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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2010

Fachhochschule und Universität Osnabrück - Neubau eines gemeinsamen Hörsaalzentrums am Westerberg

Außenperspektive

Außenperspektive

3. Preis

Molestina Architekten + Stadtplaner GmbH

Architektur

bähr ingenieure gmbh | bähr engineering gmbh

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Das Wettbewerbsgrundstück grenzt an einen geplanten neuen Hof, der zukünftig als universitäres Forum dienen soll. Aus unserer Sicht ergibt sich daraus die Hauptaufgabe und die größte Anregung für die Planung, nämlich einerseits das Hörsaalgebäude in ein belebendes Synergieverhältnis mit dem neuen Forum zu setzen und andererseits eine starke eigene Atmosphäre zu schaffen.

Ein übersichtlicher Bau, keine Maschine

Das Hörsaalzentrum ist ein Gebäude, welches von morgens bis abends mit Leben gefüllt wird. Bei der Intensität dieser Nutzung ist es wichtig, Raumatmosphären zu schaffen, um in dem großen Maßstab der Gesamtnutzung der Kleinmaßstäblichkeit der Individuen Platz zu verschaffen. Es sollen Plätze und Nischen für Kommunikation und Zusammenarbeit entstehen, die das Gebäude gliedern.

Den menschlichen Maßstab bewahren: Höfe

Das Gebäude wird durch drei Höfe gegliedert, ein zentraler Hof in dem sich der Aufzug und ein großes geschlossenes Treppenhaus befinden, und zwei kleinere Höfe, die eher zu den jeweiligen Fachbereichen orientiert sind. Diese Höfe sind mit je einer Treppe ausgestattet, die so als eigenes Erschließungsrückgrad für die einzelnen Fachbereiche zugeordnet werden können. Im Erdgeschoss sind Übersichtlichkeit und gute Orientierung gewährleistet, und alle drei Höfe können gleichzeitig wahrgenommen werden.

Die zwei größeren Höfe liegen an der Außenwand, und erlauben somit eine optimale Belüftung und Belichtung. An den Außenwänden dieser Höfe werden Balkonflächen vorgesehen, die zum einem der individuellen Erholung dienen (z. B. Raucherbalkone) aber auch informelle Kommunikationsflächen für Studierende im Freien anbieten.

Die Höfe unterscheiden sich in Geometrie und Ausprägung, jedoch bieten alle eine Aufenthaltsqualität, mit Sitzgelegenheiten und einer zurückhaltenden Begrünung, um die Raumakustik zu optimieren.
Die Höfe und die Erschließungsflächen im Erdgeschoss dienen sowohl in technischer als auch in atmosphärischer Hinsicht als Pufferzonen zwischen außen und innen.

Raumprogramm sinnvoll gliedern

Im Erdgeschoss befinden sich sämtliche Hörsäle, sowie der Aufenthaltsbereich der Studenten. Neben dem Aufenthaltsbereich öffnet sich eine große, zum Forum hin orientierte Loggia, um Arbeiten oder Verweilen im Freien zu ermöglichen. In den Obergeschossen befinden sich die Seminarräume und die Projekträume, sowie die studentischen Gruppenräume, die sich zu den Höfen orientieren. Die Gruppenräume sind mit transparenten, flexiblen Trennwänden geplant, sodass unterschiedliche Arbeitsituationen flexibel berücksichtigt werden können. Die transparenten Wände erhalten innen liegende Rollos als optionalen Sichtschutz.

Erschließung belebt den Städtebau

Die Höfe orientieren sich jeweils an den wichtigsten Erschließungsachsen des Hochschulgeländes. Der größte Innenhof mit der zentralen Erschließung öffnet sich zum Forum hin. Der kleinere Innenhof im Osten, Fachbereich WISO, schafft eine zusätzliche Eingangsgeste zu der Barbarastraße. Wenn der geplante Bau im Osten realisiert wird, bleibt dieser Eingang zur Belebung der ‚Fuge‘ im Quader des Forums erhalten. Der westliche Hof des Fachbereichs Ingenieurwissenschaften und Informatik öffnet sich nach Süden und schafft eine Verbindung mit dem neuen Straßenraum im Süden, der dadurch belebt wird. Im Erdgeschoss sind alle Höfe klar miteinender verbunden und gewährleisten Übersichtlichkeit und Orientierung.

Es ist eine zentrale geschlossene Treppe im mittleren Hof vorgesehen, die direkt nach außen führt. Zwei weitere notwendige Treppen liegen jeweils in den beiden anderen Höfen, die Fluchtwege führen über die Höfe ins Freie. Alle Treppen werden zu den Innenhöfen weitgehend verglast.

Fassadengestaltung wächst aus der Nutzung

Hörsäle und Seminarräume erhalten eine „Lochfassade“. Um eine optimale Belichtung zu erreichen, werden fast 20 % der Raumfläche als Fenster geöffnet. Unter Berücksichtigung der Teilbarkeit der Räume ergibt sich dadurch ein sich nach oben veränderndes Fassadenbild. Jeder Klassenraum erhält die Möglichkeit der Stosslüftung neben der ständigen Lüftung der Klassenräume (siehe Energiekonzept).
Im Bereich der Flure und Höfe ist eine geschosshohe Verglasung vorgesehen, um für eine helle Lichtstimmung im Innenraum zu sorgen. Die Oberfläche der geschlossenen Außenfassade besteht aus hellen Keramikplatten. In Teilbereichen der Fassade, insbesondere vor den Höfen und Balkonen in den Obergeschossen, wird ein Spalier aus Keramik in Form von schlanken Keramikröhren errichtet, um größere Intimität trotz hoher Helligkeit zu ermöglichen.

Baukonstruktion

Tragwerk: Spannbetonfertigdecken, 32 cm dick, mit im Werk eingebautem Wasserkreislauf zum Heizen und Kühlen (Betonkernaktivierung). Max. Spannbreiten ca. 9,50 m. Die Decken lagern auf tragenden Außenwänden, und Scheiben im Gebäudeinnenbereich. Die auskragenden Balkone sind als Leichtbetonfertigteile geplant. Die Dachfläche erhält eine extensive Begrünung.

Atrien (Höfe): Hier sind ETFE-Kissen vorgesehen, als leichte Überdachung auf einem rechteckigen Stahltragwerk lagernd. Diese Kissen sind aufgeständert, um eine natürliche Lüftung in den warmen Monaten zu ermöglichen. Die oberste Schicht der ETFE ist zu 50% bedruckt, um den Lichteinfall zu reduzieren und Wärmegewinn zu begrenzen.

Energiekonzept

"Der Mensch steht im Mittelpunkt", dieser Kernsatz ist die Grundlage für die Lösungsvorschläge im Gebäude. Errichtet wird ein Umfeld, in dem sich die Mitarbeiter, Studenten und Gäste "wohl fühlen". Dazu ist die konsequente Einhaltung von "Behaglichkeitskriterien" durch eine integrative Zusammenarbeit zwischen Architektur, Bauphysik und Gebäudetechnik, unter Beachtung von ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten, erforderlich.

Durch die Anordnung der Technikzentrale und Schächte ergeben sich kurze und somit wirtschaftliche Wege zur Versorgung der Räumlichkeiten. Sie bedeuten aber auch eine einfache Gestaltung der Wartungsarbeiten. Das Wesen der technischen Konzeption ist im Aufbau einfach und kostenorientiert. Es kann auch modular ausgebaut werden – z.B. indem man die Photovoltaik-Anlage vorrüstet und zu einem späteren Zeitpunkt ausführt.

Beheizung / Kühlung

Durch die kompakte Bauweise des Gebäudes ergibt sich ein günstiges A/V Verhältnis. Ergänzend hierzu generiert sich durch die Ausrichtung des Gebäudes sowie die ausgewogenen Anteile an transparenten und hoch wärmegedämmten opaken Flächen ein geringer Heiz- und Kühlbedarf.

Durch den Einsatz von Flächenheizsystemen im Boden (Foyer) und in den Decken als Betonkernaktivierung (Hörsäle / Seminarräume) kann die Grundbeheizung / -kühlung auf einem sehr niedrigen Temperaturniveau erfolgen. Die individuelle Raumregelung erfolgt durch plane, schmal und hoch oder liegend ausgeführte Heizwände, die in Abstimmung auf das Fassadenraster ausgeführt werden.

Die Energieversorgung erfolgt durch einen Anschluss an die Fernwärmeversorgung, die – bedingt durch die Kraft-Wärme-Auskopplung – volkswirtschaftlich gesehen bereits erstellt und auch kostenseitig sehr von Vorteil ist.

Die Spitzenlastkühlung der Seminar- und Unterrichtsflächen erfolgt durch die Betonkernaktivierung, welche in den Nachtstunden durch eine luftgekühlte Kompressionskältemaschine mit gleitendem Freikühlbetrieb energieoptimiert geladen wird. Durch den modularen Anlagenaufbau kann auch die EDV-Anlage gekühlt und in der kalten Jahreszeit energiesparend durch die „Freie Kühlung“ betrieben werden.

Der sommerliche Komfort wird in der weiteren Planung durch dynamische Simulationsberechnungen vorausberechnet und optimiert.

Lüftung

Die Möglichkeit einer natürlichen Lüftung erhalten alle Räume, die aufgrund ihrer Größe, Nutzung und Lage an der Fassade dafür geeignet sind. Zur Optimierung des Lüftungsverhaltens sollte eine Schulung der Mitarbeiter erfolgen. Diese wird in der Praxis durch einige mobile „Lüftungsampeln“ unterstützt, die das Lüftungserfordernis durch eine einfache Signalisierung „rot/gelb/grün“ anzeigen.

Die Hörsäle und Seminarräume werden mechanisch gelüftet. Die Zuluftmenge wird mit Bezug auf die CO2-Konzentration (Personendichte) sowie die Temperatur variabel dem Bedarf angepasst.

Höfe

Zusätzlich strömt eine Teilluftmenge der mit Zuluft versorgten Bereiche in die nicht weiter konditionierten Atrien ab. Hierdurch erfolgt bei extremen Außentemperaturen eine Grundtemperierung dieser Aufenthaltsbereiche. In der Heizperiode führen dort die äußeren Lasten zu einer Erwärmung der Abluft, welche in der zentralen Wärmerückgewinnung für die Hauptnutzbereiche „nutzbar“ gemacht wird. Das Atrium wirkt in Kombination mit den Fluren, insbesondere im EG, als eine Art „Pufferzone“.

Die Außenluft wird in der Grünfläche über ein kurzes Stück Erdkanal angesaugt. Die RLT-Geräte werden mit doppelt rekuperativen Wärmeaustauschern mit einem Wärmerückgewinnungsgrad von >70% ausgeführt. Die Geräte verfügen über eine adiabatische Abluftkühlung, die aufgrund des guten Wärmerückgewinnungsgrades in die Kühlung der Zuluft übertragen werden kann. Hierdurch kann der größte Teil der Kühlenergie durch das Verdunsten von Wasser erreicht werden. Nur an sehr heißen Tagen wird eine integrierte Kompressionskältemaschine zugeschaltet. Diese Geräte erreichen die Energieeffizienzklasse A+.

Tageslichtnutzung / Elektrotechnik / Photovoltaik

Die transparenten Flächen werden sekundär durch zentral vorgesteuerte, hochwirksame und zur Tageslichtlenkung geeignete Sonnenschutzbehänge verschattet, welche nutzerorientiert variabel nachgesteuert werden können. Die vorzugsweise im oberen Drittel integrierten Lichtlenkelemente erreichen eine zusätzliche Deckenaufhellung und führen in der Folge zur Reduzierung der künstlichen Beleuchtungsintensitäten, da die Leuchtenleistung durch den Einsatz von Präsenzmeldern und Helligkeitssensoren variiert werden kann.

Die Struktur der Elektro- und IT-Versorgung folgt hinsichtlich der Flexibilität und Ausstattung modernen Hochschul- und Bürostandards. Die Ausstattung der IT sollte dem Leitgedanken der „Green IT“ entsprechen, um den elektrischen Energieverbrauch und in der Folge auch die Kühllasten zu senken.

Zusätzlich werden auf dem Dach Photovoltaik-Paneele, die der Stromerzeugung dienen, integriert und der so erzeugte Strom in das öffentliche Stromnetz eingespeist. Ziel ist es, insbesondere bei hohen solaren Lasten einen Teil der Kompressionskälteleistung hierdurch zu decken.

Gebäudeautomation / Monitoring

Die Regelung der Gebäudetechnik erfolgt über eine Gebäudeautomation mit Leitwarte. Hier werden alle Anlagenprozesse in Anlagenbildern vereinfacht visualisiert. Durch einen Historienspeicher mit hinterlegten Statusberichten, wie z. B. Störmeldungen oder auch Trendplots, können die Anlagen kontrolliert und optimiert werden. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, alle Liegenschaften auf einer Leitstelle zusammenzuschalten und somit die Betriebsabläufe weiter zu optimieren.

Das zukunftsorientierte und ökologische Gebäude- und Technikkonzept stellt Funktionalität, Kosten- und Umweltbewusstsein in den Vordergrund. Der Entwurf zeichnet sich durch Optimierung der Technik, Nutzung passiver Elemente und der bedarfsgerechten und zielgenauen Regelung über die Gebäudeleittechnik aus.

Aufgrund der konsequenten Berücksichtigung der Erfordernisse an ein modernes Gebäude kann das Gebäude durch seinen Vorbildcharakter als wirtschaftliches und innovatives Gebäude für die Zukunft betrachtet werden. Es wird sowohl den Betreiber- als auch den Nutzerinteressen gerecht und symbolisiert so die Zukunftsfähigkeit, die den Studenten im Rahmen ihrer Ausbildung vermittelt werden soll.
Außenperspektive

Außenperspektive

Perspektive Innenhöfe

Perspektive Innenhöfe

Modell mit Umgebung

Modell mit Umgebung

Einsatzmodell

Einsatzmodell

Präsentationsplan 01

Präsentationsplan 01

Präsentationsplan 02

Präsentationsplan 02

Präsentationsplan 03

Präsentationsplan 03