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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2010

Entwicklung des olympischen Dorfes und des Mediendorfes für die Olympischen und Paralympischen Winterspiele 2018 in München

2. Preis / Städtebau und Landschaftsarchitektur

Preisgeld: 25.750 EUR

schneider+schumacher

Architektur

Riegler Riewe Architekten

Architektur

Schmid Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebau
Der Umgang mit der Landschaft ist der zentrale Bezugspunkt der städtebaulichen Gestaltung. An den bestehenden Olympiapark wird – formal eigenständig – Anschluss gesucht, um die neue olympischen Einrichtungen mit den bestehenden zu vernetzen und eine größere Gesamtatmosphäre zu generieren, die sich offen, frei, dynamisch, freundlich, leicht und fröhlich präsentiert.
Den unterschiedlichen Funktionen und Nutzungen werden passende Flächen zugewiesen, die wiedererkennbare Orte mit signifikanter Identität erzeugen. Durchgehender Leitgedanke ist dabei nicht die traditionelle europäische Stadt mit ihren Blöcken, sondern der mit baulichen Objekten besetzte Landschaftspark.

Gestaltung
Die Gestaltung des Olympischen Dorfes und des Mediendorfes ist markant und zurückhaltend zugleich. Sie hat Alleinstellungsmerkmale, aber sie „schreit“ nicht! Sie erscheint selbstverständlich und besonders zugleich. Themen der Nachhaltigkeit und der Energieeffizienz drängen sich nicht in den Vordergrund; sie sind bereits als state of the art integraler Bestandteil des Projektes. Die Dörfer stellen in ihrer Gestaltung eine Sensation des Alltags dar!

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt besticht im Olympischen Dorf durch die 6-8-geschosssigen, profilierten Wohnzylinder, konsequent aufgestelzt auf einen Stempel und meistens in spannenden und erstaunlich kleinmaßstäblichen Dreiergruppen angeordnet. Der grüne Boden bzw. Freiraum fließt somit durch das ganze „Zylinderdorf“, allerdings wird praktisch die gesamte Grünfläche fast gleichmäßig aufgebraucht. Damit wird die Idee der bewegten Topographie von Olympia 1972 fortgeführt, tendenziell jedoch eher optisch den Zylindern zugeschlagen oder individualistisch im Mediendorf. Der Abschluss der Dachauer Straße kann als guter Vorschlag gewertet werden. Die städtebauliche Idee für das Areal des Bundes ist grundsätzlich möglich. Für das Mediendorf schlägt das Projekt kompakte Wohntürme mit Bodenhaftung vor, die vom Gebrauchswert gut durchdacht sind, aber städtebaulich zu wenig überzeugen.
Die olympische Nutzung ist grundsätzlich möglich. Verschiedene Detailnutzungen werden hinsichtlich der Programmerfüllung nicht voll nachgewiesen. Die Lage der Dining Hall ist nicht optimal.
An der Dachauer Straße ist durch den Gebäudewegfall mit lokalen Lärmimmissionen zu rechnen.
Wirtschaftlich gesehen sind die Wohntürme des Mediendorfs durchaus realistisch. Die Zylinder hingegen sind in einem hohen Preissegment zu erwarten. Für ein Olympiamarketing stellt es hingegen eine sehr attraktive Lösung dar. Die langfristige Nutzung des Olympiadorfes würde ein sehr spezifisches Wohnsegment sein, was für München positiv sein könnte, aber die Chance nicht wahrnimmt, an diesem Ort eine nachhaltige Diversität und Urbanität entstehen zu lassen.
Demgegenüber kann angenommen werden, dass die Ziele der Ressourcen- und Energienutzung zu erreichen sind. Die Kindereinrichtungen sind richtig platziert. Das nordöstliche denkmalgeschützte Gebäude der Eisenbahnkaserne ist nicht berücksichtigt, hingegen ist der Umgebungsschutz der übrigen Bauten dieser Anlage ernst genommen worden.
Der Arbeit gelingt es, eine eigene Atmosphäre und Identität aufzubauen und damit einen besonderen Wohnort zu schaffen. Die spielerisch in die Parklandschaft eingestreuten zylinderförmigen Wohntürme bieten reizvolle Ein- und Ausblicke für die Bewohner zueinander und zum Park. Die eingezogenen Loggien bieten private Freisitze in der Parklandschaft, die offen gestaltet und damit öffentlich sind. Konsequent wird zugunsten der offenen Parklandschaft auf eine private Vorzone in Form von Mietergärten oder Terrassen bzw. auf Wohnnutzung in der EG-Zone insgesamt verzichtet.
Die Wohnungsgrundrisse des Olympischen Dorfs sind gut gelöst und interessant, bringen aufgrund der zylindrischen Grundform allerdings auch Einschränkungen hinsichtlich der Möblierbarkeit mit sich. Ein besonders attraktives Wohnungsangebot bieten die Wohnungen, die in zwei aneinander gekoppelten Wohntürmen angeordnet sind, mit unterschiedlichen Perspektiven und überraschenden Raumfolgen.
Die Zylinderbauten vor allem jene mit 16 m Durchmesser sind vor dem Hintergrund der Wirtschaftlichkeit und der Grundrissgestaltung zu hinterfragen. Die aufgeständerte Konstruktion ist überaus aufwändig und kostenintensiv.
Für das Mediendorf wird ein bekannter Gebäudetypus aufgenommen und weiterentwickelt: Quadratische Punkthäuser mit umlaufenden zwei m tiefen Balkonen, die in ihrer Tiefe durch zweigeschossige loggienartige Einschnitte bis auf 3,5 m erweitert werden.
Es sind vielfältige Grundrissvarianten und Wohnungsgrößen möglich und auch funktional nachgewiesen. In der Regel sind die Wohnungen über Eck belüftbar, in einzelnen Fällen ist auch Querlüftung möglich. Die Nassräume liegen in vordefinierten Zonen im Inneren. Die Küchen sind nur sehr rudimentär nachgewiesen. Die Konstruktion ist wirtschaftlich und lässt einen günstigen Unterhalt erwarten.
Das Projekt berücksichtigt überwiegend die Forderungen der Nachhaltigkeit. Es ist kompakt und weist durch die Wahl einer Holzstruktur (Fassade, Boden/Decken) einen hohen Anteil nachwachsender Rohstoffe auf. Allerdings liegt die Flächeneffizienz (Wohnfläche zu Geschossfläche) unter dem Durchschnitt. Der Energiebedarf ist in Folge reduzierter Transmissionswärmeverluste und hoher solarer Gewinne niedrig. Die Bedarfsdeckung erfolgt primär über fassadenintegrierte PV-Elemente; der Plusenergiestandard ist gewährleistet. Unklar jedoch ist die Instandhaltung dieses solaren Systems.