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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2010

Ortsmitte Neufinsing

5. Preis

Preisgeld: 5.500 EUR

KLE | Freie Architekten BDA, Stadtplaner SRL

Architektur

hutterreimann Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Herz

Der Ort Neufinsing entstand erst um die Jahrhundertwende. Durch das eindrückliche Wasserkraftwerk und den Ausbau des Isarkanals konnten Entwicklungsimpulse gesetzt werden und die ersten Arbeitersiedlungen brachten Leben nach Neufinsing. Betritt man das Wettbewerbsgebiet und studiert die Körnung der umgebenden Häuser und die Strukturen des Ortes wirkt alles erst einmal ganz luftig. Der Entwurf für die neue Ortsmitte von Neufinsing soll ein Begegnungszentrum schaffen, das durch die Vielzahl und Mischung an Nutzungen neue Aufenthaltsqualität entstehen lässt und dem Ort Identität schenkt. Ein Treffpunkt, ein Versammlungsort, ein Mittelpunkt soll entstehen. Ein Herz.

Städtebau

Ein neuer kleiner Marktplatz verbindet sich quer zur Achse der Straße mit dem Rathausplatz und schafft dadurch abwechslungsreiche und angenehm proportionierte qualitätsvolle Aufenthaltsräume im Begegnungszentrum. Mal enger, mal weiter, öffentlich und halböffentlich. Zwei Bügelhäuser definieren auf der Westseite diesen Marktplatz. Im nördlichen Haus ist ein Einkaufsmarkt und das Gesundheitszentrum vorgesehen, im südlichen Gebäude eine Seniorenpflegeeinrichtung. Auf der Ostseite wirken die bestehenden Bäume nun ganz locker über den Platz gestreut und werden zum Biergarten für die dort ansässige Gastronomie. Über dieser, und in unmittelbarer Nähe zum Rathaus, ist ein Bürgersaal im Obergeschoss angeordnet. Das sich bisher vom Wettbewerbsgebiet abwendende Rathaus verliert nun seine Rückseite. Der Bürgersaal stellt den Rathausturm markant in den Vordergrund und gibt den Blick auf das Rathaus frei. Gebäude auf der gegenüberliegenden Seite beherbergen verschiedene Nutzungen wie Apotheke und die Bücherei. Zwischen den beiden Bankgebäuden angeordnet, schaffen sie die fehlende Dichte um den Rathausplatz. Die Arkaden und Kolonaden des Rathauses werden durch die neuen Gebäude ergänzt, unterstreichen so den Charakter des Platzes und laden zum flanieren ein. Das Gesundheitszentrum gibt den Blick auf die kleine Kapelle an der Seestraße frei. Sie erfährt so als ältestes Gebäude im Ort die entsprechende Würdigung. Die Ränder des Wettbewerbsgebietes sind behutsam, sorgfältig und dem Ortscharakter entsprechend den umgebenden Wohnsiedlungen angeschlossen.

Freiraum

Ein neuer Flanierweg verbindet das Begegnungszentrum mit dem Speichersee. Dieser umfasst zunächst den neuen Platzraum zwischen Marktplatz und Rathausplatz mit einem großzügigen Biergarten mit frei angeordneten Bäumen auf einer Kiesfläche. Diese rahmende Wegerschließung setzt sich baufluchtbezogen über den Straßenraum zum neuen Marktplatz fort. Der Marktplatz wird als offene, multifunktionale Platzfläche angeboten, ein Wasserspiel unterstreicht dessen zentrale Aufenthaltsfunktion. Von hier aus geleitet der Flanierweg als westseitige Erschließung der Seniorenresidenz zu einem Spielplatz und einer schönen Hütte. Ein Blütenbeet aus Stauden und Ziergräsern mit Sitzmauereinfassung und begleitenden Aufenthaltsbereichen lädt zum Verweilen ein. Der Weg führt von hier als Steganlage weiter über den Bachsammler als barrierefreier, behindertengerechter Steg den Damm des Vorfluterkanals hinauf auf die Dammkrone. Von dort überbrückt er den Vorfluter und den mittleren Isarkanal um als ‚Speicherseebalkon‘ am Wanderweg auf der Dammkrone mit Panoramablick über die imposante Wasserfläche zu enden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Grundgedanke, einen größeren zusammenhängenden Platz zu schaffen, wird positiv gesehen. Positiv ist auch die sehr angenehme und wohlproportionierte Zonierung dieses Platzes in drei zwar zusammenhängende, aber doch eigenständige Bereiche: Marktplatz auf der Westseite der Staatsstraße und Biergarten sowie Rathausplatz auf der Ostseite. Richtig ist es auch, die zentralen Einrichtungen wie Bürgersaal, Gastronomie, Apotheke, Gesundheitszentrum und Einkaufsmarkt um die neue Ortsmitte anzuordnen. Die städtebauliche Gesamtkonzeption ließe sich gut in einzelnen Bauabschnitten realisieren, die Anschlüsse Gesundheitszentrum / Einkaufsmarkt müssten jedoch näher untersucht werden.