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Einladungswettbewerb | 09/2010

Wohnen an der Osterbekstraße

ein 3. Preis

Winking · Froh Architekten

Architektur

arbos Freiraumplanung GmbH

Landschaftsarchitektur

HKP Ingenieure GmbH

Bauingenieurwesen

INGENIEURBÜRO DR. BINNEWIES Ingenieurgesellschaft mbH

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Ziel der städtebaulichen Planung ist es, mit dem neunen Wohnquartier an die Blockstrukturen der Umgebung anzuknüpfen und gleichzeitig die parkähnliche Situation des Grundstücks zu erhalten. Vorgeschlagen wird ein „offener“ Block.
Sein vom Grün durchbrochener Blockrand weicht hinter die erhaltenswerten, straßenbegleitenden Bäume zurück. Ein halböffentlicher parkähnlicher Gartenhof reagiert auf die heute bestehende Situation. Er verknüpft die Grünflächen entlang des Osterbekkanals mit dem Grünraum des südlich gelegenen Schulgrundstücks.

Zwei viergeschossige Wohnzeilen im Osten und Westen greifen die in der Umgebung bestehenden Wohntypologien der Vor- und Nachkriegsmoderne auf. Das dritte, sechsgeschossige Gebäude im Süden nimmt den Bezug zum Volumen und zur Höhe des Schulgebäudes auf. Für den Fall, dass das Schulhaus nicht neu genutzt wird, könnte ein ähnlicher, ebenfalls sechsgeschossiger Neubau das Ensemble ergänzen.

Geplant sind insgesamt 104 Wohnungen: 50 in der östlichen Zeile, 23 im südlichen Haus, und 31 in der westlichen Zeile. Die Gebäude sind konsequent im Passivhausstandard konzipiert. Hierzu wurden die Gebäudevolumen bewusst kubisch und ohne Vor- oder Rücksprünge entwickelt. Alle Grundrisse der Obergeschosse sind identisch. Die Erschließung der Treppenhäuser erfolgt bewusst von Norden oder Osten. Der grüne Innenhof bildet so die Adresse des südlichen und westlichen Gebäudes. Mit einem Gemeinschaftsplatz der auch zum Spielen dient entsteht in seinem Zentrum das kommunikative Herz der neuen Nachbarschaft.

Disposition:

Die Anlage umfasst insgesamt 10 Häuser, jeweils 5 Zweispänner und 5 Dreispänner.
Geplant sind:

20 1,5 Zimmerwohnungen
24 2-Zimmerwohungen
45 3-Zimmerwohungen
15 4-Zimmerwohnungen, davon 4 Erdgeschossmaisonettewohnungen

Alle Erdgeschosswohnungen sind barrierefrei geplant. Aufzugsanlagen sind in den beiden 6-geschossigen Häusern vorgesehen und zusätzlich optional in den viergeschossigen 3-Spännern möglich.

Unter dem Innenhof entsteht eine Sammelgarage mit 83 Stellplätzen (darunter 4 Stellplätze für Behinderte) für die Neubauten und optional zirka 28 Stellplätzen für das neugenutzte Schulgebäude. Die Garageneinfahrt befindet sich im Westen am Käthnerort, die Ausfahrt erfolgt im Norden in die Osterbekstraße. Die Tiefgarage umfasst keine Gebäudeteile der Wohnhäuser, um das Passivhausprinzip nicht zu stören.

Form, Erscheinung, Material

Die Neubauten sind vorwiegend in Ziegel geplant. Der Ziegel greift die Materialität der Umgebung auf. Eine Besonderheit bilden die Süd- und Westfassaden. Sie erhalten frei tragende, thermisch entkoppelte Balkone und Loggien ebenfalls in Ziegel. Die dahinter liegenden Fassaden werden in hellem Putz analog zum Schulhaus ausgeführt. Durch das Alternieren von Austritten und Freisitzen und unterschiedlichen Wandpfeilern entsteht eine plastisch durchformte eigenständige Architektursprache. Während die ruhigen Lochfassaden an den Wohnungsbau der Umgebung anknüpfen, setzt die neue Architektursprache im Bereich der Balkonfassaden einen zeitgemäßen Impuls auch als Zeichen des Wandels im Quartier.

Rettungswege, Feuerwehrzufahrten

Die Anleiterbarkeit für die Feuerwehr ist aufgrund der Einschränkungen durch großkronige Bäume an den Grundstücksrändern über Zufahrten im Innenhof geplant. Die Tiefgarage wird hiefür an den betroffenen stellen entsprechend ausgebildet. Die beiden nur nach Westen orientierten Wohnungen im 3. Obergeschoss der Westzeile erhalten nach Abstimmung mit der zuständigen Bauaufsicht jeweils in den Küchen Notausstiege auf Anleiterflächen am Dach als zweiten Rettungsweg

Freianlagenkonzept

Das Grundstück der neuen Wohnbebauung liegt am südlichen Ufer des Osterbekkanals in unmittelbarer Nachbarschaft zu den uferbegleitenden Parkflächen. Die neu geplante, offene Bebauung ermöglicht es zum einen den auffälligen Baumbestand zu erhalten und behutsam zu integrieren. Zum anderen können die neuen privaten und gemeinschaftlich nutzbaren Gartenflächen mit dem Uferpark an der Osterbek verbunden werden. Städtebaulich werden die Gärten als eine Erweiterung des Uferparks und der Kanallandschaft verstanden. Sie verbinden den Grünzug an der Osterbek mit den Grünflächen der südlich angrenzenden Schulgebäude. Die städtebauliche Entscheidung, die Blockstruktur an diesem Standort zu öffnen, wird durch die Einbindung der neu entstehenden Gärten in das grüne Netzwerk der Umgebung wirkungsvoll unterstützt.

Jeder der drei Neubauten erhält einen von Hecken gefassten, privat nutzbaren Gartenbereich. Den Erdgeschosswohnungen werden private Terrassen zugeordnet, die durch Sichtschutzwände voneinander getrennt werden. Allen drei privaten Gartenbereichen werden Kleinkinderspielplätze innerhalb der geschützten Heckenräume zur Verfügung gestellt.

Im Zentrum des Grundstücks wird ein von blühenden Kirschbäumen (Prunus cerasifera ´Nigra´, Prunus sargentii, Prunus subhirtella ´Autumnalis´) geprägter, gemeinschaftlich nutzbarer Gartenbereich angelegt. Barrierefreie Wege verbinden diesen Kirschgarten mit den umliegenden Straßen. Gartentore an den Übergängen zum öffentlichen Raum sichern gleichzeitig die Privatheit der Gärten.

Im gemeinschaftlich nutzbaren Gartenbereich werden auch die zentralen Spielflächen angelegt. Auf der leicht angehobenen Gartenmitte werden unterschiedlichste, gemeinschaftlich nutzbare Spieleinrichtungen angeboten. Sie ergänzen die Kleinkinderspielbereiche in den drei, den Häusern unmittelbar zugeordneten Gärten. Sitzbänke ergänzen die ansonsten zurückhaltende Ausstattung der Gärten.

Gebäudetechnisches Konzept

Der geringe Heizenergiebedarf der Passivhäuser wurde mit 14,7 kWh/qm/a ermittelt. Entscheidend ist deshalb auch ein möglichst geringer elektrischer Energieverbrauch für Hilfsaggregate, wie Pumpen, etc. Für das Projekt wird als Hauptenergieträger Solarthermie eingesetzt. Die Anordnung von Röhrenkollektoren erfolgt auf den Flachdächern der Gebäude. In ertragsschwachen Zeiten ist eine Nachspeisung über den vorhandenen Fernwärmeanschluss vorgesehen. Daraus resultiert folgende Anlagenkonfiguration:


großer solarthermischer Speicher für Heizwasser mit einer Nachspeisung über einen direkten Fernwärmeanschluss im Keller

Warmwasserbereitung über Heizwasser-Wärmetauscher im Durchlaufverfahren

zentral an den Flurwänden angeordnete statische Heizflächen je Raum für Küche und Bad mit sehr geringen Rohrleitungslängen

kontrollierte Wohnraumlüftung über dezentrale Lüftungsgeräte in den Küchen oder Bädern mit Wärmerückgewinnung je Wohnung

effektiver außen liegender Sonnenschutz innerhalb der Dreifachverglasungen der betroffenen Fenster

Nutzung solarer Wärmegewinne durch größere Fenster in den Süd- und Westfassaden

Treppenhausbeleuchtung über LED-Leuchten, geschaltet über Bewegungsmelder mit Lichtsensor

Entrauchung der Tiefgarage über Abluftanlage, Zuluftnachströmung über Garagenzufahrten

Optionale Regenwassernutzung zur Grünflächenbewässerung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Gebäude nehmen die Struktur der Blockrandbebauung auf. Sie lassen aber die vorhandenen starken Grünausprägungen der großen erhaltenswerten Bäume am Käthnerort, Brucknerstraße und Mirrowstraße zu. Durch die Anordnung der Gebäudekomplexe wird darüber hinaus der Parkcharakter geschickt eingeflochten.
Die zurückgesetzte 4-geschossige Bebauung nimmt auf die Belichtung des Bestandes sowie die Nordbebauung Rücksicht. Die städtebauliche Idee, hier mit einem 6-geschossigen Gebäude in Korrespondenz zum Schulgebäude zu treten
ist zwar nachvollziehbar, wird aber im Hinblick auf die Abstände zu den bedeutenden Bäumen und der 4-geschossigen Nachbarschaft kritisch gesehen.

Die architektonisch gelungene Aufnahme der Fassadenmaterialen in einem Mix aus WDVS mit heller Putzoberfläche und den davor gesetzten in Klinkeroptik gestalteten Balkone und Loggien gibt eine überzeugende Antwort auf das Quartier. Die Ostfassaden haben in der Gestaltung der vielen unterschiedlichen Fenstergrößen noch Anpassungspotential auch in Bezug auf die Grundrisse und die energetischen Anforderungen. Die Fassaden an den Kopfenden werden allerdings von Teilen des
Preisgerichts kritisch beurteilt.

Der Entwurf bietet Drei- und Zweispänner. Die Intention alle
Küchen und Bäder außen liegend anzuordnen führt bei dem vorgesehenem Achsmaßen und Gebäudetiefen zu zu schmalen Küchen und Kinderzimmern. Durch die Anordnung von innen liegenden Bädern und ggf. geringfügigen Achsverschiebungen wäre eine Optimierung möglich. Die teilweise nur 80 cm tiefen Balkone erfüllen nicht die WK-Förderrichtlinien.

Durch die Dreispänner ergeben sich Probleme hinsichtlich des
2. Rettungsweges, hier könnte auf den Dreispänner zugunsten größerer Wohnungen verzichtet und dafür kleinere Wohnungen im westlichen Gebäude am Käthnerort realisiert werden. Die Tiefgarage funktioniert verkehrstechnisch.

Der halböffentliche Grünraum in der Mitte sollte nicht mit hohen Bepflanzungen versehen werden. Die Konzeption der Kleinkindspielflächen an unterschiedlichen Standorten wird für die Nutzung durch Kinder und Kleinkinder positiv bewertet.

Der Entwurf erfüllt die energetischen Anforderungen nur bedingt. Der Standard WK-Passivhaus wird nicht verbindlich zugesagt. Der berechnete Heizwärmebedarf ist grenzwertig. Der Primärenergiebedarf wurde falsch berechnet. Es ist eine gute
sommerliche Behaglichkeit zu erwarten. Diese ist in exponierten Räumen zu überprüfen. Das Tageslicht kann in einzelnen Nutzungsbereichen nur eingeschränkt genutzt werden. Das haustechnische Konzept ist nicht durchgängig dem WK-Passivhaus-Standard angepasst. Zur Wärmeversorgung bedarf es weiterer Klärungen. Die widersprüchlichen und nicht klar ausgearbeiteten Anforderungen an die energetische Anlagentechnik lassen sich nachbessern.

Fazit:
Insgesamt eine Arbeit die durch ihre Konsequenz überzeugt, allerdings in den Grundrissen Schwächen zeigt. Positiv zu bewerten ist hier die Gestaltung der Balkonfassaden.
Blick in den Hof von Norden

Blick in den Hof von Norden

Blick von der Osterbekstraße

Blick von der Osterbekstraße

Blick in den Hof von Süden

Blick in den Hof von Süden

Lageplan

Lageplan

Ansicht

Ansicht

Schnitt

Schnitt

Grundrisse UG/EG

Grundrisse UG/EG

Grundrisse OG

Grundrisse OG

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt