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Einladungswettbewerb | 12/2010

Büroneubau in der Konsul-Smidt-Straße

Perspektive

Perspektive

3. Preis

Thomas Müller Ivan Reimann Gesellschaft von Architekten mbH

Architektur

Erläuterungstext

Städtebauliche Vernetzung und Kommunikation mit der Stadt

Das Grundstück bietet durch seine zentrale Lage nichts weniger als die einmalige Chance, den Auftakt und typologischen Maßstab für einen neuen, hochwertigen Stadtraum als Gewerbe- und Dienstleistungsstandort zu formulieren. Das von uns entworfene Gebäude ist kein isolierter Gebäudekomplex, sondern versteht sich als Teil der umliegenden Stadt. Als selbstbewusster Stadtbaustein besetzt der Baukörper das noch einsame Baufeld. Das Haus ist daher städtebaulich so konzipiert, daß es sich zunächst als Solitär behaupten kann und dennoch später als integrierter Bauteil des zukünftigen Stadtgefüges funktioniert.

Das große Bauvolumen des Neubaus wurde gegliedert und rhythmisiert. Die mäandrierende Form des Baukörpers erzeugt zwei unterschiedliche Freiräume auf dem Grundstück: eine großzügige öffentliche Eingangsterrasse, die sich zu der Konsul-Schmidt-Strasse orientiert und einen abgeschlossnen Betriebshof im rückwärtigen Bereich der technische und erschließungstechnische Funktionen bedient. Die Stadt und das Haus vernetzen sich räumlich, ohne die nutzungsbedingten Grenzen zu negieren.

Öffentlicher Charakter und Thematisierung der Freiräume
Das Gebäude wendet sich nach Süden durch einen winkelförmigen Rücksprung zur Stadt hin. Durch die Komposition der Gebäudevolumina orientiert sich das Haus zum Überseetor und bildet in einem noch unfertigen Umfeld eine adressbildende Empfangsgeste. Die Baulinie des geplanten, westlichen Baukörpers wird dabei aufgenommen und räumlich fortgeführt. Auf dem Sockel der Tiefgarage entsteht so eine repräsentative, großzügige Empfangsterrasse, von der die Haupteingänge und Gebäudefoyers barrierefrei erschlossen werden und die als Zugangs-, Verteiler- und Kommunikationsraum, insbesondere im Falle einer Drittverwendung, fungiert. Das erhöhte Niveau gewährleistet eine klare räumliche und sicherheitstechnische Trennung zwischen dem öffentlichen Straßenraum und den internen Räumen des Bürobaus.

Im Norden entsteht durch die Winkelform ein zweiter Freiraum, der als abgeschlossener, introvertierter Erschließungs- und Versorgungsraum funktioniert. Durch die kompakte Anordnung der Garagen, Hundezwinger und des Müllraumes am Nordrand des Grundstückes wird das Grundstück räumlich arrondiert und ein nicht von außen einsehbarer, eingefriedeter Hof erzeugt. Hier werden zahlreiche notwendige Funktionen wie Parken für Besucher und Sonderfahrzeuge, Hundezwinger, Müllentsorgung, Technikräume und Fahrradparken zusammengefasst ohne den öffentlichen Stadtraum zu beeinträchtigen.
Die Treppenkerne können vom Hof ebenfalls barrierefrei erschlossen werden.
Ebenfalls von Norden, über die „grünen Korridore“, erfolgt die Zufahrt in die Tiefgarage.

Organisation und Nutzungsaufteilung

Das Gebäude wird von drei Seiten erschlossen.
Der repräsentative, plastisch in das Erdgeschoß geschnittene Haupteingang mit dem Foyer befindet sich im Süden an der Empfangsterrasse an der Konsul-Smidt-Straße. Von hier erschließen zentral die Mitarbeiter und Besucher das Haus, hier findet ggf. die Eingangskontrolle statt. Das Foyer wird bis in den begrünten Hof „durchgesteckt“ und wirkt damit offen und großzügig.
Zwei Nebeneingänge für Behördenangehörige liegen an dem nördlichen Hof. Auch die Tiefgarage verfügt über zwei Zugänge in das Gebäude.
Von diesen Zugängen werden die zwei Treppenhäuser und die zugehörigen Aufzüge erschlossen.
Auf den Etagen befinden sich jeweils kleinere Etagenfoyers.
Das Gebäude wird in zwei Brandabschnitte geteilt und es werden pro Geschoß drei Nutzungseinheiten ausgebildet.
Die Regelgeschoße sind als Zweibundsystem mit Zellenbüros auf einem 1,35m Achsraster entwickelt.
In den Innenzonen befinden sich die Funktionskerne mit WC’s, Technikschächten, Teeküchen, Putzmittel- und Kopierräumen. Jeweils an den langen Enden der Flure sind kleinere Verweil- und Kommunikationsbereiche angeordnet.
Von dem 4. Obergeschoß aus wird eine Dachterrasse erschlossen.

Flexibilität, Effizienz und Drittverwendung
Um eine effektive Nutzung als Bürogebäude und eine evtl. Nachnutzung in Form einer kleinteiligen Fremdvermietung zu gewährleisten, galt unsere Aufmerksamkeit einer größtmöglichen Flexibilität. Die Gebäudetiefe, die Geschoßhöhe und die Stützenstellung ermöglicht die Realisierung verschiedener Bürotypen ( Zellenbüro, Kombibüro, Großraumbüro ) sowie die eventuelle Nachrüstung von Haustechnik. Das 4m hohe Erdgeschoß lässt Sondernutzungen wie größere Versammlungsräume zu.

Das Ausbauraster von 1,35 ist für viele denkbare Nutzungen geeignet, die Fassade verfügt über Trennwandanschlüsse in allen Achsen, die punktgestützten Stahlbetondecken sind unterzugsfrei und ermöglichen einen einfachen Umbau und optimale Nachrüstbarkeit. Die haustechnische Installation erfolgt flächendeckend in Hohlraumböden.

Die Anordnung der Treppenhäuser, der Sanitärkerne und der Brandabschnittstrennung ermöglicht eine flexible Aufteilung der Geschosse in bis zu vier separate Nutzungseinheiten, d.h es können Mieteinheiten ab ca. 250qm eingerichtet werden.

Das zweite Treppenhaus kann im Falle einer Nachnutzung im Erdgeschoß über ein neues, zweites Foyer an die Empfangsterrasse an der Konsul-Smidt-Straße angeschlossen werden. Die Garagen im Norden des Grundstückes können zurückgebaut werden, ohne in die Struktur des Hauses einzugreifen. Die nötigen Umbaumaßnahmen bei veränderten Nutzeranforderungen sind damit vergleichsweise gering.


Das nachhaltige Technikkonzept baut auf Technologien wie z.B.
• Zisterne, in denen das komplett anfallende Regenwasser gesammelt wird, um es einer Nutzung für WC Spülung, adiabate Kühlung, Gebäudereinigung und Außenbewässerung zuzuführen
• gleichzeitige Heizung/Kühlung mit Wärmepumpenbetrieb (Abwärme Server → Betonkerntemperierung), freie Kühlung
• Nutzung von Fernwärme
• LED- Beleuchtungen

Tragwerk
Das Gebäude wird als fugenloser Stahlbeton-Skelettbau geplant.
Die Decken werden im Regelfall über tragende Bauteile in den Außenfassaden und neben den Fluren angeordnete Mittelstützenreihen als punktgestützte Stahlbetondecken ausgebildet.
Die Horizontalaussteifung für Windbeanspruchungen wird über aussteifende Treppen- und Aufzugskerne, tragende Brandwände sowie tragende Wände neben den WC-Kernen realisiert.
Die Gründung erfolgt auf einer durchgehenden Bodenplatte auf einem den Anforderungen entsprechend verbesserten Baugrund.






Brandschutz
Das 5-geschossige Verwaltungsgebäude mit Tiefgarage wird nach der Bremischen Landesbauordnung (in Kraft am 1.5.2010) und der Bremischen Garagenverordnung (vom 10.11.1980) beurteilt. Das Vorhaben wird der Gebäudeklasse 5 zugeordnet. Sonderbaueigenschaften sind nicht vorhanden, da die Bruttogrundfläche des Geschosses mit der größten Ausdehnung 1.450 m² < 1.600 m² beträgt und keine Versammlungsräume für mehr als 200 Personen vorhanden sind.

Erschließung
Das Zollamt wird von den Fahrzeugen der Feuerwehr über das angrenzende öffentliche Straßenland erreicht. Da es nicht mehr als 50 m vom Straßenland entfernt liegt, sind keine Bewegungsflächen auf dem Grundstück erforderlich. An den Längsseiten befinden sich die Zugänge ins Innere und zu den beiden Treppenräumen.
Abschnittsbildung
Das freistehende Gebäude wird durch eine innere Brandwand in zwei Brandabschnitte unterteilt. Pro Geschoß werden jeweils drei Nutzungseinheiten (NE) ausgebildet. Sie erhalten Trennwände in der Qualität F90-A, Zugangstüren T30-RS. Die geschlossene Großgarage im Untergeschoss wird als ein gesonderter Brand- und Rauchabschnitt ausgebildet.
Rettungswege
Für alle Aufenthaltsräume bis auf den Kopfbau im 4.OG (BGF ca. 300 m²) sind jeweils zwei bauliche Rettungswege vorhanden: Im EG Ausgänge direkt ins Freie, in den Obergeschossen zwei notwendige Treppenräume TR1 und TR2, die entweder direkt aus den Nutzungseinheiten (NE1, NE3, jeweils am Kopfende) oder über den notwendigen Flur (NE2, Gebäudemitte) erreicht werden.
Der Kopfbau im 4.OG (BGF ca. 300 m²) hat einen Anschluss an TR2. Der zweite Rettungsweg wird über Leitern der Feuerwehr hergestellt. Die hierfür erforderliche Aufstellfläche für die Fahrzeuge der Feuerwehr liegt im öffentlichen Straßenland.
Nutzungseinheiten
In den beiden Nutzungseinheiten NE1 und NE3 an den Kopfenden des Gebäudes ist eine freie Aufteilung ohne Ausbildung eines notwendigen Flurs möglich, da die Bruttogrundfläche jeweils kleiner als 400 m² ist. Von der Aufteilung unabhängig wird der Zugang zum zweiten Treppenraum über den allgemein notwendigen Flur in der Mittelzone (NE2) ermöglicht.
Rettungswege
Die Rettungsweglängen werden eingehalten: Sie betragen aus den Aufenthaltsräumen und aus dem Lager im UG bis zum notwendigen Treppenraum maximal 35 m, in der Tiefgarage maximal 20 m. Die notwendigen Flure sind durch Rauchschutztüren in Rauchabschnitte, Länge jeweils unter 30 m, unterteilt.
Im UG werden sowohl aus der Tiefgarage als auch aus dem Lagerbereich zwei Ausgänge zu Treppenräumen erreicht, die Weglänge beträgt in der Tiefgarage 20 m < 30 m, im Lagerbereich unter 35 m.
Die Anzahl der notwendigen Treppen, die Treppenlaufbreiten und die Ausgangsbreiten ins Freie sind für die jeweiligen Personenströme ausreichend vorhanden: Die lichte Laufbreite der 2 Treppen beträgt 2 x 1,20m = 1,20 m und ist für ca. 250 Personen < 400 Personen, die aus den Obergeschossen fliehen, mehr als ausreichend bemessen.
Bauteilanforderungen
Die tragenden Bauteile, die Geschossdecken und die Trennwände werden in allen Geschossen in der Feuerwiderstandsklasse F90-AB, das Dach als harte Bedachung gebaut. Die Außenwände bestehen aus nichtbrennbaren (A) Baustoffen, die Wärmedämmung aus schwerentflammbaren (B1) Baustoffen.
Anlagentechnischer Brandschutz
Das Gebäude wird Feuerlöschern, Sicherheitsbeleuchtung, Sicherheitsstromversorgung und einer Blitzschutzanlage ausgerüstet. Die Treppenräume erhalten Rauchabzüge an oberster Stelle. Personenaufzüge erhalten eine automatische Brandfallsteuerung.
Tiefgarage
Die geschlossene Tiefgarage wird mit 2 Wandhydranten und einer CO-Warnanlage ausgestattet. Die Garage weist einen geringen Zu- Und Abgangsverkehr auf und wird gemäß BremGaVO § 14 (6) natürlich be- und entlüftet.


Rettungswege – Nachnutzung
Als Nachnutzung ist ein Bürogebäude möglich, das keine Sonderbaueigenschaften aufweist. Es können pro Geschoß 4 Nutzungseinheiten, Bruttogrundfläche jeweils < 400 m², gebildet werden. Das Gebäude erhält eine flächendeckende Brandmeldeanlage mit akustischer Alarmierung. Jede Nutzungseinheit hat Anschluss an einen notwendigen Treppenraum (erster Rettungsweg). Der zweite Rettungsweg wird über Fenster / Leitern der Feuerwehr gebildet. Es sind insgesamt 4 Aufstellflächen für die Fahrzeuge der Feuerwehr, 2 im öff. Straßenland und 2 im Garagenhof, vorgesehen.
Lageplan

Lageplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Ansicht West

Ansicht West

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Schnitt

Schnitt