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Ankauf 5 / 5

Begrenzt offener Realisierungswettbewerb nach VOF und GRW 95 mit vorgeschaltetem Auswahlverfahren für 35 Teilnehmer und 10 vorausgewählten Teilnehmern | 04/2005

Realisierungswettbewerb Fundort der Himmelsscheibe von Nebra

Gestaltungskonzept

Gestaltungskonzept

Ankauf

Ihle Landschaftsarchitekten GbR

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext



Der Mittelberg ist ein nicht sonderlich auffallender Bergrücken in hügeliger Umgebung. Die Bewaldung verwehrt Fernsichten. Die besondere Bedeutung des Ortes ergibt sich vor allem aus dem Fund der Himmelsscheibe und den Mythen um seine Geschichte.
Die Aufgabe des Wettbewerbs bestand darin, den Bergrücken als „Heiligen Bezirk“ und Fundort der Himmelsscheibe möglichst eindrucksvoll den Besuchern zu präsentieren und dabei der Fantasie Raum zu lassen. Dabei ist das Ziel der Besucher der „Heilige Ort“ und nicht der Aussichtsturm, der lediglich ein Hilfsmittel ist, um die Landschaft in einer Weite ähnlich der der Bronzezeit zu erleben.
Der Turm auf dem höchsten Punkt, mittig im `Heiligen Bezirk´ bedeutet:
- `Heiliger Bezirk´ auf dem Mittelberg würde zum bloßen Standort des Turmes degradiert,
- Turm müsste 50 m hoch sein, um vom Infozentrum gesehen zu werden
- Raumproportionen gingen völlig verloren
- Der beabsichtigte Turm würde eine große eigene gestalterische Kraft entwickeln, wo in Ehrfurcht vor dem Ort Zurückhaltung geboten ist
- Den Heiligen Bezirk vom Turm aus in der Aufsicht immer nur in Ausschnitten zu erleben, wäre wenig eindrucksvoll (Bergrückensituation nicht erlebbar)
- Stimmung, Mythos gingen verloren
- „Aussicht“ zum Fundort der Himmelsscheibe wäre unspektakulär und inhaltlich bedeutungslos
- Funktion des Turmes als Sonnenuhr wäre unter dem Gesichtspunkt, Geschichte erlebbar zu machen, unbegründet und eher verwirrend

Die Himmelstreppe (siehe Architektenwettbewerb) erscheint uns als die bessere Alternative:
- am Rande des `Heiligen Bezirkes´ wird der Situation am ehesten gerecht
- aus der Mitte hinaufsteigen zum Brockenblick = Sonnenuntergang zur Sommersonnenwende
- Aufstieg durch die Kronen der Bäume ermöglicht zudem ein neues Walderlebnis
- Absteigen führt auf den `Bergrücken des `Heilen Bezirkes´ zu und ermöglicht den Aufblick auf den gesamten `Heiligen Bezirk´ in beeindruckender Weise aus sich wandelnden Perspektiven
- Himmelstreppe als Platz zum Verweilen

Der `Heilige Bezirk´
Die Geländesituation des vom Wall umschlossenen, sanften Bergrückens soll besonders erlebbar sein. Dies wird ermöglicht durch die Herstellung des Erdwalls und die vergleichsweise homogene Begrünung mit rasenartig wachsenden Seggen und Binsen. Die semitransparente Wand (nebelartige Wirkung) drängt den unmittelbar angrenzenden Wald in den Hintergrund und hebt den Wall stärker hervor. Je nach Sonnenstand sich verändernde Licht- und Schattenspiele unterstreichen die Mystik des Ortes.

„Brückenschlag“ in die Vergangenheit
Durch die Öffnung des Waldes zu dem „Heiligen Bezirk“ entsteht eine natürliche Torsituation. Eine bogenartige Stahlplatte (Corten-Stahl) überbrückt die Wall-Grabenanlage und ermöglicht den Zugang (und bei Bedarf Zufahrt).
Um den Fundort von Forstverkehr freizuhalten, erfolgt eine Ergänzung des Wegenetzes, so dass das Plateau südlich umfahren werden kann.

Der vorzeitliche Zugang befand sich im Westen der Wallanlage (ein zweiter Zugang könnte gegenüber auf der östlichen Seite gelegen haben). Der archäologische Befund, ein mit Sandsteinplatten befestigter Weg über den Graben, eingeschnitten in den Wall, wird gesichert und für die Besucher erlebbar gemacht.

Der Fundort
Die Präsentation einer plastischen/dreidimensionalen Abbildung der Himmelsscheibe und weiterer Fundobjekte erfolgt in einem Glaswürfel (ggf. Plexiglas) am Fundort. Die vitrinenartige Situation in dem Geländeeinschnitt soll den besonderen Wert des Fundes, der nur durch die `Verwundung´ des Berges erzielt werden konnte, verdeutlichen. Der Besucher begibt sich durch das Hineingehen in den Geländeeinschnitt auf die archäologische Ebene.

Achsen
Die Bereiche der Sonnenauf- bzw. –untergänge im Jahreslauf (Bezug zur Himmelsscheibe) werden durch mit Holzbohlen befestigte Achsen, in die die Himmelstreppe eingebunden ist, markiert. Sie können als Wege begangen werden, es gibt jedoch keine zwingende Wegführung - das Plateau ist frei begehbar. Die Holzstege führen über die Wallgrabenanlage hinaus – der Wall wird durchschnitten (dabei das Gelände mit Corten-Stahlplatten abgefangen) und der Graben überbrückt. Im gedachten Schnittpunkt der Achsen befindet sich eine Plattform, ebenfalls aus Holzbohlen. Hier, im Zentrum des Plateaus auf der Bergkuppe kann man den Raum dieses einstigen heiligen Ortes auf sich wirken lassen. In den Holzflächen werden zur Orientierung im Gelände die Himmelsrichtungen und die Ausrichtung der Achsen markiert.

Die „Filterwand“
Den aus der heutigen Bewaldung freigelegten damaligen Kultplatz umgibt eine semitransparente „Filterwand“. Stahlstützen, die im oberen Abschluss horizontal auf die Platzkuppe ausgerichtet sind und einen Abstand von 4 m haben spannen ein auf die gewünschte Durchlässigkeit optimal eingestelltes Hybridgewebe ein. Durch das „Ausblenden“ des Waldes wird eine Annäherung an die bronzezeitliche, unbewaldete Situation ermöglicht.

Die Himmelstreppe
Die Konstruktion wurde im wesentlichen von einem Ankauf aus dem vorangegangenen Wettbewerb übernommen. Modifiziert wurde hingegen der Treppenlauf, der mit einer Laufbreite von 2,50 m beginnt und sich bis zur 26 m über der Bergkuppe liegenden Plattform auf 4 m verbreitert. Die Treppe besteht aus einem geschlossenen Treppenlauf mit beidseitigen brüstungshohen Holzwangen. An den Podesten sind zusätzlich Sitzstufen angeordnet, die nach oben hin breiter werden. Auf ihnen kann man ausruhen und den Blick über den Fundplatz schweifen lassen. Die Stahlkonstruktion wurde parallel gestellt und auf den 4,40 m breiten Bohlenweg ausgerichtet. Damit ergibt sich der Zugang auf die unter der Treppe liegenden Ebene, auf der sich Holzeinbauten für Nebenfunktionen (evtl. Trocken-WC für Veranstaltungen, Technik, Abstellmöglichkeiten u.a.) befinden.

Informationssystem
Informationen über die Himmelsscheibe und ihre Geschichte werden vorrangig im Erlebniscenter vermittelt. Auf dem Mittelberg sollen nur die wichtigsten Auskünfte mittels zurückhaltender Informationsstelen/Kuben aus Glas bzw. Plexiglas an den entsprechenden Orten (Eingangsbereich, vorzeitlicher Zugang, Wall-Grabenanlage, Fundstelle) gegeben werden.

Sitzelemente
Auf der gesamten Plateaufläche werden Sitzmöglichkeiten frei angeordnet, um den Besuchern Gelegenheit zum Ausruhen, Innehalten, Spüren der Aura des einstigen heiligen Ortes zu geben. Auf den linsenförmigen, mittig leicht vertieften und im Boden verankerten Elementen aus Kunststoff können eine oder mehrere Personen sitzen, bewusst nicht einander, sondern dem Raum zugewandt.

Realisierungsstufen
Aufgrund der Lage des Fundortes im einem Flora-Fauna-Habitat (FFH)-Gebiet steht derzeit eine weitere Vergrößerung der baumfreien Fläche nicht zur Disposition. In einer ersten, zeitnahen Realisierungsphase können die Gestaltung der Fundstelle, die Errichtung der „Himmelstreppe“, das Nachempfinden der Wall-Grabenanlage und die Anlage der Holzwege. auf der waldfreien Fläche sowie das Platzieren der Informationsstelen und der Sitzelemente erfolgen.
Werden die Grabungen innerhalb sowie an der Wallanlage fortgeführt, kann nach den Ausgrabungen die verbleibende Fläche in die Gestaltung einbezogen und die semitransparente „Filterwand“ errichtet werden.
´Filterwand´ mit dem Ziel zur Ausblendung des Waldes

´Filterwand´ mit dem Ziel zur Ausblendung des Waldes

Blick von der Himmelstreppe auf den ´Heiligen Bezirk´

Blick von der Himmelstreppe auf den ´Heiligen Bezirk´

Gesamtansicht Mittelberg

Gesamtansicht Mittelberg

Realisierungsstufen

Realisierungsstufen

Eingangssituation

Eingangssituation

Ankauf 5 / 5