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Einladungswettbewerb | 11/2010

Städtebauliche Entwicklung Universitätsstraße/Wasserstraße/Paulstraße

2. Preis

B.A.S. Kopperschmidt + Moczala GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Städtebaulicher Grundansatz
Das neue Quartier „Bochum Eden“ bildet einen weiteren Trittstein in der Kette innovativer Standorte zwischen Stadtzentrum und Ruhr-Universität.
„Bochum Eden“ steht für ein ganzheitliches Konzept von landschaftlicher und städtebaulicher Entwicklung mit einer intensiven Verzahnung von Gebäude und Freiraum, die eine entwurfliche Einheit bilden. Es entsteht ein Arbeitsstandort, der sowohl urbane Dichte, als auch unmittelbares Naturerlebnis bietet.

Bebauungstypologie
Die 4- bis punktuell 6-geschossige Bebauung bildet eine angemessene Dichte gegenüber den intensiv gestalteten Freiräumen. Sie ist in ihrer Anordnung und Dimensionierung flexibel genug, unterschiedliche Nutzungen aus den Bereichen Dienstleistung, Forschung und Produktion aufzunehmen. Durch die Festlegung wesentlicher Gestaltungsmerkmale (Dachform, vertikale gärten, Raumkanten, Orientierung) entsteht ein robustes Konzept, das auch unterschiedliche Architekturen aufnehmen kann. Die vier Solitäre an der Wasserstraße sollten einen architektonisch anspruchsvollen Auftakt bilden und vermitteln maßstäblich zur anschließenden Wohnbebauung.
Wesentliche Eckpunkte der Gestaltungsplanung sind:
- Ausnutzung der Tiefe der Grundstücke, Definition von Raumkanten durch Randbebauung
- Gebäude als klar definierte Volumen
- Fassadengliederung: Vertikale Gärten zu den Höfen, hochgedämmte Fassaden nach Nordwesten und Nordosten, Zweischichtige Klimafassaden mit integrierter Photovoltaik nach Südwesten und Südosten
- Flach und flachgeneigte Dächer für Photovoltaik
- Kompakte Baufelder gegenüber landschaftlich verdichtetem Freiraum
Thematisierung der Übergänge vom Gebäude zum Freiraum: Die neuen Gebäude sollten nicht als „Ufo“ abgestellt, sondern über vielfältige Übergangsbereiche wie Terrassen, Wintergärten, Eingangsbereiche mit dem Freiraum verzahnt werden. Hier entstehen Orte der informellen Begegnung mit öffentlichem Charakter, z. B. Caféterien, Ausstellungs- und Aufenthaltsbereiche.

Inszenierte Landschaftsräume
Auf dem Areal entstehen eine Reihe thematisch unterschiedlicher, „verdichteter“ Landschaftsräume:
Der nördliche und südliche Rand des Areals werden durch die naturhaften flachen Bereiche der Regenrückhaltung geprägt, die mit kleineren Brücken und Wegen überquert werden können. Zwischen den Baufeldern und als Puffer zur angrenzenden Bebauung liegen Grünzüge in Form von offenen Wiesen mit Gruppen von kleinkronigen Apfelbäumen.
Auch die Innenbereiche der Bebauung erhalten einen grünen, hier stärker architektonisch gefassten Charakter. Die leicht abgesenkten Decken der Tiefgaragen ermöglichen eine ausreichende Überdeckung für eine intensive Bepflanzung, die in Form von „Vertikalen Gärten“ die angrenzenden Fassaden hinaufgeführt wird: Fassade und Freiraum bilden eine Einheit.
Für die vertikalen Gärten“ werden die Fassaden mit Hilfe vorkultivierter Schaumplatten auf einer Stahl-unterkonstruktion direkt mit immergrünen Pflanzen bepflanzt.
Die vier Solitärgebäude an der Wasserstraße scheinen so direkt aus der Vegetation der Umgebung herauszuwachsen.
Der Waldstreifen an der Universitätsstraße wird erhalten, jedoch durch einzelne Schneisen in Verlängerung der Grünzüge durchbrochen, so dass das neue Quartier auch von der Straße aus für Vorbeifahrende wahrnehmbar wird.
Kleinere Bastionen am Westrand des Gebietes bieten einen Ausblick über die Stadtlandschaft, an der Kreuzung Universitätsstraße / Wasserstraße bildet eine größere Terrasse mit einem zeichenhaften, bespielbaren Kunstobjekt den visuell inszenierten Blickfang des neuen Quartiers.
Die schönen, ausgewachsenen Platanen entlang von Wasser- und Paulstrasse werden ergänzt und fassen das Gebiet.

Erschließung und Vernetzung
Das sparsame Erschließungssystem bindet das Gebiet von der Wasserstraße aus an und kommt mit einer Schleife sowie einem Durchstich zur Stoodtstraße aus. Die Straßenführung gewährleistet auch in einer 1. Phase die Erschließung der Hofstelle. Das Straßensystem greift die Wegebeziehungen der Umgebung auf und führt diese in das Gebiet hinein. Die Querenburger Straße verläuft als Fuß- und Radwegverbindung am Westrand des Gebietes, Fußwege innerhalb der Grünzüge verzahnen mit den anschließenden Quartieren. Ein Durchstich der Paulstraße ist nicht zwingend notwendig, ein baumüberstandener Parkplatz als Verbindungsstück kann sowohl von Besuchern des Quartiers als auch der Tennisanlage genutzt werden.
Um den angestrebten Charakter der Freiflächen zu erhalten, sollte das oberirdische Parken reduziert werden. Besucherstellplätze finden sich als Senkrechtparken in der Paulstraße sowie in den neuen Erschließungsstraßen. Die weiteren notwendigen Stellplätze finden sich in Tiefgaragen oder begrünten Parkdecks.

Baufelder und Entwicklungsphasen
Durch die Gliederung in drei Baufelder und die Einbeziehung der Grundstücksgrenzen der Hofstelle ist eine phasenweise Realisierung gut möglich. Ein 1. Schritt kann die Bebauung des Baufeldes an der Wasserstraße sein, das durch seine exponierte Lage am stärksten nach außen strahlt und so eine Initialwirkung entfalten kann. Die südlich anschließenden Baufelder können sukzessive folgen, unabhängig von der Entwicklung auf dem Grundstück der Hofstelle. Die modulhafte Aufteilung der Baufelder erlaubt die flexible Entwicklung unterschiedlich großer Einheiten.

Nachhaltigkeitskonzept
Dem Anspruch auf Nachhaltigkeit und energetischer Optimierung kommt das Projekt durch eine Reihe von Maßnahmen nach. Es wurde jedoch insbesondere Wert auf einen nachhaltigen Städtebau gelegt, da die energetische Optimierung von Gebäuden in dieser Entwurfsphase nur beispielhaft und in Ansätzen dargestellt werden kann.
Zum nachhaltigen städtebaulichen Ansatz dieses Projektes gehören:
- Die Verbesserung des Mikroklimas und der Bodendurchlässigkeit durch einen geringen Versiegelungsgrad. Durch Tiefgaragen unterkellerte Bereiche sowie Fassaden werden zusätzlich begrünt.
- Ein hoher Fahrradkomfort sowie die gute ÖPNV-Anbindung werden zur Beförderung einer umweltgerechten Mobilität bewusst herangezogen
- Die Schaffung ökologisch vielfältiger Lebensräume (Streuobstwiese, Rückhaltebecken)
- Eine ausgeglichene Energiebilanz der Gebäude durch hohen Dämmstandard sowie den Himmelsrichtungen angepassten Fensterflächenanteile
- Die Verwendung von einfachen Baukörpern, die durch ihre Kompaktheit Transmissionsverluste sowie unerwünschte Wärmegewinne im Sommer reduzieren
- Die Deckung des verbleibenden Bedarfs durch erneuerbare Energien, z. B. durch den Einsatz von Geothermie (unter Voraussetzung der geologischen Gegebenheiten), sowie gebäudeintegrierte Photovoltaik (Südfassaden, Dachflächen).

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit zeichnet sich durch ein stadträumlich klar defi niertes Bebauungskonzept mit raumbildenden Kanten zu den umgebenden Quartieren aus.
Vier Grünzüge in Ost-West-Richtung vermitteln eine gewisse Großzügigkeit. Im Norden und Süden geprägt durch die Versickerungsgruben sind diese zwar ökologisch sinnvoll, jedoch ist die wünschenswerte Vernetzung derselben nicht erkennbar.
Zur Kreuzung Universitäts-/Wasserstraße mit ÖPNV-Haltestellen fehlt ein angemessener Auftakt für das neue Quartier. Das Plateau mit den Lichtobjekten erscheint hier nicht kraftvoll genug. Die Versickerungsflächen an der Wasserstraße sind hier grundsätzlich richtig, eine permanente Wasserführung vorausgesetzt.
Die Suche nach einer spezifischen Identität des neuen Stadtteils durch die »vertikalen Gärten« zur Verbindung von Wiese, Fassade und Dach ist originell, erscheint jedoch aufgrund der individuellen
Architekturen mit noch nicht bekannter Nutzung schwerlich umsetzbar.
Der Erhalt der Hofstelle auch in der zweiten Stufe als imagebildendes Element wird grundsätzlich begrüßt, ein stärkerer räumlicher Bezug zur östlichen Bebauung wäre jedoch wünschenswert. Im Sinne einer abschnittsweisen Realisierung und Flexibilität wird die Kleinteiligkeit der Bebauung als positiv bewertet.
Die Erschließung erscheint orientierungsleicht und im Sinne einer Adressbildung gut, die teilweise nur einseitige Ausnutzung ist jedoch unwirtschaftlich.