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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2010

Sanierung des Gartendenkmals Marienberg in der Stadt Brandenburg an der Havel

3. Preis

SINAI Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH

Landschafts- / Umweltplanung

Erläuterungstext

Mitarbeit:
Sebastian Exner, Sophie Holz, Maja van der Laan, Frederike Müller, Henning Pagels, Burkhard Paetow, Ole Saß, Christoph Schiemetzky

Visualisierung:
Jens Gehrcken

Neue Verflechtung
Der Marienberg als verbindende Mitte

Idee: Die Erneuerung des Marienbergs steht im Zeichen der Verflechtung der umgebenden
Stadtteile. Dies geschieht durch neue Verknüpfungen und Straffungen des
Wegesystems, die Wiederherstellung der Blickbeziehungen und die Schaffung einer
übergreifenden gestalterischen Integrität des Parks. Er wird zur verbindenden Mitte.
Neben der pointierten Herausarbeitung von originaler Denkmalsubstanz tritt dabei
eine zeitgenössische Interpretation der historischen Parkfigur.
Konstituierend ist dabei die in der DDR-Zeit entwickelte formale Philosophie: Die
Symbiose der schwingenden Motive des Landschaftsparks mit strengen und formalen
Anlagen an besonderen Orten.

Das Gerüst Das Plateau als Verteiler
Das Wegesystem spielt im Erleben des Parks, wie auch in der Verknüpfung der
angrenzenden Quartiere, eine Schlüsselrolle. Typisch für den Marienberg: Die
strengen, zumindest geradlinigen Heranführungen vom Fuß des Berges, werden
auf dem Plateau in das System der ineinander liegenden Rundwegeschalen eingeflochten.
Durch zurückhaltende Eingriffe in die Geometrien und Kreuzungspunkte
der Rundwege werden die übergreifenden Querungsmöglichkeiten verdeutlicht
und beschleunigt. Perspektivisch werden aus den „Wandelwegen“ damit auch effektivere
Verteiler in alle Richtungen, zwischen Nordstadt, Südstadt, Triglafweg und
Sprengelstraße im Westen und Mariengrund im Osten. An zentralen Verteilerorten
werden die Wegestränge zu markanten Promenadenplätzen zusammen geflochten,
die als Orientierungsorte wirken und der Begegnung dienen.
Das Wegesystem auf dem westlichen Plateau wird etwas vereinfacht, auf eine Zwischenspange verzichtet, die Zerschneidung dieses zentralen Parkraums vermindert.
Trotzdem sind im bestehenden Rundwegesystem mehr als ein Dutzend verschiedene
Rundwegeoptionen möglich, in der Kombination der Einzelschleifen noch viel
mehr.

Die neue Nord-Süd-Verbindung
Vorrangig in der Umsetzung der Maßnahmen ist die verbesserte Verknüpfung der
Nordstadt mit dem Zentrum. Neben den geradlinigen Zugangsachsen die in der
Regel mit Treppenanlagen gestaltet sind, treten stufenfreie Verbindungen für Fahrradfahrer
und Kinderwagen und tatsächlich barrierefreie Verbindungen. Die wesentlichen
Eingriffe für diese Verknüpfung werden am Nordhang und im Südpark
erforderlich:

Der neue Nordhang
Der neue Nordzugang greift zunächst die historische Axialität auf. Er besteht aus
einem promenadenartigen Doppelstrang der sich in den geradlinigen Treppensteig
und einen ausschwingenden Parkweg teilt. Diese Teilung leitet eine Einflechtung
der Zugangsachse in das landschaftlich schwingende Wegesystem ein. Die
barrierefreie Querung erfolgt über eine zweifache Wendung bis zum nördlichen
Kulturpark Marienberg _ Brandenburg an der Havel


Rundweg auf dem Plateau. Die Querungspunkte werden als weitere Anknüpfungspunkte
im Wegenetz genutzt, so entsteht eine unmittelbare Anbindung an die Freilichtbühne
von der Nordstadt her. Die barrierefreie Querung steht unter der Prämisse
klassische (und „behindertenspezifische“) Rampenbauwerke zugunsten eines
weitergesponnenen Parkwegenetzes zu vermeiden. Die (nicht barrierefreien) Rampen
der 70er Jahre werden zurückgebaut. Mit dem Wegebogen entsteht am Rodelhang
oberhalb der Großbaumgruppe ein neuer Parkraum für die Bewohner der
Nordstadt, die Alm.
Wegeführung im Südpark

Anknüpfend an den Nord-Süd-Weg über das Plateau entsteht ein Promenadenplatz
am Hubschrauberlandeplatz. Das Starten und Landen der Maschinen wird als
Parkattraktion verstanden. Er leitet die Wegegabelung in zwei Ebenen ein. Verknüpft
wird er mit dem neuen Fahrstuhl am Städtischen Klinikum und bindet wiederum
an die Friedenswarte an.

Der neue Nordpark:
Park vor der Haustür
Der Kulturpark zeichnet sich im Hinblick auf seine Attraktionen und räumliche Vielfalt
durch eine extreme Asymmetrie aus. Die Nordstadt muss sich durch die lange
lineare Annäherung „parkfern“ fühlen, klassische Parkangebote „vor der Haustür“
fehlen.
Mit der Neuformulierung des Zugangsbereichs an der Freiherr-von-Thüngen-
Straße ist der Anspruch verbunden auch der Nordstadt eine Parkkante zu geben,
die mehr ist als eine neue Zuwegung. Der Nordpark ist relativ einfach und von
geringer Größe. Aber er ist ein eröffnender eigener Parkraum für den Alltag der
Nordstädter.
An der Willi-Sänger-Straße wird als Kante zur Stadt eine Parkterrasse entwickelt,
die den bisherigen Parkeingang verspannt mit dem Eingang zum Friedhof. Die
bestehenden Wege im Vorfeld des Friedhofszugangs gehen dabei in der querliegende
Platzfläche auf, die markante Treppenpergola mit ihrer Feldsteinmauer wird
als Platzkulisse genutzt.
Der von Norden kommende Grünzug kann in diese einfache und robuste Struktur
fingerartig eingebunden werden. Dem Ankommenden eröffnet sich an der Platzkante
ein Blick in den neuen Wiesenraum. Als einer der wenigen weitgehend ebenen
Bereiche dient er als Spielwiese; von drei Rasenstufen aus wird die Szene beobachtet.
Der Platz selbst ist von Bäumen überstanden und als einfache
Tennenfläche ausgeführt. Er kann für klassische Platzspiele wie Boule und Tischtennis
genutzt werden.
Nördlich der Bebauungsinsel wird die Anbindung an die Wegeachse auf den Berg
geschaffen. Die Anbindung erfolgt vor dem Anstieg der Achse. Massive Geländeeingriffe
werden damit vermieden, die historische Parkachse bleibt erhalten und ein
unzerschnittener Parkraum nördlich des Friedhofs entsteht.

Der Nordhang – die Alm
Zwischen Parkachse/Gedenkstätte und der landschaftlich-extensiven Rodelstrecke
entsteht im Wegebogen der barrierefreien Erschließung ein einfacher, sparsam mit
Bäumen gegliederter Parkraum als Vermittler. Extensive Wiesenflächen und eine
abwechslungsreiche Modellierung prägen den Ort. Im Scheitelpunkt des Wegebo-
gens steht ein künstlerisch gestaltetes Klettergerät als Landmarke.

Zentralpark:
Aufräumen – Raum erleben
Der Zentralpark westlich der Kuppe wird funktional entlastet. Dieser dominante
innere Parkraum wird wieder erlebbar durch die Entfernung störender Strauchschichten
und von Einzelbäumen, der Spielgeräte und –plätze und sonstiger Ausstattung.
Das Wegesystem wird entschlackt und etwas vereinfacht um die Zerschneidungen
so gering wie möglich zu halten. Der Triglafweg wird als einfacher
Parkweg entwickelt, die Wendeanlage bleibt erhalten.
Als westlicher Anziehungs- und Blickpunkt wird die Pergola wiederhergestellt und
bepflanzt. Der heranführende Wegebogen wird außenliegend von Schmuckflor aus
DDR-Züchtung begleitet.

Ostpark:
Stadtprospekt
Der Ostpark ist im besonderen Maß geprägt vom Wechselspiel zwischen strenger
Gestaltung und Motiven des Landschaftsparks. Er wird nach den entsprechenden
Rodungen geprägt sein vom spektakulärsten Blick des Marienbergs über die Stadt.
An der Aussichtsterrasse legen sich der Spangenweg des Leueparks und das Rasentrapez
der DDR-Zeit ineinander. Anstelle der Aussichtsbastion laden Rasenstufen
zum Sitzen ein. Der Poetensteig wird wiederhergestellt und an den tiefer liegenden
Spangenweg angebunden.
Das Terrassen- und Treppenband in Verlängerung des Südaufgangs wird als strenge
Figur und Parkpromenade erhalten und vereinfacht wiederhergestellt.

Südpark: Spielen am Wasserspeicher
Mit der Freimachung des Zentralparks wird der Südpark zum wichtigsten Spielstandort
des Parks. Im Mittelpunkt steht dabei die Umnutzung des Wasserspeichers
II zur spektakulären Spielkulisse. Die Decke wird dabei abgetragen, ebenso die
südwestliche Seitenwand. Die Pfeilerlandschaft bleibt in Teilen bestehen. In die
entstehende Hohlform wird eine Sandfläche von organischen Kunststoff-Blubs
durchdrungen. Nordseitig wird das „Theater“ von Sitzstufen und Rutschen erschlossen
und umfasst. Die Wände und zwischen den Pfeilern abgehängte Seilkonstruktionen
sind bekletterbar. Das Motiv der Kunststoffflächen als Spielinseln setzt sich
nach außen als Durchdringung der Platzfläche fort.
Entlang des Weges wird der zentrale Platz gesäumt von kleineren Spielkammern
die mäanderförmig hintereinander geschaltet sind. Hier sind Spiel- und Fitness-
Angebote für alle Altersgruppen zwischen geschnittenen Koniferen-Hecken untergebracht.
Man kann den Mäander durchspielen, gerade Ältere finden hier aber
auch Rückzugsräume.
Der Wasserspeicher I wird in seiner strengen Figur wieder herausgearbeitet und
dient als historischer Hintergrund der spielerischen Umnutzung.
Kulturpark Marienberg _ Brandenburg an der Havel

Die Parkgestalt
Verbindende Details – Weiterbauen am Denkmal
In der Ausgestaltung der Wiederherstellungs- und Neubaubereiche wird keine
Konfrontation der Zeitschichten inszeniert. Die Wiederherstellung des Erschließungssystems
steht für die Herausbildung einer übergreifenden und verbindenden
Parkidentität die Einflüsse verschiedener Zeitschichten auf zeitlose Art miteinander
verknüpft. Die vorgeschlagenen Details sind zurückhaltend aber wertig und auch
im Hinblick auf heutige Praxistauglichkeit entwickelt:
- die Wege sind in der Regel mit Wassergebundenen Decken gestaltet und
erhalten breite Einfassungsstreifen aus Platten oder Mosaik.
- Die Einfassungen dienen als klare Wegekanten, als Wasserführung und
als Schlechtwetterstreifen; auch die Bankstandorte entwickeln sich aus den
Seitenstreifen;
- In Treppenbereichen laufen die Streifen als Schiebeebenen für Fahrräder
und Kinderwagen durch;
- In die Streifen ist auch das Wegeleitsystem eingearbeitet. Wichtig: Rollstuhlfahrern
wird vorzeitig die Tauglichkeit des nächsten Abschnitts angezeigt.

Prioritätensetzung
Für die vollständige Umsetzung der Sanierung des 12 ha großen Kulturparks (in
Gartenschauqualität) sind die Mittel nicht ausreichend. Es ist von einer Umsetzung
in mehreren Schritten ausgegangen. Daher wird die folgende Priorisierung vorgeschlagen:
1. Umsetzung des Entwicklungsstrangs entlang der neuen Nord-Süd-
Verbindung zu Fahrstuhl und Friedenswarte: also Nordpark, Nordhang
und Südpark;
2. Damit können die vorhandenen Spielgeräte aus der Hauptachse des Zentralparks
zurückgebaut werden: Rückbau und Herstellung der Blickbeziehungen;
3. Sanierung der Denkmalbereiche Pergola und Staudengarten (Treppen
und Mauern)
4. Herstellung des Ostparks bis zum Aussichtspunkt mit Freimachen der
Sichtachse zur Stadtsilhouette;
5. Erneuerung des Wegesystems auf dem Parkplateau
6. Flächenhafte Sanierung der Rasenflächen und Erneuerung der pflanzlichen
Ausstattung;
7. Ergänzung fehlender äußerer Anbindungen
Der Maßnahmenumfang bis einschließlich Punkt 4 ist innerhalb des vorgegebenen
Budgets leistbar.
Kulturpark Marienberg _ Brandenburg an der Havel