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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2010

Erweiterung des Schulzentrum Handewitt zu einer Gemeinschaftsschule /Neubau Haus 3/

1. Preis

Preisgeld: 6.250 EUR

ppp architekten + stadtplaner

Architektur

KAplus - Ingenieurbüro Vollert

Energieplanung

ANDRESEN LANDSCHAFTSARCHITEKTEN

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebau
Die Schule Handewitt ist in den letzten Jahrzehnten nach und nach gewachsen.
Mit dem Neubau soll der eher heterogene Bestand zu einer funktionalen und räumlichen Gesamtstruktur erweitert werden. Im Sinne des Weiterbauens knüpft das Haus 3 direkt an die Schule an und bildet als Äquivalent zum vorhandenen Pausenhof eine innenliegende Pausenhalle als Zentrum des Erweiterungsbaus. Die Raumfolge Eingangsplatz – Pausenhof – Pausenhalle verweben jetzt die weitläufige Bestandsstruktur. Der Neubau selbst bezieht sich einerseits stark auf seine innere Mitte, nimmt aber gleichzeitig Bezüge zum Umfeld mit dem landschaftlich reizvollen Sportanlagen auf.

Neubau
Der Erweiterungsbau ist als massives kompaktes Gebäude konzipiert, welches sich in Höhe und Maßstab in die Bestandsstruktur einfügt. Kernstück des Neubaus ist die mittige Pausenhalle, die für die gesamte Schule neue zentrale Nutzungsmöglichkeiten wie z.B. Theater- und Musikvorführungen, Schulfeste, Einschulungs- und Entlassungsfeiern etc., bietet.
Eine großzügige Treppenanlage mit Sitzstufen bildet ein Auditorium. Gleichzeitig wird hier in der Mitte des Hauses unter dem zentralen Oberlicht das Erdgeschoss mit dem Obergeschoss verbunden. Das schafft Transparenz, Orientierung und Kommunikation in der Schule.
Im Erdgeschoss bildet ein zum Pausenhof verglastes Foyer den Übergang zum vorhandenen Gebäude. Hierdurch gibt es eine direkte Blickbeziehung in die neue Pausenhalle. Auf der Ostseite öffnet sich das Haus über dem verglasten Essraum zur Landschaft und gibt den Blick auf die Sportanlagen frei. Für größere Veranstaltungen können Foyer, Pausenhalle und Essraum zusammen genutzt und von der Küche versorgt werden.
Im Obergeschoss gliedern sich die Klassenräume mit jeweils einem Gruppenraum dazwischen, um die mittige Halle, in der neben der Freitreppe auch Freilernzonen für die Schüler angeordnet sind. Die Gruppenräume erlauben durch ihre Verglasung im Idealfall einen gerahmten Blick in die Umgebung.

Konstruktion und Material
Das Gebäude wird als hoch wärmegedämmter massiver Baukörper erstellt.
Tragende Außen- und Innenwände mit Filigrandecken sorgen für kurze Bauzeit und eine wirtschaftliche Konstruktion.
Auf einer massiven Dachdecke liegen geneigte Dachflächen mit außenliegender Entwässerung. Die Shedkonstruktion mit massiven Leimholzbindern sorgen für guten Brandschutz und geben dem Raum eine angenehme, warme Atmosphäre.
Nicht nur die Kompaktheit des Baukörpers und die energieoptimierte Konzeption, sondern auch die Verwendung pflegeleichten, dauerhaften Materialien führt auf die Dauer zu geringen Unterhalts- und Betriebskosten.
Ziegelfassaden außen und idealerweise auch im Atrium verbinden den Neubau mit dem Bestand und garantieren Langlebigkeit und Robustheit bei Beanspruchungen.

Energiekonzept
Das Energiekonzept basiert vorrangig auf der Reduzierung des Energiebedarfs für Wärme und Strom durch eine kompakte Bauform und eine hochwertige Gebäudehülle. Der Strombedarf wird durch den Einsatz einer sehr effizienten Technischen Gebäudeausrüstung minimiert.

Kompakte Bauform
Für den Neubau wurde eine kompakte 2-geschossige Bauform gewählt. Die Erschließung und untergeordnete Räume werden im Kern (thermischer Pufferraum) integriert. Die transparente Überdachung mit Nordsheds kann geöffnet werden und ermöglicht eine gute natürliche Belichtung sowie eine natürliche Belüftung.

Wärmetechnischer Standard
Der Neubau wird mit einer sehr gut gedämmten Gebäudehülle in Anlehnung an den Passivhausstandard ausgeführt. Für die Außenwände wird ein Dämmstoffstärke von 20cm vorgeschlagen. Das Dach erhält eine Dämmstoffstärke von 30cm und die Fensterqualität erreicht einen Gesamt U-Wert von 0,95 W/m²K
Die hohe wärmetechnische Qualität führt neben der Energieeinsparung auch zu einer deutlichen Verbesserung des thermischen Komforts für die Schüler und Lehrer.

Belüftung
Für die Klassenräume wird eine kontrollierte natürliche Lüftung vorgeschlagen. Ein bis zwei Fensterflügel pro Raum werden motorisch angesteuert und ermöglichen eine automatische Regulierung der Luftqualität in Abhängigkeit des Außen- und Innenklimas. Die Auftriebswirkung des Atriums kann für eine optimale Stoßlüftung in den Pausen genutzt werden. Während des Unterrichts erfolgt eine „Komfortlüftung“ durch leicht geöffnete Flügel (Spaltlüftung). Die Luft strömt im oberen Bereich ein und vermischt sich mit der Raumluft, so dass eine hohe thermische Behaglichkeit gewährleistet wird.
Die Fachräume (Technik), die Lehrküche mit Essraum und der WC Kern erhalten einfache dezentrale Lüftungsanlagen ohne Heizregister jedoch mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung (mindestens 80%) und effizienten Antrieb.

Sommerlicher Wärmeschutz
Durch die hochwertige Wärmedämmung und den auf die Nutzung angepassten Verglasungsanteil werden solare Lasten reduziert. Zusätzlich werden Verschattungseinrichtungen eingesetzt, um die direkte solare Einstrahlung zu minimieren. Der gezielte Einsatz von Speichermasse – in Abstimmung mit der Akustik – reduziert Temperaturspitzen und externe und interne Wärmelasten werden zwischengespeichert (Amplitudendämpfung). In den Nachtstunden erfolgt eine Entladung der gespeicherten überschüssigen Wärme über eine natürliche Nachtlüftung. In den Klassen und im Atrium erfolgt die Nachtauskühlung über die motorisch angesteuerten Lüftungsflügel. Insgesamt wird ein hoher thermischer Komfort bei gleichzeitiger Minimierung des technischen Aufwandes erreicht.

Energieeffizienz
Die transparenten Flächen der Außenhülle sind auf eine optimale natürliche Belichtung ausgelegt. Kunstlicht wird als Tageslicht-Ergänzungsbeleuchtung über effiziente Leuchten mit EVG realisiert, so dass sehr geringe Stromverbräuche für Kunstlicht zu erwarten sind.
Die Sheds werden auf der Südseite mit Fotovoltaik Modulen belegt. Ziel ist ein CO2-neutraler Betrieb der neuen Schule durch die bilanzielle Kompensation des relativ geringen Energieverbrauchs über die regenerative Stromerzeugung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf ist städtebaulich relativ unproblematisch. Das „Übergreifen“ des Pausenhofs nach Westen wirkt unnötig und könnte auf den Eingangsbereich reduziert werden – gerne mit einer Überdachung als Verbindung zu Haus 4. Die Anbindung zu Haus 2 im EG ist sehr überzeugend und die Verlagerung des Lehrerzimmers wirkt als Verbesserung sowohl durch die Lage/Blick, sowie als neue Zentralposition mit gutem Kontakt zu den Klassenzimmern.
Grundrisse und Innenräume/Aula wirken sehr überzeugend und umsetzbar. Die etwas monotonen Fassaden nehmen wenig Bezug zum Bestand, wobei die Ablesbarkeit der unterschiedlichen Nutzungen gegrüßt wird. Die Innengestaltung scheint die im Erläuterungsbericht erwähnte Heterogenität gut aufzugreifen, und dies sollten die Fassaden auch besser mit mehr Leben umsetzten.
Die Idee eines räumlich und materialmäßig markanten Oberlichtes ist gut und richtig. Die gezeigte Shed-Lösung wirkt unnötig massiv. Auch die Fassaden im Eingangsbereich können durch Bearbeitung gewinnen.
Die gesamte Organisation der Grundrisse wirkt sehr überzeugend und kommt einer neuen Lernkultur entgegen. Auch die Mischung aus Luftraum, Balkonen, Gruppenflächen etc. ist ein Plus. Mit Durchblicken, Flexibilität und neuen Nutzungsmöglichkeiten für die gesamte Schule. Die kompakte Anordnung aller Flächen schafft kurze Wege und kann nach Innen und Außen vielfältig genutzt werden.
Die Kompaktheit des Entwurfs sollte in gute Wirtschaftlichkeit umsetzbar sein und lässt das Nachhaltigkeitskonzept erreichbar wirken.

Empfehlung des Preisgerichts
Das Gremium empfiehlt dem Auslober, die Verfasser des 1. Preises mit der weiteren Planung zu beauftragen und an der Entwurfsidee festzuhalten.