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Offener Wettbewerb | 10/2010

Deutschland in Indien 2011/2012 - Temporärer, mobiler und multifunktionaler Ausstellungsraum

1. Preis

Preisgeld: 5.000 EUR

Jan Ulmer Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Idee
Hauptmerkmal des Entwurfs ist das gemeinsame Dach und das Bodenrelief.
Dazwischen spannen sich die Sonderfunktionen als einzelne Kuben auf.
Dach- und Bodenstruktur werden durch ein räumlich prägnantes Hebelstabwerk aus Holz gebildet. Mehrschichtige Gewebe bilden die transluzente, fugenlose und leuchtende Haut der eingeschriebenen Kuben.
Das Prinzip von Struktur und Füllung verwandelt den Charakter des Veranstaltungsortes zu einer offenen Raumabfolge im Wechsel zwischen Licht und Schatten.
Die Konfiguration des Pavillons ändert sich je nach Veranstaltungsort. Vorgefundene Elemente, wie Bäume und Brunnen werden integriert und in die Struktur verwebt.
Der Übergang zwischen Stadt und Pavillon ist fließend.

Konstruktion und Material
Das Tragsystem des Daches ist nach dem Konstruktionsprinzip eines Hebelstabwerks ausgebildet. Das Tragwerk besteht aus gleich bleibenden Holzquerschnitten mit einer Länge von 420cm, die als ausgeklinkte Träger mit b/h=10/40cm ausgebildet werden.
Vier Stäbe liegen so aufeinander, dass ein Stab auf zwei anderen lagert und wechselseitig mit einem anderen Stab als Auflager dient. Der räumliche Übergriff der Stäbe bewirkt eine gegenseitige Einspannung und damit die Möglichkeit größere Spannweiten zu realisieren.
Zwischen die beiden Plattformen werden die Kuben der Sondernutzungen eingespannt.
Die Gewebe sind mehrschichtig und in Rahmen eingespannt, bedruckbar und hinterleuchtet.
Die Einspannvorrichtung orientiert sich am quadratischen Raster (140cm x 140cm) von Boden und Decke. So entstehen wahlweise Raumgrößen von 24m2/ 30m2/ 36m2/ 42m2 und 48m2.

Typologie und Display
Die Erschließung der Ausstellungsräume kann sowohl direkt als auch ensuite erfolgen. Der Besucher wählt seinen eigenen Parcours in der offenen Struktur.
Die eingestellten Kuben sind mehrdeutige Bauteile: ihr Inneres ist Ausstellungsraum für Projektpartner, ihre Außenwände sind Display für übergeordnete Ausstellungen.

Klimatisierung
Der Entwurf verfolgt das Prinzip der Schichtung. Der Veranstaltungsraum liegt im Zentrum, die umliegenden Kuben bilden eine Pufferzone. Während einer Veranstaltung werden die Lücken zwischen den einzelnen Kuben geschlossen, ansonsten ist der Zwischenraum offen. Die Schichtung aus Tragstruktur und Showroom (Kuben) bildet durch die gegenseitige Verschiebung eine Art raumhaltige Wand, welche sowohl trennendes wie verbindendes Element ist und damit auch vor Wind und Lärm schützt.
Über das Dach wird das Gebäude mit Tageslicht versorgt. Die Dachkonstruktion wird zweilagig ausgeführt, um solare Lasten im Zwischenraum ablüften zu können und den Innenraum vor Überhitzung zu schützen.Die Innenseite des inneren Dachlayers wird als thermischer Spiegel konzipiert in dem sich der gekühlte Fußboden spiegelt.
Eine Quelllüftung ermöglicht durch Luftschichtung eine effiziente und komfortable Lüftung.
Die Strahlungskühlung des Fußbodens mit Quelllüftung in Kombination mit dem thermischen Spiegel im Dach erzielt einen hohen Komfort bei minimalem Energieverbrauch.

Team
Architektur: Ulmer TM, Berlin
Mitarbeit: Chrisoph Kuhr, Yinjun Weng, Dalia Karg
Statik: Bollinger und Grohmann Ingenieure, Frankfurt
Mitarbeit: Asko Fromm, Oliver Tessmann, Sabrina Gröck
Klimatechnik: Transsolar GmbH, Stuttgart
Mitarbeit: Kai Babetzki

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit zeichnet sich aus durch ihre klare Struktur und ihre zurückhaltende
Grundform. Die Stärke des Entwurfs liegt in seiner großen Flexibilität
und Modularität, die bis in die konstruktiven Details entwickelt werden.
Damit kann sich dieser Vorschlag auch gut den verschiedenen örtlichen
Gegebenheiten anpassen. Die Struktur ist auch für potentielle Projektpartner
im Hinblick auf die Anzahl und Größe der Module äußerst variabel,
dabei bleiben alle Module unter einem gemeinsamen Dach Deutschland
vereint.
Das Konzept ist nach allen Seiten hin offen und nicht hierarchisch, es gibt
kein hinten und kein vorne, alle Seiten sind Haupteingänge und frei zugänglich
für Besucher. Es ergeben sich von außen nach innen und umgekehrt
jeweils wechselnde Perspektiven, wobei die Dimension der Durchgänge
auch noch großzügiger angelegt sein könnte. Der Veranstaltungssaal
im Inneren kann als solcher abgeschlossen und klimatisiert genutzt
werden, er kann sich allerdings auch öffnen und als „flowting space“ im
Innern darstellen.
Fraglich ist allerdings, ob die von außen als klare Figur wahrzunehmende
Konstruktion auch entsprechende Aufmerksamkeit erwecken kann. In jedem
Fall würde eine derart zurückhaltende Grundform eine elegante und
präzise Ausführung erfordern. Der Verfasser selbst beschreibt die äußere
Tragkonstruktion als Leuchtkörper, was spektakulär sein könnte, in der
Darstellung allerdings nicht zum Ausdruck kommt. Durch die punktuelle
Lichtdurchlässigkeit der Dachkonstruktion können sich im Innern reizvolle
Lichteffekte ergeben, auch dieser positive Aspekt kommt in der zeichnerischen
Darstellung der räumlichen Atmosphäre zu kurz.
Insgesamt formuliert der Entwurf eine solide und zurückhaltende Eleganz.
Die zurückhaltende Darstellung steht im Widerspruch zur gestalterischen
Qualität der Arbeit.