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Nichtoffener Wettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren | 07/2010

Ausbau und Erweiterung der Jugendarrestanstalt Berlin-Lichtenrade

3. Preis

DIERKS & CRAMER

Architektur

b.i.g. bechtold Ingenieurgesellschaft mbH

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Erläuterungsbericht



Entwurfskonzept
Leitidee
Die Jugendarrestanstalt wird als sich verändernde Institution begriffen. Die neu hinzugefügten Baukörper ergeben mit dem Bestand eine neue, den gegenwärtigen Anforderungen angepasste Situation und ermöglichen gleichermaßen eine zukünftige Weiterentwicklung des Geländes (z.B. Abriss und Neubau Haus 2)
Entwurfskonzept
Die vorgeschlagenen Baukörper schaffen mit den auf dem Anstaltsgelände vorgefundenen Gebäuden zusammen eine neue raumbildende Ordnung. Dabei wird der Duktus der individuellen, mit eingeschossigem Verbinder bzw. Dach angebunden Baukörper aufgegriffen und zu einer ensemblehaften Bebauung weiterentwickelt.

Städtebauliche Einbindung
Die beiden Neubauten fügen sich als Baumassen maßstäblich in die lockere Bebauung der Jugendarrestanstalt innerhalb des waldreichen Wohngebiets ein und führen diese weiter. Die Platzierung des neuen Hauses 4 mit der angeschlossenen Pforte als Verbinder zu Haus 1 verdeutlicht den Charakter der Anlage zur Lützowstraße formuliert einen kleinen Eingangsbereich vor der Pforte.

Anbindung an den Bestand
Mittels der Pforte sind das neue Haus 4 und Haus 1 entlang der Lützowstraße verbunden. Im rückwärtigen Teil des Geländes sind das bestehende Haus 2 sowie das neue Haus 5 baulich miteinander verknüpft und verfügen über ein gemeinsames offenes Treppenhaus. Diese beiden Wohngruppenhäuser sind mittels einer Überdachung an das neue Haus 4 und die öffentlichen sowie pädagogischen Anstaltsbereiche angebunden.

Erschließung
Äußere Erschließung
Der Zugang zur Jugendarrestanstalt erfolgt wie bisher von der Lützowstraße über die zentrale Pforte. Im Vorbereich der Pforte befinden sich Fahrradstellplätze. Die Fahrzeugschleuse befindet sich an Haus 3 und führt direkt zur Garage und den Wirtschaftsbereich. Die Schleuse ist nicht direkt an die Pforte angebunden, sondern dezent etwas zurückgesetzt auf dem Gelände. Der Behindertenstellplatz befindet sich direkt auf der Lützowstraße in Eingangsnähe. Die Feuerwehrzufahrt erfolgt über die Fahrzeugschleuse von wo aus das Anstaltsgelände gut für Löschfahrzeuge erschlossen ist.
Innere Erschließung
Von der zentralen Pforte aus erreicht man direkt Haus 1, sowie die weiteren Nutzflächen in Haus 3. Ebenfalls direkt von der Pforte erreichbar ist der Neubau Haus 4. Auf direktem Weg von der Pforte durch Haus 4 wird der Verbindungsgang zu den rückwärtigen Wohngruppenhäusern erreicht. Diese teilen sich ein offenes unbeheiztes Treppenhaus, welches die beiden neuen Wohngruppen 1 und 2 in Haus 4 erschließt sowie einen Fluchtweg aus dem Obergeschoss von Haus 2 anbietet.

Funktionalität
Die Funktionsbereiche der Erweiterung sind klar durch die beiden Gebäude in die Wohnbereiche einerseits sowie die pädagogischen Bereiche und den Versorgungsbereich unterteilt.
Im Erdgeschoß von Haus 4 befindet sich das Sprechzentrum sowie die Mehrzweck- und Speiseraum, im Obergeschoss befinden sich die Werkstatt sowie die Unterrichtsbereiche. Das Sprechzentrum wird direkt von der Pforte erschlossen. Im rückwärtigen Haus 5 befinden sich die beiden neuen Wohngruppen, jeweils auf einem Geschoss.

Materialien
Es kommen bewährte und dauerhafte Materialien, die ein angenehmes Alterungsverhalten zeigen zum Einsatz. Der Neubauten erhalten eine vorgehängte Fassade aus pigmentierten Betonfertigteilen, die mittels einer in die Fertigteilschalung eingelegten Strukturmatrize ein vertikales Strukturbild erhalten, welches den Fassaden Tiefe verleiht und die notwendigen Fenstervergitterungen visuell einbindet. Die Befensterung wird als Festverglasung mit vorgesetzten vertikalen Vergitterungen mittels pulverbeschichteten Aluminium-Elementkonstruktionen ausgeführt. Die ebenfalls gesicherten Lüftungsflügel befinden sich in den wärmegedämmten geschlossenen Paneelfeldern. Lediglich die Verglasung der Pforte zur Lützowstrasse sowie die beiden Aufenthaltsräume im Obergeschoss von Haus 4 erhalten eine ein- bzw. ausbruchssichere Verglasung ohne Gitter. Die Innenräume erhalten verputzte Wand- und Deckenoberflächen. Die massiven Konstruktionselemente bleiben so als Speichermassen wirksam. Die Räume erhaltenen in der Regel farbige, akustisch günstige und emmissionsfreie Linoleum-Oberbeläge. Ausnahmen bilden der Küchen- und Werkstattbereich sowie die Nassbereiche. Die Nassbereiche erhalten farbige fugenlose Boden- und Wandbeschichtungen.

Konstruktion
Alle verwendeten Konstruktionen stellen bewährte und nachweislich dauerhafte Bauweisen dar. Die Gebäude sind als konventionelle Stahlbetonmassivbauten unter Einsatz von Halbfertigteilen für die Geshossdecken mit üblichen Spannweiten sowie bereichsweise Mauerwerk aus Kalksandstein mit hinterlüfteten Fassaden vorgesehen. Die Geschoßhöhe beträgt 3,32 Meter im vorderen Haus 4 sowie 3,06 Meter im hinteren Haus 5.


Gebäudetechnik
Die massive Konstruktion wird zur nachhaltigen Bewirtschaftung des Gebäudes genutzt. Gesicherte Lüftungselemente erlauben zum einen im Sommer die Nachtauskühlung der Räume durch Querlüftung bzw. die Oberlichtkonstruktion in Haus 4. Für eine energetisch nachhaltige Wärmeversorgung der beiden Neubaukörper dient eine gasbetreibene Luftwärmepumpenanlage. Der Wärmeeintrag erfolgt wirtschaftlich mittels in den Estrich integrierten Kapillarrohrmatten unter Realisierung sehr geringer Vorlauftemperaturen. Nur einzelne Rumheizkörper zur Impulsheizung sind zusätzlich vorgesehen. Innenliegende WC-Bereiche sowie die Küche sind maschinell entlüftet. Durch Einsatz eines hocheffizienten Wärmetauschers wird die Wärme der Abluft zurückgewonnen. Auf dem Dach von Haus 5 installierte nach Süden orientierte Thermosolarkollektoren beschicken einen Warmwasserspeicher zur weitgehenden Abdeckung des Bedarfs an anstaltsinternem Warmwasser.

Wirtschaftlichkeit
Die konventionellen Konstruktionen stellen wirtschaftliche Bauweisen dar. Aufgrund der verwendeten Materialien ist von einem geringen Wartungs- als auch Reinigungsaufwand auszugehen. Die Fensterreinigung, auch in den Obergeschossen, ist ohne technische Hilfsmittel möglich. Aufgrund der sehr kompakten Baukörper zusammen mit der guten natürlichen Belichtung der Räume und Verkehrsflächen ist von einem geringen Primärenergiebedarf für die Bewirtschaftung auszugehen. Aufgrund des begrenzten Budgets werden die Häuser 1, 2 und 3 erhalten, lediglich der eingeschossige Werkstattflügel von Haus 3 sowie der eingeschossige Anbau an Haus 2 werden abgerissen. Der Aufwand für Anpassarbeiten ist begrenzt, lediglich im Übergangsbereich der Pforte zu Haus 1 wird eine neue bauliche Verbindung mit Treppe und optionalem Behindertenaufzug notwendig.

Nachhaltigkeit
Aufgrund der kompakten Gebäudekubaturen, guter Wärmedämmung, dauerhaften emissionsfreien Materialien in Verbindung mit bewährten Konstruktionen, natürlicher Belüftung aller Bereiche und guter natürlicher Belichtung ist von einer nachhaltigen Bauweise auszugehen.

Barrierefreiheit
Die Neubauteile sind trotz leichter Aufsockelung barrierefrei mittels vorgelagerter Rampen erschlossen. Aufzugsanlagen in Haus 4 und im aussenliegenden Treppenhaus zwischen den Häusern 2 und 5 erlauben den barrierfreien Zugang zu den Obergeschossen. Im Anbindungsbereich von der Pforte an Haus 1 stellt der Aufzug eine sinnvolle Option dar, um den Verwaltungsbereich im Erdgeschoss von Haus 1 und die Hauskammer im Kellergeschoss barrierefrei zugänglich zu machen.

Freianlagen
Die durch die Baukörperstellung gebildeten Außenräume sind mit unterschiedlichen Graden der Versiegelung behandelt. Einzelne Baumpflanzungen sind in das raumbildende Spiel der Baukörperstellung einbezogen. Der mit Betonplatten teilversiegelt gebänderte zentrale Hofraum fasst eine Tennefläche als auch die beiden Spielfelder aus farbigen Kunststoffbelägen ein. Sitzelemente und Bänke erlauben vielfältige Formen der Pausengestaltung und sozialen Interaktion. Der weitgehend erhaltene Baumbestand wird durch Ausgleichspflanzungen von Bäumen im hinteren Grundstücksbereich komplettiert. Hinter Haus 5 wird ein Gemüsegarten angelegt, der auch in das pädagogische Konzept integriert werden kann. Alle Freiflächen sind barrierefrei vom Verbindungsgang zwischen Haus 4 und 5 zu erreichen.