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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2010

Freiheits- und Einheitsdenkmal 2010

© Prof. Stephan Balkenhol Perspektive

© Prof. Stephan Balkenhol Perspektive

Preis

Prof. Stephan Balkenhol

Kunst

NAK Architekten GmbH

Architektur

ahw Ingenieure GmbH

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Mein Vorschlag besteht aus einer ca. 5 m hohen, aus Gips modellierten, in Bronze gegossenen und bemalten Skulptur, die einen Mann in weißem Hemd und schwarzer Hose darstellt. Dieser kniet gelassen und in sich ruhend auf einer vierstufigen Betonplattform. Der Betonsockel besteht aus vier Quadraten, die ineinander gedreht sind und so eine Bewegung erzeugen. Die unterste Ebene hat die Maße von 18 x 18 x 0,3 m. Die Blickrichtung der Skulptur geht schräg am zukünftigen Stadtschloss vorbei in Richtung ‚Unter den Linden’.

Begleitende Gedanken zu dem Vorschlag
Der Fall der Berliner Mauer und das Ende der SED-Diktatur muss als ein Glücksfall der deutschen Geschichte bezeichnet werden. Uns allen erschienen die Wiedervereinigung und das Ende des Kalten Krieges wie ein Wunder. Die Ereignisse erzeugten eine große Euphorie und weckten viele Hoffnungen bei den Menschen in Ost und West. Dass viele dieser, vielleicht allzu naiven und wenig realistischen Wünsche sich nicht erfüllt haben, ist im Abstand von 20 Jahren zum Fakt geworden. Aber der Psychologe sagt: Eine Ent-Täuschung ist zunächst nichts Negatives.
Es bedeutet lediglich, dass die Täuschung der Realität Platz gemacht hat. Freiheit heißt ja nicht, ein sorgenfreies Leben ohne Anstrengung führen zu können, sondern verlangt dem Einzelnen
letztendlich mehr ab, als das Leben in einer Diktatur. Die Möglichkeit in einer offenen Situation eine selbstbestimmte Entscheidung zu treffen, verlangt oft nach mehr Kraft, als die Verantwortung für das eigene Handeln an einen Dritten abzugeben.
Das Zusammenleben in einer freiheitlich-demokratischen Gemeinschaft ist gegründet auf Respekt gegenüber dem Nächsten, auf Toleranz und Verantwortung. Es versetzt den Einzelnen in die Lage, sich zu entfalten und seine individuellen Möglichkeiten auszuschöpfen, schränkt seine Bewegungsmöglichkeiten, seine Berufswahl, seine politischen und religiösen Überzeugungen nicht ein, bedeutet Freiheit für Kunst und Kultur. Freiheit ist jedoch kein Status Quo, sondern muss immer neu verteidigt, behauptet, bezeugt werden. Nicht zuletzt dadurch, dass jeder sein kreatives Potential erweitert und zur Gemeinschaft etwas beiträgt, das sie weiterbringt. Freiheit ist Arbeit, sie zu verteidigen eine tägliche Anstrengung, aber sie ist unumstößlich die beste Form in einer Gesellschaft ein menschenwürdiges Dasein zu führen.
Warum habe ich einen knienden Mann als Motiv für das Denkmal des Mauerfalls und der Deutschen Einheit gewählt?

Die Geste eines Knieenden verkörpert für mich mehrere Aspekte:
- Erleichterung - über das Ende der Unterdrückung
- Dankbarkeit - gegenüber allen, die geholfen haben, den Prozess unblutig zu einem Ende zu bringen
- Gedenken - an die Opfer, die die Mauer und die Jahre der Diktatur gekostet haben
- Bewusstsein - für die Chancen aber auch die Anforderungen, die sich aus der Möglichkeit der Freiheit für jeden Einzelnen ergeben
- Zuversicht - diese Freiheit zu bewahren und zu verteidigen
Ich habe bewusst eine ‚bescheidene’ und keine demütige Geste gewählt. Die bescheidene Geste bedeutet für mich zugleich Glück über das Erreichte und Mut, die neuen Aufgaben zu bewältigen. Der Bescheidene verkörpert das in Freiheit selbstbestimmte Individuum. Manche mag die Darstellung eines ‚Knienden Mannes‘ zunächst irritieren, haben sie zu diesem Thema vielleicht etwas ‚Heroisches’ erwartet. Ich sehe aber gerade in dieser Wirkung das Potential, einen Spannungsbogen anzulegen, der den Betrachter zu neuen und eigenen Sichtweisen führen kann.
Aus künstlerischer Sicht möchte ich die Arbeit nicht auf die metaphorisch-symbolische Ebene reduziert wissen, sondern baue auf die skulpturale Präsenz der Skulptur, die im Stadtraum ihre Offenheit und Autonomie als Kunstwerk behauptet.
© Prof. Stephan Balkenhol Perspektive

© Prof. Stephan Balkenhol Perspektive

© Prof. Stephan Balkenhol Perspektive

© Prof. Stephan Balkenhol Perspektive

© Prof. Stephan Balkenhol Umgebungsmodell

© Prof. Stephan Balkenhol Umgebungsmodell

© Prof. Stephan Balkenhol Umgebungsmodell

© Prof. Stephan Balkenhol Umgebungsmodell

© Prof. Stephan Balkenhol Arbeitsmodell

© Prof. Stephan Balkenhol Arbeitsmodell