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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2010

Quartier am Mailänder Platz in Stuttgart

4. Preis

Preisgeld: 17.000 EUR

Wilford Schupp Architekten GmbH

Architektur

Glück Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Architekturmodellbau Michael Lo Chiatto

Modellbau

Erläuterungstext

„Zu unseren schönsten Träumen gehören angenehme Reiseerinnerungen: herrliche Städtebilder, Monumente und Plätze ziehen vor unserem geistigen Auge vorüber, und wir schwelgen noch einmal in dem Genuss des Erhabenen oder Anmutigen, bei dem zu verweilen, wir einst so glücklich waren. Zu Verweilen! - Könnten wir das öfter wieder an diesem oder jenen Platz, an dessen Schönheit man sich nicht satt sehen kann; gewiss, wir würden manche schwere Stunde leichten Herzens tragen, und neu gestärkt den inneren Kampf des Lebens weiter führen.“
(aus Camillo-Sitte; der Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen, Wien 1909)


Öffentlichkeit:
Und genau darum geht es bei dem Wettbewerb: Am Mailänder Platz einen erinnerungswürdigen Ort mit Treppen zu schaffen. Ein Angebot an die Öffentlichkeit, ein Ziel, ein Treffpunkt und ein Ort zum Verweilen.

Einer der ersten Orte, den wir bei einem Besuch Roms aufsuchen, ist die spanische Treppe. Einer der beliebtesten Orte zum Verabreden und Treffen in Stuttgart ist die große Treppe am kleinen Schlossplatz. Beide Treppen vermitteln das Gefühl, angekommen sein und erlauben der Öffentlichkeit, diesen Ort zu besetzen.

Mit der großen transparenten Treppe wird es möglich sein, aus der dahinterliegenden Mall auf die Bibliothek zu blicken und über diese Treppe die oberste Mallebene zu erreichen. Diese Ebenen werden wiederum über Stäffele in den benachbarten Baublocks mit dem Mailänder Platz verbunden.

Ob mit Wasserspielen, Darbietungen oder einer medialen Bespielung der Bibliotheksfassade gearbeitet wird, kann offen gelassen werden. Aufgrund der akustisch vorteilhaften Situation, aufgrund der verkehrsarmen Lage bieten sich diese Funktionen auch nach den Ladenöffnungszeiten an und sind der wesentliche Vorschlag für eine Belebung durch diese soziale Nachhaltigkeit. Ein Konzept für die Bürger der Stadt.

Ein weiteres Angebot an die Öffentlichkeit wird es auf der Mall, unserem Stadtsockel, geben. Vom Stadtbalkon an der Heilbronner Straße wird man über eine großzügige Treppe auf eine öffentliche Promenade gelangen. Hier, auf dem Dach der Mall, wird ein Bogen gespannt bis zum Aussichtspunkt Richtung Park und auf die U-Bahn-Station Londoner Straße. Eine weitere öffentliche Treppe an dieser Stelle erlaubt die Verbindung auf Straßenebene. Bei diesem Spaziergang kommt man an den Netzschalen vorbei, die Blicke in die Mall erlauben.
Die Dachträger der Mall-Hängebrücken werden als Verbindungstege benutzt. Sie bilden gleichzeitig eine Rahmenkonstruktion für die Netzschalen. Sie markieren und betonen die vier wesentlichen Eingänge in die Mall und bilden wiederum zwei öffentliche überdachte, marktartige Orte, die hohe Aufenthaltsqualität haben.


Verortung:
Zentrale Idee unseres Beitrages ist es, mit typisch Stuttgarter Elementen einen unverwechselbaren Ort zu schaffen:
- die Muschelkalktreppe, ähnlich Kleinem Schlossplatz, als öffentlichem Treffpunkt
- die Stäffele, die Verbindungstreppen auf die obere Ebene der Mall
- der Bezug auf die Fassadentypologie der Wohn- und Geschäftshäuser im Stuttgarter Westen,
also Schauseite aus Naturstein, weniger öffentliche Fassaden aus Recyclingziegeln
- die Verwendung der am häufigsten verwendeten Natursteinarten Stuttgarts: Sandstein, Mu
schelkalk und Travertin


Materialität:
In „regelmäßiger Unregelmäßigkeit“ wird der Sockel mit den drei ortstypischen Naturstein-Materialien Sandstein, Muschelkalk und Travertin gestaltet. In ihrer Durchmischung werden sie jedoch unterschiedlich häufig eingesetzt, um den jeweiligen Baublock in seiner Farbigkeit zu differenzieren.

Die weniger öffentlichen Fassaden, die durch ihre Lage oder geringere Ladenfronten charakterisiert sind, werden mit einer Vorsatzschale aus Recyclingziegeln verkleidet. Die Belebung dieser Fassaden soll weniger durch eine gleichmäßige Durchmischung der einzelnen Ziegelchargen erfolgen, sonder eher durch eine Wolkigkeit, die die Herkunft von verschiedenen Abbruchprojekten erkennen lässt. Dies soll ein Statement zur Wichtigkeit und Poesie von Recyclingmaterialien sein, aber auch an die industrielle und bahnbezogene Vergangenheit des Geländes erinnern.
Die Fassaden der weißen Wohnungsbauten bestehen aus alternierend geschosshohen Elementen. Dies sind entweder Holz-Glaselemente mit außenliegendem Sonnenschutz oder geschlossene Flächen mit einer weiß geschlämmten Vorsatzschale aus recycelten Ziegeln.


Gestaltung der Sockeloberkante/Dachlandschaft:
Die Promenade führt im Bereich des Hotels über eine großzügige Außentreppe auf den steinernen Stadtsockel: Sie verläuft von der Haltestelle Türlenstraße bis auf einen oberen Stadtbalkon zur Haltestelle Londoner Platz im Südosten des Projektes.

Die Leitidee des Entwurfes greift auf die Mittel der Stuttgarter Gartenhistorie zurück.
Ein orthogonales Raster überzieht das dreiteilige Plateau und gliedert die Freiflächen dieser öffentlichen Dachhöfe. Die Rasterfelder werden mit den charakteristischen Stuttgart Materialien der entsprechenden Sockelbauten belegt: Travertin, Sandstein und Muschelkalk. Verschiedene homogene Steinfelder markieren besondere Orte in der Plateaufläche. Die Orte verzahnen sich, in dem sich ihre Ränder auflockern und miteinander verflechten. Das Raster wird auf topografische Ebenen übertragen: So entstehen Gestaltungselemente wie Pflanzboxen, Bänke und Heckenkörper, die das Plateau in verschiedene Räume gliedern. An den Dachrändern werden durch Bänke Stadtbalkone gebildet.
Die Bebauung bildet grüne Höfe, die sich durch ihre weichen Oberflächen von den privaten Freiflächen abgrenzen. So bilden „Kalksteinmäuerle“ auf der Rasenfläche verschiedene Felder, die mit Gräsern, Stauden und Hecken bepflanzt sind.
Jedes Dach wird mit einem Baumthema bepflanzt, so entstehen ein Kirschgarten, ein Magnoliengarten und ein Apfelgarten, die dem jeweiligen Dach seine eigene Identität geben.
Die Laubengänge werden mit Edelstahlnetzen umhüllt, an denen sich Rebstöcke hinauf ranken. Sie erinnern an die Tradition des Weinbaus in Stuttgart.
Spielpunkte für Kinder sind in die Platzflächen und grünen Höfe gesät. Die auf den Platzflächen zonierten Lichtkuppeln erhöhen die Intensität der Dächer und schaffen Schwerpunkte.
Lageplan M 1:250

Lageplan M 1:250

Mailänder Platz von Süd-Osten

Mailänder Platz von Süd-Osten

Mailänder Platz von Süd-Westen

Mailänder Platz von Süd-Westen

Heilbronner Straße von Süden

Heilbronner Straße von Süden

Wolframstraße von Westen

Wolframstraße von Westen