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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2011

Parkscheune Markt Großostheim

Parkscheune Großostheim

Parkscheune Großostheim

1. Preis

Preisgeld: 8.500 EUR

SOMAA

Architektur

Erläuterungstext

Öffentlich wie ein Stadthaus, einfach wie eine Scheune. Die Parkscheune Großostheim

Die Parkscheune definiert den Auftakt einer Reihe öffentlicher Einrichtungen, die sich über den neu gestalteten Freibereich von der Parkscheune bis zum Marktplatz erstrecken. So kommt der Parkscheune und ihrem Umfeld neben der funktionalen Aufgabe des Parkens als Besonderheit eine Repräsentations- und Identifikationsaufgabe zu.

Als ein solches Gebäude soll die Parkscheune als öffentlicher Veranstaltungsort genutzt werden können, ihr strenges Holzkleid hat einen städtischen Charakter, die Außenanlagen sind nicht nur Parkplatz sondern vielmehr eine der vielschichtigen Umgebung angepasste, multifunktional bespielbare Fläche.

Einfach wie eine Scheune bleibt die Organisation des Parkgebäudes ebenerdig und kommt so ohne aufwändige Rampen und weitere kostenintensive vertikale Erschließungselemente wie interne Treppen oder Aufzugsanlagen aus.


Städtebau

Die Kubatur des neuen Gebäudes ist dem Bestand entlehnt und ordnet sich städtebaulich unauffällig der gegebenen Bebauungsstruktur unter. Die Freianlagen passen sich den angrenzenden Gebäuden an, während die Außenstellplätze einen klar definierten Hof bilden, der durch die umlaufende Sandsteinmauer sowie die Stufenanlage definiert wird.

Im straßenabgewandten Bereich zwischen Marktplatz und Kinderhort schafft die neue Parkscheune mit ihren Außenanlagen eine attraktive neue Wegeverbindung, welche über einen Aufzug die barrierefreie Zugänglichkeit vom und zum Marktplatz ermöglicht und zum anderen die öffentlichen Einrichtungen miteinander verknüpft.

Die Zugänge sind offen gestaltet, so dass neue Blickbezüge entstehen und die neue Wegeverbindung im Bewusstsein der Bevölkerung verankert wird.


Architektur & Konstruktion

Diese städtebauliche Sensibilität findet sich auch in der Materialwahl und der Ausgestaltung der Fassaden wieder. Die Halle ist ein reiner Holzbau, in welchem die Tragstruktur zum formalen Gestaltungselement wird. Die Rahmen der Konstruktion erscheinen in der Gebäudehülle außen als feine Lamellen, welche die Fassade rhythmisch gliedern. Die
Aufreihung dieser vertikalen Lamellen definiert das Bauvolumen klar und gewährt gleichzeitig je nach Blickwinkel eine gewisse Transparenz. Das Wechselspiel offener, halboffener und geschlossener Fassadenabschnitte ermöglicht beim passieren Einblicke in das Innere womit zugleich die soziale Kontrolle sichergestellt ist.

Eine auf die Geschossigkeit der umgebenden Bebauung reagierende horizontale Teilung verringert die Knicklänge der schlanken Holzschotten. Die Konstruktion und die Erscheinung des Gebäudes interpretieren das traditionelle Zimmermannshandwerk der ortsbildprägenden Fachwerkbauten.

Während zur Straßenseite die Traufhöhen der umgebenden Bebauung aufgenommen werden, kann zur privaten Rückseite das Volumen durch Absenken der Traufkante reduziert werden.

Die von außen über ihre tiefen Holzschotten homogen erscheinende Fassade offenbart durch die Gliederung der dahinter liegenden, den Innenraum bekleidenden Haut je nach Blickwinkel eine der Umgebung angepasste Maßstäblichkeit.

Im Innenraum des großzügigen eingeschossigen Parkraums werden die außen nur zwischen den Schotten sichtbaren Bekleidungselemente zum gestaltgebenden Moment. Die Gliederung der Wandbekleidung erzeugt den Eindruck von nach innen gewandten Hausfassaden - der Besucher erfährt auch im Innenraum ein Stück Stadtraum.

Alle Zugänge sind mit einfachen platzsparenden Schiebetore ausgestattet. So können sowohl die Einfahrt zum Gelände als auch Ein- und Ausfahrt der Parkscheune selbst bei Bedarf vollständig geschlossen werden. Die fußläufige Durchwegung des Freibereichs bleibt jedoch in jedem Fall offen zugänglich.


Angemessenheit der Mittel und Materialien

Gebäude:
Die Verwendung von gleichartigen, transparent lasierten Brettschichtholz-Rahmen bei einem dem Industriebau ähnlichen Aufbau kommt ohne Sekundär-Tragwerk und ohne separate Fassadenunterkonstruktion aus.

Die einfache Tragkonstruktion der eng gestellten Holzrahmen übernimmt die Lastabtragung, während die flächige Bekleidung des Innenraums für die Aussteifung der minimierten Konstruktion sorgt.

Zur Sicherung der Schalldämmung zum gartenseitigen Bereich der Nachbarn wird die Fassade mit zweischaligen Elementen mit einer Füllung aus Mineralwolle zwischen den Schotten vollständig geschlossenen. Ein Lichtband im Dach sorgt neben den der Straße zugewandten Öffnungen für Tageslicht.

Das Dach wird als asymmetrisches Satteldach mit einer ortsüblichen Ziegeldeckung ausgeführt.

Die gesamte Konstruktion steht auf einem Sockel, der als Fortsetzung des sparsamen Streifenfundaments einen schützenden Abschluss gegen Spritzwasser und zugleich den notwendigen Anprallschutz für die Fahrzeuge bildet.

Um ohne weitere Fundamente auszukommen ist der Boden der Parkscheune lediglich seinen funktionalen Anforderungen entsprechend asphaltiert.

Außenanlagen:
Natürliche Oberflächen prägen den Außenraum der Parkscheune. Die funktionale Behandlung der Bodenbeläge - Betonsteinpflaster für die Fahrspuren, Rasengittersteine für die Stellplätze sowie Kopfsteinpflaster in den Gehbereichen sorgt für ein differenziertes, lebendiges Bild.

Nachhaltigkeit & Wirtschaftlichkeit

Die Verwendung von natürlichen Materialien in Form von Brettschichtholz für die gesamte Konstruktion stellt in Kombination mit dem sandsteinbekleideten Betonsockel, eine ökologisch wie wirtschaftlich nachhaltige Lösung dar.

Durch den Verzicht auf eine zweite Parkebene entfallen hierdurch bedingte Betriebskosten für einen weiteren Aufzug.

Oberlichter gewährleisten zur Tageszeit eine fast vollständige natürliche Belichtung.
Auf dem Dach besteht die Möglichkeit der Integration einer Photovoltaikanlage womit umliegende öffentliche Einrichtungen versorgt werden könnten.

Der hohe, offene, gänzlich stützenfreie Innenraum der Parkscheune macht diese bei Bedarf auch zur Festscheue. Konzerte und andere Aufführungen – mit oder ohne Bühne – Ausschank und Bewirtung beim Stadtfest oder Marktstände, der Neubau bietet Raum für eine Vielzahl unterschiedlicher Nutzungen, die auf einen klimatisch abgeschlossenen Innenraum verzichten können aber trotzdem die Vorzüge eines Witterungsschutzes in Anspruch nehmen wollen. In direkter Nähe zum Marktplatz und der Innenstadt kann die Festscheune so in Zukunft nicht nur parkende Fahrzeuge aufnehmen, sondern bei Bedarf auch das Festzelt ersetzen.
Diese Flexibilität in der Nutzung trägt maßgeblich zur Nachhaltigkeit des Gebäudes im langjährigen Betrieb bei, abseits von Aspekten wie kostengünstiger Erstellung oder Betriebskostenminimierung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit besticht durch die konsequente Umsetzung ihrer Idee einer einfachen, eingeschossigen Parkscheune mit möglichem zusätzlichem multifunktionalem Nutzungsangebot. Einfach wie eine Scheune bleibt die Organisation des Parkhauses ebenerdig und kommt ohne flächenintensive Verkehrsrampen,Treppenhäusern und Aufzügen aus.

Die Kubatur des Neubaus passt sich der Nachbarschaft angemessen an und durch die Übernahme der benachbarten Traufhöhen, sowie der Angleichung der Firsthöhen entlang der Straße „Am Kirchberg“, gelingt eine selbstverständliche Einfügung in das vorhandene Ensemble. (...)

Die gewählte massive Holzfassade ist einerseits einer einfachen Scheune entsprechend, andererseits verspricht sie durch die dargestellte Detailausbildung und Tiefe eine hohe Wertigkeit, die dem Ort wie auch einer Alternativnutzung wie Messen und Festen Rechnung trägt. Weiterhin erfüllt die Fassade geschickt die Anforderung an die Nutzung und die Situation des Ortes - zum nördlichen Nachbargrundstück wird sie geschlossen mit Schallschutzfunktion ausgebildet, zur Straße öffnet sie sich mit Lamellenstrukturen und offenen Feldern zur besseren Belichtung und natürlichen Belüftung.

Das Parkhaus besticht durch eine einfache und logische Verkehrsführung, stützenfrei im Scheunenbereich und hierdurch gut anfahrbaren Parkplätzen. Alle Parkplätze im Außenbereich sind ebenso funktional geplant, wenn auch in der Freiflächengestaltung hier die gestalterische Tiefe der Scheune leider nicht erreicht wird. Die Zuwegung von den Außenstellplätzen in Richtung Marktplatz ist nur über einen Aufzug gewährleistet und ist somit der Hauptweg für Menschen mit eingeschränkter Mobilität, die hier jedoch folgerichtig ihre Behindertenstellplätze angeordnet bekommen.

Das Parkhaus verspricht durch die Einfachheit seiner Mittel eine gute Wirtschaftlichkeit in Errichtung und Unterhalt. Die Wahl der Materialien und Konstruktion erscheint der Bauaufgabe in ausgezeichneter Weise angemessen.