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Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren | 06/2005

Umbau und Erweiterung des Hauses der Kultur und Bildung (HKB) Neubrandenburg zu einem Medien- und Veranstaltungszentrum

Lageplan / Perspektive

Lageplan / Perspektive

1. Preis

jäger jäger Planungsgesellschaft mbH

Architektur

BHF Bendfeldt Herrmann Franke LandschaftsArchitekten GmbH

Landschafts- / Umweltplanung

Erläuterungstext




Die Idee:
Der entwurfliche Leitgedanke ist geprägt von der Zielsetzung, die Eingriffe in die Typologie und die städtebauliche Maßstäblichkeit des Baubestandes auf ein Mindestmaß zu reduzieren.
Erreicht wurde dies durch die Schaffung einer offenen, d. h. von allen Seiten und Gebäudeteilen einsehbaren, zentralen Mitte. Diese entsteht durch die Erweiterung des bestehenden Innenhofes bis hin zum ihn nördlich abschließenden neuen Baukörper für die Bibliothek.
Das Absenken dieser offenen Mitte auf das Niveau des Untergeschosses ermöglicht die Beibehaltung der städtebaulichen Dominanz des Altbaus einerseits und die bestmögliche Orientierung für die z. Teil sehr verschiedenen Nutzer andererseits.
Das kompakte hölzerne „Stadtmöbel“ auf der Nordseite nimmt weitere Funktionen der Bibliothek auf. Die Bedeutung der Bibliothek und die funktionale Abgrenzung zu den übrigen Bereichen des neuen Medien- und Veranstaltungszentrums rechtfertigt einen zweiten Zugang, der vom nordöstlichen Vorplatz her erfolgt.

Das städtebauliche Konzept:
Prinzipiell verfolgt der Entwurf zwei städtebauliche Ansätze. Einen konservierenden, den Bestand ausdrücklich bejahenden im Bereich des großen Marktplatzes und einen zweiten, die städtebaulich unbefriedigende Situation grundsätzlich verändernden, d. h. neuordnenden im Norden.
Während das jetzige HBK den Markt nach Norden hin durch eine klare Raumkante abschließt, und sowohl „Campanile“ wie die vorgelagerte Freitreppe eine räumlich-plastische Dominante setzen, ist der größtenteils als Parklatz genutzte hintere Bereich nördlich des HKB sowohl städtebaulich-räumlich wie funktional sehr unbefriedigend.
Der Entwurf schlägt inmitten dieses Raumes einen fünfgeschossigen Baukörper vor, der auf der Ebene des großen Bibliothekssaales beginnt. Der Bau besetzt in der Funktion eines Stadtmöbels den Raum zwischen Darren-, Glineke- und Stargarder Straße. Dabei entstehen drei neue, sich in ihrer Größe und Bedeutung vom Marktplatz deutlich differenzierende Stadträume. Je einer auf seiner Ost- und Westseite und der große, neue Bibliothekssaal auf seiner Südseite. Im Gegensatz zum bestehenden Turmgebäude ordnet sich der Neubau in die Umgebung ein. Die besondere Stellung erhält er durch sein vierseitiges Freigestelltsein einerseits und seine Materialität, wetterfeste, geschosshohe Holztafeln, andererseits.

Das energetische Konzept:
Der zentrale Innenhof wird von einer peumatisch gestützten Membran-Kissen-Konstruktion aus ETFE-Folie überspannt. Die aus drei Membranen gebildeten Luftkissen mit einer Länge von 70 m und einer Breite von 5,30 m werden zwischen in Längsrichtung der Halle verlaufenden Stahlträgern verlegt und mittels einer Pressleiste auf die Unterkonstruktion geklemmt.
Diese gegenüber einer Verglasung sehr wirtschaftliche Konstruktion verfügt zudem über ein geringes Eigengewicht und erlaubt dadurch große Spannweiten. Eine fünfzig-prozentige Bedruckung der innenseitigen Folie erzielt einen optimalen Sonnenschutz und verhindert so die starke Aufheizung des Innenraumes im Sommer. Diese Membran wird ergänzt durch einen mechanisch öffnen- und schließbaren Blendschutz (textil) zwischen den Längsträgern.
Durch die Überdachung/Schließung des Innenhofes wird das Raumvolumen zur Aufnahme der Bibliotheksräume stark vergrößert, andererseits verringert sich die Abwicklung der Hüllfläche, also der Fläche, über die Wärmeverlust primär stattfindet.

Die Konstruktion bestehender Bauten:
Die bestehende Bausubstanz und -konstruktion soll so weit wie möglich erhalten bleiben. Rückgebaut werden lediglich der zweigeschossige Querriegel auf der Nordseite des bestehenden Innenhofes sowie die Magazinräume im Bereich der Darrenstraße.
Darüber hinaus wird im Bereich der Nebenräume (Toiletten ...) des ehemaligen Theatersaales die Konstruktion zugunsten der stützenfreien Saalräume im Erd- und Obergeschoss verstärkt werden. Die bisherige Ausstellungshalle im Bereich des Hauptzugangs erhält im hinteren (nördlichen) Bereich eine Galerie. Diese stellt ein selbständiges Tragsystem dar und wird von schlanken Stahlstützen getragen.

Die Konstruktion des Neubaus:
Beim Neubau des Bibliotheksgebäudes handelt es sich um eine Stahlbetonskelett-konstruktion mit Erschließungskern im Westen. Der bestehende Innenhof wird um ein Geschoß abgegraben und nach Norden erweitert. Dies stellt aufgrund der Tatsache, dass die vorhandenen Gebäude sämtlich unterkellert sind, keine besondere Schwierigkeit dar. Nach Norden wird der neue Hof bis zum Bibliothekshochbau erweitert.

Das Tragkonzept Bibliotheksdach:
Die gesamte Dachkonstruktion ist frei zwischen die Gebäude eingestellt und besitzt ein von ihnen unabhängiges Tragwerk. Dieses überträgt seine Last über Rohr-Pendelstützen, die z. Teil auch der Dachentwässerung dienen, in die Einzelfundamente.

Die Zugänge:
Als Hauptzugang zum neuen Medien- und Veranstaltungszentrum bleibt die Erschließung vom Marktplatz bestehen. Ein zweiter Zugang (vorrangig zur Bibliothek) wurde über den nordöstlichen Parkplatz von der Stargarder Straße kommend neu geschaffen.
Die Zufahrt zur Tiefgarage liegt an der Westseite des Gebäudes parallel zur Darrenstrasse und greift in einer Länge von 18,00 m ca. 2,00 m in den bestehenden Straßenraum (Bürgersteig) der Darrenstrasse ein, die sich um dieses Maß verschmälert. Dadurch kann die Untertunnelung des bestehenden Gebäudes entfallen. Die fußläufige Verbindung zwischen Marktplatz und Darrenstrasse bleibt erhalten.

Fassaden:
Die bestehenden Fassaden werden orginalgetreu restauriert. Der neue Bibliotheksbau erhält eine Vorsatzschale aus geschoßhohen, vertikal gegliederten wetterfesten Holztafeln. Die Fuge zwischen Altbauten und Bibliotheksneubau, die auf ihrer Ostseite gleichzeitig den Eingang zur Bibliothek bildet, bildet eine bis zur Dachkante reichende Ganzglaskonstruktion.

Nutzungskonzept:
Das Konzept untergliedert die wesentlichen Nutzungseinheiten Bibliothek und Veranstaltungsbereich. Beide Teile sind visuell miteinander verknüpft und weisen intern jeweils ein enges Miteinander unterschiedlicher Nutzungsbeziehungen auf.
Das bestehende Foyer am Marktplatz wird als Haupteingang beibehalten. Der Besucher trifft hier auf die Frontoffices und, auf einer Galerieebene, auf weitere öffentliche Funktionen. An das Hauptfoyer ist im Westflügel des Gebäudes das Ausstellungsfoyer angebunden, an das sich der große Saal und das Restaurant anschließen. Über den Luftraum zwischen EG und 1. OG wird der kleine Saal mittels einer Treppenanlage erreicht. Alle genannten Bereiche sind im Veranstaltungsfall koppelbar. Das Untergeschoss beinhaltet die dem Saalbetrieb angegliederten Funktionsräume.
Der an das Hauptfoyer angrenzende Ostflügel ist durch den VHS-/Seminarbereich und die Mediennutzung besetzt. Beide Bereiche grenzen unmittelbar aneinander, besitzen aber jeweils eigene Zugänge. Sie sind über das Foyer und die „Brücke“ des Medienteils mit dem Saalbereich verbunden, so dass eine gemeinsame Nutzung des gesamten Erdgeschosses ermöglicht wird. Über jeweils eigene Zugänge ist eine tageszeitunabhängige Nutzung gewährleistet. Funktionsräume zum VHS-/Medienbereich befinden sich im Untergeschoss des Ostflügels.
Die Bibliothekshalle ist von allen Seiten einsehbar und beinhaltet die öffentlichen Funktionen. Zielgruppenspezifische Bereiche (Sachliteratur, Fremdsprachen, Regionale Dienste,...) befinden sich in den Obergeschossen des Kubus an der Nordseite. Der Rücken des Kubus wird durch die dort befindliche Verwaltung gebildet.
Der Turm, erreichbar über EG und 1. OG, wird durch die Partner der Medienwirtschft genutzt. Die Verwaltung des Veranstaltungszentrums befindet sich im 2. Obergeschoss des Westflügels.

Aussenraum und Stellpätze:
Der Bereich zum bestehenden Marktplatz bleibt unverändert, d. h. die ursprünglich von der Architektin geplante Ausführung wird wiederhergestellt.
Die auf der Nordseite neu geschaffenen Plätze unterscheiden sich primär funktional. Während der östliche Vorplatz den neuen Eingang zur Bibliothek und den Medienbereichen markiert und sich durch einen Vorhang aus Bäumen leicht vom Straßenraum distanziert, dient der westliche Platz ausschließlich der Unterbringung von PKW-Stellplätzen.
Insgesamt können auf der Grundstücksfläche 92 oberirdische PKW-Stellplätze zur Verfügung gestellt werden.
Lageplan / Perspektive

Lageplan / Perspektive

Ansicht Nord / Grundriss UG

Ansicht Nord / Grundriss UG

Ansicht Nord / Grundriss UG

Ansicht Nord / Grundriss UG

Ansicht Ost / Grundriss EG

Ansicht Ost / Grundriss EG

Ansicht Ost / Grundriss EG

Ansicht Ost / Grundriss EG

Schnitt / Grundriss 1.OG

Schnitt / Grundriss 1.OG

Schnitt / Grundriss 1.OG

Schnitt / Grundriss 1.OG