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Offener Wettbewerb | 06/2010

Deutsches Schauspielhaus in Hamburg - Fassadengestaltung des neuen Bühnenturms

Teilnahme / 2. Phase

Heide & von Beckerath

Architektur

Erläuterungstext

Das Deutsche Schauspielhaus, gegründet von Hamburger Bürgern, gebaut vom Wiener Atelier Fellner & Hemer, eröffnet im Jahr 1900, markiert heute einen äußerst sensiblen Teil der Stadt. Der neue Bühnenturm, dessen Volumen aus den Bedürfnissen zeitgemäßer Bühnentechnik für das größte deutsche Sprechtheater resultiert, verändert unweigerlich das bestehende Stadtbild. Das Zusammenspiel mit der denkmalgeschützten Hauptfassade des Theaters zur Kirchenallee gilt es zu beachten, Zurückhaltung ist hier erforderlich, wie auch im Umgang mit dem angrenzenden und im Wandel befindlichen Stadtteil St. Georg. Gleichermaßen besteht der Wunsch nach Repräsentation und Ausstrahlungskraft, um der selbstbewussten Stellung des Theaters innerhalb der Stadt Hamburg Ausdruck zu verleihen.

Das bauliche Ensemble, welches die ausgedehnten Räumlichkeiten des Schauspielhauses beherbergt, erstreckt sich vom Hachmannplatz über das Hauptportal des Theaters, das Foyer, den großen Zuschauerraum, die Bühne mit Bühnenturm, angrenzende Räume und Werkstätten, die Verwaltung und das alte Zollhaus bis hin zum Hansaplatz. Der neue Bühnenturm ist baulicher Bestandteil dieser Achse und steht im Spannungsraum der beiden unterschiedlichen Plätze: hier der Platz vor dem Hauptbahnhof, dessen geringfügige Veränderung durch Verziehung der Kirchenallee dem Schauspielhaus einen eigenenVorplatz einräumen kann, dort der begrünte Quartiersplatz mit hohem Identifikationspotenzial. Gleichzeitig ist der Turm von den angrenzenden Straßen aus sichtbar und erlebbar. Zukünftige Umstrukturierungen und Ergänzungen des Theaters beinhalten neben strukturellen Verbesserungen ganz offensichtlich auch die Chance, das Schauspielhaus und die mit ihm verbundenen Aktivitäten noch stärker in die Stadt und den umgebenden Stadtraum zu integrieren und damit gleichzeitig Stadtentwicklung zu betreiben.

Der neue Bühnenturm erhält eine Fassade aus vertikalen Edelstahlbändern, die, wenn man so will, auf die im Inneren des Turms befindliche Bühnentechnik Bezug nehmen. Die leicht paraboloiden Oberflächen spiegeln die Umgebung einfach oder mehrfach wieder und kommunizieren so mit Elementen des Portals wie der gestelzten Kuppel. Die Bewegung des Passanten und Betrachters trägt bewusst zur Wirkungsweise bei. Je nach Licht und Tagesatmosphäre verstärkt die Fassade die Stimmung. Einerseits verflüchtigt sich das Volumen des Bühnenturms im Kontext von Himmel und Stadt, andererseits verstärkt die spiegelnde Oberfläche dessen Präsenz. Entsprechend des jeweiligen Standpunktes und der damit verbundenen Reflektion ist der Charakter des Turms eher objekthaft - oder ephemer. An der Ellmenreichstraße reicht die Fassade auf einer Länge von 2,40 m bis auf den Bürgersteig hinunter und wird für einen Moment konkret. Nachts hält sich die Fassade des neuen Bühnenturms zurück, nur einzelne Lichter verirren sich im Spiegel. Das Hauptportal des Schauspielhauses übernimmt als Conférencier die städtische Bühne.