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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2010

Instandsetzung und Erweiterung des Polizeipräsidiums Düsseldorf

Anerkennung

Preisgeld: 11.500 EUR

JSWD Architekten

Architektur

BSV Büro für Stadt- und Verkehrsplanung Dr.-Ing. Reinhold Baier GmbH

Verkehrsplanung

DCA | Donnerhack Czempiel Architekten

Visualisierung

Erläuterungstext

Zur Idee

Der Entwurf zur Erweiterung des Polizeipräsidiums Düsseldorf stärkt die Idee, eine attraktive städtebauliche Verbindung vom Jürgensplatz über die Neusser Straße bis hin zum Rheinpark Bilk zu schaffen. Die Struktur des Bestandsgebäudes wird aufgenommen und sehr selbstverständlich zu einer Gesamtfigur geformt. Es entstehen drei neue Höfe, die sich großzügig über zwei Geschosse zum Jürgensplatz und zum neuen Stadtboulevard hin öffnen. Zusätzlich springt der aufgeständerte Erweiterungsbau gegenüber dem Bestand zurück – der spannungsvolle Rhythmus im Zusammenspiel mit den Kopfbauten des Ministeriums bleibt erhalten und wird noch verstärkt durch die Neubaukämme an Jürgensplatz und Neusser Straße.
Der denkmalgeschützte Garagentrakt wird in die Gesamtkonzeption eingebunden, der Haupteingang mit Kolonnade und Adlerrelief über Modellierung des Anbaus neu inszeniert. Die einfache und leicht lesbare Baukörperform des Polizeipräsidiums findet ihre Entsprechung in der klaren und unaufgeregten Struktur der Fassade. Sie entwickelt sich mit ihren steinernen Lisenen aus dem vorgegebenen Ausbauraster von 1,95 Meter, der helle Farbton greift die Farbigkeit des Bestandssockels auf. Neu- und Altbau bleiben selbstbewusst ablesbar, zusammen bilden sie gleichsam eine wahrnehmbare Gesamtkomposition, ein Gebäudeensemble, das sich repräsentativ und zugleich offen und einladend zeigt.

Zur Organisation

Der Haupteingang ins Polizeipräsidium erhält über die großzügige Aufständerung des Erweiterungsbaus eine neue Gewichtung und Präsenz. Der Jürgensplatz schiebt sich unter den Gebäuderiegel bis zur Eingangskolonnade und bietet hier Raum für Vorfahrt und behindertengerechte PKW-Stellplätze. Im „Fußabdruck“ des Neubaus liegt der Ausstellungsbereich zur Gewaltprävention.
Er kann über einen separaten Zugang unabhängig und ohne Störung des laufenden Betriebs erschlossen werden. Die vorhandene innere Struktur im Zweibundsystem wird aufgenommen und sinnfällig weitergeführt.
Es entstehen keine Brüche zwischen Alt- und Neubau, die Erschließung ist klar und übersichtlich. Die Organisation erlaubt es, sich ändernden Vorgaben flexibel und ohne große Eingriffe in die Substanz anzupassen. Alle Dezernate, Kommissariate und Direktionen können jeweils zusammenhängend und geschossweise abgebildet werden. Dezentrale Treppenhäuser verbinden die Nutzungsbausteine geschossübergreifend und auf kurzem Weg miteinander. Das Garagenbauwerk bleibt von den Neubaumaßnahmen unberührt und wird in die Gesamtkonzeption eingebunden.


Freiraumgestaltung

Ziel des Entwurfs ist es, die Verbindung zwischen Schwanenspiegel und Jürgensplatz zum Landtag und Rheinpark hin zu stärken und gleichzeitig Aufenthaltsqualität zu schaffen. Durch die Freiraumgestaltung soll sich das Polizeipräsidium stärker nach außen hin öffnen, dadurch präsenter und freundlicher wahrgenommen werden.
Die markanten Streifen des Bodenbelags, die sich aus breiten, warmen hellgrauen und schmalen dunkelgrauen Plattenstreifen zusammensetzen, nehmen die Geradlinigkeit und Strenge der Formensprache der Gebäude auf und betonen den Haupteingang des Polizeipräsidiums. Der Belag verzahnt durch seine kammartige Struktur die Gebäudekörper mit dem Freiraum. Die Streifen bestehen aus Betonwerksteinplatten in unterschiedlichen Formatbreiten und betonen durch Verlegemuster die Linearität der Streifen. Die Oberfläche stellt sich glatt mit leichtem Glanz dar. Der Belag gewährleistet die Befahrbarkeit durch Feuerwehr und PKW.
Der Jürgensplatz wird durch vier gleichgroße Baumelemente räumlich gegliedert. Sie sind so angeordnet, dass sich der Eingang des Ministeriums in der Mittelachse befindet. Auch sie spiegeln in ihrer Form und Lage die Linearität des Gesamtentwurfs wieder.
Die Baumdächer der vier Elemente werden durch zweireihig angeordnete, dachförmig geschnittene Platanen gebildet, die in hellgrauer wassergebundener Wegedecke stehen. Sie sind durch eine umlaufende Stufe leicht erhöht. An vereinzelten Stellen im Baumraster werden Bäume ausgelassen. In den so entstandenen Räumen unter der aufgelockerten Baumkrone werden Sitzelemente linear platziert die von beiden Seiten benutzbar sind. Die Sitzelemente sind ca. 6,00 m lange und ca. 1,50 m breite, lineare Betonblöcke mit eingeschnürtem Sockel, als Lehne dient ein dunkelrot gefärbtes transparentes Element.

Das Husarendenkmal wird auf den Jürgensplatz an eine exponierte, von der Straße aus gut sichtbare Stelle versetzt. Der ehemalige Exerzierplatz wird weitgehend frei gelassen, um die Erlebbarkeit des historischen Platzes zu wahren. Die städtebauliche Achse wird außerhalb der Tiefgarage ebenerdig durch eine Reihe kegelförmiger Hochstamm-Hainbuchen akzentuiert. Auf Höhe des Garagentraktes verspringt die Baumreihe auf die andere Seite der Achse.
Die Beleuchtungskörper fügen sich in Ihrer Form und Anordnung in das geradlinige Gesamtbild des Freiraums ein und betonen die Laufrichtungen entlang der Achse. Es sind rechteckige, ca. 3,00 m hohe, anthrazitfarbene Lichtstelen. In der Achse stehen Sie jeweils auf der gegenüberliegenden Seite der Baumreihe. Auf dem Jürgensplatz bilden sie in der Mittellinie zwischen den Baumdächern eine Reihe, mit Beleuchtung zu allen Seiten.

Verkehrliche Einbindung

Die unter dem Jürgensplatz geplante zweigeschossige Tiefgarage verfügt in der Ebene –1 über 198 Stellplätze, von denen 101 in einen abgetrennten und nicht einsehbaren Bereich für die Polizei - mit direktem Gebäudezugang - reserviert sind. In der Ebene –2 sind weitere 240 Stellplätze untergebracht, somit insgesamt 438 Stellplätze. Die Gesamtanlage ist so konzipiert, dass bei Bedarf auch weitere Einheiten für einen besonderen Nutzerkreis abgeteilt werden könnten. Möglich wären auch die Ausweisung eines klar abgegrenzten Bereiches für Besucherstellplätze oder die Erweiterung um eine dritte unterirdische Ebene.
Die klar strukturierte Anlage verfügt über jeweils kombinierte Ein- und Ausfahrten sowohl im Bereich der heute bestehenden Parkplatzzufahrt am Jürgensplatz als auch im Hubertusweg. Die Erreichbarkeit und Adressbildung sind damit ebenso gegeben wie notwendige Flexibilität, Sicherheit und Funktionalität für die Einsatzfahrzeuge der Polizei. Die Verkehrsführung lässt sich dabei mit zurückhaltenden Mitteln eindeutig regeln ohne die Gesamtgestaltung des Jürgensplatzes zu stören.
Mit dem möglicherweise zunehmenden Bedarf lassen sich Abstellanlagen für Zweiräder bei geringem Stellplatzverlust in den Ecken der Tiefgarage sowie im Bereich der Ein- und Ausfahrten ergänzen. Ebenso wären Anlagen zur Versorgung von Elektrofahrzeugen vorrangig in der Umgebung der Ein- und Ausfahrten vorstellbar. Von den insgesamt 5 in einer Flucht liegenden Treppenaufgängen der Tiefgarage wird der mittlere Aufgang ist zusätzlich mit einem Aufzug ausgestattet.
Ein überschaubares Angebot an Besucherstellplätzen (einschließlich Behindertenstellplätzen) für Pkw und Zweiräder ist oberirdisch in der Nähe des Haupteinganges vorgesehen. Die Stellplätze in den bestehenden Höfen werden zunächst unverändert beibehalten. Es bietet sich an, hier ergänzende Angebote für Zweirad-Abstellanlagen vorzusehen.
Anlieferung sowie Entsorgung erfolgt wie im Bestand. Die Belange der Feuerwehr sind umfassend berücksichtigt. Bereiche die nicht oder nur von einem bestimmten Nutzerkreis befahren werden sollen sind durch entsprechende Anlagen (z.B. versenkbare Poller) zu sichern und mit Hilfe von Kameras zu überwachen. Die Vorfahrt an der Westfront des MBV kann erhalten bleiben, ebenso wie die dort vorhandenen Besucherstellplätze.

Kostenrahmen

Für den Neubau der Tiefgarage wurde durch Optimierung von Stützenstellung und Bauteilabmessungen eine besonders kosteneffiziente Konstruktion ermöglicht. Damit einher geht ein klares Haustechnikkonzept des Erweiterungsbaus, das die Brandschutzanforderungen der Garage mittels Jet-Ventilatoren erfüllt und ohne aufwendige Sprinkleranlage auskommt. Die zur Verfügung stehenden Flächen konnten so optimal für die Parknutzung herangezogen werden. Die Einsparungen im Budget der Tiefgarage werden in den Kostenrahmen des Erweiterungsbaus verlagert, um an dieser Stelle zusätzliche bauliche Qualitäten in der Arbeitsumgebung der Mitarbeiter des Polizeipräsidiums zu ermöglichen. Dies schlägt sich in moderner und effizienter haustechnischer Ausstattung und dauerhaften Materialien nieder, die dem Erweiterungsbau auf Dauer hohe Qualität verleihen.
Der für das Gesamtprojekt zur Verfügung stehende Kostenrahmen wird eingehalten.

Umgang mit dem denkmalgeschützten Bestand

Der Entwurf geht respektvoll mit dem denkmalgeschützten Bestandsgebäude um und integriert sich durch seine reduzierte formale Ausprägung auf selbstverständliche Weise in das Gesamtensemble. Neu- und Altbau bleiben jeweils als eigenständige Baukörper ablesbar. Die unvermeidlichen Anschlußpunkte vom Erweiterungsbau zum Bestand werden durch die aufgeständerten Gebäuderiegel minimiert. Dieser schonende Umgang mit der historischen Substanz minimiert die Auswirkungen auf den Betrieb während der Bauphase. Der Erweiterungsbau wird ohne Höhenversprünge an die vorhandene Erschießungsstruktur des Bestands angebunden.
Die Sanierung des Bestands erfolgt während der Bauzeit des Erweiterungsbaus. Zum technischen und zeitlichen Ablauf liegen als Anlage zum Erläuterungsbericht Darstellungen des Bauablaufs in Schemaform bei.
Funktionale und räumliche Zusammenhänge
Durch die klare und flexible Organisation des Erweiterungsbaus und die klare Gliederung der Grundrisse entsteht eine ansprechende und effiziente Arbeitsumgebung. Die von Nutzerseite gewünschten komplexen funktionalen und räumlichen Verbindungen werden durch den Entwurf vollständig abgebildet. Notwendige Kompensationsflächen für im Zuge der Baumaßnahme wegfallende Nutzungen sind ebenfalls in unmittelbarer Nachbarschaft ihrer alten Standorte im Erweiterungsbau verortet. Die Struktur der Büroflächen ermöglicht bei zukünftigen Änderungen in der Organisation des Betriebs eine einfache Anpassung auf veränderte Gegebenheiten und trägt so zur Nachhaltigkeit des Gebäudes bei.

Materialkonzept

Der Erweiterungsbau erzielt durch seine Materialität eine klare und freundliche Innen- und Außenwirkung. Als Material für die Aussenfassade wurde eine hinterlüftete Verkleidung aus Kalksteinplatten gewählt, die sich am Sockelmaterial des Bestandsgebäudes orientiert. Die helle Oberfläche unterstreicht den offenen Charakter des Gebäudes in Ihrer Außenwirkung und verleiht dem Erweiterungsbau eine hohe Wertigkeit. Die Fassaden der Innenhöfe B und C werden hell verputzt, hier ist die Natursteinverkleidung bei Anpassung des Gesamtbudgets optional. Die bodenhohen Fenster erhalten anthrazitfarbene Elementrahmen in Aluminium und außenliegende Sonnenschutzlamellen in Aluminium. In den Innenräumen werden Wände und Decken weiß gestrichen, der Bodenbelag ist anthrazitfarbener Nadelfilzteppich. Die Oberflächen erzielen eine helle, klare Wirkung, die ein angenehmes Arbeiten fördert.

Konstruktionsprinzip

Die Tiefgarage wird im Stahlbetonbau als „weiße Wanne“ mit Flachgründung errichtet. Die Baugrube wird im Regelfall nicht von anstehendem Grundwasser betroffen, für extreme Hochwasserstände kann eine Abpumpanlage optional vorgehalten werden. Zur Vermeidung von Setzungen der Bestandsgebäude werden Unterfangungen erstellt. Hierbei kommenden tangierende Bohrpfahlwände, die mit Verpressankern im Schneckenbohrverfahren rückverankert werden, zum Einsatz. Die Unterfangung dient dabei gleichzeitig als Baugrubenverbau zum Bestand hin, zu den dem Bestand abgewandten Seiten wird ein konventioneller Trägerbohlverbau als kosteneffiziente Lösung eingesetzt. Das Tragwerk der Tiefgarage wird als Stahlbetonskelett mit Unterzügen ausgeführt, Standard-Stützenraster ist hierbei 8,00m.
Durch die Aufständerung des Erweiterungsbaus werden hier die erforderlichen Gründungsmaßnahmen minimiert. Das Gebäude wird ebenfalls in Stahlbeton-Skelettbauweise mit aussteifenden Wänden errichtet. Bei Decken und Trägern soll hierbei ein möglichst hoher Anteil an Fertigteilen und Halbfertigteilen zum Einsatz kommen, um die Bauzeit zu minimieren. Das Tragwerk besteht dabei aus tragenden, hochbewehrten Stahlbeton-Fassadenstützen mit Querschnitt von 20 x 40 cm, die in jedem zweiten Ausbaufeld (Achsraster pro Feld 1,95m) angeordnet werden. Die Flutrennwände werden ebenfalls als wandartige Träger zur Lastabtragung herangezogen, die Lasten der aufgeständerten Büroriegel werden über Stahlbeton-Abfangträger in die freistehenden Stahlbetonstützen unterhalb des 2.OG eingeleitet. Die Vertikallasten des Erweiterungsbaus werden generell autark vom Tragwerk des Bestands in die Gründung eingeleitet. Im Bereich der Überbauung des Garagentrakts ermöglichen die Ausbildung der Bodenplatte als 2.OG als Kragplatte sowie die horizontale Scheibenwirkung der übrigen Geschoßdecken eine Reduktion der Eingriffe in den Bestand auf ein Minimum.


BGFa Erweiterung: 8.400m²

BGFa Tiefgarage: 13.200m²

Kostenrahmen: 25,7 Mio.€ Brutto (KG 300-500)