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Offener Wettbewerb | 07/2010

Teilweise Sanierung - Bestandsumbau und Erweiterung Pflegewohnheim Rosenhain

Ankauf

Preisgeld: 4.600 EUR

Kauffmann Theilig & Partner, Freie Architekten BDA, Partnerschaft GmbB

Architektur

Erläuterungstext

1. Städtebau

Innerhalb der heterogenen Gebäudestrukturen im Umfeld des Wettbewerbsbereiches wird durch den Neubau des Pflegewohnheims eine Ergänzung des bestehenden Zubaus zu einem einheitlichen Ensemble geschaffen. So entsteht in unmittelbarer Nachbarschaft der nördlich, östlich sowie westlich bestehenden Großformen ein markantes städtebauliches Signet in Form des Hauptbaus, des Zubaus und des geplanten neuen Gebäudes für das Pflegewohnheim.
Die in südlicher Nachbarschaft bestehende kleinteiligere Maßstäblichkeit einer Wohnhausbebauung wird durch die Mäanderform des Neubaus in Struktur und Körnung aufgenommen und ergänzt.


2. Gebäudestruktur

Durch sinnfällige Ausnutzung der Hangebene entsteht mit dem Neubau ein Gesamtkonzept, das:

- direkt an den Neubau und seine betrieblichen Abläufe angeschlossen ist;
- durch Zweigeschossigkeit die Qualität der Südzimmer im Zubau nicht beeinträchtigt.
- Durch die Anordnung der Wohngemeinschaften um die hellen, freundlichen Innenhöfe sind diese klar strukturiert und orientierungs-freundlich konzipiert. Diese individuellen Situationen wirken identifikationsstiftend für die Bewohner und deren Bedürfnisse.
- Durch die Lage auf dem Grundstück, mit dem nach Süden abfallenden Hang und der Anordnung aller Bewohnerzimmer nach Süden, Osten und Westen, entsteht eine optimale Belichtungssituation.
- Die räumliche Spannung und Aufwertung der Atmosphäre wird unterstützt durch die ringförmige Erschließung mit der einbündigen Anordnung der Wohnungen und zugehörigen offenen Wohnküchen am Innenhof. Gleichzeitig ergibt sich eine größtmögliche Übersichtlichkeit.
- Durch die gewählte Gebäudeform (Mäander) werden die notwendigen Freibereiche quasi ins Gebäude hineingezogen und so innen und außen verknüpft.
- Der Zubau wird in seiner Struktur weitgehend belassen, lediglich die funktionalen Partien werden den Anforderungen gemäß neu geordnet.


3. Freiräume / Freiflächen

Die Freiflächen zu den Gebäudefunktionen Gerontopsychiatrie und Sozialpsychiatrie sowie Gebäudehaupteingang und Anliefer-/Entsorgungsbereich sind klar und direkt zugeordnet. Sie korrespondieren mit der Gebäudegesamtgeometrie, welche dadurch ergänzt wird, gleichzeitig aber auch mit dem Neubau verzahnt sind.
Sie ergänzen das Bild einer baulichen Gesamteinheit.
Für die Bewohner bilden sie überschaubare Flächen in den geforderten Größen. Funktionen wie Haupteingang, Anlieferbereich und ruhender Verkehr werden in die Freiflächen selbstverständlich integriert. Der allgemeine Freibereich liegt peripher, landschaftlich eingebettet und zentral zugänglich in der südöstlichen Grundstücksfläche. So kann ein Großteil des Baumbestandes erhalten bleiben.

Die mäanderförmige Gebäudeform des Neubaus fasst einerseits die Außenbereiche und verbindet sie mit dem Gebäude, andererseits öffnet sie sich zu den bestehenden Grundstücksfreiflächen, welche den neuen Anforderungen entsprechend genutzt werden können.


4. Erschließung / Funktionen

Die zentrale Gebäudeerschließung erfolgt im Zubau mit dem ergänzten und erweiterten Foyer sowie dem Übergang zum Neubau auf der jetzigen Eingangsebene.
Hierdurch ergeben sich kurze Wegeverbindungen, welche eindeutig orientiert sind für Besucher, Personal und Bewohner. Der Pflegestützpunkt erhält seinen zentralen Sitz im Neubau am Ende des Foyers, sodass eine gute Übersichtlichkeit gegeben ist. Alle Funktionen des Betriebes liegen hier direkt zwischen den zugeordneten Wohngemeinschaften in beiden Ebenen.
Die ringförmige innere Organisation der Wohngruppen erlaubt „Wanderern“ entsprechende Bewegungsmöglichkeit bei optimal natürlich belichteten Verhältnissen. Die räumliche Abwechslung und farbliche Gestaltung (Pastelltöne) lassen eine angenehme Atmosphäre erwarten?, die einen entsprechenden Aufforderungscharakter für eigene Aktivitäten der Bewohner unterstützt.


5. Material / Die Konstruktion

Die äußere Gestaltung des Neubaus lehnt sich in einigen Merkmalen an die des Zubaus an, individualisiert sich jedoch formal und in der Materialwahl entsprechend seiner landschaftlichen Lage.
So werden Putzflächen auch im Neubau aufgenommen, jedoch ergänzt um großteilige Holz-/Glasflächen, die auch durch Fotovoltaikelemente ergänzt werden können. So kann in den Fassaden einerseits traditionelle und sympathische, gleichzeitig aber auch moderne und zeitgemäße Anmutung entstehen.

Die Farbigkeit im Äußeren sowie in den Innenbereichen wird hierauf dezent abgestimmt. Und basieren auf aktuellen Erkenntnissen des Bauens für die Altenpflege/-hilfe.

Die Dächer des Neubaus werden extensiv begrünt, sodass sie als „Fünfte Fassade“ für die Aufsicht von den umliegenden Gebäuden attraktiv werden, gleichzeitig zur klimatischen Verbesserung im Gebäudeinneren beitragen.

Wirtschaftliche Herstellung mit konventioneller Baugrubenherstellung im 2-geschossigen Gebäude-Bereich mit Böschungen, teilweise (südlicher Bereich) Unterbau mit Aufschüttungen. Im Teil-Bereich der Tiefgarage wird die Baugrube mit einem Berliner Verbau abgesichert.
Die Gründung erfolgt mit Fertigteilrammpfählen 30/30 bis in die Kiesschhicht, im Bereich der Tiefgarage Gründung mit Einzelfundamenten mit direkter Einbindung in die Kiesschicht.
Die Ausführung der Decken u. des Daches als Stahlbetonflachdecken (Dicke 20 cm). Die freitragenden Schotten werden als Fertigteilhalbschalen zwischen den Bewohnerzimmern hergestellt. Gebäudeaussteifung über diese Schotten bzw. den zentralen Aufzugs-/Treppenhauskern.
Die Abfangung der Lasten erfolgt über der Tiefgarage mit konventionellen Unterzügen.
Die Aussen-Fassaden und nicht tragende Innenwände sind als leichte Ausbausysteme vorgesehen.

6. Gebäudetechnik

Die wesentlichen Energieverbrauchsanteile in Wohngebäuden
Heizenergieverbrauch durch Transmission und Lüftung
Heizenergieverbrauch durch Warmwasserbereitung
Stromverbrauch durch Beleuchtungsanlagen
werden durch folgende Maßnahmen minimiert:
hochwertige Gebäudehülle (Optimierung des transluzenten Fassadenanteils, Verglasungsqualität)
Nutzung regenerativer Energieträger
optimierte Tageslichtversorgung

Der Verglasungsanteil der einzelnen Fassadenflächen wird unter Berücksichtigung der solaren Gewinne bzw. Erträge optimiert. Sämtliche Verglasungen werden als 3-fach-Verglasungen ausgeführt und erhalten außenliegende Sonnenschutzanlagen zur Einhaltung des sommerlichen Wärmeschutzes.

Die vorgeschlagene Gebäudegeometrie und Anordnung der Lichthöfe unterstützen eine weitgehend natürliche Belichtungsmöglichkeit der Aufenthaltsbereiche. Die Kosten für künstliche Beleuchtung werden dadurch minimiert.

Die notwendige thermische Grundlastversorgung soll über den vorhandenen Fernwärmeanschluss erfolgen.

Die Grundlast-Raumkonditionierung erfolgt mit Niedertemperaturheizwärme.

Die Pflegebereiche und -räume werden über eine mechanische Lüftungsanlage be- und entlüftet. Durch diese Grundlüftung unter Einsatz von hocheffektiven Wärmerückgewinnungssystemen wird der Lüftungswärmeanteil stark reduziert und die Betriebskosten gesenkt. Gleichzeitig wird dadurch ein hoher Raumluftkomfort geschaffen.

Die Außenluft wird über einen Erdkanal geführt. Durch die Nutzung des geothermischen, regenerativen Energiepotenziales kann die Außenluft im Sommer nahezu kostenlos vorgekühlt und im Winter vorgewärmt werden.

Thermische Solaranlagen unterstützen eine wirtschaftliche Bereitstellung von Trinkwarmwasser. Die Einbindung der überschüssigen Wärme aus der Anlage „Uni-Sport“ erfolgt in das zentrale Trinkwasserbereitungssystem über entsprechend dimensionierte Pufferspeicher und systemgerechter Legionellenschaltung.

Durch Umsetzung der oben genannten Maßnahmen können die vorgegebenen Energieklassen A+ bzw. A (für die Bestandssanierung) erreicht werden.

Regenwasser wird für Bewässerungszwecke der Außenanlagen gesammelt und überschüssiges Wasser den Versickerungsanlagen/Rigolensystemen zugeführt.

Durch die Anordnung von fassadenintegrierte PV-Systeme kann die Strombilanz des Gebäudes verbessert werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die mäandrierende Figuration wird durch die dadurch entstehenden
Außenraumbeziehungen städtebaulich positiv beurteilt. Der eingezäunte Außenbereich der gerontopsychiatrischen Tagesstätte gegenüber dem Parkplatz erscheint vergleichsweise unattraktiv. Die Orientierung einer Vielzahl der Wohnräume nach Süden und die damit verbundenen Barriere für den Innenhof ist unvorteilhaft. Die kurze Anbindung zum Altbestand wird positiv beurteilt, die
Weiterführung in die westliche Wohngemeinschaft über einen relativ schmalen Gang fällt qualitativ ab.
Übersicht mit Aussenanlagen

Übersicht mit Aussenanlagen

Grundriss EG

Grundriss EG

Schnitt Süd-Nord + Ansicht Ost

Schnitt Süd-Nord + Ansicht Ost

Schnitt West-Ost + Ansicht Süd

Schnitt West-Ost + Ansicht Süd

Strukturplan

Strukturplan