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Einladungswettbewerb | 01/2011

Bürgersaal Zehntscheune

1. Preis

Preisgeld: 10.000 EUR

Architekturbüro Gatz

Architektur

grabner huber lipp landschaftsarchitekten und stadtplaner partnerschaft mbb

Landschaftsarchitektur

ECOPLAN GmbH | Ingenieurbüro für technische Gebäudeausrüstung

Energieplanung

Erläuterungstext

_Entwurf
Der Entwurf strebt an, die historische Ensemblewirkung möglichst störungsfrei zu erhalten. Das Foyer findet im Erdgeschoss der Zehntscheune Platz. Durch die weiten Bogenstellungen der verglasten Toröffnungen entsteht eine Raumfolge von hoher Aufenthaltsqualität mit attraktiver Sichtbeziehung in den Innenhof. Der Bürgersaal im ersten Obergeschoss stellt sich in seiner historisch überkommenen Gestalt dar. Der Zwischenbau wird mit einer modernen, gläsernen Raumschale umgeben. Dabei werden in der Vergangenheit mehrfach umgebaute Partien entfernt. Die bauzeitlich belegte Substanz bleibt erhalten.

_Erschließung
Der Hauptzugang erfolgt durch das historische Rathaus. Das große übergiebelte Portal bildet eine großartige empfangende Geste. Der Durchgang erfährt eine Aufwertung durch eine gestalterische Überarbeitung. Nach Betreten des Foyers in der Zehntscheune wird der Besucher über eine neue Treppenanlage auf einen Steg geführt. Dieser verbindet in gerader Linie Rathaus und Bürgersaal.
Der im Rathaus vorgesehene Aufzug erschließt alle Nutzungsebenen der beiden Gebäude.
Der Zugang zum Innenhof kann auch über die Pfarrer-Weißenberger-Straße erfolgen. Hier erfolgt auch die Anlieferung sowie die Ver- und Entsorgung.

_Bauliches Konzept
Vorrangiges Ziel ist die Erhaltung der historischen Bausubstanz und Minimierung der notwendigen Eingriffe. Der Bürgersaal bleibt in seiner historischen Grundsubstanz erhalten. Um ein angenehmes Raumgefühl zu erzeugen, wird vorgeschlagen, in einem Teil der Mittelfelder die Deckenbalken zu entfernen. In allen Randfeldern werden lediglich die Bodenbretter entfernt, um zusätzliches Tageslicht aus den oberen Fenstern nach unten zu bringen. Das entstehende Raumvolumen wird durch eine Licht-Skulptur akzentuiert. Ein schwebendes Metallnetz wird mit einfachen Pendelleuchten hinterleuchtet. Die Oberflächen von Mauerwerk und Holztragwerk bleiben
erhalten. Dämm-Maßnahmen sind jeweils nur im Fußboden und Deckenbereich erforderlich, sodass die historische Raumschale erlebbar bleibt. Vor den vorhandenen Fenstergittern werden einflügelige Wärmeschutzfenster eingebaut. Schmale, schwarz lackierte Stahlrahmen korrespondieren mit den dunklen Gitterstäben.

_Innenhof
Der Innenhof wird als ein wichtiger Veranstaltungsraum gesehen. Er ist Freilichtbühne, Theaterkulisse, Außenfoyer, Festplatz, Musikraum und vieles mehr. Den vorhandenen steinernen Wänden der historischen Bauten werden zwei neue Raumkanten in Form eines beweglichen Metallgewebe-Vorhangs gegenübergestellt. Es entsteht ein allseitig gefasstes Raumvolumen, welches dem Zusammenwirken des historischen Gebäudeensembles eine neue Dimension hinzufügt. Der neu entstehende Raum wird durch ein winkelförmiges Sitzmöbel nachgezeichnet und verdeutlicht sich auch durch den gewählten Bodenbelag. Dieser leitet sich in Analogie zum Thema des Zehnts von Getreidehalmen ab, die als abstrahiertes Muster in der Farbnuancierung des Pflasters abgebildet werden. Das neu hinzugefügte „Außenmöbel“ aus Vorhang und Sitzbank nimmt neben dem räumlichen Abschluss des Hofes weitere Funktionen auf, darunter die Beleuchtung, die Nutzung als Projektionsfläche und Leinwand sowie die Möglichkeit des Aufenthalts und Verweilens im Freien. Innerhalb des neu entstehenden Raums ist die Positionierung einer temporären Bühne, je nach Anforderung, an allen Stellen möglich.
Das Gartenhaus steht als Bühnennebenraum (Technik, Künstlergarderobe, Lager etc.) zur Verfügung. In Fortsetzung des Gartenhauses wird die Mauer zum angrenzenden Garten auf eine Höhe von 50 cm abgetragen. Garten und Innenhof gehen damit einen spannungsreichen Dialog ein,
ohne ihre charakteristischen Freiraumqualitäten zu verlieren.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser haben den Ort gelesen. Respekt vor der Geschichte und eine zeitgemäße angemessene architektonische Haltung verbinden sich sowohl innen wie außen zu einem gemeinsamen Neuen.
Durch den Erhalt der bauzeitlichen Substanz im Bereich des Zwischenbaus entsteht eine skulpturale Empfangssituation, welche die Besucher mit seiner Geschichte begrüßt.
Funktional und räumlich reagieren die Verfasser sehr geschickt auf den Bestand. Die Raumfolge im Erdgeschoss ist sauber organisiert und entwickelt eine gute Qualität.
Die Unterbringung des Aufzugs im Rathaus ermöglicht die optimale barrierefreie Erschließung beider Gebäude.
Der Saal mit seinem dreischiffigen Charakter hat großes Potential und zeigt eine authentische Atmosphäre.
Die kreativen Vorschläge für den Außenraum interpretieren den Innenhof neu und geben dem Gesamtensemble eine eigenständige Haltung mit hohem Erinnerungswert.
Die konsequente Ausbildung der neuen Raumkanten mit Bank und transluzentem Gewebematerial bietet vielseitige Nutzungsmöglichkeiten.
Die Verbindung von maßvollen Eingriffen und innovativen Energiekonzepten erlaubt eine gute Umsetzung und einen wirtschaftlichen Unterhalt.
Insgesamt eine Arbeit, welche ein Stück Identität des Ortes Schlüsselfeld weiterbaut und souverän mit Materialität, Textur, Licht und Schatten umgeht.
Perspektive Saal

Perspektive Saal

Plan 01

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Plan 02

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Plan 03

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Plan 04

Plan 04