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Einladungswettbewerb | 10/2010

Städtebaulicher Ideenwettbewerb Zuckerfabrik Regensburg

1. Rang

Preisgeld: 20.000 EUR

Auer Weber

Architektur

Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten und Stadtplaner GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

ORT

Das Gelände der ehemaligen Zuckerfabrik liegt im gewerblich geprägten Regensburger Osten in unmittelbarer Nähe zum Stadtzentrum (Altstadt) zwischen der stark befahrenen Straubinger Straße im Norden und den Gleisanlagen im Süden. Der zum Großteil bereits aufgelassene Produktionsstandort war durch seine in der Höhenentwicklung signifikante Industriegebäude (Silhouette) sowie seine im Kern sehr dichte Bebauung lange Zeit ortsprägend und diente als Orientierungspunkt in der östlichen Stadteinfahrt.
Die heterogene Umgebung weist verschiedene Bebauungsstrukturen und –dichten auf und wirkt dadurch auf den ersten Blick identitätslos. Es findet sich keine ordnende Struktur, die eine Weiterführung auf dem zu beplanenden Gelände nahe legen würde.


AUFGABE UND ZIELE

Auf dem zum Teil schon frei gewordenen Gelände soll in mindestens 2 Bauabschnitten ein neues urbanes Quartier zum Wohnen und Arbeiten entstehen, welches sich einerseits durch seine Eigenidentität von der Umgebung abhebt, andererseits aber auch mit dem Maßstab der näheren Umgebung verträglich sein soll. Das neue Quartier soll als Attraktor und Initiator für eine weitere Entwicklung des Regensburger Ostens dienen.


STÄDTEBAULICHES KONZEPT

Das vorgeschlagene städtebauliche Konzept greift den geforderten übergeordneten Grünzug im Süden entlang der Gleisanlagen auf und schafft durch seine Aufweitung zum Pürkelgutweg einen großzügigen Landschaftspark, der das fehlende Freiraumangebot in der Umgebung ergänzt und eine neue Fuß- und Radwegeverbindung von Osten kommend über den Pürkelgutweg entlang der Reichstraße in die Altstadt ermöglicht.
Der weitläufige Park dient als Puffer gegenüber der Bahn für die im Norden angrenzende zeilenförmige Wohnbebauung, welche sich durch den großen Abstand zur Bahn großzügig nach Süden/Südwesten zum Park öffnen kann. Der bestehende Gasometer im Südwesten wird durch die Aufweitung des Freiraums als identitätsstiftender Orientierungspunkt freigestellt.
Zwei grüne Zäsuren in Nord-Süd-Richtung definieren die möglichen Bauabschnitte und verbinden den Park im Süden mit der Straubinger Straße im Norden.
Eine straßenbegleitende Bebauung im Norden bezieht sich mit Ihrer differenzierten Höhenentwicklung auf das heterogene Gegenüber entlang der Straubinger Straße und schirmt das neue Quartier vom hohen Verkehrslärm der Einfallstraße ab. Der zentrale Campus-artige Bereich des neuen Quartiers erstreckt sich fast über dessen gesamte Ost-West-Ausrichtung und bildet mit seinen rechteckigen Punkthäusern in unterschiedlicher Höhe und Setzung eine neue Mitte, die als Zentrum des Quartiers dient. Die rythmisch platzierten Wohnhäuser erzeugen einen wechselseitigen Takt von Bebauung und Freiraum und verweben das gesamte Quartier sowohl in Ost-West- als auch in Nord-Süd-Richtung.
Im östlichen Kreuzungspunkt zwischen Straße und Gleisanlagen markiert ein deutlicher Hochpunkt die Stadteinfahrt nach Regensburg von Osten ob mit dem Auto oder der Bahn kommend. Dieses Gebäudeensemble bildet in Erinnerung an die alten Farbikanlagen zusammen mit den Punkthäusern eine neue prägnante Silhouette, welche sowohl von der Straubinger bzw. Adolf-Schmetzer-Straße im Norden als auch von den Bahntrassen und Freiräumen im Süden wahrnehmbar ist.
Eine kleinteilige Bebauung im Südwesten arrondiert die bestehenden Wohnbauten entlang des Pürkelgutweges.


WOHNEN / GEWERBE

Das nichtproduzierende Gewerbe im Sinne von Büro- und Dienstleistungsnutzungen ist ausnahmslos im vom Straßen- und Bahnlärm stark beeinflussten östlichen Bereich des Geländes angeordnet. Es entstehen Einheiten von 3.000 qm bis zu 10.000qm BGF mit Adressen zur Straubinger Straße und den urbanen Quartiersplätzen. Ein Teil dieser Flächen kann bereits während des Verbleibs der Restproduktion der Fa. Südzucker realisiert werden.
Ein städtischer „Vorplatz“ an der Straubinger Straße bildet eine eigenständige Adresse für die Büroeinheiten und stellt bewusst die beiden Hochhäuser am östlichen Ende frei. Dieser Platz dient auch als Vorfahrtsbereich für die angrenzenden Gebäude und leitet die Besucher tiefer ins Gelände. Ein weiterer Quartiersplatz in der Achse des zentralen Wohnbereichs bietet Aufenthalts- und Erholungsqualitäten für die Mitarbeiter. Er dient als zusätzliche Adresse für die Gewerbebauten und vernetzt darüber hinaus die beiden Nutzungen Wohnen und Arbeiten. Zusätzlich zu den großen Gewerbeeinheiten gibt es in Teilen des Wohnumgriffs kleinteilige Gewerbeflächen, welche mit Ihrer Nutzungsvielfalt erheblich zur urbanen Gestaltung des Quartiers beitragen.

Die Wohnnutzungen sind in den drei Typologien Nord-Süd-Zeile, Punkthaus und Ost-West-Zeile organisiert.

Die erdgeschossigen Flächen der Nord-Süd-Zeilen sind für kleinteiligen Handel (Nahversorger), Dienstleistungen und Büronutzungen vorgesehen. Die darüber liegenden Wohnungen (z.T. geförderter Wohnungsbau) orientieren sich mit ihren Aufenthaltsräumen im wesentlichen nach Süd/Südwesten zum Inneren Quartiersbereich. Die mehrspännige Erschliessung sowie Sanitär- und Nebenräume dienen als Puffer zur Straubinger Straße.

Die Punkthäuser nehmen im Erdgeschoss entsprechend dem öffentlichen Charakter der Außenräume Nahversorger, kleine Handels- bzw. Büroeinheiten und Gastronomie auf. Die in den Obergeschossen angeordneten Wohnungen verbinden sich über großzügige Loggien mit dem Außenraum und bieten gerade in den oberen Etagen ungestörte Blickbeziehungen zu den Freiräumen und Gleisanlagen im Süden sowie zur Altstadt mit dem Dom im Westen.

Durch die offene Struktur der Ost-West-Zeilen kann der Landschaftspark bis ins Quartierszentrum einfließen, grüne Finger verbinden ihn mit dem Quartiersplatz mit kurzen Wegen zum Park für alle Bewohner. Über Wohnhöfe mit ausnahmsweise befahrbaren Wohnwegen sind die Wohngebäude als 2-Spännern erschlossen, die Tiefgaragen sind blockweise zu mittelgroßen Garagen zusammen-gefasst. Die Wohnbereiche sind ausnahmslos von Ost nach West durchorganisiert und garantieren dadurch eine optimale Ausnutzung des Tages- bzw. Sonnenlichtes. Über private Gärten und Terrassenbereiche sowie großflächige Loggien wird für alle Wohnungen ein direkter Kontakt zum umgebenden Grün hergestellt.



ERSCHLIESSUNG / VERKEHR / RUHENDER VERKEHR


FUSSGÄNGER

Durch den Landschaftspark im Süden führt eine Rad- und Fußwegeverbindung vom Regensburger Osten (Quartier „Hohes Kreuz“) entlang der Gleisanlagen sowie über den Pürkelgutweg und die Reichstraße in die Altstadt. Von diesem übergeordneten Wegenetz führen Verbindungen durch die Wohnzeilen über kurze Distanzen auf den Quartiersplatz, welcher als Verteiler in Ost-West-Richtung das gesamte Areal fußläufig verknüpft.

PKW / ÖPNV

Das Areal wird über zwei Zufahrtspunkte von der Straubinger Straße im Norden kommend erschlossen, wobei der Anschluß in Verlängerung der Alkoferstraße als vollwertige Kreuzung mit Linksabbiege-Möglichkeiten ausgebildet ist. Zwei Wohnstraßen flankieren den zentralen Quartiersplatz in Ost-West-Richtung und erschließen das gesamte Gelände flächeneffizient im Inneren. Diese Ringstraße wird mit den jeweiligen Bauabschnitten fortgeführt. Eine zusätzliche Stichstraße nach Süden bindet das Bahnbetriebswerks störungsfrei an.
Der ruhende Verkehr der Anwohner und Arbeitenden wird ausnahmslos in Tiefgaragen untergebracht, welche blockweise zu Klein- bzw. Mittelgaragen zusammengefasst sind. Die Besucherstellplätze werden in ausreichender Zahl entlang der Ringstraße zentral angeordnet.
Über zwei Bushaltestellen an der Straubinger Straße sowie an der Ecke Straubinger / Greflingerstraße ist das Gelände der ehemaligen Zuckerfabrik unmittelbar an das ÖPNV-Netz angeschlossen.


FREIRÄUME

Die Freiflächegestaltung korrespondiert mit den unterschiedlichen Gebäudetypologien des neuen Baugebietes. Verschiedene Freiraumtypen wie Quartiersplatz, Gemeinschaftsgärten und Spielanger sind miteinander verknüpft und bilden ein zusammenhängendes Freiraumsystem im gesamten Gebiet der ehemaligen Zuckerfabrik.
Die Aussenräume der urbanen Achse des Quartiers werden durch zahlreiche kleinteilige Freiräume definiert, wie beispielsweise Quartierplatz, Rasen- oder Kiesflächen, Wasserflächen, Spielfläche oder Baumhaine. Diese Freiräume werden abwechselnd auf der gesamte Fläche angeordnet. Sie laden Anwohner, Mitarbeiter und Besucher zum Verweilen ein.
Nach Süden wird das neue Baugebiet geöffnet und landschaftlich ausgebildet. Die öffentliche Grünfläche erstreckt sich von Ost nach West und wird im Bereich des Gasometers aufgeweitet. Im Park befinden sich wohnungsnahe großzügige Spielflächen, welche für die unterschiedlichen Altersgruppen entwickelt werden. Der Fuß- und Radweg knüpft an den Pürkelgutweg an, welcher eine direkte Verbindung zum Stadtzentrum darstellt.
Zwischen der zentralen Achse und der öffentlichen Parkanlage befinden sich zahlreiche Wohngebäude, welche nach Süden hin ausgerichtet sind. Die Zwischenräume werden als halb private Wohn- und Erschließungshöfe sowie als Privatgärten genutzt. Die privaten Flächen mit Vorgarten, Hof und Spielflächen werden klar abgegrenzt von der Umgebung. Als Kontrast zur landschaftlichen Gestaltung der öffentlichen Parkanlagen im Süden werden als Einfriedung der Wohnbereiche geschnittene Hecken vorgeschlagen. Jeder Wohnhof hat eine zentrale Mitte und Identität durch eigene charakteristische Ausprägungen (Vegetation, Bewohnertreff, Mietgarten). Abfolgen von Hecken, Wassergebundener Wegedecke, Plattenbändern, blühenden Pflanzungen und Rasen gliedern den Gemeinschaftshof in unterschiedliche Zonen wie Kleinkinderspiel, Sitzbereiche und Gärten.
Entlang der Straubinger Straße entstehen interessante Platzsituationen mit verschiedenen Breiten und Längen. Zugleich bilden die Plätze einen Abstand zum schwer belastenden Straßenverkehr.

Auer+Weber+Assoziierte
München
Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss, Ausschnitt

Grundriss Erdgeschoss, Ausschnitt

Grundriss Obergeschoss, Ausschnitt

Grundriss Obergeschoss, Ausschnitt

Längsschnitt

Längsschnitt

Querschnitt

Querschnitt

Visualisierung, Perspektive vom Park

Visualisierung, Perspektive vom Park

Visualisierung, Perspektive vom Platz

Visualisierung, Perspektive vom Platz

Visualisierung, Perspektive Zeilen

Visualisierung, Perspektive Zeilen