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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2010

Freiheits- und Einheitsdenkmal 2010

© realities: united GmbH Perspektive

© realities: united GmbH Perspektive

Anerkennung

realities:united

Architektur

BIG Bjarke Ingels Group

Architektur

schlaich bergermann partner - sbp SE

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

VORBEMERKUNGEN
Skulptur, Architektur, Landschaftsarchitektur. Der unverrückbare Kern dieses Vorschlags ist die Errichtung einer ringförmigen Brücke zwischen dem bestehenden Denkmalsockel und dem gegenüberliegenden östlichen Kanalufer. In der Wichtigkeit darunter stehen die einzelnen Gestaltungsaspekte des „innerer Denkmalbereichs“, die Formsprache des Brückenobjekts etc.. Alle entfernteren Gestaltungsaspekte –das betrifft den großen Teil des eigentlichen Denkmalsockels - sind im wesentlichen landschaftsarchitektonischer Natur. Erweiterung des Denkmalbereichs Die Konsequenzen der Erweiterung des Denkmalbereichs bis zum gegenüberliegenden Kanalufer sind innerhalb der Möglichkeiten des Bearbeitungsstands auf ihre Machbarkeit hin geprüft worden. (-> siehe Baubeschreibung)

INTENTION
a. Grundsätzliches Neben den auftragsgemäßen Zielen der Erinnerungspflege will das vorgeschlagene Denkmal ein Ort sein, der auch dem weiter andauernden Prozess der Bildung der „inneren Einheit“ dient. Das bedeutet nach der Erfahrung der letzten 20 Jahre insbesondere auch die Förderung der Versöhnung der ehemals in gegensätzliche Lager gespaltenen Gesellschaft, und die Bildung einer modernen nationalen Identität. Das Denkmal ist die untrennbare Kombination aus einer Skulptur und einer Brücke. Seine formale Erscheinung weist es als Infrastrukturbauwerk aus, seine vernunftwidrige Form und seine symbolische Platzierung als künstlerischen Eingriff.
b. Skulptur und Mensch Diese Skulptur will nicht nur betrachtet werden, sondern sie will gemäß ihrem Zweitwesen als Infrastrukturbauwerk vor allem ein Mittel sein. Das thematisiert die Bedeutung der Menschen, die auf diesem Denkmal zuoberst sind. Übertragen - also in Bezug auf die Revolution von 1989 - und ganz gegenwärtig in Gestalt der täglichen Besucher, die sich auf der Brücke versammeln.
c. Brücke und Kreis Die Installation vereint zwei einfache Bilder: Brücke und Kreis. Das erste – die Brücke – ist ein Symbol der Überwindung, der Wegbarmachung und des Zusammenkommens von zwei vorher getrennten Seiten . Das zweite – der Kreis – ist ein Symbol für Vollkommenheit und Einheit. Die Überlagerung der beiden Zeichen - der Kreis als Brücke - schafft ein neues spezielles Objekt mit zusätzlichen Bedeutungsebenen. Der Brückenkringel ist das Bild der freudigen Verbindung: übermütig, kraftvoll und optimistisch. Es ist ein positives Symbol, aber es ist keine triumphale Gebärde. Die Figur ist nicht nur eine Metapher für die positive Erfahrung der Überwindung von Unfreiheit und Teilung, sondern auch für die gesellschaftliche und individuelle Erfahrung der Teilung selbst, die seitdem ein prägender Teil der deutschen Identität ist. Ein Kreis als Brücke das sind in Wirklichkeit zwei Brücken. Ein Weg der sich teilt, dann auf zwei getrennten Bahnen den Abgrund überwindet, sich dabei immer weiter voneinander entfernt und sich schließlich wieder trifft: Das ist ein Bild für die Ereignisfolge von Teilung, Isolation und Widervereinigung. So gesehen mag dann der Weg über die zunächst lustige Brückenkurve, auch als ein gebautes Sinnbild für die mühevollen individuellen Umwege erscheinen, als Konsequenz der Teilung aber auch des Neuanfangs im vereinigten Deutschland

Städtebauliche Transformation
Das bisher beschriebene Bild der kreisförmigen Brücke enthält keine Erklärung, warum dieses Motiv nicht innerhalb des Formats einer klassischen Skulptur, d.h. „auf dem Sockel“, verarbeitet wurde. Die Antwort ist, dass das „Handeln“ des Denkmals bzw. die von ihm erkennbar bewirkte Transformation seiner Umgebung, speziell des bestehenden Sockels, den zweiten wesentlichen Mitteilungsaspekt des Denkmals ausmacht. Die Transformation seiner städtebaulichen Einbettung ist gleichzeitig ein symbolischer und ein praktischer Eingriff. Sein Ziel ist die präzise Artikulation des Denkmals eben auch durch die Auseinandersetzung mit dem historischen Originaldenkmal. Ein Nebenaspekt ist die Verbesserung der städtebaulichen Funktion des Denkmalortes. Der Vorschlag ist diesem sensiblen städtebaulichen und historischen Kontext angemessen, weil er einer klaren Agenda folgt und weil die Veränderungen an der historische Substanz moderat und vollständig „transparent“ sind, also die ursprüngliche Gestalt in allen Aspekten weiterhin erkennbar ist. Die Legitimität – also die Frage, ob man überhaupt ein neues Grundelement in diesen in der Geschichte so oft transformierten städtebaulichen Kontext einfügen darf – ist eine andere Frage. Die Verfasser sind der Meinung, dass die herausragende Bedeutung der Aufgabe und die Botschaft des Denkmals, das ja dem Mut, der Tatkraft und als Freiheitsdenkmal nicht zuletzt dem verantwortungsvollen Ungehorsam (Leipzig) gewidmet ist, eine Bejahung zulässt: Ja, für diese Aufgabe, ist es legitim! Transformation als Funktionsanpassung Zunächst zu den praktischen Aspekten der städtebaulichen Transformation: Als Brücke bekommt der Denkmalort eine höhere städtebauliche Bedeutung; es wird dadurch letztendlich größer, selbstbewusster und präsenter im Gefüge der Stadt. Das Denkmal wird als zentrales Verbindungsstück zwischen der Schlossfreiheit und dem Schinkelplatz installiert und verknüpft diese um sich herum zu einer kontinuierlichen Platzfolge vor der Westseite des Schlosses (deren relativ enge Situation schon damals Thema war). Die zweiseitige Zugänglichkeit macht das Denkmal leichter zu erreichen und so erhöht sie auch die Robustheit der Denkmalnutzung gegenüber den zu erwartenden Beeinträchtigungen durch die anstehenden jahrelangen Bauarbeiten an Schloss, U-Bahn und Bauakademie. Als heimliche Agenda antizipiert das Denkmal die Aufwertung des vergessenen Spreekanals, dessen Nutzen in der Zukunft neu zu definieren ist. Seine Wahrnehmung wird ebenfalls gestärkt. (-> siehe Kasten „zum städtebaulichen Umfeld“)

Transformation als Symbol
Wichtiger aber als die praktischen Aspekte sind die symbolischen Aspekte der Sockeltransformation. Sie bilden neben dem Brücke/Kreis Sinnbild den zweiten umfassenden Mitteilungsbereich des Denkmals. Das Denkmal artikuliert sich durch - oder man kann sagen: das Denkmal „ist“ die gezielte Veränderung des städtebaulichen Außenbezugs des alten Denkmalsockels. Durch seine symbolische Veränderung werden die Befreiung und die Einheit von 1989/90 einschließlich des dazu korrespondierenden demokratischen gesellschaftlichen Selbstverständnis in eine abgrenzende Beziehung gesetzt mit der Einheit von 1871 und der damaligen Gesellschaftsordnung. Dadurch - indem die Unterschiedlichkeiten thematisiert werden - wird das neue Denkmal ergänzend charakterisiert. Außerdem wird dadurch prophylaktisch allen möglichen Missverständnissen in Bezug auf die Bedeutung der Denkmalplatzierung auf dem kaiserlichen Denkmalsockel vorgebeugt. Die Ausweitung der historischen Grundrisslinie des Denkmalsockels ist dafür ein allgemeines Zeichen. Es steht für die selbstbewusste Bildung einer Position in respektvollem Bezug zur historischen Vorlage, aber nicht in ihren Grenzen. Insbesondere die Verwandlung des Sockel von einem städtebaulichen Abschlusselement zu einem Brücken- d.h. Übergangselement enthält die Anerkennung der Bedeutung der Einheit von 1871 für die Gegenwart und relativiert sie gleichermaßen: Sie war ein wichtiger Schritt, aber nicht die Vollendung. Es ist auch eine Interpretation der gegenwärtigen Einheit und Freiheit ebenfalls nicht als vollendeter Zustand,
sondern als anhaltender Prozess. Der weitere symbolische Aspekt ist die Öffnung der Denkmalanlage zur anderen Seite – zur Stadt. Bisher war sie ausschließlich auf das Schloss als Symbol der Zentralgewalt bezogen und zeigte der Stadt ihre Rückseite. Diese Öffnung ist stellvertretend für die Vorstellung dass die Einheit - und noch weniger die Freiheit - das Ergebnis einer einzigen Ursache und einer einzelnen Gewalt sind, sondern nur aus der Vereinigung ganz unterschiedlicher Personen und Einflüsse entstehen kann; das mithin das Prinzip der Begegnung und des demokratischen Dialogs dafür entscheidend ist.

ENTWURFSBESCHREIBUNG

Brücke und innerer Denkmalbereich
Formal ist die Installation als konventionelle Brücke gekennzeichnet. In der Wahrnehmung ist sie eher eine „sonderbare Brücke “als eine „begehbare Skulptur“. Abgesehen von- und im deutlichen Kontrast zu der irritierenden Ringform erscheint sie im Ganzen als ein klassisches Infrastrukturbauwerk, geprägt von einem grundsätzlichen Pragmatismus und einer generellen gestalterischen Zurückhaltung. Die Brücke erinnert an entsprechende Bauwerke aus den 1960er Jahren, mit der typischen Kombination aus Direktheit, pragmatischer Beschränkung und subtiler Eleganz; die Details sind bis zur Unsichtbarkeit unaufdringlich. Die Grenzlinie zwischen Gestaltungsabsicht und technischer Ausformulierung ist ebenso wenig zu fixieren, wie das exakte Baujahr der Brücke. Dieses Bild ändert sich leicht, aber nicht fundamental, bei Annäherung an die Brücke, wenn der hohe Qualitätsgrad der Material- und Oberflächenbeschaffenheit und die Präzision der Ausführungsdetails erkennbar wird. (-> siehe Baubeschreibung.) Der bestehende Denkmalsockel erhält entlang der Grundrisslinie des Brückenrings eine gestufte Einfräsung, die den Höhenunterschied zwischen beiden Uferseiten verringert und außerdem einen großzügigen Aufenthaltsbereich mit Blick vom Sockel über die Brücke in Richtung Schinkelplatz herstellt. Dieser Bereich zusammen mit der eigentliche Brücke ist der „innere Denkmalbereich“.

Äußerer Denkmalbereich
Für den äußeren Denkmalbereich – also den übrige Teil des Denkmalsockels existieren Vorstellungen, die überwiegend landschaftsplanerischer Art sind und die ggf. im Zusammenhang mit der städtebaulichen Gesamtgestaltung des Schlossareals weiterzuentwickeln sind. Demnach wird der Denkmalsockel zu einem Aufenthaltsort als erhöhter „Balkon“ zwischen Denkmalbrücke und Schloss. Im Süden entsteht eine Baumgruppe aus 3 bis 4 Solitärbäumen (Pflanzgröße ca. 15m), deren Pflanztröge in das Podest eingeschnitten sind. Die Lage der Bäume wird an die Struktur des Podestbauwerks und an die Lage beschädigter Mosaikbereiche angepasst. Entlang der Stufen des bestehenden Sockels und durch zusätzliche Podeste werden großzügige , teilweise beschattete Sitz und Ausruhbereiche geschaffen, die der starken touristischen Nutzung im Sommer entsprechen. Der zentrale Bereich des Denkmalsockels bleibt weitgehend frei. Das kreisrunde Sitzpodest an Stelle des ehemaligen Reiterstandbildes ist mobil, um perspektivisch temporäre Nutzungen auf dem Platz zu gestatten. Vorstellbar, ggf. mit einer entsprechenden Trägerschaft durch das Humboldtforum, das deutsche historische Museum o.a. ist, dass hier temporär Ausstellungen oder einzelne Exponate, Pavillons etc. aufgestellt werden, die thematisch (Geschichte, Politik, Identität, Zukunft, Bildung, Kultur) mit Berlin, Deutschland oder Europa in Verbindung stehen.
© realities: united GmbH Perspektive

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© realities: united GmbH Umgebungsmodell

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© realities: united GmbH Arbeitsmodell

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