Planungsgutachten „Neubau Sparkassenakademie am Pariser Platz in Stuttgart“

Städtebau und Bauaufgabe

Die Ansiedlung der Sparkassenakademie Baden-Württemberg am Pariser Platz in Stuttgart bietet die herausragende Chance, das entstehende Stadtquartier in unmittelbarer Nachbarschaft zur Bibliothek 21 mit einer weiteren überregionalen Bildungseinrichtung attraktiv und lebendig weiter zu entwickeln. Dabei kann die vorgesehene Nutzungsmischung zwischen Tagung / Konferenz sowie Seminarveranstaltungen auf der einen Seite sowie das vorgesehene Akademiewohnen auch zu einer architektonischen Differenzierung innerhalb des Baufeldes beitragen.

Leitidee

Die Bebauungsstruktur folgt den begleitenden Straßen und bildet den im städtebaulichen Gesamtkonzept angestrebten differenzierten und gemischt genutzten Baublock in der Innenstadt.
Die drei Hauptnutzungsbereiche Sparkassenakademie, Akademiewohnen sowie Sparkassenverband werden eigenständig und ablesbar gemäß ihren Anforderungen angeordnet. Jeder Bereich erhält eine eigene Adresse, eine eigene Organisationsstruktur mit entsprechenden Geschosshöhen sowie daraus entwickelt eine individuelle Fassade. Innerhalb der Akademie entsteht ein bis in das Erdgeschoss reichender Grünhof, der Orientierung gibt und den räumlichen Schwerpunkt der verschiedenen Nutzungsbereiche bildet.


Organisationsstruktur

Tagungs- und Konferenzzentrum
Der Bauteil der Sparkassenakademie bildet am Pariser Platz die Adresse für den gesamten Gebäudekomplex . Der Eingangsbereich mit mehrgeschossigem Atrium bietet eine direkte Verbindung zu den Konferenzräumen im EG und 1. OG. Entlang des Innenhofes wird im EG der große Konferenzraum erreicht, der sich über ein eigenes Foyer zum Hof öffnet. Eine separate Nutzungsmöglichkeit ist gewährleistet. Die Anordnung von verschiedenen dem Haupteingang eindeutig untergeordneten Zugängen bis zur Ermöglichung einer Durchwegung des Hauses verankern das Gebäude im Quartier.
Die Restaurants befinden sich im EG sowie im 1. OG und orientieren sich zum Stockholmer Platz und zur Lissabonner Straße. Sollte eine öffentliche Nutzung des Tagungsrestaurants im EG ermöglicht werden, kann es einen entscheidenden Beitrag zur Belebung des Stockholmer Platzes leisten. Beide Restaurants werden direkt aus der Küche an der Kopenhagener Straße versorgt.
Die Kindertagesstätte wird zentral zum Grünbereich des Innenhofes im 1. OG angeordnet.

Schulungs- und Seminarbereich
Über dem zweigeschossigen Tagungs- und Konferenzzentrum sind drei Etagen mit großzügigen Foyer- und Flurbereichen sowie ausreichenden Geschosshöhen für den Seminar- und Schulungsbetrieb vorgesehen. Aus einem Servicestützpunkt am Übergang vom Seminarbereich zum Akademiewohnen werden alle Geschosse versorgt. Im 5. und 6. OG werden die Büros der Sparkassenakademie vorgesehen, im obersten Geschoss entsteht zum Pariser Platz eine Aussichtsterrasse, hier befindet sich auch der Sonderverpflegungsbereich.
Der Gebäudeteil erhält eine aus der großräumlichen Nutzung entwickelte Natursteinfassade mit variierenden geschlossenen Paneelen als Lüftungselementen - Zugänge und Eingangsbereiche werden großzügig verglast.

Akademiewohnen
Vom Haupteingang am Pariser Platz wird auf kurzem Weg der Empfang des Akademiewohnens erreicht. Die Zimmer werden vom 2. OG bis zum 6.OG zur Lissabonner Straße angeordnet, gegenüber der entstehenden Wohnbebauung der Pariser Höfe. Der Begegnungs- und Kommunikationsbereich erstreckt sich vom EG mit Bistro und Bibliothek über die Abendklause im 1. OG bis zu den Arbeitsräumen im 2. OG. Die Fassade nimmt die Kleinteiligkeit der Nutzung auf bei Verwendung verwandter Materialien zum Akademiebereich. Ein Sonnenschutz aus beweglichen Schiebeläden gibt dem Bauteil zusätzliche Individualität.

Sparkassenverband
Zur Moskauer Straße und Kopenhagener Straße in Nachbarschaft zur Bibliothek 21 entstehen die Räume für den Sparkassenverband, die auch zeitlich separat errichtet werden können.
Über einem großzügigen Eingangsbereich sind vier Geschosse mit vorwiegend Büronutzung vorgesehen. Die Adressbildung zur Bibliothek belebt das Quartier. Eine Flexibilität der Nutzung ist auf Grund der Ausbildung von 400 m2 Einheiten gegeben. Achsraster und Gebäudetiefen ermöglichen alle üblichen Büroformen von Einzelbüros bis über Kombibüros bis zu „Open Space“ Bereichen. Die klar strukturierte Fassade unterstützt die Nutzungsflexibilität durch Vorsehen aller baulichen und technischen Komponenten in jeder Fassadenachse.

Gebäudestruktur

Es wird eine flexible Stahlbetonskelettstruktur mit aussteifenden Kernen und Flachdecken vorgeschlagen, die Fassaden werden bereichsweise tragend ausgeführt. Die konzentrierte Anordnung der Bereiche mit großen Spannweiten erfordert lediglich über den Konferenzräumen im 1. OG die Ausbildung von Deckenverstärkungen. Der Bereich der Sparkassenakademie fällt unter die Hochhausverordnung und wird ebenso wie die großen Konferenzräume gesprinklert. Es wird eine Fassade aus Naturstein (Muschelkalk) geplant. Die Anordnung von massiven und transparenten Flächen ermöglicht die Umsetzung des sehr differenzierten Raumprogramms mit unterschiedlichen Raumgrößen, der Anteil der geschlossenen Fassadenbereiche variiert nach Orientierung und Nutzung.

Freianlagen

Es ist wie im abgeholzten Wald, nach einem Kahlschlag, auf dem die sogenannten Überhälter stehen geblieben sind. Dazwischen und unter den hohen Kiefern entsteht in der Natur intensives neues Wachstum. In der Stadt übernehmen die Menschen die Vielfalt.
Hohe Stämme – lichtdurchflutete Kronen, freie Flächen zur Kommunikation.
Auf dem Dach setzen sich die Kronenstrukturen fort durch Latschenkiefern und Gräserfelder, die sich frei in den Flächen ausbreiten.
Auf dem Dach sind die Rundungen künstlich und glatt, im Hof dagegen naturhaft und grob mit Gräsern. Und doch bildet oben und unten eine Einheit.