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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2010

Landeswettbewerb 2010: Innovative Wohnformen für Studierende in gemischten Quartieren

Bonn-Tannenbusch "Innovative Wohnformen für Studierende" Perspektive Wohnhof

Bonn-Tannenbusch "Innovative Wohnformen für Studierende" Perspektive Wohnhof

1. Preis

pbs architekten Gerlach Wolf Riedel

Architektur

GTL Landschaftsarchitektur Triebswetter, Mauer, Bruns Partner mbB

Landschaftsarchitektur

Fritzen Architekten und Stadtplaner

Stadtplanung / Städtebau

BSV Büro für Stadt- und Verkehrsplanung Dr.-Ing. Reinhold Baier GmbH

Verkehrsplanung

Erläuterungstext

Leitidee

Die Oppelner Straße bietet mit ihrer Bündelung von Infra-strukturen eigentlich beste Voraussetzungen für ein funktio-nierendes, qualitätsvolles Stadtteilzentrum. Es fehlen jedoch eine klare Definition und Differenzierung öffentlicher und privater Freiräume sowie angstfreie Aufenthaltsqualitäten.

Mit der Umgestaltung zum Corso entsteht ein funktions-tüchtiges „Rückgrat“ für Tannenbusch: Ein qualitätsvoller Flanier- und Verweilraum als Bindeglied des örtlichen Wegnetzes, der sämtliche Nutzungsangebote des Stadtteilzentrums anbindet.

Die neuen studentischen Wohnquartiere Tabu 1 und Tabu 2 gruppieren sich in kleinteiligen Baustrukturen zu 4 kommuni-kativen Wohnhöfen. Diese Höfe öffnen sich - städtebaulich markiert durch freigestellte Punkthäuser - zu den beiden Kopfseiten des „Corso Tannenbusch“.


Städtebauliche Konzeption

Zwischen zwei Kreisverkehren im Osten und Westen wird der Corso als bandförmiger Boulevard aufgespannt. Unter Beibehaltung der bestehenden Straßenführung entsteht ein attraktiver öffent-licher Flanier- und Verweilraum, in den Nutzungsangebote wie Sportflächen, Sitzgruppen und Gastronomie intarsienartig eingelassen sind.
Die Infrastruktureinrichtungen entlang der nördlichen Raumkante nutzen den Corso künftig als Erschließungs- und Verknüpfungs-raum: Das Einkaufszentrum erhält hier, nach Abriss des
blockierenden Vorbaus, einen einladenden, glasüberdeckten neuen Haupteingang. Auch das ehemalige Möbelhaus orientiert sich mit einem ergänzenden Eingangsbaukörper zum Corso. Seine neue Nutzung als Sport- und Fitnesscenter bewirkt zudem über Blickbeziehungen eine soziale Kontrolle des S-Bahn-Haltepunktes bis in die späten Abendstunden.
Die südliche Raumkante des Corso wird mit ergänzenden Neubauten gestärkt. Zwischen den Neubauten entstehen begrünte Erschließ-ungshöfe für die bestehende Bebauung, die mittels Einfriedungen klar als private Freiflächen definiert sind.
Im Osten und Westen werden die Wohnhöfe der neuen studentischen Quartiere Tabu1 und Tabu2an den Corso angebunden.
Kompakte 4-geschossige Gebäude bilden hierbei das stets wieder-kehrende Modul, welches mit eingeschossigen Verbindungsbau-körpern zu L-förmigen Winkeln gruppiert wird. Diese Winkel
umschließen kommunikative Wohnhöfe, freigestellte 5-geschossige Punkthäuser markieren deren Öffnung zum Corso.
Die Typologie einer „perforierten Blockrandbebauung“ führt zu einer guten Durchlüftung der Wohnhöfe und trägt so gemeinsam mit den temperaturausgleichenden Grünflächen den aus dem Klimawandel entstehenden Anforderungen Rechnung.

Ausgehend vom Rückgrat des Corso binden öffentlichen und nicht-öffentlichen Räume direkt an diesen an. Gegenüber den öffent-lichen Räumen werden die privaten Freiflächen räumlich abge-grenzt und bilden in sich geschlossene Wohnhöfe mit Aufenthalt-möglichkeit und wohnungsnaher Infrastrukturen wie Fahrrad-häuschen oder überdachten Kommunikationsorten.
Die Vernetzung der umgebenden öffentlichen Räume mit dem Corso erfolgt über eine korridorartiger Verkleinerung des öffentlichen Raumes mit der Implementierung von thematisch untereinander verknüpften Orten (Hotspots).

Auch im weiteren Wettbewerbsgebiet, besonders im südlichen Teil, sind zu viele öffentlich begehbare Grünflächen und zu wenige private Grünflächen vorhanden. Wo immer möglich, werden die „Hausmeistergrünflächen“ mit Hecken eingefriedet und Wohnungen in den Erdgeschossen zugeordnet.
Die vorhandenen Fuß- und Radwege bilden künfig die Verknüpfung zwischen den ruhigen, privateren Wohnbereichen und dem belebten, öffentlichen „Corso-Tannenbusch“.


Erschließung

Bei allen 4 Wohnhöfen erfolgt die Erschließung der Gebäude zwei-seitig sowohl aus dem Straßenraum als auch aus den Wohnhöfen. Gegenüber dem Straßenraum sind die Gebäude um 80 cm angehoben, um eine angemessene Privatheit der erdgeschossigen Wohneinheiten zu erreichen. Dies wird durch die Distanz schaffende Vorgarten-zone noch unterstützt.
Die (je nach Standort und sozialem Umfeld) zugangskontrollierten Wohnhöfe werden barrierefrei auf 60 cm Höhe modelliert, so dass eine differenzierende Höhendifferenz von 20 cm zwischen
privaten Gartenzonen und gemeinschaftlichem Freiraum verbleibt. Die Hauseingänge werden mit kurzen Rampen barrierefrei ange-bunden.


Gebäudekonzept

Als Grundmodul der Bebauung wurde ein Baukörper von 25,00 x 13,70m entwickelt, dessen hohe Flexibilität für unterschiedliche städtebauliche Ausrichtungen und Wohnungsgrundrisse planerisch
nachgewiesen wird. Mit seinem einfachen statischen System aus tragenden Schotten mit 4,10 m Spannweite sowie der variabel bestückbaren zentralen Installationszone entsteht eine Gebäude-struktur, die spätere Grundriss- und Nutzungsänderungen ohne Eingriffe in die Bausubstanz vorbereitet.

Die kompakte, einfache Baukörpergeometrie führt zu einem hervorragenden A/V-Verhältnis und bietet damit beste Voraus-setzungen, den Passivhausstandard mit wirtschaftlich vertretbarem
baulichem Aufwand zu erreichen.

Die unterschiedliche Proportionierung und Ausformulierung der 4 Wohnhöfe von Tabu1 und Tabu2 belegt, dass die Feinkörnigkeit der gewählten Baukörperstruktur eine einfache Adaptierbarkeit der
Konzeption auch auf weitere Standorte ermöglicht.


Materialien

Die konsequente Fassadenstruktur mit gleichbleibenden Achsmaßen, Panel- und Fenstergrößen bietet beste Voraussetzungen für ein hohes Maß an Vorfertigung und eine wirtschaftliche Erstellung.

Das Fassadenthema „Rahmen und Füllung“ wird mit „Frames“ aus Weissbeton-Sandwichelementen und Füllungen aus ebenfalls in Sandwichbauweise vorgefertigten Panelen mit einer Oberfläche aus HPL (High-Pressure-Laminat) umgesetzt.

Die bodenhohen Fenster erhalten einen aussenliegenden Sonnen- und Sichtschutz in Form von verschiebbaren Metall-Lamellenrahmen.
Diese Materialwahl berücksichtigt die Themen Wirtschaftlichkeit, Langlebigkeit und Graffiti-Resistenz.

Realisierbarkeit in Bauabschnitten
Der modulare Aufbau der Bebauungsstruktur ermöglicht eine sehr feinkörnige Bauabschnittsbildung. Für die Zusammenfassung größerer Bauabschnitte bietet sich an, die beiden L-förmigen Gebäudewinkel als zusammenhängende Baugruppen zu definieren.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Idee, die Oppelner Str. im Bereich des Einkaufszentrums zu einer linearen Flaniermeile auszugestalten, wird positiv gewertet. Insbesondere die Pointierung des Anfangs- und Endpunktes mit jeweils einem Kreisverkehr erscheint schlüssig und gut umsetzbar. Die Linearität wird im Bereich des Hochbaus durch den Teilabriss im Eingangsbereich des Tannenbuschzentrums sowie durch komplementäre lineare neue Bauelemente unterstrichen. Interessant ist dabei der Ansatz, in einer Verbindung der komplementären Neubauten mit dem vorhandenen Bestand, diesen mit anderen Nutzungen konzeptionell einzubinden.
Die nur ansatzweise Überplanung der nördlich des Einkaufszentrums gelegenen Flächen
lässt jedoch weitere Nutzungsoptionen offen. Insofern lässt die grundsätzlich als positiv zu bewertende Fußgängerbrücke eine konkrete Verbindung von Nutzungen in diesem Bereich vermissen. Empfehlenswert wäre an dieser Stelle auch eine Zugänglichkeit zu den Bahnsteigen.
Die einfache und klare städtebauliche Blockrandstruktur schafft wohltuende Raumkanten in einem heterogen geprägten Umfeld. Die eindeutige Anordnung des ruhenden Verkehrs in der schwer nutzbaren Grundstücksspitze mit starker Verkehrsfrequentierung ist konsequent und erhöht die Wohnqualität im dadurch autofreien Wohnquartier. Der halböffentliche Blockinnenbereich erweist sich trotz der hohen Gesamtdichte als großzügig dimensioniert. Er attraktiviert zudem die Nutzerqualitäten des Wohnprojektes auch für andere Zielgruppen.
Die Wohnungsgrundrisse sind aufgrund ihrer Grundstruktur mittel- bis langfristig flexibel
nutzbar und lassen eine hohe Wohnqualität erwarten. Jedoch ist zur Erlangung einer optimalen Wohnqualität trotz vieler positiver Elemente, die eine Kleinteiligkeit des neuen Quartiers zulassen, die Gesamtdichte auf dem Grundstück zu hinterfragen.
Die Wegnahme der zwischen die Baukörper gestellten eingeschossigen Elemente könnte
den offenen und kommunikativen Charakter der Anlage und das Grundprinzip der offenen
Blockrandbebauung deutlicher hervorheben.
Insgesamt besticht der Entwurf durch hohe Architektur- und Nutzerqualitäten in Verbindung mit einer ökonomisch optimierten Planung und Grundstücksausnutzung.
Corso Tannenbusch

Corso Tannenbusch

Städtebauliche Neuordnung Tannenbusch Mitte

Städtebauliche Neuordnung Tannenbusch Mitte

Städtebauliche Konzeption

Städtebauliche Konzeption

Schwarzplan

Schwarzplan

Studierendenwohnanlage TABU 1

Studierendenwohnanlage TABU 1

Lageplan

Lageplan

Isometrie TABU 1

Isometrie TABU 1

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Corso Tannenbusch

Corso Tannenbusch

1.Obergeschoss

1.Obergeschoss

Studierendenwohnanlage TABU 1

Studierendenwohnanlage TABU 1

2. Obergeschoss

2. Obergeschoss

Wohnhof TABU 1

Wohnhof TABU 1

3. Obergeschoss

3. Obergeschoss

Ansicht West und Ansicht Süd-Ost

Ansicht West und Ansicht Süd-Ost

Schnitte

Schnitte

Perspektive "Corso"

Perspektive "Corso"

Wohnhof

Wohnhof