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Offener 2-phasiger Ideen- und Realisierungswettbewerb | 05/2004

Technisch-städtebaulich-landschaftsplanerischer Wettbewerb Hochwasserschutz

Preisgruppe 2

Preisgeld: 21.000 EUR

archiscape

Architektur

X T H - B E R L I N

Architektur

Ingenieur Pascale Rouault

Bauingenieurwesen

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Gesamtkonzept überzeugt durch einen mit der städtebaulich-landschaftlichen Grundstruktur der Regensburger Flussräume abgestimmten, differenzierten Einsatz unterschiedlich gestalteter Massnahmen innerhalb und ausserhalb des Altstadtbereiches. Die Arbeit besticht durch die klare und nachvollziehbare Einteilung in verschiedene Nutzungs- und Identitätsbänder der Uferebene.

Wenige Materialien werden eingesetzt und transformieren sich in Abhängigkeit vom besonderen Ort.

Der Gesamteindruck des Konzepts wird auch wesentlich geprägt durch eine Vielzahl, auf den ersten Blick ungewöhnlicher Ideen, die zwar nicht in jedem Fall eins zu eins realisierungsfähig erscheinen, aber doch auf die jeweilige Situation an den Ufern sinnfällig eingehen und sie in besonderer Weise ausprägen.

So stellt z.B. die als sog. Fangedamm ausgebildete Schutzeinrichtung am östlichen Donau-Südufer eine im Vorland des Hafenareals verständliche und interessante Alternative zu einem Deich üblicher Bauart dar, ist aber aus wasserbautechnischen Gründen problematisch.

Die Vorschläge für den Bereich Thundorferstrasse - Weinmarkt sind in sich schlüssig und ergänzen die „steinernen“ Altstadtufer mit einer eher kargen, „gebauten“ Lösung in passender Weise.
Die zwei, durch eine steinerne Böschung verbundenen Ebenen am Weinmarkt, die in gebrochener Linie zum geschwungenen Fassadenverlauf der Gebäude parallel verlaufende Böschung, die bis unter die Wasserlinie geführte Eintiefung der unteren Ebene und ihr Vorschieben in den Flussbereich ergeben eine interessante, plastisch-muschelförmige Ausbildung dieses Bereiches.
Mit den als Zitat von Wellenbrechern quer zum Ufer eingestellten Bänken in dieser Muschel wird allerdings die Grenze der für die Regensburger Altstadt kennzeichnenden Zurückhaltung überschritten; zudem begegnet der Vorschlag, diesen Bereich als Aufenthaltszone anzubieten, erheblichen Sicherheitsbedenken.

Die an verschiedenen Stellen der Altstadtufer angebrachten Türme zur Lagerung von Mobilelementen, für unterschiedliche Kiosk-Nutzungen und als Aussichtsmöglichkeiten sind grundsätzlich ein funktional und für die Altstadtkante passender Vorschlag. Der in unmittelbarer Nachbarschaft zur Wurstkuchl platzierte Turm entwickelt dort aber eine eher unpassende Konkurrenz zu dem kleinen, aber wichtigen historischen Bauwerk.

Der Gestaltungsvorschlag für die Werftstrasse überzeugt durch Grosszügigkeit und Offenheit vor allem mit der klaren Streifengliederung der Flächen und mit den wenigen eingesetzten Gestaltungs- und Funktionselementen: Die Vorgartenzone mit der Beibehaltung der verspringenden Ränder, die daran anschliessenden befahrbaren horizontalen Flächen, der lange schmale und gerade verlaufende Streifen im Belag und seine Fortsetzung in der „langen Bank“, beide für die Unterbringung des Mobilschutzes vorgesehen, sowie die Schrägfläche bis zur, bzw. der Weg unmittelbar an der Kaimauer ergeben zusammen ein überzeugendes Ensemble, wenn auch die Breite dieses Weges sehr eng erscheint. In diesem Zusammenhang ist der Ansatz, den Hochwasserschutz mit der technischen Einrichtung des „dutchdam delta" zu bewerkstelligen, die sich in Ruhestellung als lineares Band in den Flächen und Mauern darstellt und damit gleichzeitig die Gestalt der Uferbereiche prägt. Vermisst wird dazu aber eine Aussage zum Material der Abdeckung.

Die ausschliesslich landschaftliche Gestaltung am Westufer des Regens sowie die unterschiedlichen Vorschläge am Regenost- und am Donaunord-Ufer in den Bereichen Sallern und Weichs zur Verschränkung der gebauten und der landschaftlichen Stadtbereiche mit den „Balkonen“ und den „baulichen Objekten“ über der Deichkrone sind interessante, situationsbezogene Ideen.
Ob diese Vorschläge, etwa in abgewandelter Form, realisierbar sein könnten, sollte positiv geprüft werden.


Die Bearbeiter haben das Gesamtkonzept unter Berücksichtigung aller für den Hochwasserschutz maßgebenden Kriterien verarbeitet. Dabei haben sie die Lösungen der Phase 1 nochmals kritisch überprüft, eine Reihe von ihnen in der Phase 2 aufgegeben und nicht mehr alle in der Phase 2 weiterverfolgt.

Für den Freibord sind sie von 1 Meter ausgegangen.

Die Möglichkeiten der Kombination verschiedener Schutzelemente haben sie sinnvoll ausgenutzt. Beim mobilen Hochwasserschutz wurden zwei Systeme angewandt. Für den Bereich mit Dammbalken haben sie zur Verminderung logistischer Probleme beim Aufbau und zur Zeitersparnis nahe der Einatzstellen Dammbalkenlager in Form massiver Türme angeordnet.

In Bereichen für die aus gestalterischen Gründen ein niedriger Grundschutz vorgesehen ist, die deshalb einen häufigeren und zeitsparenden Aufbau erfordern, wurde auf einer Länge von 1650 m das System „Dutch-Dam" angewendet. Dieses System kann wegen noch offener Fragen hinsichtlich Funktion und Zuverlässigkeit bei der Anwendung - Fragen, die auch aus der allgemeinen Erfahrung mit mobilen Elementen nicht beantwortbar sind - leider nicht bewertet werden. Es steht deshalb, wie vergleichbare Systeme auch, unter dem Vorbehalt der Anwendungsreife.

- Regen
Der Hochwasserschutz wird in großen Teilen durch eine Kombination aus Anheben der Strasse und
einem Brüstungskörper, der das System „Dutch-Dam" enthält, sicher gestellt. Die Kombination wird
positiv bewertet, steht aber auch hier unter dem Vorbehalt der Funktionsfähigkeit des Systems. Dabei
wird die rote Linie in Sallern und Reinhausen deutlich überschritten.
Ein Ausgleich hierzu wird vermisst. In einem Teilbereich ist der Schutz durch Erhöhung der Böschung möglich und erfreulicher Weise umgesetzt.

- Im Bereich von Winzer und Prüfening wird der Hochwasserschutz durch örtliche Bedeichung gelöst.

- Fenster 1
Objektschutz ist von Weinlände bis Salzstadel vorgesehen. Detailanregungen hierzu fehlen leider.
Der Lückenschluss vom Salzstadel zur Thundorferstraße über die Wurstkuchl erfolgt durch niedrig
aufsetzende Dammbalken-Verschlüsse. Im Bereich Thundorferstrasse liegt das Schutzsystem vor der roten Linie. Über einen Retentionsausgleich ist nichts ausgesagt.

- Fenster 2
Der Hochwasserschutz im Bereich Werftstrasse wird durch das System Dutchdam erreicht, das an
hochwasserfreies Gelände anschließt.
Diese sehr klare Lösung eröffnet einen großen Gestaltungsspielraum.
Sie ist aber, wie an anderer Stelle auch, im Zusammenhang mit der Anwendungsreife des Systems
Dutchdam zu sehen.

Der Schwerpunkt der Arbeit liegt nicht so sehr in der „Realisierung“ sondern in den Ideen, durch die Lösungen angestossen werden können.
Beispiele hierzu sind die durchaus kritisch zu sehende Ausbildung des Hochwasserschutzes östlich der Altstadt auf lange Strecken durch eine aus der Sicherung von Baugruben bekannten Ausführung als „Fangedamm“ und die Gestaltung im Bereich von Stadtamhof.