modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 07/2010

Neugestaltung des KAH-Foyers

3. Preis

WEZEL ARCHITEKTUR Christoph Wezel

Architektur

Dmitry Boykov, db-arch studio

Visualisierung

Erläuterungstext

Kunst- und Austellungshalle der Bundesrepublik Deutschland
Erläuterungsbericht Neugestaltung des Foyers


Gemeinsam mit dem Vorhof stellt sich das Foyer als zentraler Raum der Kunst- und Ausstellungshalle dar.
Hier nimmt der Museumsbesuch seinen Beginn und findet nach Veranstaltungsablauf oder nach dem Rundgang durch die Ausstellung sein Ende, so dass Vorhof und Foyer die Funktion des Auftakts und des Finales innehaben.
Das Ziel der innenräumlichen Neugestaltung ist es, die KAH in seiner Gesamtheit als unverwechselbaren Ort mit seinem umfangreichen und vielschichtigen Angebot, sowie seinen vielfältigen Qualitäten zu stärken und den prägenden Eindruck bei Besuchern zu erweitern.


Entwurfskonzept

Die Idee und Konzeption des Grundrisses der Kunst- und Ausstellungshalle wird bei der Neugestaltung des Foyers übertragen und fortgesetzt.
Ebenso wie sich hinter den Fassaden des Gesamtbaukörpers der Kunst- und Ausstellungshalle Servicezonen befinden und sich dahinter liegend die Ausstellungsräume zentral positionieren, werden die massiven Wandteile des Foyers mit einer zweiten Schicht belegt. Die Formensprache dieser bandartigen Umhüllung bezieht sich dabei auf die sinusförmige Haupteingangsfassade des Foyers.

Diese Wandschicht und der dabei entstandene Zwischenraum wird mit Funktionen belegt und gefüllt.
Es bindet also diese Raumschale den Kassenbereich samt Information, Audio-Guide- und Kopfhörerausgabe ein, darüber hinaus werden der Museumsshop sowie die Garderobe umhüllt. Die Raumschale integriert unmerklich die umfangreiche Anzahl an Schließfächern, sie bildet die Rückwand einer aufbaubaren Bühne bei Veranstaltungen, nimmt Monitorflächen und Leitsysteme auf und bietet Anschlagfläche für Plakate und Programmhinweise.
Bestehende Böden und Decken erfahren dabei keine Veränderungen.

Das Ergebnis ist eine klare Struktur der Funktionen, die in ein raumgreifendes Element eingebunden werden.
Mit der klaren Ausrichtung des Raums bezieht sich das Foyer auf seine Zu- und Ausgänge und bildet eine großzügige Mitte, die als freie und frei bespielbare Foyerfläche, auch bei hohem Besucheraufkommen, ebenso wie für raumfüllende Veranstaltungen zur Verfügung steht.
Somit bietet das Foyer Raum für ein höchstes Maß flexibler Nutzungen.


Funktionen

Info, Kasse, ArtCard und Audio-Guide- und Funkkopfhörerausgabe
Zentral, dem Eingang des Foyers gegenüberliegend, positioniert sich die Infotheke mit Kasse, ArtCard, Audio-Guide- und Kopfhörerausgabe. Von hier aus verteilen sich die Besucherströme nach rechts und links in die Ausstellungen. Hinter der Theke mit bis zu 7 Arbeitsplätzen befinden sich im direkten Zugriff Regale für Unterlagen. Der dahinter entstehende Raum bietet Fläche zur Lagerung und zum flexiblen Gebrauch. Überdies werden in der Wandschicht die Pyramidenracks der Audio-Guides und die Ladestationen platziert, die über den direkten Zugriff vom Personal an der Theke ausgegeben werden.

Garderobe
Die Besuchergarderobe im seitlich angrenzenden Raumteil bietet durch eine automatisierte Garderobenanlage mit einer Länge von 10,5m ein Aufnahmevolumen von 600 Jacken und Mänteln.
Die Platzbedarf kann variabel an die Erfordernisse angepasst werden, so dass auch Taschen und Schirme aufgenommen werden können. Nach Nummerneingabe werden die Kleidungsstücke mit einer maximalen Geschwindigkeit von bis zu 3m/s zur Ausgabestelle befördert.
Diese Aufbewahrungsart ist nicht nur raumsparend, kann auch mit geringem Personalbedarf bewerkstelligt werden.
Der Bodenbelag wird um den bestehenden unversiegelten Granitstein ergänzt.


Schließfächer
Der Bereich der 206 Schließfächer, die in unterschiedlichen Größen angeboten werden, ist der Garderobe vorgelagert. Ausreichend Fläche bietet der Raum vor den Schließfächern, und sorgt für eine unproblematische Ein- und Ausgabe von Kleidungs- und Gepäckstücken auch bei größeren Besuchergruppen wie Schulklassen.
Über die Verbindungstür bleibt der Zugang zur Toilette über die „Halle“ erhalten. Hier integriert sich auch das Münztelefon.

Museums-Café
Das Museums-Café ist mit seinem Rücken zur „Halle“ positioniert. Die Anbindung zum Restaurant und der damit verbundenen gemeinsamen Nutzung der Spülküche, sowie die erweiterte Lagermöglichkeiten für Speisen und Getränke etc. wird auf kürzestem Weg gewährleistet. Direkte Lagermöglichkeiten befinden sich im rückwärtigen Bereich.
Mit seiner Orientierung zur Fassade des Innenhofs und zur offenen Foyerfläche findet ein Cafe-Betrieb in einer hellen und freundlichen Atmosphäre statt, der je nach Besucheraufkommen im Foyer sowie im Außenbereich erweiterbar ist. Eine Galerie über dem Museums-Café stellt ein erweitertes Platzangebot dar.
Die schließbare Thekenwand bildet den Hintergrund einer aufbaubaren Bühne für entsprechende Veranstaltungen im Foyer.

Museumsshop
Über eine Schiebetür lässt sich der Art-Shop zu seinen Öffnungszeiten großzügig zum Foyer hin öffnen. Der Kassenbereich mit direkter Blickbeziehung zur Information/Kasse bietet kurzfristig die Möglichkeiten gegenseitiger Unterstützung und Ergänzung.
Mit dem Zwischenlager wird die Anbindung der „Großen Halle“ an das Foyer freigehalten.

Buchladen
Der Buchladen, zentral im Eingangsbereich des Vorhofs verblieben, bietet sich Besuchern auch unabhängig von der KAH an.
Der Zugang zum Lager im Kellergeschoss bleibt über die bestehende Verbindung erhalten.


Beleuchtung

Die Grundbeleuchtung im Foyer wird durch die bestehende Deckenbeleuchtung geschaffen. Ergänzend hierzu werden die Raumteile der zweiten Ebene (Info/Kasse, Museums-Café, Garderobe, Museumsshop) durch eine lineare Beleuchtung in der Fuge des Übergangs Wand / Boden akzentuiert.
Die Raumbereiche selbst erhalten innerhalb ihrer neu geschaffenen Decken stimmungsvolle, sowie funktionale Deckenbeleuchtungen in Form von Downlights.
Der Vorhof wird über seine umfassenden Fassadenflächen mittels Wandfluter ergänzend zur vorhandenen Beleuchtung erhellt. Diese stimmungsvolle indirekte Beleuchtung sorgt für ein atmosphärisches und blendfreies Licht.
Akzentuiert wird der Ahornbaum im Innenhof durch Bodenstrahler.


Materialität und Umsetzung

Die zweite Wandschicht wird in Leichtbauweise zur Umsetzung gebracht. Eine robuste Bespannung als Bekleidung der Oberfläche bildet das „Finish“.
Über Perforationen in der Unterkonstruktion und der offenporigen Struktur der Bespannung kann gezielt die akustische Situation des Raumes verbessert werden.
Robuste Oberflächen auf Thekenflächen gewährleisten Dauerhaftigkeit und Nachhaltigkeit.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Verfasser entwickelt in Anlehnung an das Gebäudekonzept von Peichl eine bandartige
Raumzone, die er als zweite Schicht vor die Umhüllungswände der Eingangshalle der
Kunst- und Ausstellungshalle legt. Diese als Kontrapunkt zum Bestand der Eingangshalle
im Grundriss gekurvten Einbauten entwickeln sich laut Verfasser aus der sinusartigen Glasfassade.
Dabei bleibt die Architektur der Raumhülle weitesgehend unangetastet.
Je nach Funktion wechselt die Tiefe der Raumzone bzw. öffnet sie sich mit Theken zur Eingangshalle.
Museumsshop und der Bereich von Kasse / Info / Audio-Guide schieben sich
unter den Kabinettbereich und treten daher etwas in den Hintergrund; die Garderobe verbleibt
als verkleinerte und automatisierte Anlage an bekannter Stelle, ebenso die Buchhandlung.
Im Bereich des Cafés wird die Möglichkeit des Einbaus einer 2. Ebene genutzt, um die
Halle auch in ihrer 3. Dimension zu erleben. Der zentrale Bereich der Halle bleibt frei von
Einbauten und kann daher für Veranstaltungen flexibel genutzt werden.
Auch in seiner Farbe und Materialorientierung setzt sich das bandförmige Einbauelement
gezielt von der Bestandarchitektur ab. Der Verfasser beabsichtigt die Wände des Bandes in
einer Bespannung auszuführen, die mit ihrer offenporigen Struktur auch die akustische
Situation des Raumes verbessert.