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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2010

Neubau Werner-Heisenberg-Gymnasium Garching bei München

1. Preis

Schwinde Architekten

Architektur

Susanne Schmidt-Hergarten, Landschaftsarchitektin

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Der Ersatzneubau des Werner-Heisenberg-Gymnasiums in Garching soll ein identitätsstiftendes Ensemble bilden, das eine besondere Qualität aus den vorhandenen, besonderen Freiraumbezügen generiert. Vor allem soll der Garchinger Mühlbach integraler Bestandteil der Freiflächen des Schulzentrums sein, die modellierte südliche „Hügellandschaft“ mit Theatron soll als Erlebnisraum für die Schüler erhalten bleiben und gestärkt werden. Unter diesen Gesichtspunkten entschließen sich die Verfasser die östliche „Halbinsel“ zwischen zwei Bächen wieder zu bebauen. Im Gegenzug gelingt es die Baumassen so anzuordnen, dass der südliche Grundstücksteil unbebaut bleiben kann und für andere Nutzungen oder für Erweiterungen zur Verfügung steht. Diese Fläche bietet sich alternativ auch als Standort für die Interimscontainerschule an. Der bestehende Bibliotheksturm kann in das Ensemble integriert werden, der bestehende Speisesaal kann aus konzeptionellen Überlegungen nicht erhalten werden.

Drei quadratische Baukörper besetzen Baufelder im landschaftlich geprägten Kontext. Es entsteht ein reizvoller Dialog zwischen den pavillionartigen, präzisen Gebäuden und dem landschaftlichen Freiraum, der sich im wesentlichen nach Osten und Süden entwickelt, während durch die Stellung der Gebäude nach Westen Flächen für den ruhenden Verkehr und ein großzügiger Eingangsplatz definiert werden. An diesem Eingangsbereich behält der bestehende Rundbau mit neuer Nutzung eine zeichenhafte Bedeutung. Die Brunnenskulptur auf dem Vorplatz verweist auf den Rundbau als Kunstturm und leitet in den Skulpturengarten. Das Ensemble stellt einen Filter dar zwischen Siedlungsstruktur und Landschaftsraum, der durchlässig ist und mehrfach lesbare Außenräume definiert. Die autarken Baukörper entwickeln eine eigene Identität, Störungen untereinander werden vermieden. Der mittlere Baukörper bildet als eigentliches Schulhaus das viergeschossiges Zentrum der Anlage, Sporthalle und Ganztagesbetreuung werden als zweigeschossige „Satelliten“ mit eigenem Charakter ausgebildet. Besonderen Charakter erhält der südöstliche Pausenhof durch - Das bestehende Theatron und die modellierte Hügelanlage mit vielfältigen Aufenthaltszonensowie den Erhalt der prägenden Gehölzstrukturen - Den gebäudeintegrierten Innenhof, der durch die teilweise Überdeckung witterungsunabhängige Nutzung zuläßt - Den Bezug zwischen Ganztagesbetreuung und Hauptgebäude, der durch den Mühlbach und eine Brückenanbindung erlebbar wird. Das Gebäude der Ganztagesbetreuung wird ergänzt durch eine Einfachsporthalle, so dass vielfältige Sportaktivitäten das Nachmittagsprogramm erweitern können. Darüberhinaus besteht eine sinnvolle Anbindung an die nördlichen Sportfreiflächen mit wechselseitiger Nutzung auch der Umkleidebereiche. In das Gebäude der Sporthalle wird die Hausmeisterwohnung an exponierter Stelle und die gedeckten Fahrradstellplätze integriert. Der nördliche Zugang der Sporthalle am Eingangsplatz ist für externe Nutzungen leicht auffindbar. Die Pausenflächen werden zoniert in kontemplative (Schilf- und Sonneninseln, Sitzmuscheln) und aktive Bereiche (Kletterwand). Die Schilf- und Sonneninseln erinnern an die Lage am Wasser und das Spiel aus Licht und Schatten der Ufervegetation. Parkartige Wegeverbindungen zwischen den einzelnen Gebäuden und den Freisportflächen machen diese besonderen Außenräume erlebbar.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Charakteristikum des Entwurfs sind drei Baukörper, die in Höhe und Masse zueinander versetzt in sinnvoller Weise auf dem Grundstück platziert werden. Die Abstände zur Nachbarbebauung sind ausreichend groß, Lärmbelastungen können dadurch weitgehend ausgeschlossen werden. Durch das Abrücken der Baukörper sind ausreichend oberirdische Stellplätze möglich, auf eine Tiefgarage konnte verzichtet werden.

Die Aufteilung der Sporthallen in eine südwestlich gelegene 3-fach-Turnhalle und eine nord-östlich gelegene Einfach-Turnhalle mit Ganztagesangebot wird positiv gesehen. Die relativ geringe Baumasse der Einfeldsporthalle lässt sich harmonisch in das Grundstück östlich des Mühlbachs platzieren.

Durch den Dreiklang der unterschiedlich großen Baukörper und Nutzungen entsteht in Zusammenhang mit der umgebenden Bebauung und Landschaft ein interessantes und maßstäbliches Ensemble. Alle 3 Baukörper sind mit einem zurückgesetzten, gläsernen Erdgeschoss versehen und erhalten dadurch eine offene, einladende Eingangsebene.

Insbesondere der 4-geschossige Schulbau mit einer Kantenlänge von 60 x 60 m wirkt mit einer filigranen Fassadengestaltung nicht zu massiv. Der Schuleingang ist zum Prof.-Angermaier-Ring und dem neuen Vorplatz richtig positioniert. Um den Foyerbereich herum entwickelt sich mit dem Veranstaltungssaal und den Musiksälen eine vielfältige Nutzungseinheit, die sich großzügig in die Freiflächen öffnen lässt. Positiv bewertet wird die Öffnung und Orientierung zum Theatron.

Die Verbindung zu den Obergeschossen erfolgt durch eine zentral platzierte Haupttreppe. Über eingeschnittene Lufträume über der Eingangsebene entstehen Blickbezüge zu den oberen Etagen. Die Haupttreppe führt jeweils auf eine verteilende Fläche. Die Anordnung der Räume von Schulleitung/ Lehrer und Verwaltung auf zwei Ebenen (1. und 2. OG) ist nicht zweckmäßig.

Der eingeschnittene Lichthof und die großzügig verglasten Fluchttreppenhäuser sowie die Oberlichtverglasungen über der Haupttreppe sorgen für ausreichendes Tageslicht auf den Verkehrsflächen. Eine Aufenthaltsqualität auf den Fluren ist nicht ausreichend nachgewiesen.

Die Klassen- und Fachräume entwickeln sich auf allen vier Seiten des quadratischen Baukörpers und erhalten somit ein optimales Tageslichtangebot.

Die 3-fach-Turnhalle ist räumlich mit der Schule nicht verbunden. Das Freistellen der Sporthalle kommt einer möglichen außerschulischen Nutzung der Halle zugute. Die Anordnung der Hausmeisterwohnung im westlichen Bereich der Sporthalle - mit direktem Zugang von außen - wird positiv beurteilt. Die ebenerdige Ausführung der Sporthalle ist im Hinblick auf den hohen Grundwasserstand ein wirtschaftlicher Beitrag.

Die Idee, die eigenständige Einfeldsporthalle mit dem Ganztagesangebot zu kombinieren, wird ausgiebig und kontrovers diskutiert. Das Angebot wird als Option für eine zukünftige Entwicklung dieses Bereichs gewürdigt. Für den aktuellen Schulbetrieb wird die Lösung jedoch kritisch gesehen. Der entstehende Lieferverkehr wird negativ beurteilt und müsste ggf. genauer untersucht werden.

Die Kompaktheit des quadratischen Schulgebäudes und der moderat gewählte Glasanteil lassen eine günstige Energiebilanz erwarten. Der Wärmeschutz ist noch verbesserungswürdig, ebenso der Sonnenschutz, der wegfahrbar sein sollte.

Die Anordnung aller Klassenräume ermöglicht eine gute Ausleuchtung mit Tageslicht. Die kompakte Bauweise ist grundflächensparend und sowohl wirtschaftlich, als auch sparsam in der Grundflächenversiegelung. Die 3-fach-Sporthalle wird südlich mit dem grünen Wall des benachbarten Kindergartens verbunden und bietet einen qualitätsvollen Übergang zur südlich angrenzenden Nachbarschaft.

Zur Verbindung mit dem Bereich östlich des Mühlbachs wird die bestehende Bachbrücke genutzt und zusätzlich im Obergeschoss ein freiflächenschonender, verglaster Steg angeboten.
Lageplan

Lageplan