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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2010

Neuordnung des Rheinufers im Bereich der /Alten Ziegelei/ in Speyer

Anerkennung

Thomas Schüler Architekten und Stadtplaner

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Rheims + Partner Landschaftsarchitekten und Ingenieure

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Erläuterungstext 151620





Städtebauliches Konzept

Das Grundkonzept besteht aus dem Schaffen eines neuen städtischen Raums zwischen dem Hafen von Speyer und den nördlichen Entwicklungsflächen mit einer klaren und einprägsamen städtebaulichen Figur.

Dabei soll ein Entwicklungskonzept für Speyer geschaffen werden mit hohen städträumlichen und freiräumlichen Qualitäten, der sich weniger als ein Siedlungsbereich darstellt, sondern als ein neuer urbaner Stadtteil. Mit einfachen stadträumlichen Elementen - der Straße, dem Platz, dem Hof, der Gasse und der Promenade - wird ein vertrautes Stück Stadt geschaffen.

Die vorgeschlagenen Hofstrukturen öffnen sich konsequent zum Rhein und betonen in einfacher Weise die Qualitäten des Ortes. Durch die zueinander versetzte Anordnung der Höfe wird sowohl dem Schallschutz Rechnung getragen, als auch ein Bezug aller Wohnungen zum Rhein gewährleistet.
Gut proportionierte Baufelder bilden die Basis für ein ausgewogenes Verhältnis von Kubatur zu Freiraum und lassen neue hochwertige Außenräume entstehen.

Der aufgeschüttete Damm entlang der Fritz-Kirrmeier-Straße schafft eine kommunikative angehobene Grünfläche für hausnahes spielen und treffen. Durch den Niveauversprung entsteht ein wirksamer Schallschutz für die westliche Gebäudereihe mit seinen hochwertigen Wohnungen und ruhigen Gärten. Der grüne Saum betont die besondere eigenständige Lage des neuen Wohnquartiers.


Verknüpfung mit dem Umfeld und öffentliche Räume

Die Verknüpfung mit den angrenzenden Stadteilen erfolgt über die neuen öffentlichen Stadträume, den Quartierspatz an der Franz-Kirrmeier-Straße und die neue Rheinpromenade.

Im Kreuzungsbereich der Wege und Straßen entsteht in zentraler Lage der neue Quartiersplatz. Als Stadtteilplatz befindet er sich an der Schnittstelle zu den westlichen Stadtteilen und bildet so einen Ort der Begegnung. In der angrenzenden Bebauung befinden sich erdgeschossig Flächen für den Einzelhandel und kleine Cafes, die den Platz für ihre Außenterrasse nutzen können. Bänke, Begrünung und eine zentrale Wasserflächen schaffen eine hohe Aufenthaltsqualität und einen flexibel nutzbaren Platzraum.

Die beiden markanten leicht erhöhten Gebäude begrenzen räumlich den Platz und bilden eine Torfunktion im Auftakt zum neuen Wohnquartier am Rhein.

In räumlicher Verbindung zum Quartiersplatz entsteht eine großzügige öffentliche Verbindung zum Rheinufer. Angehoben und baumbestanden bildet ein holzbelegte Platz, das neue Rheindeck, einen einzigartigen Weitblick über die Rheinauen. Eine breite Freitreppe mit Sitzstufen führt hinunter zur Promenade und weiter zum Uferbereichs des Rheins.

Die Promenade zeigt sich als kommunikatives aktives Band mit hoher Aufenthaltsqualität. Bänke und Mauern schaffen Orte zum Verweilen. Die neue Uferpromenade bindet direkt an den Hafens an schafft so einen durchgängigen Uferweg, weiter in den nördlichen Landschaftsraum.

Die Hafenstraße wird als Teil der Promenade entwickelt und bindet die bestehende Villa an. Sie wird zukünftig als Ort für Kinder und Senioren genutzt und besitzt eine räumliche Scharnierfunktion zwischen der Neubebauung und der Promenade. Eine baumbestandene Platzsituation bildet hier den südlichen Zugang von der Promenade zum Wohnquartier.

Der Individualverkehr wird aus den Wohnquartieren herausgehalten und frühzeitig über die rückseitige Anliegerstraße in die Tiefgaragen geführt.




Gebäudesockel als baulicher Hochwasserschutz

Der Hochwasserschutz erfolgt über einen durchgehenden Gebäudesockel mit einer Höhe von 98,60 m ü. NN. Dadurch wird für die Wohnhöfe und die Straßenräume ein garantierter Schutz für den Fall des Extremhochwassers geschaffen. Die einzige Öffnung an der Hafenstraße wird über mobile Elemente verschlossen, die zwischen die beiden Sockel gesetzt werden.

Zum Landschaftstraum im Norden wird der Gebäudesockel an den bestehenden Damm angeschlossen, der hier ebenfalls auf 98,60 m ü. NN angehoben wird. Zum südlichen Hafen erfolgt der Anschluß an die bestehende Hafenmauer.

Die Uferpromenade befindet sich durchgängig auf 96,60 m ü. NN, der Höhe des Pegelhauses. Sie wird räumlich gefasst durch die Sockelwand der Wohnhöfe und der breiten Sitzmauer zum Rhein. Als vorgelagerte Mauer mit einer Höhe von 97,40 m ü. NN wird ein frühzeitiger Hochwasserschutz für die Promenade und die Bestandshäuser geschaffen. Die offenen Platzsituationen der Promenade können durch mobile Elemente geschlossen werden.


Hierarchie der Räume für nutzbare Freiräume

Das Konzept schafft eine klare Hierarchie von öffentlichen, halböffentlichen und privaten Räumen und gewährleistet eine intensive Nutzung der Freiräume.

Der Niveauversprung des Gebäudesockels zu den Wohnhöfen bildet eine Trennung zwischen Öffentlichkeit und den halböffentlichen Innenbereichen. Treppensituationen und Bastionen zur Promenade schaffen im Übergang kleinere Begegnungsorte zur Kommunikation und zum Aufenthalt.
Die Hausgärten, die sich durchgängig auf dem Gebäudesockel befinden, erhalten durch begrenzende Heckensituationen ihre Privatheit.

Die öffentlichen Räume zwischen den Höfen sind als Nachbarschaftsplätze und dienen als Kommunikationsorte zum treffen und spielen.

Die Lage an der Promenade dient der Adressbildung und der Identifikation der Bewohner mit dem eigenen Wohnhof. Hierbei fördern die hochwertigen wohnungsnahen Grünräume und die kompakte Bauform der Quartiere eine Identität mit dem eigenen Umfeld.


Klassische Grundrisse für flexible großflächige Wohntypen

Im Vordergebäude des U-förmigen Gebäudes befinden sich die horizontalen Geschoßwohnungen mit unterschiedlichen Wohnungsgrößen und den Penthouses im Staffelgeschoß mit Dachgärten. In den Flügelbauten werden vertikale Stadthäuser für jeweils 1 – 2 Familien oder für die Kombination aus Wohnen und Arbeiten vorgesehen. Die großen Dachterrassen schaffen zusätzliche Freiflächen zu den privaten Gärten.

Die Qualität der Wohnungen und Häuser besteht aus flexiblen Grundrissen, die sich sowohl zum Rhein hin, als auch nach Süden und Westen orientieren. Großzügige Außenräume und Loggien orientieren sich zu zwei Seiten und ermöglichen helle und ruhige Durchwohnsituationen.

Das Gebäude besitzt ein klassisches Grundrisskonzept, mit einer großen Diele als zentraler Raum, von der aus nutzungsneutrale Zimmer abgehen. Große Bäder und Wohnküchen ermöglichen ein hochwertiges und großzügiges Wohnen. Die zusammenhängende Fläche aus Küche und Wohnen bildet eine große gemeinschaftliche Zone, die sich bis auf die beiden Balkone erweitern kann.

Die Stellplätze befinden sich im gemeinsamen Sockel und sind direkt über das Treppenhaus und die Aufzüge zu erreichen. Die Stadthäuser besitzen hier abschließbare Garagen.

Die Gebäude werden als vorfabrizierte Massivbauten erstellt, mit einer Fassade aus zweischaligem Mauerwerk in einem rot-braunem Ziegel mit lebhaften Brand. Dies stellt zum einen den Bezug zur ehemaligen Ziegelei her, wird aber hauptsächlich als langlebiges Material verwendet, das einen angenehmen Alterungsprozess besitzt. Loggien und Terrassen werden mit einem warmen Eichenholz ausgekleidet und betonen die Orte des Aufenthalts und akzentuieren die Fassade nach außen.


Schallschutz durch Nutzung der örtlichen Gegebenheiten

Über eine schallschützende und begrünte Mauer entlang der Fritz-Kirrmeier-Straße wird der Straßenlärm bereits am Entstehungsort gedämpft und gewährleistet ein ruhiges Wohnquartier. Durch den Abstand der Bebauung zur Straße, den bestehenden Geländeversprung und der Grünbepflanzung werden die örtlich bestehenden Möglichkeiten des passiven Schallschutzes genutzt.

Die zueinander versetzten Baukörper schaffen immissionsfreie Hofbereiche, wobei sich die ruhigen Höfe zum Rhein orientieren. Die Loggien sind thermisch getrennt, funktionieren als Klima- und Schallpuffer und bieten hochwertige Aufenthaltsmöglichkeit für die Bewohner. Zusätzlich erfolgen aktive Schallschutzmaßnahmen in den Fenstern und der Fassade. Jede Wohnung besitzt die Eigenschaft sich zu zwei Seiten zu orientieren.

Durch die Addition der lärmschützenden Maßnahmen wird die Voraussetzung für einen hochwertigen Wohnungsbau entstehen, der ohne das Muster einer funktionalen uns wenig akzeptierten Lärmschutzbebauung auskommt. Auch ohne die Erstellung der Mauer, bei Erhalt der bestehenden Damms, ist das vorgeschlagene Schallschutzkonzept wirksam.


Bauabschnitte

Die bauliche Entwicklung erfolgt zwangsläufig vom Quartiersplatz am Kreisverkehr aus, dem Herzstück der Planung. Im ersten Abschnitt werden das Rheindeck mit den angrenzenden Wohnhöfen und die vernetzende Promenade erstellt. Dabei ist es wichtig, bereits frühzeitig eine Urbanität zu schaffen und den Ort zum Leben zu erwecken. In der weiteren baulichen Entwicklung werden die angrenzenden Wohnhöfe realisiert.


autarkes Energiekonzept

Grundsätzlich wird für die zu errichtenden Gebäude eine vollständige autarke Energieversorgung angestrebt, so dass die einzelnen Wohnhöfe in ihren Bauabschnitten für sich errichtet werden können. Als Standard sind Nullenergiehäuser und damit eine Co2-neutrale Versorgung geplant. Dabei ist die Nutzung von Photovoltaik, Solarthermie und Grau- / Schwarzwasserabwärme Basis. Die Warmwasserproduktion erfolgt durch Solarthermieelemente in den südlich ausgerichteten Fassadenflächen und durch die Rückgewinnung von Abwärme des Grau- / Schwarzwassers (über Wärmepumpen). Grundsätzlich ist in allen Gebäuden eine Belüftung über Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung vorhanden. Die Außenluft wird im Winterfall über einen Erdkanal vorkonditioniert. Die Wintergärten dienen im Winter als Klimapuffer zur passiven Wärmegewinnung. Die durch Sonneneinstrahlung erwärmte Luft fließt dem Gebäude über die Lüftungsanlage zu.


Grünstruktur

Das Konzept zur Gestaltung mit Großgrün im öffentlichen Raum sieht vor, die unterschiedlichen Stadträume mittels verschiedener Gehölzarten zu definieren.

Die Uferpromenade wird durch die gruppierte Anordnung von Säulenpappeln in die angrenzende Landschaft integriert. Als vorgefundener Vegetation des Ortes führt somit den Auencharakter bis an das neue Wohnquartier heran. Die Anordnung ist dabei so gewählt, dass Blickbeziehungen auf das gegenüberliegende Rheinufer gerahmt werden.

Die öffentlichen Plätze werden mit Lederhülsenbäumen überstellt, sodass der städtische Charakter dieser Räume hervorgehoben wird. Somit werden lichtdurchlässige Baumdächer geschaffen, die Geborgenheit vermitteln und die Aufenthaltsqualität steigern sollen.

Der Straßenraum wird einheitlich mit Zierbirnen gepflanzt. Diese stadtklimafesten Bäume eignen sich zur Beschattung von Stellplätzen und setzten kraftvolle Akzente in Frühjahr durch ihre auffälligen Blüten.

Die Uferpromenade

Die Promenade ist in ihrer Materialität einfach und robust gehalten. Der in den Fassaden verwendete Klinkerstein wird ebenfalls im Freiraum verwendet und bildet ein rot-braun geziegeltes Aktionsband. Die Promenadenränder bilden die Bewegungszone für Fußgänger und Radfahrer. Die Mittelbereiche mit den großen Sitzbänken werden über Felder aus einem wassergebundenem sandfarbenem Ziegelsplitgemisch definiert und markieren den Ort zum Verweilen und Boule spielen.

Der Uferzugang zum Rhein und die große vorgelagerte Sitzmauer werden bestehen ebenfalls aus Klinker, sodass die Zugehörigkeit zum öffentlichen Freiraum eindeutig ablesbar wird. Die große Freitreppe, die das „Rheindeck“ mit der Uferpromenade verbindet, besitzt platzräumliche Qualitäten und kann als Bühne mit ansteigen Sitzstufen genutzt werden. Hier kann sich zwangloses städtisches Leben entwickeln. Die Treppe wird aus vorgefertigten, geschliffenen Betonstufen hergestellt, die den Aufenthaltsbereich markieren und das Alleinstellungsmerkmal betonen.

Das hochliegende „Rheindeck“ als großes Holzdeck stellt den Endpunkt der Bewegung aus westlicher Richtung dar und bildet einen Ort der Kommunikation innerhalb des Wohnumfeldes. Von hier aus besitzt man einen besonderen Ausblick auf den Rhein und seine Auenlandschaft. Durch den warmen Belag aus Eichendielen und die große Sitzelemente wird eine hohe Aufenthaltsqualität unter einem schattenspendenden Baumdach aus Gleditsien erzeugt.

Wichtige Ausstattungselemente im öffentlichen Raum sind die Beleuchtungs- und Sitzelemente. Das „Rheindeck“ und die Promenade werden einheitlich mit schlanken Leuchtstelen illuminiert. Die Säulenpappeln auf der Promenade bekommen eine zusätzliche Akzentuierung durch Bodenstrahler. Endlosbänke aus Leimbindern bilden die Sitzelemente entlang der Promenade. Diese großzügigen, zur Mitte orientierten Elemente unterstreichen die Aufenthalts- und Aktivitätsfunktion der Promenade.