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Einstufiger, begrenzt offener Realisierungswettbewerb, Losverfahren | 05/2005

Landesgartenschau Bingen am Rhein 2008

Entwicklungskonzept

Entwicklungskonzept

3. Preis

Levin Monsigny Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Eine romantische Promenade am Tor zum Mittelrhein.

Vom städtischen Rheinufer Bingens blickt man westwärts auf den Mäuseturm: ein skurriles, geschichtsträchtiges Bauwerk inmitten des Stromes. Unmittelbar dahinter erheben sich malerisch die steilen Hänge des Rheinischen Schiefergebirges. Hier, am so genannten Binger Loch, an dem sich der Rhein mit unvorstellbarer Kraft den Weg durch das Massiv der Berge bricht, beginnt der Flussabschnitt, der aufgrund unlängst unter UNESCO-Schutz gestellt wurde:.

Die landschaftlich und kulturell einmalige Bedeutung des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal erfordern besondere Entwurfsprämissen: die Ausformulierung einer Entwurfssprache, die nicht eine Konkurrenz zum Ort und seinem Umfeld aufbaut, sondern die individuelle Geschichte Bingens und den Reiz der immer gegenwärtigen Kulisse in die Gestaltung integriert bzw. überhöht, wobei das Herausarbeiten von individuellen Qualitäten der einzelnen Teilräume und eine über die gesamte Länge erlebbare gestalterische Kontinuität. waren die Voraussetzung des Entwurfes.

Schon seit vielen Jahrhunderten inspiriert diese Landschaft Dichter und Künstler zu unzähligen Werken in Text und Bild. Einhergehend mit dem Aufstreben des Großbürgertums zu Beginn des 19. Jahrhunderts entwickelte sich eine neue Landschaftsästhetik, die das Ursprüngliche, das Raue und Wilde als Ideal der Darstellung hatte. Hier entstand der als Rheinromantik bekannt gewordene Stil, der - begünstigt durch ständig verbesserte Drucktechniken - weite Verbreitung fand und so Besucher von nah und fern in die Region lockte.
Die Anziehungskraft und Faszination dieses Rheinabschnitts ist bis heute geblieben, jedoch hat sich die Stadt Bingen seit damaliger Zeit verändert. Mit zunehmender Industrialisierung und den steigenden Ansprüchen an die Mobilität wurde das städtische Rheinufer als Handels- und Industriehafen ausgebaut; die Gleise der Personen- und Güterbahn trennten die Stadt zusätzlich vom Fluss. Bingen entwickelte sich vom Rheinufer weg – ins Landesinnere sowie auf die Westseite der Nahe, dem Stadtteil Bingerbrück. Auch hier beanspruchten die Gleisanlagen der Bahn den vollständigen Uferabschnitt und nahmen dem Mäuseturm sein ehemals landschaftliches Gegenüber. Die Bedeutung der Stadt war jedoch immer unmittelbar durch ihre einmalige Lage am Rhein begründet. Mit jedem Schritt weiter vom Ufer weg verlor Bingen ein Stück seiner Identität.

Nach der Entscheidung des Stadtrats, die inzwischen größtenteils brachliegenden Hafenareale wieder in das Stadtgefüge zu integrieren, erhält Bingen nun mit der Durchführung der Landesgartenschau die Gelegenheit, diesen scheinbar vergessenen Uferabschnitt als einzigartigen Freiraum zurück zu gewinnen. Entsprechend den heutigen Ansprüchen an eine moderne Parkanlage ausgestattet, wird er innerhalb kürzester Zeit wieder zum dauerhaften Anziehungspunkt für die Bürger Bingens und Besucher aus allen Regionen.
Die Landesgartenschau im Jahr 2008 bildet mit ihren Veranstaltungen, den floristischen Höhepunkten und der damit verbundenen Öffentlichkeit hierzu den Auftakt.

 Gegenstand des Wettbewerbs ist die Planung zur Realisierung der nachhaltigen Entwicklung
 und Neugestaltung der innerstädtischen Freiräume an Rhein- und Naheufer bis zur Bahnlinie
 unter Zugrundelegung des vorhandenen Gesamtkonzepts. Planung der Gestaltungsmaßnahmen
 und Nutzungsverteilung für die Durchführung einer Landesgartenschau.

 Ziele der Umgestaltung sind:
 die Schaffung eines öffentlichen und qualitätvollen Uferabschnitts in
 und
 von Rhein, Mäuseturm und dem Binger Loch.
Voraussetzung hierfür ist eine klare und möglichst selbstverständliche Gliederung der Fläche sowie ein eindeutiges Regelwerk für alle Formen der baulichen Eingriffe, Materialien und Ausstattungen. Auf diese Weise wird das Verbindende so kräftig, das es wiederum Störungen verträgt: die Gestaltung kann auf unterschiedliche Orte und Ansprüche reagieren, ohne die Kontinuität des Gesamten zu verlieren. Variationen werden zum belebenden Reiz der lang gestreckten Fläche.

Entlang des Binger Ufers entsteht eine großzügige, zum Wasser hin offene Promenade als Konstante und alle Freiräume verbindendes Element. Sie führt gleichmäßig von der Marina im Osten bis hin zum Aussichtspunkt an der Nahe-Mündung im Westen. Die exakte Ausbildung ihres Profils verändert sich immer wieder in ihrem Verlauf und reagiert so flexibel entsprechend ihrer Bedeutung auf einzelne Situationen.
Ausgangspunkt der zur Verwendung kommenden Materialien ist der ortsübliche grau-rötliche Naturstein. Er wird in den Belagsflächen in unterschiedlichen Formaten verwendet. Die Farben von Wassergebundener Decke und Asphalt orientieren sich an seinem grau-rötlicher Ton. Ähnlich wird auch die Materialität der Ufermauern in Abschnitte aus diesem Naturstein und Abschnitte aus Beton mit wiederum grau-rötlicher Oberfläche differenziert.
Die Promenadenbäume werden stadtseitig angeordnet. Auf diese Weise öffnet sich schon beim Betreten ihrer Fläche ein überwältigendes Raumerlebnis: die Promenade wird Teil des mächtigen Rhein-Stroms. Unter den Kronen der Bäume – in einem breiten Streifen aus Wassergebundener Decke – befindet sich auch das Mobiliar: von den Sitzbänken blickt man auf das lebendige Treiben der Menschen, auf die Weinberge der Rüdesheimer Seite und das Binger Loch.

Südlich der Promenade reiht sich – einer Perlenkette gleich – eine Folge unterschiedlicher Freiräumen auf, jeweils mit unterschiedlichen Inhalten und Atmosphären, mit eigenständiger Qualität. Aus einer gemeinsamen Idee entwickelt, treten sie jedoch in Beziehung zueinander und werden zu einer untrennbaren Einheit.
Jenseits der Nahe stellt der Park Bingerbrück in seinen Elementen zwar eine spürbare Fortsetzung dar. Er wird jedoch in seiner Komposition als deutlich landschaftlicher Kontrast zum städtischen Ufer Bingens ausformuliert und bildet so den Übergang zwischen Stadt und Natur.
Auch der visuelle Bezug zum Rheinpanorama verändert sich im Verlauf von Ost nach West, das Spiel mit immer wiederkehrenden Aussichten bleibt aber bestimmendes Merkmal aller Flächen. Denn es sind der Fluss, die Berge und die Ruinen, die Bingen zu einem einzigartigen, romantischen Ort machen: dem Tor zum Mittelrhein.


Ein Spaziergang zwischen Stadt und Rhein.

Ehemaliges Hafenkerngebiet. Der unlängst entwickelte Rahmenplan ist maßgebliche Vorgabe des östlichsten Uferabschnitts. So legt er die Gliederung der Fläche in drei Höhenstufen fest: die unteren beiden bilden die Promenade und öffentliche Grünflächen, die oberste wird zukünftig als neues Wohnquartier mit privaten Freiflächen und Gärten entwickelt. Mauern stellen eine deutliche Trennung her. Um die Fläche des Hafenkerngebietes jedoch in seiner Gesamtheit wirken zu lassen, wird die Gestaltung der öffentlichen Freiflächen – wenn auch in transformierter Form – in den privaten Gärten aufgenommen und so miteinander verzahnt.
Ein Rhythmus aus Baumlinien strukturiert senkrecht zum Ufer die lang gestreckten Flächen. Sie bilden wechselnde Raumfolgen und erhalten gleichzeitig die Sicht aus den dahinter liegenden Wohngebäuden. Steinlinien verlaufen im Boden, stärken die Richtung und erschließen die offenen Rasenflächen. Vereinzelt kommen sie empor und bilden Bänke zum Verweilen. Von hier aus blickt man auf kleine Spielflächen, Treffpunkt der umliegenden Quartiere. Die Anordnung der Elemente besitzt genügend Flexibilität, um zukünftig innerhalb der Bebauung auf die Entwicklung dieses Quartiers und seine konkrete Architektur reagieren zu können.
Die von der Hafenstraße kommenden Stichstraßen bilden am Rand des oberen Niveaus offene Aussichtsterrassen. Man blickt über die Promenade auf den Rhein und die Weinberge Rüdesheims. Hier wechselt auch das Material von Mauern und Wegen und bildet einen besonderen Akzent: der rötliche Beton der Mauern wird zu Naturstein, das Pflaster der Promenade zu Natursteinplatten.
Westlich des neuen Wohnquartiers weitet sich das Pflaster der Uferpromenade auf und rahmt als große steinerne Fläche das neue Rheinbecken, das an das Industriedenkmal Alter Kran herangeführt wird. Eine Platzfläche mit Wasserbecken sowie das Gebäude des Alten Zollhauses vervollständigen dieses Ensemble. Rampen und Treppen vermitteln zu den unterschiedlichen angrenzenden Niveaus.

Hindenburganlage. Dieser Uferabschnitt entwickelt sich aus der überlieferten Grundstruktur der alten Parkanlage. Sie zeugt von der besonderen Geschichte des Ortes und wurde über die Zeit zu einem Identifikationspunkt der Binger Bürger. Die prägenden Großbaumindividuen werden übernommen und bilden von Beginn an einen eindrucksvollen vegetativen Raum in der Abfolge des Rheinufers. Ergänzt mit weiteren Bäumen, bilden sie auch die kurzen Alleen, die in unregelmäßigen Abständen von der Stadtseite zur Uferpromenade führen. Dort rhythmisieren sie die Uferlinie mit kleinen Bastionen, Aussichtsbalkone, die gleichzeitig den Personenschiffen als Anlegestellen dienen.
Schon zur Entstehung dieses alten Bürgerparks waren kleine Ziergärten in der geometrischen Figur der Hindenburganlage eingebettet. Wenn auch in moderner Sprache übersetzt, entstehen sie wieder neu: als „Salon“-Gärten nehmen sie Bezug auf die für Bingen so bedeutende Epoche der Rheinromantik, spielen jedoch mit dem dekorativen Aspekt jener bürgerlichen Zeit. Denn nahezu zeitgleich zu diesem Stil entwickelte sich auch der scheinbar gegensätzliche Stil des Biedermeiers. In der gepflegten Atmosphäre großbürgerlicher Häuser fand ein reger kultureller und politischer Austausch statt, die so genannten Salons. Ihr Inventar wurde zum Sinnbild des Biedermeiers und bildete gleichzeitig das schmückendes Ambiente für Reiseberichte und Bilder der Rheinromantik.
Die Gärten zeigen in ornamentalen, aus Stein gefassten Figuren üppige Pflanzkompositionen aus farbiger Blütenpracht. Andere bieten einen festen Rahmen für die Präsentation der Binger Partnerstädte. Ein nächster wird zu einem Fontänenplatz, auf dem filigrane Wasserfontänen unterschiedliche Figuren nachzeichnen. Stillgelegt bietet sein leicht erhöhtes Steinpodest Platz für besondere Veranstaltungen. Angrenzend wird das Bild dieser Gärten wiederum zu kreisförmigen Spielflächen variiert.
Mit dem „wilden und rauen“ Panorama - erlebbar von der Uferpromenade - und der liebevoll zierenden Ausgestaltung der Hindenburganlage kommen zwei scheinbar widersprüchliche und doch untrennbar verbundene Aspekte der für die Blütezeit von Bingen so bedeutenden Rheinromantik zusammen.

Rhein-Nahe-Eck. Das Ufer des Rhein-Nahe-Ecks spielte aufgrund seiner einmaligen Lage immer eine große Rolle im öffentlichen Leben Bingens. So entstanden hier zu unterschiedlichen Zeiten die öffentlichen Gebäude, die noch heute diesen Ort baulich prägen. Die an die Uferpromenade angrenzenden, stadtseitigen Freiräume bilden ihnen einen inhaltlichen und funktionalen Rahmen.
Im Schatten der großen Platanen liegen - westlich der Hindenburganlage - die Terrassen des neuen Biergartens. Aus der Architektur der Alten Stadthalle entwickelt, beenden sie gemeinsam die lang gestreckte, axiale Parkanlage. Der südlich vorgelagerte Festplatz bietet der Alten Stadthalle ein großzügiges Umfeld und schafft weitere Flächen für temporäre Veranstaltungen wie das alljährliche Weinfest. Die angrenzende Parkplatzanlage sollte zugunsten einer besseren funktionalen und gestalterischen Ausnutzung neu organisiert werden. Erst so wird hier eine ununterbrochene und in angemessener Breite vorzusehende Fußgänger- und Radverbindung zum Uferpark Bingerbrück möglich.
Die Uferpromenade setzt sich westlich der Alten Stadthalle wieder auf zwei unterschiedlichen Niveaus fort. Unten befindet sich der gepflasterte Abschnitt mit mehreren Schiffsanlegestellen, der sich an der Spitze zum alten Treidelpfad verschmälert. Auf dem oberen Niveau - dem Historischen Museum am Strom vorgelagert - entsteht eine große Stadtterrasse, auf der das Denkmal Victor Hugos an den Bezug des Dichters zu dieser Region Bingen erinnert. Weiter westwärts gelangt man schließlich zur Platzfläche am Rhein-Nahe-Eck: von den Bänken unter den Kronen der Bäume erblickt man das grandiose Naturschauspiel des Binger Lochs. Eine große Treppenanlage führt hinab an das Wasser. Sie wird zur Tribüne für weitere Veranstaltungen, zum romantischen Sitzplatz für Binger und ihre Besucher.

Uferpark Bingerbrück. Am Rheinufer westlich der Nahe erstreckt sich - durch dichte Strauchpflanzungen von den Gleisanlagen der Bahn getrennt – der Park Bingerbrück. Seine Gestaltung entwickelt sich aus den prägenden Faktoren seiner Lage: seiner ebenen Fläche kommt in dem stark topografisch geprägten Bereich Bingens eine besondere Bedeutung als nutzbare Parkanlage zu; er muss als große Pufferzone zu dem Naturschutzgebiet der Rheinkribben vermitteln; und er bildet die direkte Nachbarschaft des Mäuseturms und der Ruine Ehrenfels, bauliche Sinnbilder der Rheinromantik.
Die Grundfläche des Parks wird als großzügige Wiese ausgebildet. Sie bietet ausreichend Platz für Freizeit und Erholung und eignet sich genauso als ruhige Liegewiese wie als frei benutzbare Spiel- und Lauffläche. Landschaftliche Baumpflanzungen schaffen wechselnde Raumfolgen und bilden sowohl dichte, schattige Zonen als auch offene, sonnendurchflutete Bereiche. Gleichzeitig vermitteln die Bäume mit ihrer vegetativen Masse zwischen der städtischen Seite Bingens und dem angrenzenden, von dichten Auenwäldern geprägten Rheinkribben. Und sie geben dem Mäuseturm am Schattenhang des Rheinufers wieder ein baumbestandenes Ufer.
Das Motiv der städtische Promenade wird diesseits der Nahe zu einem landschaftlichen Uferweg entlang des Rheins variiert. Der Uferweg beginnt an der Nahebrücke und führt über die Terrasse der alten Wagenausbesserungshalle bis an das eindrucksvolle Naturschutzgebiet heran.
Wie auch die Uferpromenade Bingens wird sein Verlauf von stegartigen, schmalen Wegen rhythmisiert, die hier vom Rheinradweg entlang der Gleise bis zu den kleinen Aussichtspunkten in der naturbelassenen Böschung des Rheinufers führen. Ihr Anfangspunkt wird jeweils durch einen kleinen Eingangsplatz markiert, auf dem sich auch ein Bauwerk befindet: ein Informationskiosk; die alte Stellwerkanlage; das Brückenbauwerk zum Stadtteil Bingerbrück; der neue Tunnelausgang vom Hauptbahnhof; das Denkmal „Binger Loch“, dessen Weg zur großen Aussichtsterrasse am Alten Hafen und dem Informationszentrum Mittelrhein führt; dem Vereinshaus der neuen Kleingartenanlage und zuletzt dem alten Brückbauwerk. Der von hier zum Ufer führende Weg vermittelt durch eine Mauer zum tieferen Niveau der Rheinkribben und bildet so eine klare bauliche Grenze des Parks.
Eingebettet in die Struktur des Parks entdeckt man weitere besondere Orte: in den Rhododendron-Hainen innerhalb der Wiesenflächen verstecken sich verwunschene Märchengärten und erzählen Geschichten vom geizigen Erzbischof Hatto, von den sieben betörenden Jungfrauen von Oberwesel und von der Wisperstimme im Wispertal. Andere öffnen sich zu den großen Wiesenflächen des Parks und bieten sagenumwobene Spielplätze.
Schon von den Eingangsplätzen entlang der Bahngleise - aber auch immer wieder im Park - öffnen sich malerische Blicke auf den Mäuseturm, die Ruine Ehrenfels und die Szenerie des Binger Lochs. Obwohl außerhalb seiner Fläche gelegen, werden sie zum stimmungsvollen und prägenden Bestandteil des Uferparks Bingerbrück.


Die romantische Landesgartenschau.

Die Veranstaltungen der Gartenschau, die baulichen Ergänzungen aber vor allem die weiteren Pflanzungen mit fantasievollen Themengärten und üppiger Wechselflor nutzt und überhöht die Stimmungen der beschriebenen Orte. Zusammen mit dem einmaligen Rheinpanorama wird sie zu einem unvergesslichen Ereignis, der romantischen Landesgartenschau 2008 in Bingen am Rhein.
Die Einfriedung der Gartenschauflächen folgt im Wesentlichen den erarbeiteten Vorschlägen der Stadt Bingen. Mit dem Hafenkerngebiet und der Hindenburganlage einerseits und dem Park Bingerbrück andererseits entstehen zwei große, eingefriedete Abschnitte. Das Rhein-Nahe-Eck bleibt demgegenüber öffentlicher Uferabschnitt und wird einen Sommer lang lebendige und kommunikative Schnittstelle zwischen Touristen, den Besuchern der Gartenschau sowie den Binger Bürgern.
Trotz des schmalen, lang gestreckten Grundstücks ermöglicht die zur Landesgartenschau realisierte Erschließung, dass die Besucher alle Teilbereiche des Geländes in einem abwechselungsreichen Rundgang entdecken können.

Hafenkerngebiet. Der Haupteingang zur Landesgartenschau befindet sich am Binger Stadtbahnhof, direkt in der Achse der neuen Bahnüberführung. Hier befinden sich als Auftakt große, multifunktionale Freiflächen, aber auch Kassen, Souvenir-Läden und Gastronomie. Von hier aus gelangen die Besucher entweder über Treppen oder Rampen zur Uferpromenade und der westlich angrenzenden Hindenburganlage oder sie entschließen sich, mit den niveaugleich östlich liegenden Ausstellungsflächen zu beginnen.
Das zukünftige, hochwasserfreie Baufeld im Hafenkerngebiet bietet ein geeignetes Flächenpotential für die ausgedehnten Schauflächen der Gartenschau. Die Stichstraßen des geplanten Quartiers werden soweit möglich schon realisiert. Ihre Köpfe verbinden sich – wie bei der Treppenanlage am Haupteingang - als Aussichtspunkte mit der unteren Parkebene. Im Bereich der Blumenhalle führen sie auf die Bestandshöhe des alten Gebäudes hinab. Auch die Stützmauern der Wohnanlage werden weitestgehend hergestellt. Seitlich der Aussichtspunkte, wo die Torhäuser selbst den Höhenversprung herstellen werden, wird das Gelände als gleichmäßig geneigte Ebenen ausgebildet. Diese Flächen werden mit attraktiver Wechselflor ausgestattet und bieten sowohl von oben als auch beim Flanieren auf der Uferpromenade einen beeindruckendes pflanzliches Bild. Das Gelände der Ausstellungsflächen selber wird aus Feldern von Rasen, Kies und Staudenpflanzungen belegt. Ihr rhythmischer Wechsel ermöglicht eine flexible Anordnung für die erforderlichen Zeltgrößen der Schau und der Flächenansprüche ihrer Ausstellungsinhalte. Streifen aus Wechselfor gliedern die übergeordneten thematischen Bereiche und bilden immer wieder floristische Akzente innerhalb der Fläche. Bäume, Hecken und rötliche Plattenlinien bilden eine weitere räumliche Struktur, verzahnen sich mit der Gestaltung der unteren Parkebene und werden zum ersten sichtbaren Qualitätsmerkmal der zukünftigen Wohnanlage.
Am Haupteingang beginnend führt ein breiter Weg nach Osten, zuerst als Rampe die unterschiedlichen Niveaus verbindenden, erschließt er dann die gesamte Länge des temporären Schaugeländes. Eine leichte bauliche Konstruktion begleitet den breiten Weg entlang der Stadtseite. Von Weinranken bewachsen, verdichten sich die Bögen in Blickrichtung zu der vermutlich längsten Weinlaube entlang des Rheins. Folgt man ihrem Verlauf, entdeckt man vor der Kulisse der Rüdesheimer Weinhänge eine Reihe von Themengärten, die sich mit Bingen, dem mystischen Rheintal sowie dem Schaffen Hildegards von Bingen auseinandersetzen. Östlicher Endpunkt der Laube ist der große Weinplatz, gerahmt von dem Winzerdorf der vier Anbaugebiete. Von hier aus gelangt man zur gastronomisch genutzten Aussichtsterrasse am Rhein. Die Uferpromenade führt zurück zum Haupteingang, Ausstellungs- und Hotelschiffe liegen entlang des Ufers; östlich erstreckt sich die Grünfläche des öffentlichen Parks, immer wieder unterbrochen von den großen, schiefen Ebenen aus üppig farbenfroher Wechselflor.
Auch wenn es – wegen der gemäß Rahmenplan folgenden Bautätigkeit für Hochbau und Tiefgaragen - nicht möglich erscheint, für die Gartenschau die Grünstruktur der zukünftigen privaten Wohnanlage zu erstellen, können bauliche Elemente der Ausstellungsflächen auch in den endgültigen Zustand übernommen werden. Die Gestaltung dieses Bereiches mit ihren vielfältig nutzbaren Freiflächen, den reizvollen Themengärten sowie der schon realisierten Wege ermöglicht darüber hinaus jedoch eine attraktive Zwischennutzung als öffentliche Parkerweiterung für Bingen, bis die Baufelder sukzessive ihrer eigentlichen Bestimmung zugeführt werden.

Hindenburganlage. Folgt man dem Rhein weiter flussabwärts, gelangt man auf die Uferpromenade der alten Hindenburganlage. Hier liegen – neben den Personenschiffen, die eine Rundfahrt zum Binger Loch anbieten – historische Rheindampfer und laden zum Besichtigen ein. Entlang der Uferlinie stehen große Kisten und Container: sie sind gefüllt mit unterschiedlichsten Pflanzen des gesamten Rheinlaufs und erinnern an die Zeit, als die Stadt aufgrund ihrer besonderen Lage am Binger Loch zu einem bedeutenden Umschlagplatz aller auf dem Rhein verschifften Waren wurde.
Tritt man nun unter die Kronen der angrenzenden Parkanlage, entdeckt man in direkter Nachbarschaft die überraschenden Figuren der Salon-Gärten. Ihre ungewöhnlichen Bepflanzungen werden neben den Partnerstadtgärten zu einem floristischen Höhepunkt der Gartenschau.
Der Zaun des erforderlichen Zugangs zur Köln-Düsseldorfer Anlegestelle wird mittels Durchgangskontrolle bzw. elektronischem Ticket überquert. Ein weiterer Ein- und Ausgang befindet sich am westlichen Ende des Parks und ermöglicht – neben den Kassen- und Souvenirpavillions eine Rast auf der großen Terrasse des Biergartens.

Rhein-Nahe-Eck. Am Ufer gelangt man - entlang weiterer temporärer Blumenbilder – zum spektakulären Aussichtspunkt Bingens, dem Rhein-Nahe-Eck. Auch wenn nicht innerhalb der Einzäunung, finden hier – begleitet durch die Stadthallen und dem Historische Museum am Strom – ganzjährig Veranstaltungen zur Landesgartenschau statt.

Uferpark Bingerbrück. Über die neue Nahebrücke gelangt man zum Uferpark Bingerbrück. Ein- und Ausgänge auf das eingezäunte Gelände befinden sich wahlweise unmittelbar hinter der Brücke sowie an der neuen Fußgängerbrücke über die Gleisanlagen. Über den Uferweg gelangt man zu den kleinen Aussichtpunkten am Rhein und schließlich zum Ausstellungsgebäude am Alten Hafen. Der Weg wird gesäumt durch weitere Figuren aus Wechselflor. Die Terrasse des Ausstellungsgebäudes lädt mit Aussengastronomie zum Verweilen ein und bietet einen neuen Blick in das Binger Loch und den direkt benachbarten Mäuseturm. Westlich angrenzend befindet sich – auf der Fläche der zukünftigen Kleingartenanlage – das zweite temporäre Schaugelände und zeigt neben modellhaften Parzellen weitere Ausstellungsinhalte wie Musterfriedhof, Streichelzoo und Präsentationsflächen für Landwirtschaft, Gartenbau etc. Ein Ausgang führt hier im Westen zu fachkundigen Führungen durch das Naturschutzgebiet der Rheinkribben. Der Rückweg könnte nun durch das „Hinterland“ des Parks führen: die Besucher erkunden hier mystische Märchengärten und Abenteuerspielplätze, die - zwar für die Daueranlage erstellt - ein weiterer Höhepunkt der Gartenschau darstellen werden.
BingerbrĂĽck

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Hindenburganlage

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