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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2010

Entwicklung des olympischen Dorfes und des Mediendorfes für die Olympischen und Paralympischen Winterspiele 2018 in München

3. Preis / Städtebau und Landschaftsarchitektur

Preisgeld: 18.750 EUR

bogevischs buero

Architektur

Architekturbüro KNERER UND LANG

Architektur

Burger Landschaftsarchitekten Susanne Burger und Peter Kühn Partnerschaft

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die Gestaltung einer weiteren Olympiade in München ist eine besondere Herausforderung, denn es gilt an die bestehende herausragende Architektur von 1972 anzuknüpfen ohne diese zu zitieren.

Weiterbauen
Zusätzlich muss aktuellen und prognostizierten Anforderungen entsprochen werden, die sich aus dem olympischen und dem postolympischen Funktionsprogramm ergeben.

Städtebauliches Konzept:

Dem Olympischen Dorf kommt eine ganz besondere Bedeutung zu, denn es wird auch nach der Olympischen Nutzung als Siedlung mit Beispielcharakter eine repräsentative Funktion übernehmen. Der Nachhaltigkeitsanspruch bestimmt den Entwurf der weiter nutzbaren Wohngebäude ebenso wie den Umgang mit den temporären Bauten an der „Village Plaza“.
Assoziationen an winterliche Formen und Landschaften sollen geweckt werden, ohne platt und plakativ zu wirken. Formen von „Eisblumen“ und „Eisschollen“ lassen sich erahnen und stellen auf einer assoziativen Metaebene einen zusätzlichen Bezug zu den Winterspielen her.

Details
Plaza: Die Olympic Village Plaza bildet das neue Zentrum der Olympischen Aktivität in München. Die großen Hallen werden so geplant, dass die Dächer durch die Auflast aus künstlichem Schnee stabilisiert werden und wie große Eisschollen selbst zur signifikanten Landschaft werden. Die Dächer sind eine begehbare Gletscherlandschaft und eignen sich dazu, im Rahmen der Olympischen Rituale inszeniert zu werden. Das Energetische Konzept schafft den konzeptionellen Rahmen für diese spektakuläre Architekturaussage mit hoher Signifikanz für die olympischen Winterspiele.
Auch die Platz- und Wegeflächen sollen mit künstlichem Schnee befestigt werden. Anstelle einer aufwändigen baulichen Befestigung wird sich die feste Schneedecke nach Gebrauch von selbst rückstandsfrei entsorgen und macht Platz für die bereits angelegte postolympische Gartenlandschaft.

Dorf: Zeichenhaft und unverwechselbar wird insbesondere die Inszenierung des Übergangs zwischen Siedlung und Landschaft sein, die als konzeptionelle Agenda die Gestalt des Dorfes bestimmen soll. Um die Kontaktfläche so groß wie möglich zu gestalten, wird die Struktur der Wohnbebauung als gefalteter Paravent geplant, der den frei angelegten „Olympischen Garten“ umschließt und vom angrenzenden Wohnquartier trennen soll. Ein „innerer Stadtrand“ wird formuliert, der es ermöglicht, eine maximal große Fläche von Bebauung frei zu halten und eine große Anzahl an Bestandsbäumen zu erhalten.

Schnittstellen
Die Resident Centres des Olympischen Dorfes werden in den Erdgeschossbereichen zum Park untergebracht und beleben den zentralen Parkbereich. Später befinden sich hier dezentrale Angebote des Wohnquartiers wie Betreuungseinrichtungen, Cafes, Sportangebote, Mietwerkstätten etc.
Einzelne Hochpunkte akzentuieren das Wohnkontinuum und stellen besondere Wohnsituationen mit Aussicht auf die Olympiaparks her.

Orientierung
Zur Dachauer Strasse wird ein neuer baulicher Abschluss formuliert, der als deutlich sichtbares Icon für die Olympiade wirbt. Die formale Signifikanz der Architektur wird durch die Funktion als temporärer Verwaltungssitz des NOC unterstützt. Die Südecke der Zeile nimmt das NOC Staff Casino auf, das als öffentliche Einrichtung und Stadtteilzentrum nachgenutzt wird.

Olympischer Garten: Der Olympiapark ist durch seine eindrucksvolle Topografie geprägt. Der Olympische Garten hingegen vermittelt zwischen dem städtischen Grünraum und der frei gestalteten Parklandschaft und entwickelt eine eigene Qualität, die aus dem Bezug zu den angrenzenden Stadt- und Grünräumen gespeist wird. Unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit wird die bestehende Flora weitestgehend erhalten und in die neue Gartenanlage eingebunden. Die Besonderheit in der Gestaltung des Gartens liegt in der Fortsetzung und Ergänzung des Bestandes. Während der Olympiade werden zusätzliche Funktionen auf der -energetisch positiv relevanten- künstlichen Schneedecke angeordnet, die nach Nutzungsende einfach spurlos verschwindet, ohne negativen Einfluss auf die Natur.

Mediendorf: Die städtebauliche Figur des Mediendorfs nimmt Bezug auf die bereits begonnene Struktur des Quartiers am Leonrodplatz, ohne die formalen Vorgaben wörtlich zu übernehmen. Die prägnante Figur des neuen Olympischen Dorfes wird zitiert, um die architektonische Identität des Ortes auch an der Schweren Reiter Strasse zu repräsentieren.

Verwaltungszentrum: Der Kreuzungspunkt von Dachauer Strasse und Mittlerem Ring erfährt durch die geplanten Neubauten der Bundeswehr eine besondere Betonung.

Landmarks
Der Gebäudekomplex ist gerade von der stark frequentierten Hochbrücke aus,
der weithin erkennbare Hinweis auf das neue Quartier und soll durch bis zu zwanziggeschossige Hochhäuser, die über die Baumdecke ragen, das Gebiet kennzeichnen.

Mitarbeiter: Julius Klaffke, Mathilde Hug (bogevischs buero)

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Lage des neuen olympischen Dorfes in der Nähe des Olympiastadions und als Erweiterung des Olympiaparks bietet die Chance, im Rahmen der Olympiabewerbung ein qualitätvolles und innovatives Stadtquartier zentrumsnah zu entwickeln. Gleichzeitig stehen hier die Signifikanz und die Internationalität eines olympischen Dorfes im Blickpunkt. Beides leistet der vorgeschlagene Beitrag in besonderer Weise.
Eine mäandrierende Großform, die sich großzügig zum Park hin öffnet wird sensibel und differenziert variiert und an die Bestandbedingungen angepasst. Dadurch entsteht ein ganzheitlicher Ansatz der dem Ort in allen Bereichen gerecht wird.
Der nördlich situierte Hochpunkt des Mäanders mit seinen 16 Geschossen fällt allerdings an dieser Stelle aus dem Rahmen. Die vorhandene denkmalgeschützte Bebauung der Eisenbahnkaserne ist gut integriert. Der Abstand zum südlichen Rand der neuen Bebauung wird positiv gewertet.
Der sehr schützenswerte Baumbestand wird zu 85 % erhalten. Das Erschließungsprinzip liegt richtig an der Hedwig-Dransfeld-Allee und erschließt halbkreisförmig die Gebäude und die unter dem Mäander liegenden Tiefgaragen von außen. Damit bleibt die grüne Mitte den Fußgängern vorbehalten. Die Randbebauung entlang der Dachauerstraße schirmt das olympische Dorf gut ab. Die platzartige Aufweitung ist eine Bereicherung für die Dachauerstrasse. Das Verwaltungsgebäude auf dem Bundeswehrstandort strapaziert die Mäanderidee jedoch unnötig.
Die angebotene Freiraumstruktur ist großzügig und verbindet den Olympiapark mit dem Bestandsgrün des Quartiers. Differenzierte und qualitätsvollere Aussagen wären hier aber wünschenswert. Allerdings besteht durch den großzügigen Erhalt des vorhandenen Baumbestandes die große Chance, spielerisch Qualitäten herauszuarbeiten. Die Lage der Kindereinrichtungen ist sowohl städtebaulich als auch freiräumlich gut gewählt.
16 Die Anforderungen des IOC an die Organisation und Qualität eines Olympischen Dorfes werden von der Arbeit weitgehend erfüllt. Einzig die Dining Hall und die Plaza sollte näher zu den Wohnungen orientiert werden. Die städtebaulich differenzierte Struktur erlaubt den Sportlern sowohl das soziale Miteinander als auch den individuellen Rückzug.
Typologisch stellt der Vorschlag für das Olympische Dorf eine Mischung aus Zeile und Block dar. Richtigerweise wird als Erschließung das Spännerprinzip gewählt. Die großzügigen Eingangsbereiche bieten auch einen Ausgang zu den jeweiligen Gartenhöfen.
Die Wohnungsgrundrisse sind klar zoniert und eröffnen vielfältige Nutzungsmöglichkeiten. In einigen Eckbereichen entstehen aber sehr große bzw. ungünstig zugeschnittene Wohnungen. Die Fassaden sind nur sehr schematisch dargestellt und in den Grundrissen nicht nachvollziehbar. Die kompakte und strukturell klare Bauweise lässt günstige Herstellungskosten erwarten.
Die eigenwillige städtebauliche Figur des Mediendorfs weckt auf den ersten Blick Erwartungen die bei genauerem Betrachten noch zusätzlich an Qualität gewinnen. Auf eine subtile Weise wird die Grundstruktur der vorhandenen Bebauung übernommen und neu interpretiert. Mit eigenen Gestaltungsmitteln werden die Raumkanten des Rosa-Luxemburg-Platzes ergänzt und die Figur komplettiert. Die dort vorgeschlagene Erschließung sollte hinsichtlich der Gebäudeandienung vertieft untersucht werden. Die Faltung der Gebäudefigur formt mehrere individuelle Freiräume, die sowohl zur Stadt hin wie auch zum Park hin die Aufenthaltsqualität bereichern. Diese Verzahnung von städtischer Bebauung und Park formuliert einen angemessenen Abschluss des Quartiers und bildet interessante Zwischenräume und eine spannende Raumkante zum Park hin.
Im Erdgeschoss befinden sich mehrere großzügige Durchgänge sind. Die transparenten Öffnungen sichern leichte Auffindbarkeit einzelner Wohneinheiten und tragen zur Belebung der Grünräume bei. Insgesamt sind die Grundrisse sehr gut organisiert. Der postolympische Modus lässt sich weitgehend ohne baulichen Eingriff bewerkstelligen. Die schematische Darstellung der Fassaden entspricht aber noch nicht der Qualität der Gebäudefigur.
Das Projekt berücksichtigt umfassend die Nachhaltigkeitsforderungen. Es hat eine kompakte und effiziente Gebäudestruktur, wobei allerdings kaum nachwachsende Rohstoffe Verwendung finden; zudem die Wärmedämmverbund-Fassade nur bedingt dauerhaft ist. Der Energiebedarf ist gering, dank niedriger Transmissionsverluste und erhöhter solarer Gewinne. Die Deckung des Energiebedarfs basiert auf erneuerbaren Energien. Die in die Gebäudehülle integrierten Solartechnikflächen garantieren den geforderten Plusenergiestandard.
Lageplan, olympischer Modus

Lageplan, olympischer Modus

Lageplan, postolympischer Modus

Lageplan, postolympischer Modus

olympischer Modus

olympischer Modus

postolympischer Modus

postolympischer Modus