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Einladungswettbewerb | 12/2010

Neukonzeption Lorenzer Platz 8-10a

1. Preis

Preisgeld: 8.250 EUR

bogevischs buero

Architektur

michellerundschalk GmbH landschaftsarchitektur und urbanismus

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

in zusammenarbeit mit micheller_schalk landschaftsarchitekten_münchen

entwurf

Der Kirchhof wird komplett neu geordnet, um eine klare neue
Gebäude- und Freiflächenstruktur zu erhalten.

Ein neues, an drei Seiten ein Quadrat umschreibendes,
Hofgebäude entsteht. Der Querbau wird für den Besucher präsenter
und es entstehen vier differenzierte Freiflächen.

Der Eingangshof an der Kirche erschließt zwei externe Läden,
den Buchladen, Lola und das Cafe.

Der großzügige, neu gestaltete Hof führt auf das neue große Foyer zu,
an dem die Ausstellungsbereiche direkt angegliedert sind –
in den obersten Geschossen sind der Gemeindesaal,
die Konferenzsuite und eine wunderbare Dachterrasse mit Kirchblick
angeordnet.

Hinter der Ausstellungshalle entsteht ein neuer „grüner Dschungel“ –
durch die Möglichkeit, im EG, durch den Neubau hindurch zu schreiten,
wirkt das neue Kirchenzentrum großzügig und weitläufig.

Der Neubau passt sich an der West- und Ost- sowie Südflanke an den
Bestand an und eine ruhige platzbegleitende Bebauung entsteht.

Die neue Fassade wird homogen als hinterlüftete, zweischalige
Haut um den Hof gestrickt, vereint Neu- und Altbau und schafft
eine ruhige, zurückhaltende Fassade aus weissen Glasfaserbetontafeln.

Alle Funktionsbereiche sind einerseits strukturiert und konzentriert
angeordnet, andererseits über ein Gangsystem verbunden,
so dass durch die kurzen Wege Synergieeffekte zu erwarten sind.

Der neue Kirchhof bekommt, wenn möglich, eine neue Heizzentrale, die mit erneuerbaren Energien versorgt wird - z.B. Grundwasserwärmepumpe.
Dank der hohen Dämmstärken von Wand, Dach und Fenster und der
kompakten Bauweise ist eine deutliche Unterschreitung der gültigen Energieeinsparverordnung möglich. Es entsteht ein zukunftsweisendes und nachhaltiges Bauwerk.

Mitarbeiter: Stephanie Kalläne, Mathilde Strobel

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau
Der Neubau wird über einen wohlproportionierten, fast quadratischen Innenhof erschlos-sen. Das Konzept des fast geschlossenen Innenhofs widerspricht allerdings den Ideen des Auslobers nach einer verbesserten Verbindung und Öffnung Richtung Lorenzkirche. Maßstäblichkeit und Baumasse sind mit dem Neubau gut erfüllt. Während der Baum im Innenhof richtig situiert ist, erscheint der südliche Lichthof nur schwer begrünbar.

Gestalterische und räumliche Qualität
Die bauplastischen Proportionen von denkmalgeschütztem Bauland am Lorenzer Platz und neuer Hofbebauung sind ausgewogen und schaffen gute neue Räume für die Kir-chengemeinde im städtischen Kontext. Die Raumfolge „Stadtplatz – Hof – Gemeinde-hof – Lichthof“ erzeugt eine gut nutzbare Raumfolge und bietet den diversen Nutzungen ausreichend gute Belichtungen an.
Nach Wegnahme des erdgeschossigen Bauteils am Lorenzer Platz schaffen die Verfas-ser mit der Struktur des Bestandes eine eindeutige Sockelzone im Bestand.
Der knappe Durchgang ist gut proportioniert. Um den Innenhof gliedern sich alle “offe-nen“ Funktionen des Gemeindelebens.
Lediglich die vier Garagenboxen besetzen zuerst einmal „kostbaren Bauraum“, schaffen aber dadurch einen „autofreien Gemeindehof“.
Die Proportionen und die Materialisierung der neuen Hoffassaden sind großzügig und gut gestaltet und bieten für die diversen Funktionen der Kirchengemeinde eine einladen-de, aber auch „erlebnisorientierte“ Antwort – hier vor allem der grandiose Blick auf die Türme der Lorenz Kirche.
Die Raumhöhe des Saales ist relativ niedrig, die Oberlichter kompensieren dies nur ge-ringfügig.
Das Angebot der nutzbaren Dachlandschaft ist ein echter Mehrwert für das Gemeindele-ben. Die Materialität der Fassadengestaltung ist angemessen und vorstellbar.

Haus 8 wird erhalten und funktioniert um den Preis einer fehlenden behindertengerech-ten Erschließung. Der Zugang vom Lorenzer Platz wird hinsichtlich der Fassade nicht dargestellt. Hier ist eine sensible Lösung zu finden, die der Tektonik des historischen Baus gerecht wird.
Rettungswege und Erschließung des Rückgebäudes sind nicht vollständig durchdacht, im EG des Rückgebäudes sind erhebliche Änderungen ebenso erforderlich wie im West-flügel. Die Belichtung zum „Stadtdschungel“ hin bedarf der Überprüfung.
Der Entwurf geht sensibel mit den gegebenen Grundstrukturen der Altstadt um, die Hof-anordnung ist schlüssig, die Anschlusshöhen werden nur teilweise begrenzt überschrit-ten. Allerdings wird an der Westseite eine komplett neue Linie gezogen, die eine Vielzahl von Nachbarn betrifft.
Die Fassadengestaltung mit vorgehängten Betonplatten bedarf großer Sorgfalt und Auf-merksamkeit, um im historischen Ensemble keine falsche Anmutung zu erzeugen.

Funktions- und Nutzungskriterien
Beide Verkaufsflächen sind funktional gut zum Lorenzer Platz hin angeordnet. Auch die Anordnung des Cafés zum ruhigen Hof in Verbindung mit Buchladen und Eine-Welt-Laden ist sinnvoll.
Über ein zentrales Treppenhaus im Ostflügel werden die Fläche des Kirchensteueramts erschlossen. Dieses befindet sich sowohl in beiden Rückgebäuden als auch teilweise im Vordergebäude.
Durch die versetzte Anordnung des Kirchensteueramts ergeben sich weite Wege und eine gewisse Unübersichtlichkeit.
Die Zusammenlegung von Foyer, Bibel-Erlebnis-Haus und Multimediaraum bringt eine große multifunktional nutzbare Fläche.
Die südliche Treppe, die vor allem den Gemeindesaal und andere kirchliche Einrichtun-gen erschließt, ist nur über das großzügige Foyer erreichbar.
Der Saal im 3. OG ist bezüglich seiner Erschließung und Erreichbarkeit problematisch. Zudem verfügt er über eine relativ geringe Raumhöhe. Foyer und Saal sind dabei in unterschiedlichen Geschossen. Die Funktionseinheit Saal und Besprechungsräume ist im Rückgebäude sinnvoll angeordnet.
Die wertvollen Flächen zum Lorenzer Platz hin werden im 1. OG und 2. OG nicht durch kirchliche Einrichtungen genutzt.
Pfarrwohnungen: Die einhüftige Erschließung bringt zwei parallele Flure und eine einsei-tige Belichtung nach Norden und Süden.
Die Anordnung der kleineren Einheiten (oikokredit, ION) im nördlichen Flügel des Vor-dergebäudes ist sinnvoll.

Wirtschaftliche Kriterien
Das geforderte Raumprogramm wird gut erfüllt. Im 4. OG des Hauses 8 wird eine zusätz-liche vermietbare Fläche mit 60 m² angeboten. Bei den Gebäudekennwerten liegt die Arbeit im höchsten Bereich. Die Tragwerksstruktur des Vordergebäudes wird weitgehend beibehalten, lediglich die Hoffassade wird neu erstellt. Der rückwärtige Baubestand wird abgerissen und neu konzipiert. Der Versuch, den Keller im hinteren Gebäude zu erhal-ten, wird anerkannt, aber mit unterschiedlichen Niveaus im EG erkauft. Der vorgeschla-gene Stahlbetonbau mit großzügiger Lochfassade und vorgehängten Betonplatten ist hochwertig.