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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2010

Erschließung der Residenz Würzburg und Neugestaltung der Hofstraße

2. Preis / Hofstraße/Residenzplatz

Preisgeld: 13.050 EUR

Büro für Städtebau und Architektur Dr. Holl

Stadtplanung / Städtebau

faktorgruen

Landschaftsarchitektur

Ulrike Brandi Licht

Lichtplanung

Erläuterungstext

Leitidee

Durch eine reduzierte und zurückhaltende Gestaltung soll die Monumentalität der Gesamtanlage der Residenz erlebbar gemacht werden.
Der Blockhaftigkeit der Residenzgebäude steht die monumentale Weite (190x115m) des Residenzplatzes gegenüber.
Der dreiseitig gefasste Steinplatz ist geprägt durch seine Leere und durch den Verzicht auf jegliche Möblierung.
(Dem Wunsch nach einer Verbesserung der Aufenthaltsqualität sind daher enge Grenzen gesetzt. Allenfalls zu temporären Ereignissen sind dem jeweiligen Event angepasste Möblierungselemente vorstellbar.) Dauerhafte Sitzmöglichkeiten können entlang der Gartenmauern an der westlichen Platzseite angeboten werden mit Blick auf die Residenz.

Die der Residenz gegenüberliegende Stadtseite wird als heterogene wechselnd von Bebauung, Mauern und Gärten geprägte Ansicht erhalten und ergänzt.
Besonders wertvolle Elemente sind die Terrassengärten Bechtolsheimer Hof und der Rest des ehemaligen Hack’schen Garten. Beide bieten eine erhöhte Aussicht auf die Residenz. Das Element der Gartenmauer wird um die VR-Bank fortgeführt. Eine überdachte Haltestelle wird integriert, Fahrleitmasten erhalten eine reduzierte Gestaltung.

Wichtiges Ziel der Raumgestaltung ist es die verschiedensten Sichtbeziehungen des barocken Ensembles von störenden Elementen freizuhalten (weiße Linien im Plan)

Die wichtigsten Blickbeziehungen sind:

- Blick aus der sich aufweitenden Theaterstraße zur Residenz und von der Residenz in die sich öffnende Theaterstraße

- Blick von der Residenz in die Hofstraße zu bischöflichen Grabkapelle („memento mori“) und vom Domplatz auf den Ehrenhof der Residenz und Durchblicke zum Hofgarten und seiner Gartenachse (Wichtige Leitidee des Barocks: die räumliche Beziehung der Gartenlandschaft mit dem Stadtraum)

- Blick von der Hofstraße auf die Choransicht des Doms mit den symmetrisch angeordneten barocken Ornatkammern von Balthasar Neumann. (z.Zt. durch Bäume völlig verstellt)


Hofstraße

Ausräumen

Vorraussetzung für eine Verbesserung der räumlichen Wirkung ist eine Entrümpelung der Hofstraße und die Reduktion der Ausstattungselemente. Mit dieser asketisch Grundhaltung wird Raum geschaffen, der die Entfaltung des öffentlichen Lebens ermöglicht.

Als Kontrapunkt zur Residenz ist der Domplatz (Paradeplatz) als erlebbarer von Autos befreiter Platzraum neu zu gestalten.

Die Choransicht mit den von Balthasar Neumann angebauten Ornatkammern und der bischöflichen Grabkapelle ist freizustellen und als beherrschende Platzansicht hervorzuheben.
Die laut Auslobung geforderten KFZ-Stellplätze sind so zu legen dass sie hinter Gebäuderücksprüngen liegen, so dass sie die Sichtbeziehungen Dom – Residenz möglichst wenig nicht stören. Am Domplatz selbst werden nur 3 Behinderten-parkplätze vorgesehen, die weniger oft belegt sind.

Der Pflasterbelag der Hofstraße sollte auch in den angrenzenden Straßen und Plätzen als einheitlicher Belag des Stadtraumes von Würzburg fortsetzbar sein.
Als Bodenbelag der Hofstraße wird daher ein hellgrauer Granitbelag vorgeschlagen in Farben und Formaten ähnlich dem Kalksteinpflaster des Residenzplatzes. Das gesägte Granitpflaster soll als zeitgemäßer Belag zwischen den verschiedenen Epochen der angrenzenden Fassaden vermitteln. Sein Farbenspiel strahlt eine gewisse Lebendigkeit aus. Er lässt unregelmäßige Anschlüsse zu und ermöglicht mit seiner gesägten Oberfläche ein unbeschwertes Begehen.


Verkehr

Der befahrbare Bereich der Hofstraße sollte als verkehrsberuhigter Wohnbereich (StVO) festgesetzt werden. Bei zunehmender Fußgängerfrequenz (Touristen) sollte auch die Fahrbahn als Mischfläche für den Fußgänger benutzbar sein. Die Zufahrt zum Parkplatz Paradeplatz ist nur von Süden (Am Bruderhof) möglich. Durch die Neupflanzung der Lindenallee können zwischen den Bäumen mehr Stellplätze untergebracht werden.

Die Hofstraße ist für den Radverkehr in Schrittgeschwindigkeit ohne besondere Ausweisung einer Fahrspur freigegeben. Ein Hauptradweg verläuft am westlichen Rand des Residenzplatzes.


Residenzplatz

Der Residenzplatz wird mit einheitlichem Kalksteinpflaster als Reihenpflaster durchgehend gepflastert.
Das im Mittelteil vorhandene bruchraue Kalksteinpflaster aus rechteckigen Steinen im Mittelformat wird auf dem gesamten Platz fortgesetzt. Gesägte Pflasterbänder, die sich vom bruchrauen Pflaster abheben, führen als Leitstreifen für Sehbehinderte und Rollstuhlfahrer führen zum Eingang der Residenz.

Entlang der Residenz wird der Vorbereich aus historischen Pflastersteinen mit den erhalten gebliebenen Fundament der Wachhäuschen mit den Straßenlaternen und Pollern erhalten.

Die Balthasar-Neumann-Promenade (Einbahnstraße) westlichen Platzrand wird ebenfalls mit bruchrauem Kalksteinpflaster (Anforderungen gemäß Euronorm) versehen, ebenso das Gleisbett der Trambahnlinie (Fugen mit Bitumen vergossen, oberer Fugenabschluss mit Splitt).


Servicegebäude am Rennweg

Die Gestaltung des neue Servicegebäudes am Rennweg lehnt sich an die Laubenarchitektur im Hofgarten an. Das Dach ist eine filigrane Stahlkonstruktion, die berankt ist. Das Gebäude ist als Stahl-Glas-Konstruktion mit satinierter Schrift konzipiert.
Gleich gegenüber des Busparkplatzes erhalten die Besucher Informationen und können Serviceangebote wie Schließfächer, Toiletten, Wickelraum und Kartenverkauf wahrnehmen.




Leit- und Orientierungssystem

Das Leit- und Informationssystem für die Residenz hat übergreifenden Charakter. Gebäude, Freiräume, Hofgarten, Rosenbachpark und die verschiedenen Stadträume, Hofstraße, Balthasar-Neumann-Promenade, Theaterstraße und Kapuzinerstraße sollte als großes stadträumliches Ensemble gesehen werden und mit einem einheitlichen Leit- und Informationssystem erfasst werden.

Das System empfängt die Besucher am Dom und an den Endpunkten der auf die Residenz zulaufenden Straßenräume und begleitet sie bis zu den Erschließungsbereichen der Residenzgebäude.

Das System unterscheidet verschiedene Ebenen. Orientierungsstelen sollen die Besucher mit einem räumlichen Überblick über das gesamte Ensemble begrüßen. In den Stadträumen werden Leitstelen angebracht, die den Besucher zielgerichtet den Weg zu den Residenzbauten weisen. Die Eingangsstelen an den beiden Haupteingängen informieren schließlich über Infrastruktur, Historie und Sammlungen der Gebäude.

Vor historisch bedeutsamen Gebäuden werden Informationsstelen zum historischen Kontext aufgestellt sie sind schmal und halten einen Mindestabstand vor der Fassade um den Gesamteindruck der historischen Gebäude nicht zu stören.

Die weiß beschichteten Glasstelen als schmale Version werden auch im Innenraum der Residenz eingesetzt. Sie informieren über öffentliche Serviceeinrichtungen wie Garderobe, Toilette, Wickelraum oder Telefon. Großer Wert sollte auf die vielfältige Anwendung der global verständlichen Piktogramme gelegt werden.