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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2010

Neubau der Baakenhafen-Brücke West - Hafencity Hamburg

Blick über den Baakenhafen

Blick über den Baakenhafen

2. Preis

Winking · Froh Architekten

Architektur

Ingenieurbüro Grassl GmbH

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Im Mittelpunkt des Entwurfs für die neue Baakenhafenbrücke standen die städtebaulichen und konstruktiven Zielsetzungen. Das formale Konzept stand nicht im Vordergrund, sondern hat sich aus den Anforderungen entwickelt:


Eine Betonung des Weges über das Wasser, der die Konstruktion der Brücke auch für den Passanten erlebbar macht

Eine Gliederung des Weges bei einer Länge von 136 Metern, so dass der Weg zumindest immer ein Teil vom Ziel wird

Eine Gestaltung der Promenaden unter der Brücke, die eine eigene Attraktivität entwickelt und die entstehenden Räume nach außen öffnet.

Ein größtmögliches Lichtraumprofil unter der Brücke zur Nutzung der Baakenhafens für die Sportschifffahrt

Eine wirtschaftliche Konstruktion mit intelligenten Querschnitten, die Ressourcen schont und Verkehrslärm minimiert

Nicht zuletzt eine Brücke mit einer unverwechselbaren Kontur als Kristallisationspunkt für einen neu entstehenden Stadtteil


Die neue Baakenhafenbrücke ist als eine schlanke Stahlbrücke geplant, die mit drei Feldern vom nördlich angrenzenden Lohsepark in das neue Quartier Baakenhafen führt. Die Konstruktion wird bestimmt von zwei Hohlkastenträgern unter der Brückenplatte, die im Bereich der großen Kräfte über den Stützen durch einen Überbau unterstützt werden. Der „Zügelgurt“ gliedert den Querschnitt der Brücke und schafft damit besondere Aufenthaltsbereiche für die Passanten.
Die aus der Brückenplatte herauswachsenden Überbauten nehmen ein für die angrenzende Speicherstadt typisches Motiv auf und entwickeln in der Wahrnehmung aus der Bewegung heraus eine besondere Dynamik. Im Bereich über den Stützen werden die Überbauten mit kreisrunden Öffnungen geplant, die den Blick auf das Wasser und die Stadt besonders inszenieren. Die Öffnung im Zügelgurt als Tor lässt unterschiedliche Interpretationen zu.

Der Weg über das Wasser führt in einem Winkel von 63,6° und ergibt im Grundriss der Brücke eine Parallelogramm. Dies führt in der Brückenansicht zu einem Versatz der oben liegenden Überbauten, deren Wellenbewegungen damit ineinander fließen.

Der Querschnitt der Brücke passt sich den Überbauten an, so dass auch im Grundriss eine Wellenform entsteht. In der Seitenansicht wird dies durch die Gesimshöhe betont, die sich im Bereich der Aufweitungen auf 40 Zentimeter reduziert.
Die Stützen unter den Achsen der Hohlkästen sind Stahlstützen mit einer oberen Aufvoutung im Bereich des Trägers. Die Gründung im Strom erfolgt über plastisch ausgeformte Stahlbetonscheiben, welche die Stützen verbinden und gegen Anpralllasten aussteifen. Die Aufweitung des Querschnitts nach unten trägt auch dem Tidegewässer Rechnung. Bei hohen Wasserständen ist die Wirkung der Stützen entsprechend schlank, bei Niedrigwasser ist die breitere Basis den scheinbar längeren Stützen angemessen.

Die landseitigen Widerlager liegen hinter den Promenaden am Wasser. Zusammen mit Sitzstufen, welche die Promenaden etwas weiter an das Wasser heranführen öffnet sich der Raum unter der
Brücke und bietet eine besondere Qualität. Die Sitzstufen finden ihre Fortführung im nördlich angrenzenden Lohsepark und der südlich angrenzenden Grünanlage.
Die Wandgestaltung der geplanten Bastion am Lohsepark wird unter der Brücke weitergeführt und mit der Beleuchtung unter der Brücke besonders betont.

Für Oberflächen aller Stahlbauteile ist ein heller Eisenglimmeranstrich, DB 701 geplant. Das feine Edelstahlnetz der Geländer und der Holzhandlauf aus Eiche ergänzen dies mit sparsam eingesetzten, edlen Materialien. Die Strompfeiler sind aus Sichtbeton, glatt geschalt.

Lichtkonzept

Die Beleuchtung der Baakenhafenbrücke zeichnet die horizontale und vertikale Wellenform des architektonischen Entwurfs in den Dunkelstunden nach. Sie akzentuiert die charakteristischen Merkmale der Brückenarchitektur und schafft stimmungsvolle Blickbezüge in der Nah- wie in der Fernwirkung.

Einseitig positionierte Mastansatzleuchten mit einer Lichtpunkthöhe von 7 Metern geben ein ruhiges, flächiges Grundlicht zur Ausleuchtung der Fahrbahn, das sich in der Fernwirkung zurücknimmt. Ihr Streulichtanteil kann durch eine LED-Bestückung der Leuchtenköpfe minimiert werden.

Begleitendes, auf den Boden gerichtetes Licht aus dem Handlauf (lineare LED-Leuchten) sichert die Fußwege auf beiden Seiten der Brücke und gibt einen blendungsfreien Blick auf das Wasser frei. Zugleich zeichnet ein leichter Schimmer auf der Metallstruktur des Geländers die horizontale Wellenform des Brücke nach und verbindet visuell beide Uferseiten aus der Ferne miteinander.
Die flächige Anstrahlung der Bogenträger mit LED-Einbaustrahlern betont die vertikale Wellenform und verbessert die Gesichtserkennung. Sie trägt deutlich zur Steigerung der Fernwirkung bei.

Die flächige Beleuchtung der Warftmauern, verdeckt aus der Brückenunterkonstruktion über der nördlichen und südlichen Kaipromenade, wirkt einladend und hell, ohne Dunkelzonen entstehen zu lassen. Die Wandgestaltung wird durch entsprechende Lichtrichtungen im Spiel von Licht und Schatten plastisch herausgearbeitet
Lichtzonierungen auf den Sitzstufen laden zum Verweilen ein und lassen einen blendungsfreien Blick zur jeweils anderen Seite zu.


Nachhaltigkeit

Bei unseren Planungen zur Baakenhafenbrücke wurde in hohem Maß auf die Entwicklung eines robusten und über dem gesamten Lebenszyklus hinaus nachhaltigen Bauwerkes geachtet. Dies geschieht zum einen in der Wahl der Baustoffe und zum anderen in der konstruktiven Ausbildung des Brückenbauwerks.

Für den Überbau wird ein Tragwerk aus hochfestem Stahl S460 vorgesehen. Der Stahlbau zeichnet sich durch eine sehr gute Ökobilanz in der Herstellung (niedriger CO2-Ausstoß) und durch die höchsten Recycling-Werte aller Baustoffe aus. Stahl hat eine lange Lebensdauer und lässt sich umweltschonend und sparsam montieren und demontieren. Der Stahlbau garantiert kürzeste Bauzeiten und bietet große Flexibilität in der Erweiterung, Verstärkung oder Umnutzung von Bauwerken. Der Stahlbau ist sehr robust und bietet durch seine duktilen Materialeigenschaften und seinem hohen plastischen Verformungsvermögen eine große Widerstandsfähigkeit gegen außergewöhnliche Einwirkungen. Beschädigte Bauteile, z. B. aus Schiffsstoß, Fahrzeuganprall u. dgl., können mit geringem Aufwand repariert oder ausgetauscht werden.

Bei der Planung der Brücke wird auf ein ressourcenorientiertes Design Wert gelegt. Auf kleinteilige, stark strukturierte, wartungsintensive Elemente wird hierbei bewusst verzichtet. Die gewählten glatten Außenflächen der Stahlkonstruktion erhöhen die Dauerhaftigkeit und die Widerstandsfähigkeit des Bauwerkes gegen äußere Einflüsse. Die Stahlflächen können im Fall von Korrosionsschutzmaßnahmen mit geringem Aufwand optimal instand gesetzt werden.

Unter Abwägung von Kosten und Nutzen wird aus lärmschutz- und erhaltungstechnischen Gründen die Fahrbahnplatte für den KFZ-Verkehr aus Stahlbeton hergestellt. Es erfolgt keine Verbindung der Platte mit der Stahlkonstruktion. In Anlehnung an aus lärmtechnischen Gründen häufig bei Bahnbrücken eingesetzten Unterschottermatten, wird die Stahlbetonplatte ebenfalls auf einer lärmmindernden Kunststoffmatte aufgelagert. Die Fahrbahnplatte erhält zur weiteren Reduzierung von Schallimmissionen einen Belag aus lärmminderndem, offenporigen Asphalt (OPA). Die Fahrbahnübergänge an den Widerlagern sind aus Asphalt, wodurch eine Lärmbelästigung durch überfahrende Fahrzeuge ausgeschlossen wird. Die gewählte Bauart der Fahrbahnplatte ist ebenfalls ein Beitrag zum recyclinggerechten Konstruieren, da bei einem Rückbau oder einer Instandsetzung der hoch beanspruchten Fahrbahnplatte diese mit geringstem Aufwand entfernt bzw. instandgesetzt werden kann.

Insgesamt ergibt sich eine äußerst positive ökologische Wirkung des Bauwerks aus der Erstellung sowie aus dem Betrieb und der Nutzung. Der Rückbau des Bauwerkes ist mit geringem Aufwand möglich mit einer hohen Wiederverwertbarkeit der eingesetzten Baustoffe .