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Offener Wettbewerb | 09/2010

Pfingstweid - Quartierpark mit Schulanlage Zürich-West

9. Rang / 8. Preis / Projektperimeter

lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh

Landschaftsarchitektur

löhle neubauer architekten BDA pmbb

Architektur

Erläuterungstext

S C H U L E

S T Ä D T E B A U │ Die neue Schulanlage des Quartierparks reagiert auf den Park, setzt sich bewusst von der umgebenden großformatigen Bebauung ab und leitet durch das frei geknickte Volumen wohltuend von der vielbefahrenen Pfingstweidstraße in den angrenzenden Landschaftsraum - dem Pfingstweidpark - über. Die Schule entfaltet sich aus der Topographie heraus und entwickelt sich zu einem eigenständigen Gebäude mit eigenständiger Nutzung – als atmosphärische Trennung zwischen Stadt und Park.

Dabei werden die vorhandenen Böschungen der Pfingstweidstraße und die Schotterböschung westlich am Gleisbogen als Gestaltungselement aufgenommen, und übersteigert. Die Böschung geht in das Dach der Schule über. (Die Schule wird im Park integriert und zusammen mit dem Park erlebbar.)

Von der Parkebene aus gelangt man über eine Rampe auf das begrünte Dach der Schule, so werden Schule und Park erlebbar; der Quartierspark erhält eine ganz neue Perspektive, der Park bekommt eine weitere Ebene. Dach und Rampe können flexibel genutzt werden, beispielsweise für Quartiers- und Sportveranstaltungen.
An der nördlichen Grundstücksgrenze gelangt man vom Dach der Schule über bequeme Treppenstufen hinab auf Ebene der Pfingstweidstraße.

E N T W U R F │Die Funktionsbereiche der Schule sind klar gegliedert, Klassen-, Aufenthaltsräume und Mehrzweckraum orientieren sich zum Park hin. Dacheinschnitte in Form von Innenhöfen, Oberlichter und Dachterrassen sorgen für zusätzliche Aufenthaltsqualität und Belichtung, sowie das Erleben der Schule auch in der vertikalen Höhenentwicklung.

Schüler und Besucher betreten vom coop-areal kommend, über einen angelegten Zugangsweg, überdacht das helle Foyer der Schule. Im zurückversetzten Erdgeschoss befinden sich die gemeinsamen Bereiche, die Betreuungsbereiche mit Anlieferung, Lager und Küche. Die drei großen Aufenthaltsräume können sowohl untereinander als auch zum Foyer/Pausenbereich geschalten werden und weisen einen direkten Zugang zum Aussenbereich auf.

Mehrzweckraum und Bibliothek sind zentral angeordnet, können ebenfalls zum Foyer sowie auch zum Innenhof (Lesehof) und zum südlichen Aussenbereich geschalten werden. Der große Gruppenraum kann zudem mit Probebühne und Mehrzweckraum als eine Einheit genutzt werden.
Auch die Aussen-Pausenflächen können zu den erdgeschossigen Nutzungen einbezogen werden.

Lehrerbereich und Büros bilden zusammen einen eigens abschließbaren Verwaltungsbereich, vom Foyer aus gut auffindbar.

Die Sporthalle ist ein Geschoss eingegraben. Durch einen eigenen Zugang mit Treppe in die Sporthallenebene (-1) ist eine autarke und flexible Nutzung der Turnhalle für Sportveranstaltungen, z.B. für Vereine, möglich. Die verglaste Ostfassade bringt ausreichend Licht zusammen mit dem Lichteinschnitt in der westlichen Böschung ins Innere der Halle, zudem hat der Besucher eine gute Orientierung durch den Blickkontakt von der Eingangsebene aus in die Sporthalle.

Eine einläufige Treppe führt vom zentralen Foyer und der Pausenhalle an einem Lichthof zu den Unterrichtsräumen im Obergeschoss. Hier befinden sich im westlichen Flügel der Grundstufenbereich mit Klassenzimmern, Gruppenräumen, Garderoben und WC-Anlagen sowie einer Aussichts- und Lernterrasse. Nach Süden orientieren sich die Klassenzimmer der Grundstufe; Handarbeits- und Werkraum liegen im Inneren der Schule. Sie erhalten Licht durch den Innenhof bzw. einer Dachterrasse (Werkterrasse) sowie Oberlichter und sind jeweils teilbar in Unterrichtsraum und Materialraumbereich, ebenso wie die Klassenzimmer. Den Grundrissen der Klassenzimmer liegt je ein „Standardunterrichtsraum-Modul“ zugrunde.

M A T E R I A L I T Ä T │In seiner Materialität nimmt sich das Gebäude stark zurück. Die Fassade der Schule wird im Westen und Norden durch die Böschung des Parks als begrünte Dach- / Wandflächen gebildet, ist weniger Architektur, vielmehr landschaftsgestalterische Fläche.

Nach Süden und Osten ist die Fassade großflächig verglast, Fassadenbänder aus eingefärbtem Sichtbeton fassen Deckenstärken mit abgehängten Decken und Fußbodenaufbauten zusammen. Im Inneren ergänzen Materialien wie Holzoberflächen, Industrie-Estriche und Parkettböden die helle, warme Atmosphäre.

Die Brüstungen werden aus Glas ausgebildet, um möglichst viel Grün-Bezug des Parks nach innen in die Schule zu holen. Nutzräume werden über Fassade und Innenhöfe belichtet und sichern dadurch einen geringen Kunstlichtbedarf. Ein aussenliegender Sonnenschutz in Form von Aluminium- Jalousien verhindert eine Überhitzung der Räume.

Differenzierte Blickbeziehungen durch Höfe, Terrassen und den Bezug zur Parklandschaft schaffen eine angenehme, freundliche und spannungsvolle Atmosphäre.

K I O S K │Das Glace-Beizli im süd-östlichen Bereich des Parks bildet das Pendant zur Schule. Als frei geknickte Form beinhaltet es den Kiosk mit Züri-WC, Lager und Abstellraum und lädt durch seine Faltung zum Klettern, Schauen, Sitzen, Sonnen ein.



P A R K

P A R K │ Der neue Park ist einerseits Bindeglied und dringend gewünschte Grünversorgung im Freiraumnetz von Zürich-West und andererseits Identifikation fördernder Entwicklungsimpuls für das aufstrebende Quartier. Es entsteht ein großzügiger, flexibel nutzbarer, grüner Magnet, der den mannigfaltigen Ansprüchen der ebenso vielschichtigen Nutzerschaft einen ansprechenden Raum bietet.

L A G E _B L I C K │ Eine heterogene Umgebung mit Resten der Industrie, modernem Wohnungsbau, Gleisanlagen, vielbefahrener Erschließungsstraße, aber auch Initialplanungen des gestalteten Freiraumes ergeben eine spannende Ausgangslage für die Parkgestaltung.
Die Lage in direkter Blickachse zwischen Käfer- und Uetliberg ist prädestiniert um den Fokus in diese Richtungen zu lenken. Die besondere Topographie wird dazu genutzt und mit weiteren Überhöhung durch Architektur und Parkgestaltung entstehen reizvolle Ausblicke zu urban-industriell-technischen und natürlichen Landschaften.

E R S C H L I E S S U N G │ Als Hauptzugang von der Pfingstweidstrasse aus fungiert die großzügige Fläche zwischen Schulneubau und Coop-Areal, Die Begegnungszone ist für PW-Verkehr und Anlieferung zu Schule, Velofahrer und Fußgänger gleichermaßen nutzbar. Trichterförmig bietet sie erste Entschleunigung und markiert durch Belag und Vegetationsfilter deutlich den Übergang in den Park.
Als Rückgrat des Parks läuft von dort aus entlang der Grundstücksgrenze ein baumbestandener, ausgedehnter Boulevard. Unterschiedliche Wegebreiten, Aufweitungenen zu Aktionsflächen und der langsame Übergang über Rasenböschungen zum Parkebene bieten Räume unterschiedlicher Aufenthaltsqualität.
Am südlichen Ende findet der Brückenschlag zum Gleisbogen statt.
Über das begehbare Schuldach besteht die Möglichkeit, die Anlage vom Lampenlager oder dem Trottoir an der Pfingstweidstraße aus zu betreten.
Westlich von der Ebene des Gleisbogens aus gelangen Fußgänger über eine breite Stufenanlage auf das Parkniveau – oder aber über filigrane Stege die über der Schotterböschung schweben.
Der Belag der Parkfläche ist im Grünteil als Schotterrasen ausgebildet. Wege sind hier nicht geplant – der Nutzer soll sich seinen eigenen suchen! Ein feines Netz aus Trampelpfaden wird sukzessive entstehen und der Fläche ihren besonderen Reiz geben.
Das Gelände ist ergo über verschiedenste Zugänge und Rundwege zu erobern.

T O P O G R A P H I E │ Die bestehende topographischen Gegebenheit der leicht vertieften Lage wird durch Architektur und bauliche Elemente aufgegriffen und verstärkt. In klarer prägnanter Geste fangen frei gefaltete Bänke entlang des Boulevards eine Teil des Höhenunterschiedes zum Coop-Areals ab. Die breiten Sitzelemente laden zum ruhigen Aufenthalt oder aber punktuell zu mehr Aktivität wie Skaten ein. Licht und Schatten, verschiedene Raumtiefen und Wegebreiten, Einblicke und Fernblick sind natürliche Gestaltungselemente des angenehm minimalistisch möblierten Flanierraums.
Zum Grünraum hin fließen von hier aus südexponierte Rasenböschungen hinunter an deren Hinterkante Mauerelemente und Tribünenstufen den Höhenwechsel abrupter abwickeln. Der dort entstehende einseitig gefasste Raum ist bewegungsintensiver Aktivität vorbehalten – aus der Mauer entwickeln sich Rutschen und Kletterwände. Die Schotterböschung zum Gleisbogen als Gegenschwung zur Faltung des Boulevards bleibt unverändert.

M A T E R I A L I T Ä T │ Anhand des Belags lässt sich eine eindeutige Nutzungsintention ablesen: Die Körnigkeit und Durchlässigkeit im Bodenbelag steigert sich klar vom intensiv genutztem Rückgrat der Faltung zu feinkörniger, frei bespielbaren Parkebene.
Betonelementen der Bankfaltung und Bodenplatten davor sind in hellem Beton gehalten. Die Faltung der Bänke findet sich im orthogonalen Fugenmuster wieder. Die chaussierte Fläche die in Folge ansetzt bildet den Übergang zum Schotterrasen der Rampen und unteren Parkfläche als offen gehaltene, flexibel bespielbare Bereiche.

V E G E T A T I O N │ Die Pflanzenwahl spiegelt die Geschichte des Pfingstweidareals wieder: Obstgehölze sind die vorherrschenden Baumarten des hainartigen Baldachins, der sich vom Boulevard aus in den Park aufspannt. Strukturgebende niedrige Heckenpflanzungen an den Grabeland-Parzellen sind die grüne Antwort auf die Bankfaltungen.
Schotterrasenflächen und Böschungen mit Schattendächern bieten neben der Rasenfläche des Spielfeldes Raum für Sukzession.

V E R Ä N D E R B A K E I T _ P A R T I Z I P A T I O N │ Der Boulevard mit seiner Faltung generiert eine Rahmen für den sonst frei bespielbaren Park. Pflanzungen und bauliche Elemente erzeugen eine Struktur und gewisse Parzellierung in deren Rahmen Aktivitäten unterschiedlichster Art stattfinden. Da nur wenige Nutzungen wie Sitzen, Spiel und Sport explizit zugewiesen sind, bleiben frei aneigenbare Bereiche, die das Nutzungsspektrum der Anlage erweitern.
Das Motiv der Grabeland-Parzellen kann - wenn nicht praktikabel- in seiner Struktur erhalten, aber mit andere Funktion belegt werden. Denkbar sind Baumpatenschaften für die Obstbäume, die die Identifikation der Bevölkerung mit dem Quartierspark fördern.

B E T R I E B S K O N Z E P T │ Einer für alle! Durch die Lage ist der Sportplatz primär der Schule als Pausenplatz zugeordnet. Ausserhalb des Lehrbetriebs ist er frei von allen nutzbar. Gleiches gilt für das begehbare Schuldach. Im Schulgebäude selber ist der gemeinsame Bereich flexibel mit Räumen zuschaltbar. Der Sportbereich ist separat zugänglich. Beide sind durch eigene Sanitärbereiche autark.
Für den Rest des Parks gilt: einer für alle zu jeder Zeit!

L I C H T │Das Lichtkonzept soll den Charakter des Parks bei Dunkelheit untersteichen und steht für Sicherheit, Orientierung und Energieeffizienz und das Wohlbefinden des Menschen. Auch abends wird ein angenehmes Ambiente geschaffen, das zum Verweilen im Park einlädt.

Bank und Mauerfaltungen, das Rückgrat des Parks werden als raumbildenend Maßnahme durch Lichtbänder unterstützt und generieren die Hauptausleuchtung der Promenade und Aktionsbereiche auf Parkebene. Schule und Beizli stellen den zweiten Lichtmagnet dar. Durch die transparente Fassadengestaltung erhellt der Lichtschein die Umgebung.
Orientierung und Sicherheit ergeben sich zusätzlich durch Mastleuchten, die der Geometrie der Betonfugen folgend in Bereichen erhöhter Aktivität für mehr Ausleuchtung sorgen.

Hochwertige und energieeffiziente LED-Leuchten erreichen ein Optimum an Gestaltung, Lichtkomfort und Wirtschaftlichkeit.