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Mehrfachbeauftragung | 12/2010

Neubau Feuerwehrhaus March

1. Preis

Preisgeld: 3.000 EUR

HESS VOLK Architekten PartGmbB

Architektur

Erläuterungstext

Baubeschreibung

Grundstück / Erschließung / Städtebau
Das Baugrundstück befindet sich im südöstlichen Ortsbereich von Buchheim, nahe dem Ortsteil Hugstetten. Die Verkehrsanbindung an leistungsfähige Straßen ist gegeben. Anfahrtszeiten zu den Einsatzorten können somit kurz gehalten werden.

Das Grundstück ermöglicht durch seine Ausrichtung eine gute Nutzung für die Feuerwehr und ist in seiner Größe ausreichend für das Gebäude mit Aufstellfläche und Erweiterungsmöglichkeit, den abgeschlossenen Übungshof und die erforderlichen Stellplätze.

Die Verbindung der Konrad-Stürzel-Straße (als verkehrsberuhigte Erschließung) mit der Sportplatzstraße, ermöglicht die Anfahrt zu den Stellplätzen der Feuerwehr und zum Übungshof, sowie eine vernünftige Anbindung des Gemeindehauses an das Straßennetz (bisher Sackgassensituation). Auch zusätzliche Stellplätze für Gemeindehaus und Bürgerhaus können damit nach Osten hin erschlossen werden. Die Fußwegbeziehungen werden beibehalten.

Das zweigeschossige Gebäude bildet mit seiner kubischen Form eine klare städtebauliche Raumkante. Es steht bewusst mit der Schmalseite nahe der Hauptstraße und markiert den Auftakt zur kommunalen Infrastruktur an der Sportplatzstraße, mit Gemeindehaus, Bürgerhaus, Schulen und Sportstätten. An der Längsseite befinden sich vor dem Gebäude die Aufstellflächen mit direkter Zufahrt auf die Sportplatzstraße. Der zur ungestörten Ausfahrt der Feuerwehrfahrzeuge erforderliche Abstand zur Kreuzung ist gewahrt.

Der im Norden liegende Übungshof wird durch eine umlaufende Mauer gefasst, die im Bereich der Hauptstraße mit den Unterstellflächen in den Übungsturm übergeht. Der Hof gewährleistet durch seine rückwärtige Lage die Rückkehr und das Abrüsten mehrerer Fahrzeuge hintereinander, ohne Störung des Straßenverkehrs an der Sportplatzstraße (Stau).

Die Gebäudeumfahrt bietet die Möglichkeit, die Fahrzeuge nacheinander abzurüsten, in die Waschhalle und über die Aufstellfläche wieder in die Boxen zu fahren sowie den Einbahnverkehr bei Anlieferung und Übung.

Die Lage der Stellplätze direkt vor dem Gebäude ergibt kurze Fußwege und ermöglicht mit der geplanten Zufahrt die sichere verkehrliche Trennung der Einsatzwege ohne Überschneidungen (siehe Piktogramme zur Verkehrsführung / Einsatzabläufe).


Gebäude- und Funktionskonzept
Das Gebäude besteht aus einem lang gestreckten, zweigeschossigen Quader mit flach geneigtem Dach zur Fotovoltaiknutzung. Die Fassaden werden gegliedert durch Tor- und Belichtungsflächen, sowie Gebäude-Einschnitte bei den Ein- und Ausgängen, die aktiven Regen- und Sonnenschutz bieten.

Die Grundrisse sind barrierefrei (mit Aufzug) und haben eine hohe Flächeneffizienz durch geringe interne Verkehrsflächen. Einfache Abschnittsbildung für Temperaturzonen und Brandschutz ermöglichen ein hohes Maß an Wirtschaftlichkeit bei Errichtung und Betrieb des Gebäudes.

Die Ausrichtung des Gebäudes berücksichtigt den Immissionsschutz zur nördlichen Wohnbebauung, sowie die energetischen Grundsätze, die Nebennutzflächen mit kleinen Öffnungen nach Norden zu legen.

Erdgeschoss: Auf kurzem Wege erreicht man vom Parkplatz den überdachten Gebäudeeingang. Bereits im Eingang können über Anzeigetafeln die ersten Informationen über den bevorstehenden Einsatz gegeben werden. Direkt am Foyer sind Umkleide und Besprechungsraum angeordnet.
An beide Räume grenzt direkt der Funkraum an. Von dort aus überblickt man die Fahrzeughalle sowie die Aufstellfläche. Der unmittelbare Kontakt zur Umkleide ermöglicht direkte Informationen an eintreffende bzw. ausrückende Einsatzkräfte.

Von der Umkleide, die bei Bedarf auch in Schwarz/Weiß-Bereiche getrennt werden kann, gelangt man direkt in die Fahrzeughalle. Im Rücken der Halle liegen die Werkstatt- und Lagerräume. Auf das Palettenmaß abgestimmte Lagerräume ermöglichen eine kompakte und wirtschaftliche Lagerhaltung. Das Lager kann von außen angedient werden und bietet auch einen direkten Durchgang zur Fahrzeughalle.

Rückkehrende Einsatzkräfte können im Hof ihre Fahrzeuge abrüsten und von grobem Schmutz befreien. Schläuche und Lagermaterial können direkt ins Gebäude gebracht werden. Entsorgung und Außenlagerung sowie das Treibstofflager befinden sich unter dem Schutzdach der westlichen Mauer. Eine überdachte Außentreppe führt vom Hof zu Technik und Lager im Obergeschoss. Sie dient auch als zweiter Fluchtweg aus dem OG.

Schlauchpflege und Stiefelwaschplatz sind am überdachten Hintereingang direkt von außen zugänglich. Zur Vermeidung von Kontaminationsverschleppung ins Gebäude, kann dort schmutzige Überkleidung in Rollcontainern abgelegt werden. Durch die Schleuse gelangt man über die Fahrzeughalle zu den Umkleiden.

Über die Gebäude-Umfahrt gelangen die Fahrzeuge zur Waschhalle und können nach dem Abtrocknen auf der Aufstellfläche wieder in die Fahrzeughalle eingestellt werden. Somit wird auch nach dem Einsatz ein kurzer und reibungsloser Ablauf ermöglicht.

Obergeschoss: Die Treppe im Haupteingang zum Obergeschoss führt ins Foyer mit Garderobe. Schulungsraum und Bereitschaftsraum haben getrennte Zugänge und können durch Öffnen der mobilen Trennwand miteinander verbunden werden. Beide Räume haben Anschluss an die zentral liegende Küche. Aus dem Bereitschaftsraum hat man Einblick in die Fahrzeughalle. Am Flur liegen die WC´s, ein Küchenzugang, Verwaltung, Jugendraum und Kleiderlager. Der zweite Fluchtweg geht am Lager vorbei zur Treppe im Hof. Der kleine Flur erschließt (auch von außen) direkt die Haustechnik sowie die Technikräume für die Geräte der Waschhalle und der Notstromversorgung.

Barrierefreie Erschließung: Die Option der barrierefreien Erschließung über einen Aufzug kann neben dem Treppenaufgang realisiert werden. Durch eine Erweiterung des Treppenraums wird der Aufzug an das Erdgeschoss ange-gliedert und erschließt das Foyer im Obergeschoss. Die Option kann auch baulich vorbereitet und erst später ausgestattet werden.

Übungsturm und Außenlager: Der Übungsturm bildet nach außen den klaren Abschluss des Übungshofs und zeigt eindeutig die Funktionalität des Gebäudes. Die Übungsflächen des Turms richten sich zum geschützten Hof. Die Gitterflächen des Turm sind zum Anleitern / Abseilen geschossweise öffenbar. Auch das Schutzdach des Außenlagers kann zu Übungszwecken verwendet werden. Der Turm ist auch aus energetischen Gründen vom Gebäude abgerückt um Wärmebrücken zu vermeiden.

Optionale Erweiterung: An der Westseite ist das Gebäudes um einen zusätzlichen Stellplatz erweiterbar. Als „Durchfahrtsbox kann diese trotzdem die Gebäudeumfahrt aufrechterhalten.


Energetisches und technisches Gebäudekonzept / Energiestandard
Die kompakte Gebäudeform ermöglicht einen guten energetischen Standard. Räume mit unterschiedlichen Raumtemperaturen werden konsequent den beiden Temperatur-Zonen (normal beheizt und niedrig temperiert) zugeordnet.
Die klare Abgrenzung trägt wesentlich zur energetischen und wirtschaftlichen Effizienz des Gebäudes bei. (Siehe hierzu auch die Piktogramme auf Plan 2). Turm und Treibstofflager sind auch aus energetischen Gründen komplett vom Gebäude getrennt.

Passivhaus: Nur eine gut gedämmte Gebäudehülle, Fenster mit Dreifachverglasung sowie die Wärmerückgewinnung, vermindern den Heizenergiebedarf wesentlich. Speichermasse trägt zum Temperaturausgleich und -Erhalt bei. In Verbindung mit einer kontrollierten Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung erreicht dieses Gebäude den Standard eines Passivhauses.

Photovoltaikanlage: Sofern der Stromertrag selbst genutzt wird und nur der Überschuss in das öffentliche Netz eingespeist wird, kann nach der EnEV2009 dieser selbstgenutzte Strom bei der Bestimmung des Jahres-Primärenergiebedarfs angerechnet werden.

Plus-Energiehaus: Je nach Art der umweltfreundlichen Wärmeenergieerzeugung (siehe eigenes Energie-versorgungskonzept) in Kombination mit einer Photovoltaikanlage von annähernd 50 kWpeak deren Strom selbst genutzt werden kann, können auch die Kriterien für ein Plus-Energiehaus erfüllt werden.


Bauweise
Dachform: Sie ist bewusst als flach geneigtes Dach mit innen liegender Entwässerung geplant. Ein Kompaktdach mit Schaumglasdämmung, ein zu 100% recyclingfähiges Material, ermöglicht einen dauerhaften Dachaufbau, der gleichzeitig den optimalen Standort für eine Photovoltaikanlage bietet. Die Dachbegrünung bringt neben dem sommerlichen Wärmeschutz auch die Vorfilterung des Regenwassers und erhebliche Minderung des Abflussbeiwertes. Sie ist ökölogischer Ausgleich für die versiegelte Gebäudefläche (Mikroklima). Regenwasser kann in Zisternen zurückgehalten und z.B. zur Pflege des Außenbereichs, der Fahrzeugreinigung und zu Übungszwecken verwendet werden (nachhaltige Ressourcenverwendung).

Konstruktion:. In Hinsicht auf Nutzungsdauer, Dauerhaftigkeit und Speichermasse wird eine Tragkonstruktion aus Mauerwerk / Beton mit außen liegendem Wärmeschutz vorgeschlagen.
Zur Dämmung des Daches und unter der Bodenplatte kann Schaumglasverwendet werden. Der thermische Komfort für Sommer und Winter wird dadurch optimal erreicht.

Konstruktiver Ausbau: Innenwände sind zur Raumflexibilität aus Leichtbauwänden. Die akustische Behaglichkeit muss in allen Hauptnutzräumen aber auch in der Fahrzeughalle berücksichtigt werden.

Technische Gebäudeausrüstung: Kontrollierte Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung als Grundlüftung und zum Feuchteschutz, besonders in den Nassbereichen. Niedertemperaturheizung als Fußbodenheizung ermöglicht eine konstante Grundtemperierung des Gebäudes und das schnelle Abtrocknen von Feuchtigkeit auf Bodenflächen.

Außenanlagen: Die befahrbaren Außenflächen und Gehwege sind sickerfähig auszubilden. Teilbereiche der Hoffläche für Fahrzeugreinigung sowie die Waschhalle benötigen Schlamm- und Ölabscheider.
PKW- Stellplätze mit Rasenpflaster erhalten dazwischen liegende Sickerflächen mit Baumpflanzungen.

Nachhaltigkeit: Die Ausrichtung der vorgeschlagenen Maßnahmen zielt darauf ab, möglichst viele Kriterien für nachhaltiges Bauen entsprechend dem Kriterienkatalog des DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V.) zu erfüllen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der kompakte Baukörper liegt zentral, vor der Sportplatzstraße und Hauptstraße abgesetzt sowie mit einem ausreichendem Abstand zur nördlichen Bebauung. Der Parkplatz und die Zuwegung zum Gebäude sind gut und einfach gelöst. Klar gegliederte Funktionsfelder Parkplatz, Ausfahrtsbereich und Übungshof. Die Lage des Baukörpers wurde so zentral gewählt, dass eine Umfahrt um das Gebäude möglich ist. Die gewünschte Erweiterung eines Stellplatzes ist möglich, bei einer Beibehaltung der Umfahrungsmöglichkeit.
Der abgesetzte Übungsturm überzeugt städtebaulich und löst den kompakten Baukörper auf. Eine 2-seitige Zugangsmöglichkeit zu dem Übungsturm wird gewünscht. Der Zugang und Wege innerhalb des Gebäudes sind funktional ausgebildet, im Alarmfall sind die Laufwege vom Eingang über Umkleide direkt zu den Stellplätzen. Der Herrenumkleideraum verfügt sogar über 2 Zugänge zu der Fahrzeughalle. Der Zugang zur Damenumkleide sollte verbessert werden. Aus dem Funkraum hat man einen sehr guten Überblick in die Fahrzeughalle und in den Auffahrtsbereich. Die Werkstätten, Lager und sämtliche Funktionsräume wurden im rückwärtigen Teil der Fahrzeughalle angeordnet, mit direktem Zugang zu den einzelnen Räumen. Nach dem Einsatz können die Feuerwehrkameraden direkt über die Waschhalle über eine Schleuse zur Stiefelwaschanlage und sich so von sämtlichen Kontaminationen befreien ohne andere Räume zu verschmutzen. Zum Obergeschoss kommt man über eine Treppe und vorgelagertem Foyer. Die gewünschten Synergien zwischen Bereitschaftsraum und Schulungsraum wurden mit einer mobilen Trennwand geschaffen. Der Jugendraum ist separat und gewährleistet, dass die Jugendlichen ihren eigenen Raum haben. Das Raumprogramm wurde im übrigen vollständig erfüllt. Ein erforderlicher 2. Rettungsweg ist vorhanden. Die angegebenen Baukosten erscheinen real. Das Energiekonzept mit der Gliederung, in normal und niedrig beheizten Räumen ist schlüssig und vorstellbar. Vom Konzept und durch die kompakte Bauweise ist ein Passivhaus vorgesehen, mit der Option auf Plus Energiehaus. Die Höhe der nördlichen Einfassungsmauer wird kritisch hinterfragt.