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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2002

Marktplatz

Ankauf

DÄRR LANDSCHAFTSARCHITEKTEN

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Leitbild des Marktplatzentwurfes ist es, ihn als einheitliche Fläche von Gebäudekante zu Gebäudekante zu betrachten. Die durchgängige Granitpflasterfläche erfährt eine zurückhaltende Ordnung, durch eingelegte Basaltquadrate von 25x25 cm, die in einem 4 m Quadratraster verlegt werden. Dadurch spannt der Belag den gesamten Platz aus und betont auch die Breite und nicht nur wie bisher die Längsausdehnung.
Auch die Nordseite wird durch das einheitliche Material auf der Straße und dem verbreiterten Fußweg in den Platz einbezogen. Die Straße erhält einen einseitigen Bord als klare Begrenzung der Einbahnstraße. Die platzseitige Begrenzung erfolgt durch Poller.
Der Marktplatz bleibt frei vom öffentlichen Verkehr. Die Ver- und Entsorgung für die entsprechenden Nutzungen wird gewährleistet. In unmittelbarer Nähe des Marktes sind im Bereich Leipziger Straße und Fischgasse 25 Parkflächen vorgesehen. Behindertenstellplätze sind in der Fischgasse und vor dem Rathaus ausgewiesen. Rathausvorfahrten für Trauungen, Ehrengäste oder Ähnliches werden über Sonderregelungen gestattet. Durch die Neuordnung der Bäume weist der Platz unterschiedliche Aufenthaltsqualitäten auf. Vom Sitzen im kühlen Schatten des Rathauses, um das Treiben vor den Gaststätten zu beobachten, dem Sitzen oder auch Liegen unter Bäumen oder in der Sonne auf der langen, 1,60 m breiten Bank, dem Erleben des Schlossblicks in der Nähe des kühlenden Wasserspiels bis hin zum Verweilen, je nach Wetterlage, unter Schirmen in den Außenbereichen der Cafes und Gaststätten, der Ostseite.
Die Höhen der Südwestseite, besonders im Bereich der Marienstraße Kirche/Kavaliershäuser, sollten wieder auf ihr ursprüngliches Niveau abgesenkt werden, um für die genannten Gebäude die alten Proportionen wieder herzustellen. Die dargestellten Details machen die multifunktionale Gestaltung des Platzes sichtbar. Es ist ebenso möglich, den Eingangsbereich des Rathauses bei entsprechenden Anlässen in die Tiefe des Raumes auszudehnen, als auch von der Ostseite her, die Freisitze der Gastronomie entsprechend auf den Platz zu erweitern. Trotzdem sind Märkte und Freiluftveranstaltungen aller Art auf dem gesamten Platz, selbst unter Einbeziehung der Seitenräume wie z. B. Marienstraße, möglich. Versenkbare Versorgungspoller, deren Decke mit dem gleichen Pflaster des Marktplatzes ausgepflastert sind, stellen eine komfortable technische Infrastruktur für diese Veranstaltungen sicher.
Nach genauerer Betrachtung des vorhandenen Baumbestandes fiel es wesentlich leichter sich zu anderen Standorten zu entschließen. Unterschiedliche Lindenarten, geringer Zuwachs, starke Schäden und teils schlechter Kronenbau sollten Gründe genug sein, bei einer solchen Baumaßnahme generell eine Neupflanzung zu planen.
Die 15 vorhandenen Bäume werden im Entwurf komplett durch 15 Neupflanzungen, durch Tilia cordata ’Greenspiere’, ersetzt. Weiterhin wurden, außerhalb des Marktes im erweiterten Plangebiet, 20 neu zu pflanzende Bäume unterschiedlicher Größe eingeordnet.
Für das vorgeschlagene Wasserspiel sind verschiedene Szenarien denkbar. Zunächst muss in Bau und Funktion sichergestellt werden, dass an Markttagen für Bühnenbetrieb und Freilichtkino, Weihnachtsmarkt und sonstigen Veranstaltungen nach Abschalten des Wasserspiels eine uneingeschränkte Nutzung des gesamten Platzes möglich ist. Dazu sind die Düsentöpfe so herzustellen, dass sie sich für eine Befahrbarkeit der Klasse D oder P eignen. Ebenso werden die Tragstäbe der Roste, sowie die Einbauteile an sich, für die erforderliche Belastung statisch ausgelegt.
Die Ausführung des Rücklaufsystems einer ähnlichen, bereits bestehenden Anlage sieht vor, dass sich die Anlage an Markttagen nach einer vorgegebenen einprogrammierten Zeit abschaltet. Über die Steuerung wird ein pneumatisch angesteuerter Schieber, integriert in der Rücklaufleitung, zum Kanalsystem hin geöffnet. Die Wasserspielfläche kann nach Marktschluss von Reinigungsfahrzeugen, Kehrfahrzeug, oder ähnlich abgefahren werden.
Nach dem Wiedereinschalten des Brunnens ist für eine bestimmte Zeit der Rücklauf weiterhin an den Kanal geöffnet, bis dass die pneumatische Klappe schließt und den regulären Kreislauf wieder herstellt. Somit wird erreicht, dass möglichst alle
Verunreinigungen von der vorherigen Marktfläche abgespült und auch aus dem Rücklaufsystem entfernt werden.
Die Nutzung des Regenwassers, z.B. der Dachflächen des Rathauses, ist unter Verwendung einer entsprechenden Zisterne und Wasseraufbereitungsanlage denkbar. Mit der bereits genannten Steuerung lässt sich das Wasserspiel nicht nur zu- und abschalten sondern man kann auch zu verschiedenen Anlässen oder Tageszeiten unterschiedliche Wasserbilder ansteuern. So lassen sich einzelne Düsengruppen gezielt verschiedenen Wasserstrahlhöhen, nebelartigen Situationen, und Klar- oder Weißwasser zuordnen.
Für den Betrachter, aus der Jüdenstraße kommend, wird der Verlauf des Wasserspiels zur Blickführung Richtung Schloss.
Ebenso wie beim Wasserspiel sind auch für die Beleuchtung verschiedene Szenarien je nach Nutzungsanspruch geplant. Zwei davon sind als Lichtplanvignetten dargestellt. Eine könnte eine warme Sommernacht darstellen. Im gebäudenahen Bereich leuchten vorwiegend Wandausleger mit einer zurückhaltenden weißgelben Lichtfarbe. Das macht das Sitzen in den Cafes und Restaurants der Ostseite angenehm. Spots unter dem Wasserspiel, ein Lichtplattenraster unter dem Baumhain, das angeleuchtete Wandbild, Spots auf die angrenzenden Türme und das Eigenleuchten von Kirche und Schaufenstern, ergibt ein interessantes Schaubild für die pflastermüden Touristen, die sich auf den Freisitzen niedergelassen haben.
Die zweite Variante stellt das Lichtbild bei einer Abendveranstaltung, wie z.B. Beachvolleyball dar. Auch nach Konzerten und Freilichtkinoveranstaltungen ist eine komplette Ausleuchtung nötig. Um diese zu gewährleisten und nicht in einem Mastenwald zu stehen, wurden dafür Leuchten mit einer Lichtpunkthöhe von 10 m gewählt.
Es ist in Mode gekommen nachts gut verschlossene Gebäude, mit ihren toten Fensteraugen, durch Effektbeleuchtungen von außen in Szene zu setzen. Die Fassade der Kirche und des Rathauses, möglichst schattenfrei, mit Scheinwerfern die zusätzlich an den Lichtmasten angebracht werden aufzuhellen, ist sicher wünschenswert. Andererseits schlagen wir vor, die Kirche durch ihre Fenster von Innen zum Strahlen zu bringen. Das Lichtbild der Kirchenfenster, das sich an den Innenseiten der Pfeilervorlagen bricht und als Strahlenkranz auf dem Pflaster zu erleben ist, stellt eine relativ einfach zu realisierende Bereicherung des städtischen Nachterscheinungsbildes dar.