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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2010

Neubau der Hochschule Hamm-Lippstadt - Standort Hamm

3. Preis

Thomas Müller Ivan Reimann Gesellschaft von Architekten mbH

Architektur

Monath und Menzel

Modellbau

Vogt Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Alhäuser + König Ingenieurbüro GmbH

TGA-Fachplanung

GSE Ingenieur - Gesellschaft mbH Saar, Enseleit und Partner

Tragwerksplanung, Brandschutzplanung

Erläuterungstext

Städtebauliche Anordnung

Der Standort der neuen Hochschule liegt an einer Schnittstelle zwischen Stadt und Landschaft, an einem Ort, wo weder Stadt noch Landschaft überhand gewinnen. Bei der Entscheidung über den zukünftigen Charakter der neuen Hochschule bieten die unmittelbar anliegenden Bauten und Stadträume wenig direkte Anknüpfungspunkte. So liegen die stärksten Potentiale des gegebenen Ortes in seinem landschaftlichen Charakter und in der Beziehung zu den Landschaftsräumen jenseits der Grenzen des Grundstücks.
In dem heterogenen Umfeld verleiht der Entwurf der Hochschule eine eigenständige und identitätsstiftende Baukörperstruktur. Die stark gegliederte Großform reagiert unmittelbar auf die anliegenden Freiräume und deren Nutzung. Drei gegeneinander versetzte und miteinander verbundene Baukörper gruppieren sich entlang einer Erschließungsachse. So lösen sie das große Bauvolumen in maßstäbliche Einheiten auf. Es entsteht eine Figur, die sich wie selbstverständlich in die Umgebung einfügt und dabei klar definierte Außenbereiche mit jeweils unterschiedlicher Nutzung und Charakter schafft. Die vorgeschlagene Baukörperstruktur bietet einerseits geschlossene Innenhöfe an, verzahnt sich aber zugleich mit dem umgebenden Grünraum so, dass abwechslungsreiche Außenräume entstehen. Durch die Überlagerung und Wechselwirkung ineinander übergehender Innen- und Außenräume entsteht ein komplexes Raumgefüge, welches den Campus der Hochschule bildet. Die Doppellesbarkeit des Gesamtkomplexes, der als ein zusammenhängendes Ganzes und gleichzeitig als eine Komposition aus programmatisch unterschiedlichen Einzelteilen in Erscheinung tritt, entspricht dabei dem Charakter und der Funktionsweise der Hochschule. Diese Doppellesbarkeit haben wir sowohl im Hochbau, als auch bei der Gestaltung des Freiraums angestrebt.

Grundrissorganisation

Die wichtigsten gemeinsamen und übergeordneten Außen- und Innenräume wie Eingangsplatz, Terrasse der Mensa, Bibliotheksgarten, Hörsaalzentrum mit innenliegenden Hof, Mensa, Medienzentrum und Verwaltung sind miteinander, funktional und räumlich, direkt durch ein zentrales mehrgeschossiges Foyer verbunden. Es entsteht ein Campus der kurzen Wege und sich überlagernder, dabei jedoch klar räumlich definierter und hierarchisierter Bereiche.
Die Grundrissstruktur und die Überlagerungen der einzelnen Programmeinheiten bleiben in allen Geschossen identisch. Die Orientierung im Gebäude wird dadurch erleichtert. Sie wird zusätzlich dadurch unterstützt, dass die wesentlichen Blickbeziehungen nach Außen in allen Geschossen erhalten bleiben.
Die in Ost-West Richtung verlaufende „Promenade“ mit dem zentralen Foyer bildet das erschließungstechnische Rückgrad der Anlage. Entlang der Promenade werden alle zentralen Einrichtungen und stark frequentierte Unterrichtsräume der Hochschule angeordnet: im Erdgeschoss das Medienzentrum, das Hörsaalzentrum, die Mensa und Cafeteria, die Verwaltung und die Werkstätten; im 1. Obergeschoss sind es die Seminarräume und die Studentischen Arbeitsplätze; im 2. Obergeschoss die Grundlagenlabors. Diese Bereiche sind räumlich, funktional und erschließungstechnisch horizontal und vertikal direkt miteinander verbunden.
Die drei Fachbereiche sind jeweils U-förmig um einen innenliegenden Hof organisiert und an die Promenade angebunden. Die Fachbereiche werden dabei durch eine Addition miteinander gekoppelter 400 qm-Einheiten gebildet. Die Tiefe und das Achsmaß der Einheiten sind so gewählt, dass viele unterschiedliche Grundrissanordnungen möglich sind. Das Spektrum der möglichen Grundrisse reicht von einer konventionellen Zellenanordnung mit einem Mittelflur, über Kombibüro-Anordnungen, unterschiedlich tiefe Bereiche mit dezentral liegendem Flur, die auch große Unterrichts- und Laborräume ermöglichen, bis zu einer freien Grundrissorganisation. Es erscheint uns funktional günstig, die Büros jeweils in den Verbindungstrakten zwischen der Promenade und den querliegenden Laborzonen, die höhere Sicherheitsstandards mit einem ggfl. kontrollierten Zugang haben, anzuordnen. Auch hier wären aber andere Zuordnungen, bis zu einer Mischung von Labor- und Laborräumen in den einzelnen Trakten, möglich.


Fassaden

Die äußere Gestaltung der Baukörper betont die fast pavillonartige Wirkung der Anlage, welche durch die starke Gliederung des Baukörpers erreicht wird. Dabei entstehen in den Blicken aus verschiedenen Richtungen immer andere Baukörperkonfigurationen. Die horizontale Zonierung der Baukörper entspricht der Zuordnung der Nutzungen und dem Programm der Hochschule: die spezifischen Räume gemeinsamer Nutzungen im Erdgeschoss mit einer direkten Verbindung zum Freiraum, die flexibel aufteilbaren Flächen der Büro- und Laborbereiche in den Obergeschossen.
Die Erdgeschossbereiche bilden eine durchlaufende Sockelzone. Die Fassadenöffnungen des Sockels reagieren auf die einzelnen Nutzungen und Räume im Innen- und Außenbereich. Die Unterschiedlichkeit der Nutzungen im Erdgeschoss erzeugt dabei ein lebhaftes Spiel geschlossener und offener Flächen unterschiedlicher Größen und Formate.
Die gleichmäßig umlaufenden Fassaden der Obergeschosse unterstützen die Einheitlichkeit und die figurale Wirkung der Anlage. Das Spiel unterschiedlich großer Öffnungen ist konsequent auf dem Ausbauraster des Gebäudekomplexes aufgebaut. Die in die Öffnungen eingesetzten Fensterelemente mit einem geschlossenen Brüstungsbereich aus emaillierten Glaspaneelen, ermöglichen diverse Nutzungen und Möblierungen der Innenräume.
Alle Fenster und Glasflächen verfügen über aussenliegenden Sonnenschutz.

Erweiterungsoptionen
Die vorgeschlagene Gebäudekonfiguration und ihre Lage im Grundstück ermöglichen verschiedene Erweiterungsoptionen. Die Erweiterungen können an das Hauptgebäude direkt angebunden werden, oder aber unabhängig davon auf den freien Flächen platziert werden. Diese Flexibilität erscheint angesichts der Unklarheit über den Umfang, die Art und das Programm zukünftiger Erweiterungen als unbedingt notwendig. Die Erweiterungsflächen sind an der Nord- bzw. Westgrenze des Grundstücks entlang der vorhandenen Straßen angeordnet; die räumliche Verbindung zur Landschaft bleibt immer frei.

Vorbeugender Brandschutz

Das Universitätsgebäude wird als Sonderbau eingestuft, die Beurteilung erfolgt nach BauO NRW und der Sonderbauverordnung NRW Teil 1.
Die Institutsgebäude werden von der Feuerwehr über Zufahrten und die Umfahrt mit Bewegungsflächen an den einzelnen Fachbereichen erreicht. Von dort führen Zugänge ins Innere und in die Innenhöfe. Aufstellflächen für Fahrzeuge der Feuerwehr sind generell nicht erforderlich, da für die Aufenthaltsräume jeweils zwei bauliche Rettungswege vorhanden sind.
Das dreigeschossige Gebäude wird durch innere Brandwände in Brandabschnitte geteilt. Im Gebäude selbst bilden einzelne Institute jeweils Unterabschnitte (Nutzungseinheiten mit qualifizierten Trennwänden) mit einer Brutto-Grundfläche in der Größe von ca. 400 m². Diese Einheiten können ohne notwendige Flure gebaut werden und ermöglichen eine flexible Nutzung für Forschung und Lehre.
Die Rettungsweglängen von einem Aufenthaltsraum bis zum Eingang in einen notwendigen Treppenraum bzw. bis zum Ausgang ins Freie betragen maximal 35 m. Die Treppenlaufbreiten werden nach den Maßgaben für Versammlungsstätten ermittelt, sie betragen jeweils mindestens 1,20 m im Lichten (Modulschritte 60 cm) und sind für die Benutzerströme ausreichend vorhanden. Notwendige Flure (F30) sind durch Rauchschutztüren in Rauchabschnitte, Länge jeweils unter 30 m, unterteilt.
Die große Halle mit der Verbindungstreppe wird als notwendiger Flur bewertet, über den der erste Rettungsweg der anliegenden Räume führt. Die Wände der an die Halle grenzenden Räume werden in F90-AB, die Türen als T30-Rauchschutztüren, gebaut. Die Halle erhält Rauchabzüge an oberster Stelle.
Die tragenden Bauteile, die Geschossdecken und die Trennwände werden in allen Geschossen in der Feuerwiderstandsklasse F90-AB, das Dach als harte Bedachung gebaut. Die Außenwände bestehen aus nichtbrennbaren (A) Baustoffen, die Wärmedämmung aus schwerentflammbaren (B1) Baustoffen.
Die haustechnischen Installationen werden auf Grundlage der Leitungsanlagenrichtlinie NRW bzw. der Lüftungsanlagenrichtlinie NRW ausgeführt. Die Werkhallen und Lagerflächen > 200 m² erhalten Rauchabzüge in der Größe von 2% der jeweiligen Nettogrundfläche.
Das Gebäude wird mit einer flächendeckenden Brandmeldeanlage, Feuerlöschern, Sicherheitsbeleuchtung, Sicherheitsstromversorgung ausgerüstet.

Technische Gebäudeausrüstung

Das Konzept der technischen Gebäudeausrüstung zielt darauf ab, möglichst wenig Luft durch das Gebäude zu transportieren, da Luft ein wesentlich schlechterer Wärmeträger als Wasser darstellt. Ziel ist es, die Lüftungsanlagen auf das zwingend notwendige zu reduzieren um Herstellungs- Verbrauchs- und Wartungskosten zu minimieren.
Die Bürobereiche erhalten keine mechanische Be- und Entlüftung sondern werden über öffenbare Fenster natürlich be- und entlüftet. Seminarräume, Hörsäle, Mensa, Küche und Laborbereiche erhalten Teilklimaanlagen, um die Räumlichkeiten im Sommer nicht mit der warmen Außenluft zusätzlich zu den inneren Wärmelasten aufzuheizen.
Die gewählte Anlagenkonzeption sieht vor, die Laborbereiche gemäß den Laborrichtlinien zu be- und entlüften. Den übrigen Bereichen wird lediglich die hygienisch notwendige Außenluftmenge zugeführt.
Alle Teilklima- und Lüftungsanlagen werden mit einer hocheffizienter Wärmerückgewinnung und automatischen, bedarfsabhängigen Drehzahlregelungen ausgerüstet.
Die technische Anlagenkonzeption muß alle zur Verfügung stehenden Ressourcen hocheffizient einsetzen. Hierzu wird auch die im Uferfiltrat der Achse und die im Regenwasser zur Verfügung stehende Wärmeenergie genutzt um die von den Teilklimaanlagen benötigte Außenluftmenge im Winter und im Sommer vorkonditioniert zur Verfügung stellen zu können. Dieses Wasser steht ganzjährig zur Verfügung. Einer Erwärmung im Sommer oder Abkühlung im Winter stehen keine allgemeinen Vorschriften entgegen.
Dieses Wasser wird weiterhin zur Toiletten- und Urinalspülung verwendet, um den Wasserbedarf und damit die Betriebskosten dauerhaft zu senken. Für die Toiletten- und Urinalspülung ist keine Trinkwasserqualität erforderlich.
Zur weiteren Senkung der Betriebskosten für Heizung und Nachtauskühlung schlagen wir vor, alle Betondecken über ein beim betonieren eingelegtes Rohrsystem zur Grundheizung im Winter und Nachtauskühlung im Sommer auszustatten. Die Kühlung der Betondecken in der Nacht über das hierin eingelegte Rohrsystem (und somit der Räume) im Sommer wird nicht durch Kältemaschinen erreicht, sondern durch Nutzung des Achse- und des gespeicherten Regenwassers. Im Winter wird das Rohrsystem mit Heizungswasser durchströmt und dient somit der Grundlastabdeckung.
Der zur Ausführung gelangende Sonnenschutz wird im oberen Bereich zur Tageslichtlenkung verwendet. Je nach Raumnutzung muss dieser Teil ebenfalls verstellbar sein, um ein abdunkeln der Räume bei Videovorträgen zu ermöglichen. Durch diese Konzeption entstehen geringe Investitionskosten und gleichzeitig geringe Stromkosten zur Ausleuchtung der Räume.
Zur Reduzierung des Stromverbrauchs werden alle Leuchten mit integrierter tageslichtabhängiger Helligkeitsregelung und Präsenzmelder ausgerüstet. Bei betreten der Räume schaltet sich die Beleuchtung automatisch auf die eingestellte Beleuchtungsstärke ein. Der Präsenzmelder wird gleichzeitig zum abschalten der geforderten Außenluftmengenzuführung genutzt.

Freiraumplanung

Die neue Hochschule liegt in einem Park, dessen Kronendach sich auch über die gesamte funktionale Grundebene
mit Parkplätzen, Wegen, Terrassen und Anlieferung zieht.
Im südlichen Teil des Parks verdichten sich die Bäume an den Seiten und bilden einen Rahmen, der den Blick in den anschließenden, freien Landschaftsraum führt.
Der alte Park im Südwesten mit seinen mächtigen Bäumen inspiriert die Formensprache des neuen Parks.
Der Besucher trifft, von der Marker Allee kommend, auf den großen Campus-Platz. Dieser ist der Knotenpunkt der fussläufigen Erschließung des Freiraums. Hier trifft man sich, kann im Baumschatten verweilen oder sein Fahrrad abstellen. Die geometrischen Baumreihen, leiten zum Haupteingang der Hochschule und finden im kontemplativen Innenhof des Hörsaalzentrums ihre Wiederholung.
Platz und Park bilden eine Einheit, den Campus-Park.
Innenperspektive

Innenperspektive

Fassade

Fassade

Lageplan

Lageplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Ansichten

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