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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2010

Fachhochschule und Universität Osnabrück - Neubau eines gemeinsamen Hörsaalzentrums am Westerberg

5. Preis

Ferdinand Heide Architekt

Architektur

Ebert Ingenieure

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Mitarbeiter:
Lucy Stanclova
Maga Schimmelpfeng
Sandrina Schliemann
Stefan Hirschfelder (Modellbau)


Konzept
Das neue Hörsaalzentrum wird als zentrales Gebäude und Gelenk zwischen Forum, Campusplatz und neuer Mensa entwickelt. Demzufolge wird es über alle vier Seiten erschlossen, mit einer deutlichen Akzentuierung zum Forum durch eine breite, weit geöffnete Eingangsfassade. Der öffentliche Raum fließt niveaugleich in die von außen über großzügige Glasflächen einsehbare Halle. Das Foyer und die zentralen Freitreppen durch¬dringen das Volumen vertikal und schaffen einen imposanten Raum mit zahlreichen Lufträumen, Durch- und Ausblicken. Die Halle des Hörsaalgebäudes ist der Ort der Kommunikation auf dem Campus. Hier kommen alle Studierenden der Hochschulen zusammen und tauschen sich aus. Seine offene und einladende Gestaltung unterstützt diese Funktion und ist eine Adresse für repräsentative Veranstaltungen. Der Neubau ist gleichermaßen ein Pendant zu Mensa und Bibliothek. Seine Architektur folgt der Idee des Ensembles bleibt aber selbstbewusst und identifizierbar.
Die Organisation des Grundrisses folgt der Idee, dass sich nicht nur die beiden Nutzer – Universität und Fachhoch¬schule – ablesen lassen, sondern auch die unterschiedliche Typologie und Funktion der Räume: So werden die großen Hörsäle jeweils zu signifikanten „Türmen“ zusammengefasst, die vierseitig freistehend und mit umlaufender Klinkervorsatzschale im Gebäudevolumen platziert sind. Jeweils an einer Seite treten die „Hörsaaltürme“ aus der raumumschließenden, verglasten Hülle der Foyerflächen heraus, wodurch die Möglichkeit der seitlichen natürlichen Belichtung jeder Saalhälfte besteht.
Die Seminarräume sind an der Fassade aufgereiht, jedoch auch zu „Blöcken“ zusammengefasst. Auch sie sind nach außen ablesbar und verleihen durch die dazwischen liegenden Fugen dem Gebäude und den Fassaden eine spannungs¬reiche Plastizität.
Durch die innere räumliche Gliederung des Gebäudes mit Nischen und Einzelvolumen entstehen unterschiedliche Charaktere von Räumen: Die Hörsäle und die Seminarräume liegen prominent und sind direkt erschlossen. Die kleinen Gruppenräume hingegen sind an den ruhigen Nebenfluren gelegen. Die studentischen Arbeitsplätze sind jeweils in den Nischen an der Fassade angeordnet, im 1.OG mit der schönen Möglichkeit, die Terrasse mit Blick auf das Forum nutzen zu können.
Die Erschließung des Hörsaalgebäudes erfolgt über zwei zentrale und voneinander unabhängige Freitreppen bzw. über unabhängige Aufzüge (je Fakultät). Vier notwendige, außen liegende Treppenräume dienen der zusätzlichen kurzen Verbindung und vor allem der Sicherstellung der Rettungswege. Das gesamte Haus ist barrierefrei erschlossen. Die Geschosshöhe beträgt durchgehend 3,40 m. Nur das Foyer und die Hörsäle haben zur verdeckten Installationsführung abgehängte Decken. Die dadurch in diesen Bereichen reduzierte Raumhöhe stellt wegen der Zweigeschossigkeit der Hörsäle und wegen der zahlreichen Lufträume des Foyers kein Problem dar. Alle Hörsäle sind jeweils durch eine mobile Trennwand (45dB) voneinander getrennt, die Parkposition der Elemente, die manuell bewegt werden, ist an der Saalrückwand.


Architektonische Qualität
Der architektonische Ausdruck des Gebäudes wird geprägt durch einen spannungsreichen Wechsel ineinander verschachtelter Volumen und Nutzungen. Das Foyer ist die Fortführung der Platzflächen im Haus. Der öffentliche Charakter des Gebäudes kommt in einem starken Innen-Außen-Bezug zum Ausdruck. So lebt es von den großen transparenten Glasflächen, die in einem Kontrast zu den geschlossenen Klinkerflächen stehen. Beide Nutzer – Fachhochschule und Universität – finden einen kraftvollen Ausdruck in „eigenen“ Hörsaalvolumen und einen subtilen Ausdruck in einer leicht unterschiedlichen Farbigkeit der Klinkervorsatzschale der beiden Hörsaaltürme.

Brandschutz
Das Gebäude fällt in den Geltungsbereich der MVStättV. Die baurechtliche Einordnung ist ein Sonderbau/¬Gebäude¬klasse 5. Die Versammlungsstätte hat drei Ebenen, die durch einen durchgehenden Luftraum miteinander verbunden sind. Dieser verleiht dem Gebäude sein besondere und charakteristische Qualität bedingt aber besondere brandschutztechnische Maßnahmen: Das Gebäude wird mit einer flächendeckenden Sprinklerung, Alarmierung und Brandmeldanlage ausgestattet. Auf allen Ebenen werden Wandhydranten (nass) vorgesehen. Das Foyer erhält zusätzlich eine mechanische Entrauchungsanlage, um sicher zu stellen, dass eine rauchfreie Schicht im 1. und 2.OG aufgebaut werden kann.
Alle Versammlungsräume werden vom Luftraum durch F90 /T30 abgetrennt. Die notwendigen Treppen sind abgetrennte außen liegende Treppenräume F90/T30 mit direkten Ausgängen im EG ins Freie. Die Rettungswege der großen Hörsäle führen im EG direkt ins Freie. Alle horizontalen Rettungsweglängen im Gebäude sind kürzer als 30m. Jeder Versammlungsraum hat in jedem Geschoss zwei voneinander unabhängige Rettungswege. Die Hörsäle im OG haben diagonal entgegengesetzt liegende Ausgänge.


Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit, Tragwerk
Ein hohes Maß an Wirtschaftlichkeit ist allein durch die Kompaktheit und die damit einhergehende Flächeneffizienz gegeben. Die einfache geometrische Grundrissfigur erlaubt ein einfaches, wirtschaftliches Tragwerk mit zweiachsig gespannten Stahlbetonflachdecken, die jeweils auf den Wänden der Säle ruhen. Nachhaltigkeit wird aber auch durch eine einfache konstruktive Fügung und die Verwendung nachhaltiger Materialien erzeugt. Eine kompakte, hochwärmegedämmte Hülle reduziert die Transmissionswärmeverluste. Das Gebäude ist so geplant, dass eine Zertifizierung nach DGNB gegeben ist: Eine hohe ökonomische Qualität z.B. auch die Berücksichtigung des Primarenergiebedarf für eingesetzte Materialien, oder die Instandhaltungs- beziehungsweise Rückbaukosten, oder aber auch die Gesundheit, Behaglichkeit und Nutzerzufriedenheit fanden in dem vorliegenden – in vielerlei Hinsicht op¬ti¬mierten – Entwurfskonzept bereits Berücksichtigung.


Energiekonzept
Wärme- und Kälteversorgung
Das Gebäude wird, wie alle anderen Fakultäten, an die vorhandene Kraft-Kopplungsanlage (KWK-Anlage) angeschlossen. Dadurch wird die wärmetechnische Versorgung gewährleistet. Die Nahwärme¬übergabe erfolgt über eine Station im Kellergeschoss des Gebäudes. Grundlegend für das Energiekonzept ist die weitgehende Verwendung von Betonkernaktivierung bzw. Flächenheizsystemen als Niedertemperatursysteme zur Beheizung des Gebäudes im Winter. Diese sind im Bedarfsfall im Sommer auch als Flächenkühlsysteme nutzbar. Die Gebäudeheizung erfolgt in der Grundlast über das System zur Betonkernaktivierung. Nicht durch die Betonkernaktivierung bzw. Flächenheizsysteme abdeckbarer Wärmebedarf wird, wo immer möglich, über die raumlufttechnischen Anlagen abgedeckt oder durch einzelne Niedertemperatur¬heizkörper ergänzt. Da die Abnahme an Wärme aus dieser KWK-Anlage im Sommer gering ist, wird die zur Kühlung benötigte Kälteleistung mittels einer Absorptions¬kälte¬maschine aus der Wärme der KWK-Anlage erzeugt. Als Standort der Absorptions¬kältemaschine ist ein Raum im Untergeschoss vorgesehen.

Belüftung
Alle Arbeits- und Lernräume sind natürlich belichtet und auch natürlich belüftet. Die Hörsäle- und die großen Seminarräume müssen aufgrund der auftretenden Feuchtelasten sowie der hohen thermischen Lasten maschinell be- und entlüftet werden. Die erforderlichen raum¬lufttechnischen Anlagen für diese Sonderbereiche (Hörsäle und Seminarräume), werden mit hocheffizienten Wärme¬rück¬ge¬winnungs¬systemen (WRG) so ausgestattet, dass die den Räumen zugeführten Luftmengen bedarfsabhängig variabel geregelt werden können. In Kombination mit einer intelligenten Gebäudeleittechnik werden die Anlagen nur auf Bedarf gefahren. So können unnötige hohe Volumenströme und der damit verbundene Energieverbrauch minimiert werden. Die Abluft der WC-Anlagen wird über Abluftanlagen zentral abgesaugt. Nutzbare Abwärme aus vorhandenen inneren Wärmequellen wird in das WRG-System der raumlufttechnischen Anlagen zurückgeführt.
Die Zuluft in die Hörsäle gelangt am Boden als Quellluft direkt aus der zweischaligen Saalrückwand, die Abluft wird unter der Decke in ebendiese Wand gesaugt.
Alle Fensterflächen sind mit einem außenliegenden, elektrisch betriebenen Sonnenschutz als Raffstore mit vertikal drehbaren Lamellen ausgestattet. Diese verfügen im oberen Bereich über eine Einstellung, bei der die Lamellen zur Tageslichtumlenkung genutzt werden können.
Starkstromversorgung
Die Versorgung erfolgt über einen eigenen Transformator mit einer Mittelspannungsanlage. Verteilung in ein 400 V TNS Niederspannungsnetz. Eine unterbrechungsfreie Stromversorgung ( USV ) dient zur Eigenstromversorgung und übernimmt bei Ausfall der Netzversorgung die Notstromversorgung für die EDV-Anlagen. Die Verteilungen sind so aufgebaut das eine optimale Leistungsmessung für alle Nutzugsbereiche möglich ist. Im Objekt werden den gemäß den Anforderungen batteriegestützte Sicherheitsstromversorgungsanlagen für die Sicherheitsbeleuchtung vorgesehen.
Photovoltaische Anlage
Die vorhandene Dachfläche wird zum größten Teil für eine um 30° gegen Süden ausgerichtete PV-Anlage (ca. 110kWp ergibt ca. 90.000 kWh/a) genutzt. Der so gewonnene Strom kann in das öffentliche Stromnetz eingespeist werden und gemäß dem Erneuerbare- Energien- Gesetz vergütet (optional auch für Teildeckung des Eigenbedarfs).
ELA / Sprinklerung / Gebäudeleittechnik
Für das Objekt wird flächendeckend eine elektroakustische Beschallungsanlage, Brandmeldeanlage sowie eine flächendeckende Sprinklerung installiert.
Ferner ist eine intelligente Leittechnik vorgesehen, die durch die Verknüpfung aller Energie-Systeme, sowie der Ver¬braucher und Nutzer den optimalen Verbrauch ermittelt. Aufnehmen / Messen aller Ist- und Soll-Werte, Kontroll¬ierte Leistungsabgabe, Ermitteln und Messen der einzelnen Verbrauchswerte. Regeln und Steuern von Luft¬qualität und Tem¬peratur für einzelne Bereiche und Räume. Die GLT ist in der Lage, wesentliche Energiever¬bräuche mitzu¬schrei¬ben und für ein Monitoring aufzubereiten.
Aussenperspektive

Aussenperspektive

Innenperspektive

Innenperspektive

Plan 1

Plan 1

Plan 2

Plan 2

Plan 3

Plan 3