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Hochbaulicher Realisierungswettbewerb als Einladungswettbewerb | 12/2004

Wohnungsbau am Dalmannkai / Kaiserkai (HafenCity) - Baufeld 11

7. Preis

RENNER HAINKE WIRTH ZIRN ARCHITEKTEN GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Wohnungsbau am Dalmannkai - Solitär

Städtebauliches Konzept

Das südlich gelegene Quartier am Dalmannkai wird geprägt von der wiederkehrenden Komposition der Baukörper-Ensembles aus L-Gebäuden und Solitären. Die auf dem Kaispeicher geplante Elbphilharmonie am westlichen Ende des Dalmannkais ist die städtebauliche Dominante des Quartiers.
Die freistehenden Solitäre fangen die großzügigen Innenhöfe im Südwesten räumlich auf und bilden einen eigenen Rhythmus als Hochpunkte an der Warftkante. Die geschlossenen L-Gebäude im Norden und Osten bilden umlaufend den schützenden Rücken für den Innenhof. Die Südausrichtung des Grundstückes mit Blick auf die Marina im Grasbrookhafen sowie den Hamburger Hafen bilden das Kapital des Ortes.


Architektonische Gestalt

In Anlehnung an die architektonische Sprache des Ortes wird das neu entworfene Gebäude ebenfalls als scharfkantiges Volumen definiert. Der objekthafte, kubistisch anmutende Wohnturm ist das prägende Kopf-Gebäude am kleinen Platz und leitet den Blick von der Dalmannstraße durch die Gasse auf den Hafen.
Die Südwestseite des Solitärs erfährt auf der Wasserseite eine zusätzliche Betonung der Dachlandschaft durch ein aufragendes Belvedere. Die unterschiedlichen, teils vorspringenden Volumina entsprechen einer Optimierung von Blickbeziehungen zum Wasser, umlaufenden Sonnenständen, sowie der internen Gliederung der Wohnungsstruktur. Alle Wohnungen haben südbelichtete Wohnräume mit Balkon-Loggien und freiem Blick auf den Hafen.


Fassadengestaltung

Der Solitär zeichnet sich durch 4 unterschiedliche Atmosphären seiner Umgebung aus, welche sich jeweils in der Fassadendichte widerspiegeln. Im Süden der weite Blick auf den Hafen, Im Osten die private Hoflandschaft, Im Norden ein kleiner Stadtplatz, -und im Westen die schmale Gasse zum Kai.
Die Wasserfassade im Süden wird in den Wohnbereichen hochtransparent ausgebildet, die Hoffassade in den Individualbereichen zu ca. einem 1/4 geschlossen ausgebildet. Die Erschließungsfassade im Norden wird vor den Badbereichen auf großen Teilen geschlossen gehalten. Nur in den beiden obersten Etagen öffnet sich der Blick auf das Panorama der Hamburger Innenstadt. Die Westfassade der nördlich über Eck liegenden Wohnungen in der Gasse ist zu ca. 1/3 geschlossen gehalten, die Enge der Gasse wird jedoch durch einen großformatigen Erker mit Südausrichtung kompensiert- und zugleich in ihrer Wirkung gesteigert. Die Materialität der geschlossenen Masse wird über anthrazitfarbene Schmalklinker erzeugt, die Glas-Panoramafenster sind als Glas-Pfosten-Riegelfassade mit außenliegendem Sonnenschutz ausgebildet. Die geschlossenen Fassadenpaneele werden außenseitig mit HPL-Platten mit hochverleimten, wetterfestem Holzfurnier Prodema oder Parklex verkleidet.


Windschutz, Sonnenschutz, Schallschutz

Mit der Nähe zum Hafen und der exponierten Lage im Elbe-Urstromtal ist mit einem erhöhten Windaufkommen zu rechnen, wodurch definitiv Maßnahmen zum Windkomfort bei Fensterlüftung und Balkonnutzung zu treffen sind. Durch die direkte Lage am Hafen ist vorallem Nachts mit einem höheren Schallpegel zu rechnen.
Mit der gewählten Grundrissaufteilung liegen alle Schlafräume von der Schallquelle Hafen abgewandt, so dass keine aufwändigen Schallschutzmassnahmen für eine natürliche Lüftung im Schlafbereich erforderlich sind. Als Komfort für nächtliche Frischluft in den Individualräumen ist eine in der Paneel-Fassade liegende, schmale schallgeschützte, natürliche Lüftungsöffnung in den Schlafräumen vorgesehen. Die Wohnräume sind vornehmlich nach Süden orientiert, so dass eine hervorragende Tageslichtnutzung gegeben ist. In den Balkonbereichen, in denen die Fassade zurückspringt, werden aufschiebbare Loggien ausgebildet, die im Winter und in der Übergangszeit bei entsprechender Sonneneinstrahlung ein windgeschützten Außenraum bieten. Im Winter wird die „zweite Hülle“ von Hand zugeschoben und dadurch die passive Solarenergienutzung deutlich verbessert. Des Weiteren ist auch bei einem höheren Windaufkommen eine natürliche Lüftung mit gutem Windkomfort möglich. Im Sommer wird die „zweite Hülle“ geöffnet, so dass eine Überhitzung vermieden wird und ein ungestörter Außenbezug möglich ist. Das bewegliche Wintergarten-Glasschild verbindet somit die Funktionen Sonnenschutz, Windschutz, Schallschutz, ist einfach von Hand bedienbar und optimiert die passive Solarenergienutzung.


Erschließung

Fußgänger und Radfahrer erreichen das Solitärgebäude über den kleinen Stadtplatz an der Dalmannstrasse, der Zugang liegt über Eck, die Unterschneidung des Gebäudevolumens ermöglicht einen regengeschützten Zugang. Über eine 5m hohe Empfangshalle erreicht man das großzügige, natürlich belichtete Treppenhaus mit Lift Sämtliche Wohnungen sind entweder von der Straße oder über den Hof gemäß DIN 14090 mit Rettungsfahrzeugen zu erreichen. Mit dem PKW kommend werden die Wohnungen über die Tiefgarage und den großzügigen, zugangskontrollierten Eingangsvorraum zum Treppenhaus erschlossen. Die Anlieferung der Gastronomie, sowie die Müllentsorgung und Fettabsaugung erfolgt über die Tiefgarage.


Wohnungstypologie und Variabilität

Insgesamt verfügt der Solitär über 23 Wohnungen, ein Ladenbüro im Erdgeschoss, sowie eine Gastronomie im Sockelgeschoss.
Die Gliederung der unterschiedlichen Wohnungstypen erfolgt in den ersten beiden Geschossen durch Maisonetten mit Gartenterrasse und darüber liegenden Geschosswohnungen. In den besonders hervorgehobenen Fassadenfeldern sind ebenfalls Maisonetten angeordnet, jedoch lassen sich alle Geschosswohnungen wahlweise auch bei Bedarf als Maisonetten ausbilden oder zusammenschalten.
Alle Wohnungen haben ihre Balkonloggien und Wohn-Essbereiche nach Süden, bzw. Ost-West ausgerichtet. Variable Raumzusammenhänge werden je nach individuellem Bedürfnis über die dargestellten Konzepte „Diele“, „ Zentralraum“ oder „Loft“ ermöglicht. Prinzipiell werden Küchen immer als Wohnküchen offen, aber abtrennbar gestaltet. Alle Bäder sind natürlich belichtet und belüftet.
Die Maisonetten mit Gartenterrasse sind speziell für Familien prädestiniert. Alle Geschosswohnungen sind auch für ältere oder gehbehinderte Menschen ohne Stufen über den Lift zu erreichen. Der Reiz aller Wohnungen liegt in der diagonalen Vista über Eck mit nach Süden geöffneter Terrassenloggia.
Alle notwendigen Abstellräume befinden sich innerhalb der Wohnungen, zusätzlich werden im Keller Lagerflächen ausgewiesen.


Statisches Konzept / Baustruktur

Das Wohngebäude wird als konventioneller fugenloser Stahlbeton- und Mauerwerksbau errichtet.
Die tragenden Bauteile werden durch die Treppenhaus- und Wohnungstrennwände, sowie die Stützen gebildet. Im ersten Obergeschoss werden eine Reihe von Wänden in Stahlbeton ausgeführt. Dadurch können im Erdgeschoss eine Reihe von Wänden in Stützen aufgelöst und abgefangen werden, um eine möglichst flexible Nutzung zu ermöglichen. Alle anderen Wände sind aus Mauerwerk und nicht tragend, so dass die Grundrissgestaltung innerhalb der Wohnungen sehr frei bleibt. Die Gebäudeaussteifung für Windlasten erfolgt über den Treppenhauskern und die Wohnungstrennwände. Die Decken spannen frei zwischen den Wänden und Stützen und können als Halbfertigteile ausgeführt werden.
Das Kellergeschoss liegt bei Hochwasser im Bereich des Grundwassers und wird als wasserundurchlässige fugenlose Stahlbetonwanne ausgeführt. Die Gründung erfolgt tief, so dass keine zusätzlichen Lasten die Kaimauer belasten. Infolge der gewählten Wand- und Deckenstärken ist die Einhaltung auch gehobener Schallschutzgrenzwerte möglich.


Haustechnik

Ein niedriger Energieaufwand von Gebäuden für die Anforderungen an Heizen, Lüften und Beleuchten kann nur erreicht werden, wenn der Bedarf an sich minimiert wird und die Nutzung von Umweltenergien optimiert wird, beides jedoch ohne den Komfort und die Behaglichkeit einzuschränken. Um dies zu erreichen wird ausgehend von der Nutzung, dem Aussenklima und einem optimalen winterlichen und sommerlichen Wärmeschutz ein gesamtheitliches, flexibles Raumklimakonzept mit hohem Komfort für eine gehobene Wohnnutzung entwickelt.
Grundsätzliche Idee ist es hierbei, im Winter mit einem guten Wärmeschutz soweit wie möglich die passive Solareinstrahlung und gleichzeitig die anfallenden inneren Wärmelasten für Heizzwecke zu nutzen. Mit einem hochwertigen Wärmeschutz ergeben sich geringe Heizlasten, die bei flächigen Heizsystemen mit niedrigen Betriebstemperaturen betrieben werden können.
Im Sommer, wenn zu viel Sonneneinstrahlung eher zur Überwärmung führt, schützt ein ein aussenliegender Sonnenschutz sehr effektiv und hält den größten Teil der Sonnenstrahlung zurück. Um eine sehr gute Wirtschaftlichkeit zu erreichen, wird darauf geachtet, dass Synergien beim Sonnenschutz, Schallschutz und Windkomfort genutzt werden, um ein angenehmes Raumklima sicherzustellen.
Bei der Wärmeerzeugung wird die klassische, jedoch auch sehr ökolisch sinnvolle Fernwärmenutzung empfohlen. Eine Kombination mit einer thermischen Solaranlage für die Trinkwassererwärmung wird auf Grund der guten Südausrichtung auf dem Dach empfohlen.
Die Räume erhalten eine Fußbodenheizung, die aufgrund des guten Wärmeschutzes sehr effizient mit niedrigen Betriebstemperaturen betrieben werden kann. Aufgrund der Wintergartenkonzeption ist auch fassadennah eine hohe thermische Behaglichkeit im Winter gegeben.