modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 09/2010

Sanierung und bedarfsgerechte Erweiterung der Inselhalle Lindau mit städtebaulicher Arrondierung

Visualisierung Erweiterung der Inselhalle, Lindau

Visualisierung Erweiterung der Inselhalle, Lindau

1. Preis / Zuschlag

Auer Weber

Architektur

Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten und Stadtplaner GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext



Städtebau

Die anstehende Sanierung und Erweiterung der Inselhalle bietet die Chance einer Neuausrichtung des Gebäudes auf einen neuen großzügigen Vorplatz, der sich auf der Hallenostseite zwischen Seepromenade und Zwanzigerstrasse aufspannt. Die östliche Platzkante wird durch die neue Parkgarage mit integrierter Feuerwache und Bootsanleger-Nebenräumen gebildet. Der neue Platz formuliert den nördlichen Auftakt für eine Abfolge von Plätzen in der Lindauer Altstadt, wobei die Anbindung an den Marktplatz über die Neugasse durch einen ergänzenden Treppenabgang von der Stadtmauer gestärkt werden könnte.

Erschließung

Der neue Haupteingang der Inselhalle orientiert sich zum Vorplatz, ist aber zudem über eine behindertengerechte Rampe im Süden an das Stadttor am alten Schulplatz angebunden. Weitere Rampen- und Treppenanlagen sorgen für eine gut lesbare Anbindung des Restaurants mit Seeterrasse an die Zwanzigerstraße und die Seepromenade.

Die Zufahrt zur Parkgarage erfolgt im Bereich der ehemaligen Parkplatzausfahrt im Osten des Planungsbereiches. Da auch die Tiefgarage der Inselhalle über das Untergeschoss der Parkgarage angefahren werden kann und die Anlieferung der Inselhalle ebenfalls straßenseitig erfolgt, kann der komplette Vorplatz sowie die Seepromenade von Fahrverkehr freigehalten werden. Die Zufahrt zur verkleinerten Inselfeuerwehr erfolgt auf der Ostseite der Parkgarage in direkter Nachbarschaft zum Gebäude des Bayerischen Roten Kreuzes.

Architektonisches Konzept

Das architektonische Konzept für die Sanierung und Erweiterung der Inselhalle sieht den Erhalt des bestehenden Saal-„Nukleus“ und dessen Integration in die neuen bzw. die aus dem Bestand zu ersetzenden Nutzungen vor. Nach außen bleibt der Saal über seine prägnante Dachform klar ablesbar, erhält aber in der Dachaufsicht einen „kleinen Bruder“, der das neue Foyer akzentuiert. Alle umgebenden Gebäudeteile werden mittels polygonal gefalteter Dachflächen an diese beiden Hochpunkte angebunden, so dass im Ergebnis eine skulpturale Gesamtfigur entsteht, die die neue Inselhalle als architektonische Einheit im Stadtbild präsentiert. Klar definierte Rückschnitte und Einstülpungen im Fassadenbereich verdeutlichen die wesentlichen Gebäudeorientierungen zum Vorplatz, zur Seepromenade sowie zum Stadttor und akzentuieren zugleich die entsprechenden Gebäudezugänge.

Materialität

Die skulpturale Qualität des Baukörpers wird unterstrichen durch die einheitliche Verwendung des Materials Kupfer für Dacheindeckung und Fassadenbekleidung. Mit dem Körper flächig abschließende Verglasungen bestehen aus kupferbedampftem Sonnenschutzglas, während in den Rückschnitten neutrale Verglasungen zum Einsatz kommen. Rampen und Treppenaufgänge sowie der Sockel der Seeterrasse sind in Sichtbeton konzipiert und formulieren so den Übergang zu den Bodenbelägen im Außenbereich sowie zu den Sockelzonen der Parkierungsanlage. Die Obergeschosse des Parkhauses nehmen in Ihrer Fassadenkonstruktion aus gefaltetem Kupferlochblech wiederum die Materialität der Inselhalle auf, ohne jedoch mit der expressiveren Formensprache der Halle in Konkurrenz zu treten. Für den Einsatz von Kupferblechen bei Halle und Parkhaus sprechen neben der bekannten Dauerhaftigkeit und Wartungsfreiheit des Materials auch seine gute Recyclebarkeit sowie die gerade mit fortschreitender Patinierung ideale farbliche Einbindung in die Lindauer Dachlandschaft.

Außenanlagen

Die Konzeption der Außenanlagen dient der harmonischen Integration der verschiedenen Nutzungen auf dem Grundstück. Wesentliches Element ist hierbei die lineare Oberflächengestaltung, die das gesamte Areal wie einen Teppich überzieht und in seiner Ausrichtung zudem die neue Verknüpfung von Zwanzigerstraße und Seepromenade betont. Der Einsatz von Kleinsteinpflaster für die Belagslineatur nimmt ein Thema der bestehenden Umfeldgestaltung auf. Der Bereich zwischen dieser Lineatur wird auf dem Platz sowie im direkten Gebäudeumgriff mit großformatigen Betonsteinplatten belegt, auf der Seepromenade unter Bezugnahme auf die im Osten und Westen angrenzenden Abschnitte mit Asphaltmastix befestigt. Die dezenten Farb- und Strukturunterschiede der Beläge bieten ein differenziertes und zugleich ruhiges und homogenes Erscheinungsbild.

Die Platzfläche ist bewusst von übermäßiger Platzmöblierung freigehalten, um Möglichkeiten für unterschiedlichste Freiluftveranstaltungen (Konzerte, Märkte, temporäre Kunstinstallationen etc.) zu bieten. Von der „Bastion“ an der nördlichen Platzkante bietet sich ein reizvoller Blick auf den Bootsanleger und den Kleinen See. Der vorgefundene Baumbestand – und dabei insbesondere die Doppelbaumreihen an der Zwanzigerstraße und der Seepromenade – wird erhalten und in die Platzgestaltung integriert.


Funktionales Konzept

Die Sanierung und Erweiterung der Inselhalle wird auch für eine grundlegende Neuorganisation der Funktionen und Zugänglichkeiten im Inneren genutzt. Die Haupterschließung des großen Saales erfolgt nunmehr von Osten über die neue großzügige Foyerfläche, an die sich auch sechs der neu zu schaffenden Konferenzräume anlagern. Vier weitere Konferenzräume sind im Süden ebenengleich über einen Seitenarm angebunden. Alle Konferenzräume können mittels Mobilwänden untereinander sowie mit den vorgelagerten Foyerflächen verbunden werden, so dass sich eine Vielzahl unterschiedlicher Nutzungsvarianten abbilden lässt. Aufgrund der gesplitteten Zugangssituation vom Vorplatz sowie der Verwendbarkeit des Mobilwandsystems auch zur Unterteilung des Hauptfoyers ist zudem die parallele Nutzung des südlichen Konferenzbereiches und des Saales möglich.

Eine besondere Funktion nimmt das dem großen Saal nach Norden vorgelagerte Seefoyer ein. Zum einen dient es der Anbindung des Restaurants sowie der Säle „Bayern“ und „Lindau“ bei entsprechender Unterteilung des großen Saales, zum anderen kann dieses Foyer aber auch als komplett eigenständiger Raum für spezielle Empfänge, Betriebs- oder Familienfeiern genutzt werden. Großzügig öffenbare Verglasungen zum Kleinen See, die repräsentative Freitreppe zur Promenade sowie die direkte Andienbarkeit aus der Küche sind besondere Qualitäten dieser speziellen Räumlichkeit.

Restaurant und Küche selbst bleiben in ihrer Lage im Gebäude nahezu unverändert, so dass die Anbindung der Nebenräume im UG sowie die Andienung des großen Saales wie zuvor gegeben ist. Nach außen schiebt sich der Baukörper jedoch deutlich prägnanter in die Sichtlinie von der Zwanzigerstraße, so dass in Verbindung mit der einladenden Geste der Zugangsrampe eine wesentlich bessere Wahrnehmbarkeit des Seerestaurants gegeben sein sollte.

Sanierung

Der bestehende große Saal soll in seiner derzeitigen gestalterischen und funktionalen Qualität erhalten bleiben. Bauliche Eingriffe beschränken sich im wesentlichen auf die Anpassung an die neuen Zugangssituationen sowie auf eine bedarfsorientierte Optimierung der Saaltechnik. Auch in den erhaltenen Untergeschossflächen (Tiefgarage, Technik, Nebenräume Gastronomie) dürften sich die Sanierungsmaßnahmen im wesentlichen auf die Ertüchtigung der Oberflächen beschränken.

Eine energetische Sanierung wird nur im Bereich des Saaldaches erforderlich, wo unter der neuen Kupferdeckung ein zeitgemäßes Wärmedämmsystem vorgesehen wird. Alle weiteren Gebäudehüllflächen werden im Zuge der geplanten Abriss- und Neubaumaßnahmen ohnehin ersetzt und energetisch optimiert.

Konstruktion

Mit Ausnahme der Dachkonstruktion der Inselhalle sind alle Neubaumaßnahmen in Stahlbetonbauweise vorgesehen. Für die Dachkonstruktion im Umgriff des großen Saales kommen Holzfachwerkträger zum Einsatz, die unter Ausnutzung der gegebenen lichten Höhen im Dachraum eine stützenfreie Überspannung des Hauptfoyers ermöglichen.

Bauabschnitte

Die Entwurfskonzeption unterliegt einer klaren Systematik hinsichtlich des Bauablaufs bei laufendem Betrieb:

Während der Abriss- und Neubaumaßnahmen im 1. Bauabschnitt bleibt die bestehende Inselhalle inklusive Foyerflächen voll nutzbar. Auch die bestehende oberirdische Parkierung inklusive Zufahrt bleibt unbeeinträchtigt. Nach Fertigstellung des 1. Bauabschnittes kann dann bereits die komplette Saalerschließung über den neuen Ostzugang und das neue Hauptfoyer erfolgen, so dass im 2. Bauabschnitt die Inselhalle bei laufendem Betrieb komplettiert werden kann.

Als hiervon vollkommen unabhängiger Baustein kann im Osten des Grundstücks der Bau der Inselfeuerwehr erfolgen, bevor im letzten Bauabschnitt die Parkgarage mit integrierten Bootsanleger-Nebenräumen das Ensemble komplettiert. Sollten die Bootsanleger-Nutzungen bereits vor dem Bau der Parkgarage benötigt werden, wäre alternativ auch eine Integration in den Sockel der Restaurantterrasse möglich.
Lageplan

Lageplan

Lageplan

Lageplan

Grundriss Sockelgeschoss

Grundriss Sockelgeschoss

Perspektive

Perspektive

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Platzabfolge

Platzabfolge

Grundriss 1.+2. Obergeschoss Parkhaus

Grundriss 1.+2. Obergeschoss Parkhaus

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Schnitt A-A

Schnitt A-A

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Schnitt B-B

Schnitt B-B

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Detail Fassadenansicht und Schnitt Hallenerweiterung

Detail Fassadenansicht und Schnitt Hallenerweiterung

Detail Fassadenansicht und Schnitt Parkhaus

Detail Fassadenansicht und Schnitt Parkhaus

Visualisierung

Visualisierung