der südlichen Seite ein kleiner Platz, der der Außengastronomie und der Abhaltung von Workshops im Freien dient. Um eine Verbindung zwischen den Außenräumen des Hofladens und des Cafés bzw. Seminarhofes zu schaffen, gibt es zwischen Seminarraum und den Sanitäranlagen einen überdachten Durchgang. Dem Lager ist zusätzlich ein 380m² großer Werkhof zugeordnet, wo größere Maschinen, Geräte und ein Kompost Platz finden und Pflanzen sowie Lebensmittel angeliefert werden können.

Um den Küchengarten nach Osten hin zum öffentlichen Parkweg einzufrieden, wird es einen Stabgitterzaun nach dem vor Ort vorherrschenden Typus geben mit Stampflehmpfosten. Damit diese Einfriedung nicht nur als Abgrenzung sondern auch als Informationsquelle fungiert, wird es an den Eingängen Glaselemente geben, auf die wahlweise historische Ansichten wie beispielsweise der Kupferstich von 1798 von Ziegler oder aber auch Poesie wie der Apfelgarten von Rainer Maria Rilke gedruckt werden.

Sollte das im Nutzungskonzept vorgesehene Betreibermodell nicht greifen, können die Beetflächen zurückgebaut und durch Rasen- oder Wiesenflächen ergänzt und der Schnitt der Buchshecken reduziert werden.
Plakat01

Plakat01

Plakat02

Plakat02

Perspektive

Perspektive

Schema Blick vom Parkplatz

Schema Blick vom Parkplatz

Schema Blick vom Schlosspark

Schema Blick vom Schlosspark

Grundriss und Schnitt Detail

Grundriss und Schnitt Detail

Schema Blickbeziehungen

Schema Blickbeziehungen