modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 09/2010

Landschaftsplanerischer Realisierungswettbewerb /Seeachse Teichland/

nordplatz mit bellevedere und wildstaudenflokati

nordplatz mit bellevedere und wildstaudenflokati

2. Preis

lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Konzept | Die Aufgabe betrachtet einen Raum in einem ungewöhnlichen wie ambivalenten Spannungsfeld – einerseits die notwendige urbane Verbindung, andererseits die langen Wege – einerseits der intendierte Park, den doch kaum jemand in dieser Größe braucht mit dem Wunsch nach einer gestalterisch markante Setzung anderseits das geringe Budget für Gestehung und den anschließenden Unterhalt – einerseits die besondere Weite des zukünftigen Sees, anderseits der starke räumliche Fokus der von Wald flankierten Schneise.
Und an diesem besonderen Bild, das des langgestreckten Korridors als lenkender Fokus jeweils auf das markante Zeichen am Horizont, an diesem Bild setzt unser Konzept an:
Auf den ersten Blick entsteht ein einziger offner Raum. Ein lang gestreckter Korridor lenkt den Blick auf das Besondere in der Ferne.
Beim zweiten Blick fällt der flächig eingelegte Blütenteppich ins Auge –ein ca. 1.2 m hoher Blütenflokati aus struppigen Wildstauden, eine Feldfolge, die einen Farbkreis projiziert – eine Farbfolge vom feurigen Rot des Kraftwerks hin zum lichten Blau des Ostsees in der Ferne.
Beim näheren Eintauchen in diesen Teppich werden die in ihn eingelgten und von ihm so dezent umspielten Strukturen sichtbar, die grauen Felder - Wege und Plätze -, die grünen - bespielbare Rasenflächen – und die Strukturvielfalt der dichten farbenreich Wildstaudenmatten.

Raumstruktur | Die Struktur der ehemaligen Bahnschneise wird lesbar wieder freigestellt. So wird der innere Korridor von Wildaufwuchs beräumt und die Ränder waldartig gestärkt.
Abhängig von den angrenzenden Flächennutzungen flankieren ein linear ausgerichteter Waldrand, Obstwiesen oder Entwässerungsgräben den zukünftigen Blütenflokati. Locker ausbrechende Solitärgehölze erzeugen dabei einen leichten Flattersatz und geben der Raumfolge trotz ihrer Stringenz eine sympathisch spielerische Note.

Perspektive und Horizont | Die eingelegten Sonderfelder ducken sich zurückhaltend in die dichte des Flokatis und sind dadurch in der weiten Perspektive kaum sichtbar. So öffnet sich am Ende dieses Korridors über den Blütenflokati und seine eingesetzten Sonderfelder hinweg der Blick auf die Landmarken am Horizont -
nach Norden über ein abschließendes Bellevedere hinweg auf die sich ständig ändernde Wolken-Silhouette über den Kühltürmen des Kraftwerkes
nach Süden zum besonderen Licht über dem Ostsee und dem neu aufragenden Hafenturm.

Blütenflokati – "Bunte Felder" | Der innere Raum wird vollständig von einem "Blütenflokati" belegt. Felder in unterschiedlicher Breite, ein „Runway“, ein durchgängiger Hauptweg für die schnelle Bewegung, versetzt angeordnete Pfade für das genussvolle Schlendern und Flächen für die individuelle Nutzung und Aneignung bestimmen den Flächenzuschnitt.
Die Hochstaudenmatten zeigen jeweils eine individuelle Farbdominanz. Dieser Blütenflokati besteht aus dichten Matten ökologisch wertvoller Wildstauden. Sie werden durch selektive Ansaat (wenn möglich von autochtonem Material) und durch lenkende Eingriffe auf dem vorgefundenen Rohboden entwickelt. So entstehen mittelfristig durch „gelenkte Sukzession“ standortgerechte, pflegeextensive Wiesenmatten (1-2 x Maht) von differenzierter Farblichkeit und damit ungewöhnliche und doch einprägsame Landschaftsbilder.

Blütenflokati – "Grüne Felder" | In dem Blütenflokati finden sich "grüne Felder" aus strapazierfähigem Gebrauchsrasen. Sie dienen für Spiel und Sport, können für Picknick genützt werden und sind optionale Platzhalter für möglicherweise später gewünschte Nachverdichtungen.

Blütenflokati – "Graue Felder" | Für die intensiven Bespielungen sind "graue Felder" – Wege und Plätze mit stabilerem Belag – vorgesehen. Die Wege- und Platzstruktur ist eng mit den anschließenden Siedlungsflächen verwoben.
Der „Runway“ aus Asphalt ist das Rückgrad der Erschließung. Er dient vorrangig der schnelleren Bewegung, Radfahren oder Scatern. Pfade aus wassergebundener Decke erlauben den Fussgängern das spannungsvolle Endecken des der Farbenpracht und Sonderflächen.
Der Belag der Plätze leitet sich aus ihrer Nutzung ab und entwickelt sich durch Splitt in unterschiedlicher Bildungsstruktur – als wassergebunden Decke, als Dränbeton mit breiten Rasenfugen, als splittreicher Asphalt. Sonderbereiche, beispielsweise für Spiel und Sport, können mit Kunststoffbelägen versehen werden.

Bellevedere und Hafenturm | Die Endpunkte des Korridors werden durch bauliche Merkzeichen bestimmt. Auf der Seeseite ist dies der durch den Masterplan vorgesehende Hafenturm. Auf der Landseite verdeckt ein Treppenbauwerk den direkten Blick auf das Parken und bietet sonnige Nischen mit Blick über den Flokati.

Ausstattung und Materialität | Die einfache Verdichtung des Vorgefundenen bestimmt Ausstattung und Materialität. Sandiger Rohboden geht über in wassergebundene Decke (Pfade, Plätze) und weiter bis hin zu belastbaren Ortbetonflächen im Querungsbereich. Gestapelte Holzbalken - eine Reminiszenz an die 'Bahnschwellen' der ehemaligen Gleisnutzung - bilden die Basis für Bänke, Einfassungen, Wandkonstruktionen oder Sonderbauteile. Die Plätze erhalten bewegungsorientierte und generationsübergreifende Spiel und Sportgeräte.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Leitidee der „Seeachse Teichland“ wird vorbildlich und voll inhaltlich umgesetzt.
Als große Geste zieht sich der „Flokatiteppich“ vom Parkplatz bis zum künftigen Hafen Neuendorf. Die Einordnung von zwei parallel verlaufenden, axialen Wegen, die die Möglichkeit der konfliktfreien Bewegung in zwei Geschwindigkeiten bietet, wird genau wie die klare Orientierung als sehr positiv empfunden.

Die Offenhaltung der gesamten „Seeachse“ besitzt eine hohe Gestaltungsqualität. Als klare Markierungen werden Auftakt und Endpunkt dieser Achse mit Dominanten versehen. Die Treppenanlage des Bellevederes erachtet das Preisgericht als sehr gelungen. Hier wird mit vertretbaren Mitteln ein weiter Blick über die gesamte Anlage ermöglicht. Die Turmkonstruktion am Hafen sollte überdacht werden, da diese weniger als Merkzeichen und Markierung des Hafens, denn als Denkmal dient.

Die Gestaltung der Gesamtsituation mit flächendeckenden Wildstauden ist für den Standort eine optimale Lösung. Besonders attraktiv wirkt dabei die Farbfolge innerhalb der Achse von überwiegend rot- zu blaublühenden, farblich und höhenmäßig homogenen Flächen. Ob es zu einem Staudenteppich von über einem Meter Höhe kommen kann, wird als problematisch angesehen, zumal leider nur unzureichend die hierbei verwendeten Arten beschrieben sind.

Kritisch wird die Kleinteiligkeit und Vielfalt der einzelnen Staudenflächen angesehen, da die Realisierbarkeit und dauerhafte Bewirtschaftung im vorgegebenen Kostenrahmen kaum möglich sein dürfte.

Sehr überzeugend ist das angedachte Prinzip, mit „Aktionsflächen“ zwischen den beiden parallelen Erschließungswegen Aktivitäten und Attraktionen unterzubringen. Hierbei ist die Möglichkeit einer dynamischen Entwicklung durch Verdichtung oder Ausdünnung gegeben, ohne das Gesamtkonzept zu verwässern. Gleichzeitig bleibt dauerhaft die geforderte freizuhaltende Medientrasse für zukünftige Erschließungsaufgaben erhalten.

Insgesamt ein Entwurf, der in überzeugender Weise die Aufgabenstellung umsetzt, jedoch dem vorgegebenen Kostenrahmen für Herstellung und Unterhaltung in der vorliegenden Form nicht ausreichend gerecht wird.
seeachse

seeachse

nordplatz mit bellevedere

nordplatz mit bellevedere

mittlerer multifunktionsplatz

mittlerer multifunktionsplatz

südliche uferpromenade

südliche uferpromenade

nordplatz mit bellevedere und wildstaudenflokati

nordplatz mit bellevedere und wildstaudenflokati

mittlerer multifunktionsplatz

mittlerer multifunktionsplatz

südliche uferpromenade mit spiel- und liegerasen

südliche uferpromenade mit spiel- und liegerasen