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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2010

Umfeldgestaltung Eisenbahnüberführung Magdeburg - Ernst-Reuter-Allee

1. Preis / Teilbereich III

Preisgeld: 7.000 EUR

foundation 5+ architekten landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Fritzen Architekten und Stadtplaner

Architektur

Ingenieurbüro Kühnert, Inh. Dipl.-Ing. Christian Duksa

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Umgestaltung der Ernst-Reuter-Allee, Magdeburg

Haltung
Die Kreuzung der Ernst-Reuter-Allee mit den Bahngleisen des Magdeburger Hauptbahnhofes muss aufgrund fehlender Lichtraumprofile des Straßenraums umgebaut werden. Der Stadteingang erhält über einen neuen Straßentunnel einen „Bypass“, so dass der oberirdische Teil der Ernst-Reuter-Allee Fußgängern, Radfahrern und dem ÖPNV vorbehalten bleibt. Die Stapelung und die Funktionalisierung der einzelnen Verbindungslinien führt nicht nur zu mehr Komfort für die unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer, es entsteht auch eine Abfolge unterschiedlicher Stadt- und Freiraumsequenzen, die einerseits durch die beiden Bänder der Ernst-Reuter-Allee miteinander verbunden werden, andererseits aber durch ihre Eigenart und Anmutung zu autonomen kraftvollen Orten entwickelt werden können. Neben komfortablen und leistungsfähigen Wegeverbindungen braucht es also prägnante Orte mit Wiedererkennungswert, die den in der Regel kurzen Aufenthalt angenehm gestalten, Orientierung geben und die Alltagsbedürfnisse der Magdeburger ebenso gut befriedigen, wie die des Touristen, der zum ersten Mal nach Magdeburg reist.

Konzept
Grundidee unseres Beitrages ist es, sowohl die oberirdische Ernst-Reuter-Allee, als auch den im Tunnel verlaufenden „Bypass“ als ein jeweils gestalterisch durchgängiges Band zu entwickeln.
Die Ernst-Reuter-Allee erhält einen durchgängigen Belag aus Betonplatten, die in unterschiedlichen Formaten im Reihenverband verlegt werden. Die Radwege setzen sich über eine andere Farbigkeit im selben Material ab. Schlanke weiße Betonbänder gliedern den Straßenraum und setzen sich unter den Brücken der Bundesbahn als Lichtbänder im Tragrahmen der Brückenkonstruktion fort.
Die Tunnelportale werden mit vorgehängten Lärmschutzelementen aus Aluminium verkleidet. Deren Farbigkeit wechselt von Anthrazit im Westen bis zu Silbern auf der Stadtseite im Osten. Die vorgehängten Lärmschutzelemente werden so angebracht, dass sie die Öffnung der Einfahrten nach oben verjüngen und ausrunden. Damit entstehen in den Randbereichen zwischen CityCarré und nördlicher Bestandsbebauung zusätzlicher Platz für Fußgänger und Radfahrer. Der gesamte Tunnel wird neben der notwendigen Ausleuchtung von der Tunneldecke über seitlich begleitende Lichtlinien illuminiert. Zusammen mit einer wellenförmigen Fuge begleiten diese den Autofahrer in einer fließenden Bewegung, die die beiden unterschiedlichen Tunnelenden in Beziehung zueinander setzt.
An den oberirdischen Teil der Ernst-Reuter-Allee lagern sich vier unterschiedliche und prägnante Stadträume an:

• Der zentrale Busbahnhof am Rand des Grünen Rings Magdeburg
Der noch im Grün vor der Stadt liegende zentrale Busbahnhof bleibt in seiner vorhandenen Form bestehen. Er wird visuell zum Magdeburger Ring geöffnet und von dort durch seine exponierte Lage zum „Vorboten“ der Innenstadt. Die östlich angrenzenden Stützbauwerke des an dieser Seite mit Bäumen bestandenen Bahnkörpers bleiben in ihrer Materialität als gelbe Klinkerwände erhalten. Eine entsprechende Ausleuchtung betont die bauliche Kante dieser bereits eingewachsenen Infrastruktur und greift das Motiv der ehemaligen Wallanlagen und des „draußen vor der Stadt liegen“ auf.

• Der neue Kölner Platz
Der Kölner Platz wird zur zentralen Schnittstelle zwischen Bahnhof und ÖPNV. Viele Reisende werden hier zum ersten Mal der Stadt Magdeburg begegnen, die mit dem umgestalteten Kölner Platz eine neue Visitenkarte erhält. In einem durchgehenden Gefälle zwischen Ernst-Reuter-Allee und Bahnhofsgebäude spannt sich die Platzoberfläche als großzügiger Stadt- und Verkehrsraum zwischen dem Bahnhof und der neuen Radstation am Nordrand des Platzes. Neben 900 bewachten Fahrradstellplätzen findet sich hier ein Fahrradladen mit Servicestation. Auf dem Dach der Radstation wird über eine 500 qm große Photovoltaikanlage 65.000 kWh elektrische Energie im Jahr erzeugt. Die Radfahrer werden auf der Nordseite der Straßenbahnhaltestellen unmittelbar entlang der Radstation über den Platz geführt, so dass möglichst wenig Konflikte mit Fußgängern und den Fahrgästen des ÖPNV/DB entstehen.
Auf dem Platz bildet eine Doppelreihe von neuartigen Darrieus-Windrotoren (QR5) ein weithin sichtbares Zeichen und markiert zusammen mit einem, den östlichen Bahnkörper begleitenden Glasdach den Weg zu den Straßenbahnhaltestellen an der Ernst-Reuter-Allee. Eine QR5 -Windturbine hat eine Nennleistung von 4.2 kW. Bei einer Windgeschwindigkeit von 11m/s, erzeugt sie – je nach Windgeschwindigkeit – zwischen 3.000 und 8.000 kWh Netzenergie pro Jahr. Insgesamt können die 24 Windturbinen bis zu 192.000 kWh Energie im Jahr erzeugen.
Der Kölner Platz erhält wie die Ernst-Reuter-Allee einen Belag aus Betonplatten, die in unterschiedlichen Formaten im Reihenverband verlegt werden. Die erforderlichen Orientierungssysteme für Blinde und Sehbehinderte können problemlos integriert werden.
Die westliche Hälfte des Platzes wird von spielerisch eingestreuten „Rasenschollen“ besetzt. Kiefern (Pinus sylvestris) bilden hier den (immer)grünen Kontrast zum steinernen Umfeld und verleihen dem Platz eine besondere Aufenthaltsqualität. Diese, eher langsame Zone des Platzes lädt zum Verweilen ein, aber lässt auch andere Freizeitaktivitäten wie z.B. Skaten zu.
In der Dunkelheit werden neben der erforderlichen Ausleuchtung der Wegebeziehung zwischen Bahnhof und Straßenbahnhaltestellen die Kiefern und Windräder als vertikale Skulpturen des Platzes illuminiert.

• Der Willy-Brandt-Platz
Der Willy-Brandt-Platz entwickelt sich zwischen CityCarré und Bahnhofsgebäude zu einer kleinen nutzungsoffenen Grünanlage. Rasenplateaus werden aus dem vorhandenen Niveau herausgehoben und gestatten so die Neupflanzung von Schnurbäumen (Sophora japonica) und Schlangenhautahorn (Acer rufinerve) auch oberhalb des neuen Tunnelbauwerkes. Gleichzeitig wird die erforderliche Feuerüberschlagsöffnung von 100qm Fläche in die Rasenflächen integriert. Stahlbleche bilden die Wangen der einzelnen Rasenplateaus, die die wichtigen Wegebeziehungen zwischen Bahnhof bzw. Nebengebäuden freigeben und betonen.

• Der umgestaltete Ulrichplatz
Der Ulrichplatz wird in seiner Grundstruktur erhalten. Partiell wird der Baumbestand ausgelichtet. Die zur Zeit vorhandene flächige Strauch- und Staudenpflanzung an den nördlichen und südlichen Rändern wird zugunsten großzügiger Rasenflächen aufgegeben, um die Blickbeziehungen zwischen den Platzkanten wieder herzustellen.
Ein Sockel aus gesägtem Sandstein hebt ein Rasenplateau in der Form des Grundrisses der ehemaligen Ulrichkirche aus der Fläche. Parallel zum „Kirchenportal“ quert eine neue Wegebeziehung den kleinen Park und verbindet die neue Haltestelle Weinarkaden mit den Geschäften und Wohngebäuden auf der Südseite des Ulrichplatzes. Das „Kirchenportal“ zeichnet sich durch eine Stufenanlage auf das Niveau des Rasenplateaus ab.
Die Ernst-Reuter-Allee wird aufgrund des erwarteten Verkehrsaufkommens auch östlich der Otto-von-Guericke-Straße vierspurig geführt. Der zusätzliche mittlere Überweg zur Haltestelle kann bei Bedarf durch eine zusätzliche Signalanlage gesichert werden. Die Überwege am jeweiligen Ende der Doppelhaltestelle werden lichtsignaltechnisch eingebunden.


Funktionskonzept

1. Platzsequenzen
Vier unterschiedliche und prägnante Stadträume lagern sich an die neue Ernst-Reuter-Allee an Busbahnhof, Kölner Platz, Willy-Brandt-Platz und Ulrichplatz bilden eigenständige Orte und Anmutungen aus, die auf die unterschiedlichen funktionalen und stadträumlichen Anforderungen reagieren.

2. Radwege
Der Hauptradverkehr wird im Bereich der Eisenbahnüberführungen gebündelt im Zweirichtungsverkehr auf der Nordseite der Ernst-Reuter-Allee geführt. Der Radweg wird mit dem gleichen Betonplattenbelag ausgeführt, aber zur besseren Kennzeichnung in anthrazit farbigen Platten hergestellt. Im Bereich der Haltestelle Kölner Platz erhält der Radweg zusätzlich eine Abgrenzung über Poller. Querungsbereiche über die Straßenbahngleise werden mit farbigen Plattenteppichen gekennzeichnet und erhöhen die Aufmerksamkeit.

3. Anlieferung
Die Andienung des Hauptbahnhofs erfolgt wie im Andienungskonzept vorgeschlagen. Der geplante Fahrradladen im nördlichen Bereich des Kölner Platzes kann über die Brandenburger Straße ggf. mit Gegensprechanlage zur Radstation erfolgen. Postsendungen können in der Bahnhofspassage abgegeben werden. Kiss&Ride und ausreichende DB-Parkplätze finden sich südlich des Konrad-Adenauer-Platzes, teilweise kombiniert mit der Anfahrt für den Anlieferverkehr.
Übersichtsplan

Übersichtsplan

Teilbereich 3, Willy-Brandt-Platz und Tunneleinfahrt

Teilbereich 3, Willy-Brandt-Platz und Tunneleinfahrt

Teilbereich 3, Haltestelle Weinarkaden Ulrichplatz

Teilbereich 3, Haltestelle Weinarkaden Ulrichplatz

Beleuchtungskonzept

Beleuchtungskonzept

Tunneleinfahrt

Tunneleinfahrt

Schnitte Kölner Platz und Tunneleinfahrt

Schnitte Kölner Platz und Tunneleinfahrt

Funktionskonzept

Funktionskonzept