modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 10/2010

Sanierung des Gartendenkmals Marienberg in der Stadt Brandenburg an der Havel

Nordaufgang

Nordaufgang

1. Preis

geskes.hack Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Stadt und Marienberg
Der Marienberg war - aufgrund seiner topographischen Exponiertheit - seit jeher für die Brandenburger ein besonderer – zeitweise sogar ein spiritueller Ort.
Immer spielte die enge Beziehung zwischen dem Berg und der Stadt für die Bewohner eine herausragende Rolle und fand in den unterschiedlichen Architekturen auf dem Berg seinen symbolhaften Ausdruck. Ziel der Wettbewerbsarbeit ist es diese Beziehung funktional als auch visuell zu stärken.
Dies gelingt zum einen durch den Bau attraktiver und barrierefreier Parkzugänge und zum anderen durch die Anlage eines großzügigen Panoramawegs entlang der oberen Hangkante.
Als deutliche, neue Orientierungslinie kann der Rundweg den heterogenen Bestand räumlich ordnen und zugleich die vorangegangenen Entwicklungsphasen respektvoll miteinander verbinden. Dadurch erfährt auch die historische, gartenkünstlerische Komposition eine nachhaltige Stärkung.

Umgang mit dem Gartendenkmal
Das zentrale Parkplateau aber auch die darüber hinausgehenden Gartenpartien werden behutsam gemäß den Hinweisen der gartendenkmalpflegerischen Gutachten restauriert und gegebenenfalls kleinräumig ergänzt. Die Grundlage für die Parksanierung bildet hierbei die Urplanung des Leue-Parks, sowie der in Anlehnung daran entstandene Kulturpark der DDR. Materialität, Bepflanzung aber auch der Duktus der Ausstattungselemente orientieren sich in diesen Bereichen konsequent am historischen Vorbild. Die bisherige Materialauswahl aus Asphalt, Betonplatten und wassergebundenen Wegedecken bleibt erhalten.
Im Gegensatz dazu stellen sich der Nordhang, der Aufgang Nord und der Panoramaweg dezidiert als Neugestaltungen dar. Sie unterscheiden sich in ihrem modernen, zeitgenössischen Duktus bewusst vom Bestand, ohne dabei die historische gartenkünstlerische Komposition grundsätzlich umzubewerten.

Eingänge und Parkfinger
Das strukturelle Problem des Marienbergs war bisher seine räumliche Zurückgenommenheit gegenüber den angrenzenden Stadtquartieren aufgrund der trennenden Wirkung der am Rand angelagerten, privaten Nutzungen. Die konsequente Öffnung des Marienbergs zur Stadt erfolgt durch die Anordnung neuer, großzügiger Parkkorridore, die den Stadtpark barrierefrei bis an den Straßenring verlängern. Kleine Stadtplätze bilden dort attraktive Park-Foyers, die den Besucher in der Stadt „abholen“ und ihn zum Parkzentrum führen. Die „Parkfinger“ verzahnen den Marienberg mit der Stadt.

Eingang Nord und Spielgärten
Eine besondere Bedeutung kommt hierbei dem Eingang Nord zu. Er bildet das Gelenk zwischen dem bevölkerungsreichen Stadtteil Nord und dem Marienberg. Der geplante Grünzug Nord mündet in einem attraktiven und intensiv gestalteten Anwohnerpark: den Spielgärten.
Unter einem lichten Obstbaumhain ordnen sich robuste Spiel- und Aufenthaltsplätze an. Die Gartenanlage bildet den Auftakt zur Parklandschaft Marienberg.

Aufgang Nord
Eine repräsentative Treppen- und Rampenanlage ermöglicht den Besuchern den barrierefreien Zugang zum Eingang der Gedenkstätte und weiter zum zentralen Parkplateau. Der Aufgang Nord bildet aufgrund seiner besonderen städtebaulichen Bedeutung das moderne Pendant zum historischen Aufgang Süd. Durch seine zurückhaltende Gestaltung vermittelt er zwischen der Stadt und dem landschaftlich geprägten Nordhang.

Nordhang
Der Nordhang behält grundsätzlich seinen naturnahen Charakter. Er ist geprägt durch kleine, landwirtschaftlich genutzte Flächen und Obstgärten. Neue Wege durchqueren diese Gärten und erschließen den Marienberg von den Wohngebieten an der Sprengelstraße. Die Geländeböschungen entlang der Wege werden durch besonders gestaltete Stützmauern betont. Durch diese zurückhaltenden Intervention signalisieren sie den Besuchern Öffentlichkeit und verstärken durch den Kontrast zugleich den Reiz der alten Streuobstwiesen.

Der Panoramaweg
Der Panoramaweg entlang der Hangkante bildet den neuen, dramaturgischen Höhenpunkt des Marienbergs. Neben der Wiederherstellung alter Sichtachsen entstehen auch zusätzlich neue Sichtfenster. Sie bieten den Besuchern wechselnde, faszinierende Ausblicke auf die Stadt und die Landschaft.
Der neue Rundweg greift dabei prinzipiell den organischen Verlauf bereits vorhandener Wege auf, reagiert jedoch in seiner Form und Dimension auf die örtlichen Begebenheiten. Geländeeinschnitte werden durch markante Böschungsmauern inszeniert.
Die Rundpromenade verbindet alle Parkaufgängen miteinander und schafft für die Besucher eine deutliche Orientierungslinie durch den Park. Er bildet mit den repräsentativen Nord- und Südaufgängen das Rückgrat des Marienbergs.

Zentrales Wiesenplateau
Der zentrale Bereich des Marienbergs vereint historische Gestaltungselemente des Leue-Parks als auch des Kulturparks der DDR. Ziel ist es, diesen Parkbereich konsequent nach den Auflagen der Gartendenkmalpflege zu sanieren. Besonders wichtig ist hierbei die Wiederherstellung der Hauptsichtachse des Leueparks zwischen der Pergola und dem Aussichtsplateau auf dem begrünten Wasserwerk III sowie die Herstellung von Sichtfenstern an der Geländekante zum Nordhang.

Mariengrund
Betritt man den Mariengrund ist man plötzlich von einer verwilderten, abgeschiedenen Aura umgeben. Diese kontemplative Atmosphäre wird bewusst erhalten und behutsam inszeniert:
Eine zurückhaltende Hängebrücke verbindet den Poetensteig über die „Schlucht“ des historischen Sandlochs mit dem Weg am Mariengrund. Der unregelmäßige Verlauf des Poetensteigs wird durch markante, mit farbigem Stahlblech verblendeten Böschungsmauern akzentuiert. Durch die moderne Formen- und Materialwahl grenzen sich die beiden Eingriffe gegenüber dem Bestand ab und verstärken dadurch den Kontrast und die Wirkung der Natur.

Wasserwerk I und II
Die beeindruckenden, hallenartigen Räume der ehemaligen Wasserspeicher I und II können als Veranstaltungsorte für außergewöhnliche, kulturelle Events unter dem Stichwort „Unterwelten“ genutzt werden.
Als eigenständiges Denkmal wird die Anlage des Wasserwerks I auch hinsichtlich der Freiflächengestaltung ihrem ursprünglichen Zustand angenähert. Das Relief des Hügels wird freigestellt und die Reste der ursprünglichen Einfassung treten wieder hervor. Die Wiese über dem Speicher kann zum sonnenbaden genutzt werden.
Auf der erhöhten, begrünten Oberfläche des Wasserwerks II entsteht der Kinderspielplatz „Wolkenspiel“, der sowohl durch seine formale als auch durch seine inhaltliche Gestaltung auf die Besonderheit des Ortes verweist. Die äußere Kontur des Wasserspeichers bleibt auch hier als Erdskulptur deutlich ablesbar.

Südpark
Im sonnenexponierten Südpark werden der Staudengarten samt der Mauern und dem Leuestein nach den Vorgaben der Denkmalpflege in den Strukturen und der Materialität der 60er und 70er Jahre wieder instandgesetzt.
Aufgrund der Nähe zum Krankenhaus bietet sich der westliche Bereich zur Anlage eines Therapiegartens an. Therapeutische Fitnessgeräte – nicht nur für Senioren - werden behutsam in das Parkkonzept integriert. Duft- und Heilpflanzen ergänzen hier die Staudenpflanzungen.

Brunnenplatz am Südaufgang
Wir schlagen für die Neugestaltung des Brunnenplatzes eine Neuinterpretation der ehemaligen Sonnenplastik aus den 70er Jahren vor: Eine leicht zur Friedenswarte geneigte runde Steinplatte wird mit einem dünnen Wasserfilm benetzt. Bei Sonneneinstrahlung beginnt die Steinplatte im Licht zu glitzern. Oben, von der Friedenswarte aus betrachtet, entsteht die Anmutung einer heiter flimmernden Sonnenscheibe.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Leitidee des Entwurfs ist die Verzahnung des Marienbergs mit den umgebenden Stadtteilen von Brandenburg. Daher wird der Nordeingang konsequent gestärkt und bildet zukünftig ein gleichwertiges Pendant zum Südeingang. Die Anbindung an das Wohngebiet Nord mit den dem Wohngebiet zugewandten Spielgärten stellt einen gelungenen Beitrag dar. Positiv werden die Ausformulierung der Einzelbereiche und auch die räumliche Gliederung dieses Bereichs gesehen.
Die Gestaltung des Aufgangs Nord mit der zentralen Wiese und Blütenfläche
vermittelt gekonnt zwischen dem landschaftlich gestalteten Nordhang und der
angrenzenden Wohnsiedlung. Die Ausbildung des Rampenaufgangs mit gefassten Böschungen aus Corten-Stahl wird kontrovers diskutiert. Die Linienführung ist jedoch geschickt in das Gelände eingefügt und logisch.
Der Rodelhang wird jedoch nur noch eingeschränkt nutzbar sein. Die Gestaltung
des Panoramawegs greift die vorhandene Wegeführung auf und wird durch
Eingriffe in das Gelände gekonnt barrierefrei hergestellt. Die bestehenden Wege
werden selbstverständlich integriert. Am Panoramaweg entstehen an den Ausblickspunkten durch Einschnitte vielfältig nutzbare Ruhebereiche.
Zu den Wasserwerken I und II werden zwar Vorschläge unterbreitet, diese jedoch
nicht näher ausgeführt oder detailliert.
Die Ausformulierung des Wiesenplateaus und des Staudengartens entspricht den
Anforderungen an das Gartendenkmal. Positiv werden der gelungene Umgang mit
dem Poetensteig und die Anbindung an den Mariengrund gewürdigt.
Insgesamt stellt diese Arbeit einen sehr gelungenen Beitrag mit einer sehr ausgewogenen Balance zwischen Respektierung des Gartendenkmals und Gestaltung des Bürgerparks mit neuem Profil und eigener Formensprache dar.
Mariengrund mit Poetensteig und Hängebrücke

Mariengrund mit Poetensteig und Hängebrücke

Aussicht vom Panoramaweg

Aussicht vom Panoramaweg