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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2010

Fortschreibung der städtebaulichen und landschaftsplanerischen Rahmenplanung des Campus Berlin-Buch

1. Rang

kleyer.koblitz.letzel.freivogel

Architektur

SINAI Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Ziel

Ziel dieses Entwurfs ist es
• die Vorzüge des Campus Berlin-Buch herauszuarbeiten
• die Nachteile dieses Campus’ auszugleichen

VorzĂĽge

Großräumig
Der Campus Berlin-Buch liegt außerhalb des Berliner S-Bahn-Rings in einer grünen Randlage. Er wird – ausgenommen die benachbarte Wohnbebauung – durch breite, grüne Säume von der umgebenden Bebauung getrennt. Diese Lage verleiht dem Forschungsareal das positive Image eines „Campus im Grünen“ zu Recht.

Kleinräumig
Der Campus sticht innerhalb seiner Grenzen hervor durch
• den wertvollen Baumbestand
• die historischen Gebäude aus der Entstehungszeit
• einige anspruchsvolle, moderne Gebäude
• die Kunst in der Landschaft
Diese Vorzüge gilt es zu stärken.

Nachteile
Die Nachteile des Campus sind
• die mangelnde äußere Orientierung
• die mangelnde innere Orientierung
• die fehlenden Freiräume für die innere Kommunikation
• die fehlenden Flächen für die Expansion
Insgesamt bleiben die Potentiale fĂĽr einen intensiv vernetzten sparten- und
trägerübergreifenden Campus derzeit unzureichend genutzt.
Für diese Nachteile gilt es Lösungen zu finden.

Ă„uĂźere Orientierung
Der Fremde weiĂź nicht, wo sich der Campus befindet
• von der Karower Chaussee her versteckt sich der Campus hinter einer
Plattenbausiedlung
• vom Lindenberger Weg her prägen nur Klinik- und Flachbauten den Eingang.
Es fehlt also an Wahrnehmung und Repräsentanz

Innere Orientierung
Der Fremde wie der Eingeweihte kann nicht unterscheiden, wo sich wichtige Wege, Straßen und Gebäude befinden. Die Hauptachsen sind mit unwichtigen Bauten belegt und enden
z. T. undefiniert. Die öffentlichen Räume weisen kaum lesbare Hierarchien auf.
Hierdurch fehlt es an innerer Orientierung.

Kommunikation Der Fremde wie der Eingeweihte erkennen nicht intuitiv, wo sich die Gebäude mit den übergreifenden Nutzungen und die kommunikativen Freiräume befinden.
Statt einer Positionierung an den Hauptachsen, verstecken sich die funktionalen

Dominanten:
• das Axon hinter einem Laborgebäude
• Die Bibliothek in der zweiten Reihe
• Die Mensa hinter Bäumen und dem gläsernen Labor.

Der zentrale Anger ist bis auf eine Bushaltestelle ohne Funktion und wird von einer Trafostation dominiert.
Der zentrale GrĂĽnraum ist ein undurchdringlicher Wald, er wirkt eher als Barriere zwischen SĂĽd- und Nordcampus und wird als Freiraum kaum angenommen.
Es fehlen also die zentralen und dezentralen kommunikativen Räume.
Wachstum
Obwohl der Campus selbst locker bebaut ist, fehlt es an Flächen für das
Wachstum des Areals.

Neuordnung des Campusgeländes
Binnenwachstum
Der Campus hat noch Wachstumspotenziale auf dem vorhandenen Gelände. Dieser Flächenzuwachs ist auch städtebaulich wünschenswert, da erst eine erhöhte Dichte eine Spannung zwischen geschlossenen und offenen Räumen schafft, die nötig für eine gewisse Urbanität ist. Die neue Mitte wird genau eingegrenzt und die vorhandenen Kanten werden geschärft. Die Flächenpotenziale liegen in:

• Bebauung am südöstlichen Rand des Campus’ um das MRT
• Anbauten an die Robert-Rössle-Klinik
• Bebauung vor der Bibliothek
• Verlagerung der Mensa an den Anger
• Abriss des Walter-Friedrich-Hauses und Ersatz durch die Bibliothek
• Anschließenden Abriss von Mensa und Bibliothek
• Bebauung südlich des Max-Delbrück-Hauses
• Sonstige Lückenschließungen

Stärkung der Mitte
Durch die Entwicklung eines zentralen Rings erhält der Campus eine kommunikative Mitte:

• Alle Baumassen bilden einen Rahmen um den historischen Baumbestand
• Die denkmalgeschützten Gebäude wie Oskar-und-Cécilie-Vogt-Haus und das Hans-Gummel-Gästehaus sind freigestellt, wirken dabei nicht mehr zufällig platziert
sondern konstituieren den städtebaulichen Rahmen mit.

• Der „Wald“ wird zum verbindenden „Central Park“ gestaltet …
• … und von angelagerten öffentlichen Gebäuden gesäumt.
• Die Mensa und die Bibliothek werden an die repräsentativen Achsen verlegt.
• Der Anger wird von der Mensa nach Süden genutzt.

Expansion
Das Wachstum innerhalb des Campusgeländes ist beschränkt. Auch fehlt die Möglichkeit eine größere zusammenhängende Fläche neu bebauen zu können. Hier bietet sich die Erweiterung des Campus nach Westen an. Die dort befindlichen Wohngebäude sind ohne architektonischen Wert. Auch die Lage in Berlin-Buch ist ohne Qualität, liegen die Gebäude doch an der stark befahrenen Karower Chaussee - und somit sogar an einer potenziellen Autobahnauffahrt.
FĂĽr einen Wissenschafts-Campus ist diese Lage jedoch ideal. Hier kann man mit Neubauten eine Adresse schaffen, die einer solchen Institution wĂĽrdig ist.

Das neue Entree
Prägend für diese Erweiterung ist eine breite Allee. Die Robert-Rössle-Allee führt von Gebäuden gesäumt auf das Torhaus zu. Dahinter mündet die Allee in der Grünen Mitte mit dem Platz vor Mensa und Bibliothek – eine kleine Umkehrung der repräsentativen Mitte Berlins: „Unter den Linden“ führt über das „Brandenburger Tor“ auf die „Straße des 17. Juni“ und den Tiergarten.

Repräsentation
An der Ecke Karower Chaussee und Robert-Rössle-Allee entsteht ein dominantes repräsentatives Gebäude als Adressbildner für den Campus’ Berlin-Buch.

Bauen in Phasen
Das Binnenwachstum und die Expansion kann in 5 Phasen stattfinden, die kurz-, mittel- und langfristig umsetzbar sind. Sogar auf dem zu erwerbenden Gelände an der Karower Chaussee gäbe es mittelfristig Möglichkeiten, da dort die Schule und die Sporthalle leer stehen.

A) Binnenwachstum kurz- bis mittelfristig
1. Phase: LĂĽckenschlieĂźung, Bebauung freier GrundstĂĽcke auf dem bestehenden Campus
2. Phase: Bebauung nach Abriss oder Rodung

B) Expansion mittel- bis langfristig
3. Phase: Bebauung nach Grunderwerb Wohnbebauung Robert-Rössle-Straße Nord
4. Phase: Bebauung nach Grunderwerb Schule

C) Expansion langfristig
5. Phase: Bebauung nach Grunderwerb Wohnbebauung Robert-Rössle-Straße Süd

Verkehr
Die Robert-Rössle-Straße, zur Robert-Rössle-Allee umgebaut, wird als „Adresse“ gestärkt und bleibt der Hauptzugang zum Campus Berlin-Buch. Der meiste Individual- und Lieferverkehr erfolgt über diese Achse. Die Richtungsverkehre sind dabei durch eine mittige Boulevard-Achse getrennt. Bis zum Endausbau im Westen bleibt die Zufahrt dabei in mittiger Lage erhalten.

Der eigentliche Campusbereich bleibt dabei weitgehend frei von Individualverkehr. Liefer- und Busverkehr nutzen den zentralen Ring, der auch als Verteiler in ein sehr zurückgenommenes Erschließungsraster dient. Grundsätzlich sind die Erschließungswege als Mischverkehrsflächen ohne Ebenentrennung ausgebildet.

Der Zugang über den Lindenberger Weg bleibt als Zugang für den Busverkehr und Ausfahrtsmöglichkeit erhalten.

Ruhender Verkehr
Der Großteil des ruhenden Verkehrs wird langfristig bereits an der Robert-Rössle-Allee abgefangen und in einem Parkhaus südlich der Allee untergebracht. Im zentralen Campusbereich werden lediglich Behindertenstellplätze angelegt. Bis zur baulichen Erweiterung in die Westquartiere bleibt der zentrale Stellplatz an der Robert-Rössle-Straße erhalten.


Freiraum
Den städtebaulichen Zielsetzungen folgend werden die freiräumlichen Qualitäten Wahrnehmung, Orientierung, Vernetzung und Kommunikation herausgearbeitet.
Freiraumsystem Anstelle eines gleichartigen grünen Kontinuums wird hierfür ein klar hierarchisiertes Freiraumsystem herausgearbeitet. Es entstehen lesbare Dominanten, allen voran das neue Entree und der zentrale Ring mit seinen Einzelfreiräumen. Die Freiräume werden mit klaren strukturellen Setzungen gegliedert. Die freien, landschaftlichen Bereiche erhalten ein verbindendes Skelett aus Alleen, Boulevards und Baumhallen. Die Parkbereiche werden klar definiert, herausgearbeitet und in eine neue Beziehung zu dem Siedlungskörper gesetzt.

Neues Entree
Der neue Zugang mit dem Torhaus im Zentrum wird als vierreihige Allee mit zentraler Fußgängerachse ausgebildet. Er mündet an einem asymmetrischen Platz vor Bibliothek und Mensa einerseits und dem Waldpark andererseits.

Waldpark
Der Waldpark erhält eine klare Kontur aus zweireihigen Alleen, seine Ränder werden für die Nutzer aktiviert zu Verbindungs- und Aufenthaltsräumen. Der Altbaumbestand wird schonend freigeschält, Aufwuchs und Strauchschicht entfernt. Lichteinfall und Transparenz verbessern sich, vernetzende Wegestrukturen entstehen. Der Wald wird vom trennenden zum verbindenden Element.

Zentraler Ring
Am Ring liegt der neue Quartierspark am Anger. Er erhält eine gestalterische Fassung und Besetzung und wird belebt von den Sitzplätzen an der neuen Mensa. Er ist der Prototyp für die Entwicklung weiterer Quartiersplätze im Expansionsbereich. Im Süden des Rings werden Sportflächen unterschiedlichen Formats in das Bebauungsraster geschoben.

SĂĽdpark
Analog zum zentralen Waldpark wird der Freiraum im Süden als landschaftlicher Kontrastraum ausgebildet. Die Flächen für Regenwasserversickerung und Retention prägen ihn. Sie sind nach örtlichen Gegebenheiten und Bodenverhältnissen noch endgültig festzulegen. Der Buchenbestand im Osten wird selbstverständlich erhalten und durch einen übergreifenden Parkrandweg erschlossen.

ErschlieĂźungsraster
Das verbindende ErschlieĂźungsraster wird begleitet von aufgelockerten Baumreihen unterschiedlicher Arten, die dem Campus eine zurĂĽckhaltende aber robuste Ordnung geben.

Fazit
Dieser Entwurf will zeigen, wie durch ein BĂĽndel realistischer MaĂźnahmen der Campus Berlin-Buch die fĂĽr eine moderne Forschung essentiellen Faktoren unterbringen kann:

• die Repräsentation nach innen und nach außen

• die Kommunikation mit
Orten der Erholung (Park)
Orten der Versammlung (Mensa, MDC.C am Anger)
Orten der Rekreation (Sportstätten am Waldsaum)

• und nicht zuletzt Wachstumsmöglichkeiten aus
Binnenwachstum und Expansion.
Perspektive Entree

Perspektive Entree

Lageplan 1_1.000

Lageplan 1_1.000

Perspektive Mensa

Perspektive Mensa

Waldpark als Mitte

Waldpark als Mitte

Perspektive Wald

Perspektive Wald

Anger mit Mensa

Anger mit Mensa

Lageplan

Lageplan

Eingangsboulevard Robert-Rössle-Allee

Eingangsboulevard Robert-Rössle-Allee

Mensa

Mensa

Promenade

Promenade