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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2010

Entwicklung des olympischen Dorfes und des Mediendorfes für die Olympischen und Paralympischen Winterspiele 2018 in München

1. Preis / Städtebau und Landschaftsarchitektur

Preisgeld: 36.750 EUR

léonwohlhage

Architektur

ST raum a. Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Landschaft in der Stadt und Architektur in der Landschaft bilden die beiden Prämissen für das städtebauliche und landschaftliche Konzept Olympia 2018 in München. Diese Grundkonzeption soll die Bewerbung um die Olympischen und Paralympischen Winterspiele 2018 in München unterstützen und stärken.

Darüberhinaus will dieses Konzept eine Antwort bieten für ein zukünftiges städtisches Wohnen, das sowohl die Ansprüche an urbanes Wohnen als auch das Bedürfnis nach Grün befriedigt. Zu dieser Ambivalenz zwischen den divergierenden Forderungen nach Stadt und gleichzeitig nach Freiraum will dieses Konzept eine
Antwort geben.

Beurteilung durch das Preisgericht

Stadt und Architektur in der Landschaft weiterzuentwickeln. Sechs Punkthochhausgruppen bilden ein Ensemble in der Parklandschaft und lassen so eine großzügige Freiraumgestaltung und Durchlässigkeit zum Olympiapark zu.
Jeweils drei Hochhäuser, die zwischen 7 und 14 Geschossen variieren, bilden eine Gruppe um eine kleine gemeinsame Parkfläche, die Potentiale für einen halböffentlichen, dem Wohnen zugeordneten Freiraum bieten. Die Gebäude prägen durch ihre ovale Ausformung markant den Ort und erzielen so ein starkes dynamisches Image für das Olympische Dorf, ohne in vordergründige zeichenhaftige Architektur abzugleiten. Die vorgeschlagenen Baukörper sind gleichermaßen geeignet, die Funktionen für das olympische Dorf, wie für eine dauerhafte Wohnnutzung zu erfüllen. Die konsequente Ausrichtung der Schmal- und Breitseiten der Ovale bietet gute Möglichkeiten für attraktive Wohnnutzung und energetische Konzeption.
Gleichzeitig vermag der Entwurf sensibel auf das Umfeld einzugehen. Gegenüber der denkmalgeschützten Nachbarbebauung entsteht ein ausreichender Abstand im Norden müsste noch mit einem etwas größerem Abstand zum Bundesareal hin gearbeitet werden. Dies ist aber möglich, ohne die Gesamtkomposition zu beeinträchtigen.
Der baulichen Anordnung zur Dachauerstraße und der Komplex der Kerngebietsfläche bilden einen klaren Abschluss ohne eine vollständige Abriegelung zu verursachen. Die Hochpunkte im Bereich der Bundesflächen erscheinen allerdings zu akzentuiert und zu massiv. Das Mediendorf wird sinnvoll um den runden Platz gruppiert. Es löst sich gleichzeitig geschickt von der geschlossenen Blockrandbebauung und profitiert so von der Lage am Park. Lediglich die letzten zwei Gebäude entlang der Parkkante erscheinen etwas beliebig.
Die Anordnung der Kindereinrichtungen auf dem gesamten Areal sollte genauer untersucht werden. Ebenso erscheint die Erschließungsstraße entlang der bestehenden Bestandsbebauung im Süden in der dargestellten Form überzogen.
Insgesamt stellt der Entwurf eine hervorragende Lösung der Wettbewerbsaufgabe dar. Es gelingt dem Konzept, dem besonderen Ort, der Nutzung Olympisches Dorf und dem Wohnen am Olympiapark eine eigenständige Identität zu geben.
Auf kongeniale Art und Weise wird das Thema der architektonischen Landschaft neu aufgegriffen ohne sich an die existierenden Bauten von 1972 anzubiedern. Die Freiraumqualitäten und starken Bezüge zum Olympiapark werden nicht nur aufgenommen, sondern in etwas Neues umgesetzt. Durch die architektonische Sprache und der Verbindung mit dem Thema Energie - Fotovoltaik etwa in der Fassade - liefert die Arbeit darüber hinaus einen gelungen Beitrag zum innovativen Wohnungsbau in München.
Der olympische Modus weist nicht alle Funktonen gemäß dem Technical Manual des IOC nach. Diese können jedoch auf Grund der Zonierung des Dorfes ermöglicht werden. Insgesamt passt die Anordnung der einzelnen Zonen den Vorgaben des Technical Manuals. Es erscheint eine gelungene Anordnung für den olympischen Modus, die darüber hinaus eine gute Voraussetzung für die nachhaltige Nutzung als attraktives Wohnquartier bietet.
Die 7 bis 14 Geschosse hohen Wohntürme des Olympischen Dorfs sind auf einer ellipsoiden Grundform mit einer innenliegenden Erschließung aufgebaut. Die geforderte Barrierefreiheit ist gegeben. Die Wohnungen sind als 5-Spänner (im Erdgeschoss) bzw. als 4- und 6-Spänner in den oberen Etagen wirtschaftlich konzipiert.
Für die Erdgeschosswohnungen ist kein privater Außenraum angeboten. Eine Differenzierung von öffentlichen und privaten Flächen fehlt.
Die innere Organisation der Wohnungen ist logisch und führt zu attraktiven Situationen. Die Größen der Wohnungen entsprechen nicht den Vorgaben und müssen in einer Überarbeitung angepasst werden. Dies erscheint jedoch umsetzbar. Der ruhende Verkehr ist jeweils zentral in einer Tiefgarage unter dem Platz zwischen den Gebäuden situiert. Die Kellergeschosse der Türme sind angeschlossen.
Die Konstruktion ist konventionell als Stahlbetonkonstruktion vorgesehen. Die im Entwurf gerundeten Fassaden und umlaufenden Balkone mit Glasbrüstungen sind kostenintensiv. Insgesamt stellt die Arbeit im Hinblick auf das Thema Wohnungsbau eine sehr gute Lösung dar.
Die 5 Geschosse hohen Gebäudezeilen des Mediendorfes sind überwiegend als 3-Spänner konzipiert. Eine Barrierefreiheit ist gegeben. Für die Erdgeschosswohnungen ist ein privater Außenraum angeboten, welcher mit einer Heckenpflanzung ausformuliert wird.
Die innere Organisation der Wohnungen ist logisch. Allerdings werden in Ecksituationen teilweise schwierige Lösungen vorgeschlagen. Mit Ausnahme der gefalteten Balkone mit Glasbrüstungen ist eine wirtschaftliche Erstellung wahrscheinlich. Die Tiefgarage ist jeweils zwischen den Zeilen organisiert. Dies führt zu einer hohen Versiegelung.
Für die Zeile im Süden zur Schwere-Reiter-Straße sind Lösungen vorzusehen, die der starken Schallbeeinträchtigung dort Rechnung tragen.
Positiv zu bewerten ist, dass 95 % des als „sehr erhaltenswert“ eingestuften Baum- bestandes berücksichtigt wurde. Dagegen wird der als „erhaltenswert“ eingestufte Bestand zu 80 % beseitigt. Jedoch ermöglicht der Entwurf den Erhalt von wesentlich mehr Bäumen vor allem im Bereich der Dachauerstraße. Der geplante Wasserlauf in der Parkerweiterungsfläche ist wegen des zu erwartenden hohen betrieblichen Aufwandes genauer zu hinterfragen.
Die Prinzipien des nachhaltigen Bauens sind im Projektvorschlag umfassend berücksichtigt. Er hat eine günstige Kompaktheit und eine einfach Tragstruktur. Nachwachsende Rohstoffe finden keine Anwendung; die Wärmedämmverbund-Fassade ist nur bedingt dauerhaft. Der Energiebedarf erscheint, durch eine gute Tageslicht-versorgung und niedrige Transmissionswärmeverluste vorteilhaft.
Die Ausbildung der Energie gewinnenden Solarsysteme ist selbstverständlich und vorbildlich in der Gebäudehülle integriert. Das Projekt bietet die baulichen Voraussetzungen den Plusenergiestandard in der weiteren Bearbeitung zu erreichen.