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Offener Wettbewerb | 01/2011

/Dorf trifft Stadt/ - Gestaltung des öffentlichen Raums der Innenstadt Viernheim

Ankauf

WES LandschaftsArchitektur

Landschaftsarchitektur

Hans-Hermann Krafft

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

„Dorf trifft Stadt“, bedeutet doch das fremd wirkende Städtische mit dem Dörflichen über die Gestaltung der Freiräume miteinander in eine angemessene und interessante Beziehung zu setzen und dabei die unterschiedlichen Charaktere und Qualitäten heraus zu arbeiten.

Ein ruhig und großzügig wirkender Stadtboden verbindet, ohne die Unterschiedlichkeiten zu verwischen.

Aus den in der Regel grünen Blockinnenbereichen des ehemaligen Straßendorfes haben sich im Laufe der Zeit im Ortszentrum Plätze mit Hofcharakter gebildet. Dabei beginnen die Rückseiten der Bebauung am Neuen Markt langsam auch zu Vorderseiten zu werden. Oder sie bleiben wie beim Satonevriplatz grüne Gartenseiten. Sie bilden, unterstützt durch zusätzliche Begrünung, eine eher idyllische und parkartige Kulisse.

Das Rathaus in seinen Dimensionen, stellt sich als ein deutliches Gegenüber zu der Apostelkirche. Die entsprechende großzügige Weite des vorgelagerten Plateaus wird als Qualität erkannt und behutsam neu interpretiert. Ziel ist es die Situation der „zweiten Reihe“ zu verbessern. Stadträumlich steht das Rathaus im Zentrum der Raumfolge Apostelplatz mit Apostelkirche, Rathausplateau und Neuer Markt.

Die gestalterische Hervorhebung des Plateaus bringt die zentrale Bedeutung des Rathausbereiches deutlich wahrnehmbar zum Ausdruck. Wie eine Blockbebauung steht es am Platz und überlässt der Apostelkirche das Zentrum des Apostelplatzes.
Umgeben von einheitlichen ruhigen Bodenbelägen aus einem in warmen Tönen rötlich-gelb changierenden Klinkerteppich, der den gesamten Innenstadtbereich ruhig und zusammenziehend bedeckt, bildet sie das Zentrum am Schnittpunkt der beiden Straßenachsen. Bis an die leider nicht mehr vorhandene Mauer zum Kirchgarten erstreckt sich der Platz bis hinter die Südseite der Apostelkirche. Wünschenswert wäre ein Öffnen und Überarbeiten des historischen Kirchgartens zu einem halböffentlichen Raum.

Der Vorschlag aus dem Fassadenwettbewerb zur Verglasung der Südseite des Erdgeschosses des Rathauses wird sehr begrüßt, ebenso, wie die Idee einer offenen Stadtloggia unter dem Ratssaal. Die dadurch entstehende „Rathausterrasse“ wird mit Bänken, Wasserfontänen und einzelnen kleinkronigen Bäum zu einem belebten, sehr schönen sonnigen Bereich mit Blick auf die Apostelkirche.

Eine sehr flache, fast bis an den Apostelplatz reichende Stufenanlage führt mit einer integrierten Rampe zum Haupteingang. Der Rückbau der Geländeeinschnitte und der Rampe ermöglicht einen großzügigen Fußgängerbereich vor der Nordfassade und böte eine wichtige und niveaugleiche Verbindung von neuem Markt und Apostelplatz/Kettlerstrasse.

Neben dem Rathausplateau erhält der Neue Markt ebenfalls einen, sich im Material absetzenden, Teppich aus warmtönigen Asphalt, der als multifunktionale Fläche, umgeben vom changierenden Klinkermaterial einen edlen Rahmen erhält.
Es entsteht ein von Bäumen gerahmter multifunktionaler Stadtplatz mit großzügigen, allein dem Fußgänger vorbehaltenen Wege- und Platzflächen, die sich entlang der Ost- und der Westseite des Rathauses fast niveaugleich mit dem Apostelplatz verbinden.
Die gestalterisch hervorgehobene Mittelrinne der Fußgängerzonen dient zugleich der linearen Führung, wie auch der Akzentuierung der Eingangsbereiche. In ihrer Flucht werden eine Info- oder /Wasserstele auf dem platzartigen Eingang vorgesehen.
Am Kreuzbereich Lorscherstrasse – Rathausstrasse und am Apostelplatz wird der Verlauf der Mittelrinne unterbrochen um das Platzartige der Bereiche zu betonen.

Als Bodenbelag für die Bereiche der Fußgängerzone wird ein im Fischgrätverband verlegter, rötlich-gelb changierender Klinker vorgeschlagen, der sich gut in das vorhandene Material integrieren lässt, sich aber doch leicht von der Umgebung abhebt, um den Bereich der Fußgängerzone in seiner Bedeutung zu betonen.
Die Mittelrinne wird mit einer Betonplatte versehen, um die Linearität und das Fließen dieses städtischen Raumes hervorzuheben. Die seitlich angelagerten kleinen platzartigen Aufweitungen der Straßen werden jeweils durch eingelegte Teppiche aus Betonplatten hervorgehoben.

Der Satonevripatz wird zu einem platzartigen bzw. gartenhofartigen Bibliothekshof. Mit Bäumen sehr locker überstellt und von Hecken gerahmt, ist er gut zu quern, zu nutzen als Rückzugs- und Ruhebereich und bietet gleichermaßen Aufenthalts und Spielräume ohne die erforderliche Großzügigkeit als Bibliotheksplatz und ganz besonders als der Platzraum der historischen Tabakscheunen zu verstellen. Offen und dennoch idyllisch, ein „Platz der Bücher“, ein Hof, der sich, soweit es geht, öffnet zu den Durchwegungen.
Thematischen Skulpturen zur Belletristik, zur Prosa oder zum Märchen stehen zwischen möglichst hochgeasteten sparsam gesetzten einzelnen Baumsolitären und großen Sitzbereichen, die aus den notwendig erhöhten Baumscheiben und den Oberlichtern der Tiefgarage entwickelt sind. Die bestehenden Erhöhungen werden weitestgehend zurückgebaut, um die historischen Tabakscheuen von allen Seiten deutlich erlebbar „auf den Boden zu stellen“.

Die vorhandene Beleuchtung wird in der Fußgängerzone beibehalten.
Am Apostelplatz, im Bereich des Rathausplateaus und am Neuen Markt aber werden höhere Lichtsteelen vorgeschlagen. Zusätzlich ist eine indirekte Beleuchtung städtebaulicher Dominanten, wie z.B. auch das Kirchdach in Teilbereichen und die Hinterleuchtung der Kirchenfenster. Besondere Gebäudeelemente, die die Silhouette prägen, können durch Strahler sparsam akzentuiert werden. Dabei soll neben der notwendigen Beleuchtungsstärke, das Licht insgesamt zurückhaltend und punktuell dezent inszeniert sein. In den Abendstunden ist der Innenstadtbereich einladend für Spaziergänger und Flaneure und interessant für Besucher und Anwohner. Ein Stadtraum indem man keine Angst haben muss.

Beurteilung durch das Preisgericht

Tarnzahl 1529
Das entwurfsbestimmende Element ist die Wahl eines durchgängigen
Klinkerbelags im gesamten Innenstadtbereich.
Durch diese Reduktionentsteht eine zurückhaltende und ruhig wirkende Gesamterscheinung, welche die teilweise
sehr unterschiedlichen Formen,Strukturen und Materialien angenehm
zusammenfasst.
Eine Ausnahme bildet der Rathausvorbereich, der herausgehoben
mit einem Belag aus großformatigen Betonplatten gestaltet
wird. So gelingt es den Verfassern, diese heterogene Vorzone aus
Cafe, Pavillons und aufwendigen Erschließungsbauteilen räumlich
zusammenzubinden. Das Rathaus erhält so gewissermaßen ein „Außenfoyer“. Der westlich des Cafés liegende
Absatz erscheint dagegen nicht nachvollziehbar, da er dessen
Rückwärtigkeit überhöht.
Der kleinteilige Klinkerbelag wird in der Fußgängerzone mit einem seitlichen Streifen aus Bäumen, Außenmöbeln und Ent-wässerungsrinne ergänzt. Somit wird nicht nur die Linearität der Straßen betont, sondern auch eine ordnende Vorgabe innerhalb der Fußgängerzone geschaffen.
Der aufwendige Wechsel der Baumstandorte in der nördlichen Rathausstraße wird jedoch kritisch betrachtet.
Kritisch werden auch die vorgeschlagenen Sitzbänke westlich der Apostelkirche gesehen, die die dort neu geschaffene Groß-zügigkeit konterkarieren. Überhaupt erscheint die -
konzeptionell nachvollziehbare - Integration der Kirche in den Klinkerbelag als zu programmatisch und zu wenig differenziert, sie entspricht nicht der Bedeutung dieses wichtigen
Gebäudes im Stadtzentrum.
Die Gestaltung des Eingangsbereiches zur Fußgängerzone an der
Wasserstraße (Vertiefung) wirkt unaufgeregt und entspricht so dem
Gesamtkonzept. Dort und an den anderen Hauptzugängen markieren
Infostehlen deren besondere Lage.
Der Neue Markt wird zweckmäßig behandelt, erfährt aber dadurch keine wesentliche Aufwertung.
Die Veranstaltungen können in das Konzept integriert werden: sowohl auf den Zugangspodesten zum Rathauseingang,
als auch auf dem Postparkplatz und Rovigoplatz erscheint
dies machbar. Allerdings ist die Zahl der dort teilweise vorgeschlagenen Bäume zu reduzieren. Auch der neu geschaffene Kirchhof westlich der Apostelkirche ermöglicht
reizvolle Nutzungsoptionen vor dem freigestellten und neu
inszenierten Pfarrhaus, z.B. für den Weihnachtsmarkt.
Die Materialität aus hell changierendem Klinker im Fischgrätenverband und großformatigen Betonplatten
ist glaubwürdig und entspricht dem Gesamtkonzept.
Insgesamt eine Arbeit, die durch ihre unaufgeregte Schlichtheit überzeugt
Apostelplatz/Kettelerstraße

Apostelplatz/Kettelerstraße

Lageplan

Lageplan

Apostelplatz/Rathausstraße

Apostelplatz/Rathausstraße

Perspektive

Perspektive

Lageplan M 1:500

Lageplan M 1:500

Apostelplatz

Apostelplatz

Lageplan M 1:200

Lageplan M 1:200

Nachtplan

Nachtplan

Nachtplan

Nachtplan

Detail

Detail