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Nicht offener Wettbewerb nach RPW 2008 | 10/2010

Neues Wohnen am Lankower See

1. Preis

Preisgeld: 8.500 EUR

mkk. architekten Mikolajczyk Kessler Kirsten

Architektur

Erläuterungstext

Standortanalyse

Das neue Wohngebiet ist hervorragend in das überörtliche Straßennetz eingebunden und vom ÖPNV angeschlossen. Rad- und Fußweglinien tangieren bereits jetzt das Areal. Benachbarte Wohngebiete im Westen und Süden werden dagegen derzeit umständlich erschlossen.

Der besonders wertvolle Landschaftsraum am westlichen Ufer des Lankower Sees eignet sich schon jetzt als attraktives Freizeitareal, das in weniger als 5 Minuten zu Fuß erreicht werden kann.
Die Wege über Land und Wiesen dahin existieren, werden aber durch den Berufsschulkomplex und Kleingärten umständlich oder nur „versteckt“ erreicht.
Der im Westen an das Gebiet angrenzende diffuse „Grünstreifen“ besteht aus noch genutzten oder verwahrlosten Kleingärten, einer hohen Pappel-Windschutzbepflanzung und einer kleinen Parkwiese an der Kirche. Hier sollte ordnend eingegriffen werden. Spielplätze fehlen im Planungsgebiet.

Nördlich der Gadebuscher Straße befinden sich in 5 - 10 Minuten Fußweg-Entfernung sämtliche Verkaufs- und Dienstleistungseinrichtungen des täglichen Bedarfs. Auch Kindertagesstätten und verschiedene Schulen im Neubaugebiet Lankow sind gut ohne PKW zu erreichbar.
Im neuen Stadtteil sind derartigen Dienstleistungen oder Versorgungseinrichtungen nicht erforderlich. Angeregt werden sollte jedoch, die Platzkante zur Berufsschule durch wohnverträgliche gewerbliche Nutzungen zu bereichern.

Grünraumkonzept

Zum Einen wird ein Großteil des wertvollen Großgrüns erhalten und die Bebauungsstruktur und Straßenplanung integriert. Um keine neue Brache zu schaffen, sondern von Anfang an vitales Grün zwischen den Häusern für eine hohe Wohnqualität zu nutzen, wird eine intensive Begrünung von Straßen, Plätzen und Wohnhöfen ergänzt und eine möglichst geringe Versiegelung der privaten Einfamiliengrundstücke vorgesehen.
Die alte Windschutzpflanzung am Sportplatz (Pappelreihe) wird gerodet, stattdessen eine aufgelockerte parkähnliche Bepflanzung zur Kirche entwickelt, in die ein öffentlicher Spielplatz integriert werden kann. Die Kleingärten westlich des Sportplatzes können verbleiben oder später durch eine verlängerte Parkzone ersetzt werden.

Die derzeit weitgehend ungeordnete diffuse Übergangszone vom neuen Wohngebiet zum Lankower See wird neu gestaltet und mit einem zweiten Spielplatz aufgewertet. Ein neuer Pfad führt durch diesen grünen Saum zum hervorragenden Aussichtspunkt auf der nahegelegenen Kuppe, ohne den alten Landweg (Neumühler Weg) zu „beschädigen“.
Die erhaltenswerte Parkzone der Beruflichen Schule (westseitig/südseitig) wird weitgehend belassen und nur durch einen neuen Querweg ergänzt, der an das Gartenwegnetz des Quartiers anknüpft.
Alle alten Gartenwege und „Schleichwege“ durch das Berufsschulgelände werden aufgenommen und neu eingeflochten in ein feines Wegenetz für Fußgänger und Radfahrer. Das Gartenwegsystem tangiert einen Großteil der Grundstücke rückwärtig.

Der neue Platz an der Berufsschule soll ein städtischer aber grüner Platz mit vielen Bäumen werden und so mehr Verweilqualität aufweisen als bisher.
Der kleine angerähnliche ruhige Platz inmitten des Quartiers kann für die neuen und angrenzenden Bewohner ein Treffpunkt und Verweilplatz werden, zum Feiern oder Boule spielen einladen. Deshalb wird der Autoverkehr der angrenzenden Straßen nicht darüber hinweg geführt.

Verkehrskonzept / ruhender Verkehr

Die verkehrstechnische Anbindung der neuen Siedlung erfolgt dezentralisiert über drei bestehende Straßen. Durch die Trennung der zwei Erschließungsstraßen im neuen Quartier, wird der zu befürchtende Schleichverkehr durch das Gebiet zur Gadebuscher Straße unterbunden. Gleichzeitig verbessern sich für die bisherigen Bewohner die Straßenanbindungen. Die Erschließungsstraßen haben Gehwege und in den meisten Bereichen längsseitige Stellplätze für Besucher. Der Platz an der Berufsschule wird durch mittig liegende Stellplätze unter Bäumen neugeordnet. Derzeit noch von Auszubildenden genutzte Stellplatzflächen im Nordosten des Planungsgebietes werden auf das östliche Berufsschulgelände verlagert.

An der Kirche wird eine Straße in das neue Quartier ergänzt, die auch für die Eschenstraße die Anbindung an die Gadebuscher Straße erleichtert. Die Eschenstraße wird im Zuge der neuen nordseitigen Bebauung ertüchtigt.
Geh- und Gartenwege bilden ein feingliedriges Netz für Fußgänger und Radfahrer und insbesondere Kinder für die Alltagsrouten und die Freizeitbeschäftigungen.

Besondere verkehrsberuhigende Maßnahmen halten wir nicht für erforderlich, da durch die Straßenführung kein erhöhter Autoverkehr zu erwarten ist.
Das vorhandene ÖPNV-Netz wird ohne Anpassungsbedarf genutzt.

Städtebauliches Konzept – Wohnformen

Die „Grammatik“ (Zitat A. Krischanitz, Wien) der Bebauung regelt die Siedlungsstruktur in 3 Grundtypen. Dabei werden Regeln des nachbarlichen Kombinierens wie der Grundstücksbe-baubarkeit nach übergeordneten Kompositionsregeln und nach gewünschter Baudichte gesetzt. Die „Grammatik“ lässt der individuellen Bauform noch genügend Spielräume und Variabilität. Das Grundmodul der Parzellen ist 7,5 m breit.

Das neue Quartier hat 3 Grundtypen städtischer Bauformen, die sich ineinander weich verzahnen können:
3-geschossige Apartmenthäuser mit Parkdeck und ggf. gewerblicher Nutzung im EG sowie mit Dachterrassen und Wohnhöfen (Miet-/Eigentumswohnungen) ist eine Wohnform, die sich im neuen Quartier aufzeigt.
Die Apartmenthäuser sollen vor allem Auszubildende der nahegelegenen Beruflichen Schule ansprechen, die hier wohnen und lernen können. Die massivere Bauform schafft zum neuen Platz eine verdichtete städtische Kante und bietet auch Dienstleistern und Kunden Aktionsräume (Cafè u. a.).
Die Wohnhöfe mit Miet- und Eigentumswohnungen in Mehrfamilienhäusern mit 2 - 3 Vollge-schossen bilden die zweite Wohnform im Gebiet.
Wohnhäuser gruppieren sich auf unterschiedlich großen Grundstücken um Höfe und Gärten und verfügen über gemeinschaftlich und privat genutzte wohnungsnahe Freiflächen. Es entstehen Hofgemeinschaften für alle Generationen. Die PKW-Stellplätze werden auf den Grundstücken integriert.
Das individuelle, teilweise großzügige Einfamilienhaus (oder Doppelhaus/ Einliegerhaus) auf unterschiedlich großen Parzellen mit großen Grundstückstiefen ist die dritte Wohnform im Quartier.
Die „Grammatik“ lässt hier auch mehrere Gebäude auf einem Grundstück zu und fordert meist einseitige Grenzbebauungen. Hierdurch ergibt sich ein vielseitiges Spiel von kubischen Formen mit angrenzenden Gärten und kleinen Höfen oder Dach-Terrassen.
An Platzwänden oder wichtigen Straßenfronten werden aus städtebaulichen Prämissen heraus Grenzbebauungen vorgeschrieben, die gleichfalls zu interessanten Hofformen analog zu traditionellen Siedlungsformen führen.

Die neue Siedlung befördert eine klare moderne nachhaltige Architektur.
Grundbautypus ist der Quader mit Flachdach ohne Dachüberstand mit 2 und 3 Vollge-schossen. Auch Nebenbauten müssen diesen Typus ausbilden.

Die Materialität der Fassaden bekommt durch Klinker einen regionalen Bezug, deren Farbspiel im rötlichen Bereich variiert werden kann.

Das neue Quartier soll sich fast nahtlos mit angrenzenden Siedlungsbereichen verzahnen. Dazu dienen geöffnete Straßenlinien und verlängerte Pfade ebenso wie die neuen Verknüpfungen zum Lankower See und zur Grünzone an der Kirche. Auch die zu den angrenzenden Siedlungen abnehmende Bebauungsdichte im Quartier soll eine behutsame Annäherung an die angestammte Bewohnerschaft ermöglichen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebauliche / landschaftliche Einbindung:
Die Autoren entwickeln sehr konsequent, aber auch sensibel, eine
räumliche Struktur mit vier variantenreich geformten Quartieren
unterschiedlicher Dichte um einen kleinen Platz in der Mitte. Mit diesem
Ansatz gelingt es einerseits differenzierte Wegebeziehungen von und
nach Außen zu entwickeln und andrerseits die anschließenden, ganz
unterschiedlichen, Siedlungsstrukturen aufzunehmen. So erhält das
Schulgelände ein klar definiertes Gegenüber aus dreigeschossigen
Baukörpern und die Einfamilienhausgebiete ein Gegenüber von Einzel -
und Doppelhäusern mit räumlich eher offenem Rand. Gegenüber dem
Schulgelände wird eine eindeutige Eingangssituation zum neuen
Quartier entwickelt, die die dort vorhandenen Landschaftselemente –
Bewuchs / Topographie – feinfühlig aufnimmt. Die angrenzenden
Landschafträume werden, über das Wegenetz der neuen Bebauung,
vielfältig erschlossen und durch minimale Eingriffe aufgewertet.
Erschließung:
Rund zwei Drittel der neuen Quartiere werden durch eine schleifenartige
Erschließung direkt über die heutige Schulzufahrt erschlossen. Die Lage
der Straße am nördlichen Rand lässt eine Option auf eine rückwärtige
Anbindung der Bauflächen an der Gadebuscher Straße zu. Das knappe
restliche Drittel - überwiegend Einfamilienhäuser - werden über eine
direkte Anbindung südlich des Kirchengrundstückes an das vorhandene
Netz angebunden. Dies kann für einen Teil der vorhandenen Häuser an
der Eschenstraße eine direktere Anbindung an das übergeordnete
Straßennetz bedeuten und so zu einer Entlastung des vorhandenen
Netzes im Bereich der dichteren Nachbarbebauung führen. Die beiden
Erschließungsschleifen tangieren den zentralen Platz, bleiben aber
voneinander getrennt. So wird dieser einerseits in seiner zentralen
Bedeutung als Kommunikationsort aufgewertet aber in seiner
Aufenthaltsqualität nicht negativ beeinflusst.
Gebäudetypologie:
Die Verfasser streben ein breites Angebot an individuellen Wohnformen
sowohl in der Dichte als auch für die unterschiedlichsten sozialen
Konstellationen, die es in den heutigen ausdifferenzierten
Lebensstilmilieus gibt, an. Sie unterwerfen diese Vielfalt aber ein paar
schlüssig formulierten Gestaltungsregeln, wie Materialeinheit, klare
Kubatur, Wechsel von klaren Raumkanten, offenem Grünbezug u.a.m.
Die Arbeit stellt eine deutliche Alternative zu bisher praktizierten
Siedlungsmodellen dar, und könnte gerade für die Fläche einer
ehemaligen variantenlosen, hochgeschossigen Zeilensiedlung einen
zukunftsorientierten Neuanfang darstellen. Eine Realisierung würde
allerdings ein hohes Maß an Überzeugungskraft bei allen Beteiligten
erfordern.
Lageplan

Lageplan

Bebauung mit Einfamilienhäusern

Bebauung mit Einfamilienhäusern

neu geschaffener Heinrich-Tessenow-Platz
Bebauung mit Mehrfamilienhäusern

neu geschaffener Heinrich-Tessenow-Platz Bebauung mit Mehrfamilienhäusern

Blick vom Berufsschulgelände
Mehrfamilienhäuser mit Gewerbe im Erdgeschoss

Blick vom Berufsschulgelände Mehrfamilienhäuser mit Gewerbe im Erdgeschoss