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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2011

Neubau studentische Wohnanlage Agnes-/Adelheidstraße in München

Anerkennung

Preisgeld: 4.500 EUR

architekturbüro axel baudendistel

Architektur

kübertlandschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

STÄDTEBAU
Räumliche Idee für die Neuordnung des zu beplanenden Areals für studentisches Wohnen in der Agnesstrasse ist die Aufnahme prägender Traufhöhen und Raumkanten der angrenzenden Blockrandbebauung der nördlichen Maxvorstadt und eine schrittweise räumliche Verdichtung des Blockinneren. Dies geschieht im Wesentlichen durch drei Massnahmen: Erstens, die Setzung eines ruhigen O-förmigen Baukörpers entlang des nördlichen Teils des Areals, zweitens, die Blockarrondierung im östlichen Teil unter Einbeziehung der vorhandenden Bebbauung und drittens das Schaffen einer neuen Raumstruktur im Übergang zu der angrenzenden südlichen Blockrandbebauung.
Die vorgeschlagene stadträumliche Intervention schafft im Innern des Blockes damit zwei atmosphärisch gegensätzliche Qualitäten: Ein räumlich abgeschlossener, begrünter Hofraum, den Patio, im Norden des Areals (BA 1-2) und eine städtische Passage im Blockinneren. Dabei greift die vorgeschlagene südliche Bebauung (BA3) den Charakter der vorhandenen, niedrigen blockinneren Gebäude auf, verzahnt sich mit dem Gebäudebestand und bildet eine Art räumliches Scharnier zwischen dem streng orthogonalen System der Stadt und des von untergeordneten Bauten gekennzeichneten Blockinneren. Eine kleine Piazetta am südwestlichen Ende der Gasse wertet den hofseitigen Zugang des Studentenwohnhauses Hiltenspergerstrasse 31 (A) auf. Die clusterartige Struktur südlich der Passage begünstigt ferner deren Belichtungsverhältnisse und Transparenz im Inneren des gesamten Stadtblockes. Damit entsteht eine große Vielfalt an räumlichen Beziehungen zwischen Studentenwohnungen, Gasse und der bestehenden Blockrandbebauung.

INFRASTRUKTUR
Mit dem Entwurfsvorschlag wird Raum für 370 WE zeitgemäßen studentischen Wohnens geschaffen. Neben den Wohneinheiten der Studierenden sind zahlreiche infrastrukturelle Einrichtungen vorgesehen die eine Durchmischung des städtischen Lebens fördern und sich positiv für das gesamte Stadtquartier auswirken können.
Die Zugänglichkeit des neuen Wohnhauses für Studierende (Baukörper B) kann sowohl vom Josephsplatz kommend über die neue Passage von der Hiltenspergerstrasse oder direkt von der Agnesstrasse erfolgen. Ein offener Fahrradstellplatz und der grosse Gemeinschaftraum liegen an der südöstlichen Ecke des nördlichen Neubaus, um eine fussläufige Erschliessung aller Aussenräume zu begünstigen. Die Tiefgarageneinfahrt befindet sich an der Agnesstrasse. Nutzungen des südlichen Teils der Planung (wie Kinderkrippe, Cafe´, Studentenwohnhäuser) sowie die Sprachschule im Westen können von der neuen Passage aus von Westen und Osten erreicht werden.
Der nördliche Baukörper (B) stellt in konzentrierter Form ein hohes Mass unterschiedlichster Wohnformen für Studierende bereit, begünstigt Begegnung und Ausstausch und schafft Orte des Rückzugs, Räume für Stille, Konzentration und Privatsphäre. Während im Erdgeschoss neben Gemeinschaftsbereichen, den Wohnungszugängen mit Briefkästen und weiteren Infrastruktureinrichtungen Einzel- und Paarwohnungen angeboten werden, die auch als Atelierwohnungen funktionieren könnten, sind in den Geschossen 1 u. 3 Vierer- und Fünfer-Wohngruppen untergebracht, die in ihrer Anordnung zwischen Patio und Stadtraum alternieren und über einen zweigeschossigen Gemeinschaftsraum verfügen. In den Geschossen 2 und 4 liegen kleinere Einheiten mit Zwei-, oder wahlweise zusammenschaltbarer Dreier-WGs, die sich um den darunterliegenden zweigeschossigen Luftraum gruppieren und ebenfalls eine Beziehung zu Hof oder zur Stadt herstellen. Im 5. Obergeschoss sind Einzelappartements unterschiedlicher Grösse und Orientierung situiert, die über einen hofseitigen “Kreuzgang“ erschlossen werden. Diese Einheiten verfügen teilweise über Loggien (wie auch in den darunterliegenden Geschossen). Jeweils an den Ecken sind barrierefreie Einzelappartements situiert. Aufzüge sind in allen Treppenhäusern baulich vorgesehen, können aber je nach Bedarf zu späteren Zeitpunkten realisiert werden.
In den Baukörpern C, D und F befinden sich in den Geschossen 1 bis 4 Vierer- und Fünfer-Wohngruppen, die über einen Gemeinschaftsraum verfügen, der sich sowohl zur Gasse, als auch südseitig über eine Loggia Richtung Innenhof orientieren. Die Individualräume richten sich hier alle nach Westen.
Im Erdgeschoss des südlichen Areals (BA 3) ist die Kita mit zwei Innenhöfen, das Hausmeister Büro mit Werkstatt sowie an der westlichen Piazzetta ein Cafe´ / Restaurant geplant. Im Baukörper F sind neben den Wohngeschossen Hausmeisterwohnung und Hausverwaltung angeordnet.

AUSSENRÄUME
Die neue Gasse dient neben ihrer Erschließungsfunktion vor allem der Kommunikation und belebt das Ensemble durch multifunktionale, ungezwungene Nutzungen. Hier trifft man sich im Alltag oder sitzt bei Wohnheimfesten zusammen. Reduzierte Baumsetzungen mit Bänken schaffen eine heitere, urbane Atmosphäre. Die piazzetta funktioniert als Gelenk zwischen dem vorhandenen Wohnheim und dem geplanten Ensemble und kann als Treffpunkt in die erweiterte Nachbarschaft hinaus wirken.
Der Patio ist als kontemplativer Gartenhof mit einer intensiven, biomorph gestalteten Bepflanzung konzipiert. Gräserzusammenstellungen in unterschiedlicher Höhe und Dichte schaffen über die Jahreszeiten hinweg eine eigenständige, vegetative Raumplastik, die mit mäandrierenden Wegen und Aufweitungen durchzogen ist. Dort kann man sich auf Holzdecks individuell oder in Gruppen zurückziehen, Natur in der Stadt genießen, studieren oder die Seele baumeln lassen.

BAUABSCHNITTE
Der Entwurf unterstützt eine schrittweise bauliche Areal-Verdichtung für studentisches Wohnen. Unter Einbeziehung und dem allmählichen Rückbau der durch die Architekten Günther Eckert und Werner Wirsing Ende der 1950er Jahre errichteten Häuser entstehen vielfältige räumliche Qualitäten, insbesondere auch während der einzelnen Realisierungs - Etappen. Die Durchführung der Bauabschnitte ist nutzungsunabhängig und wirkt einem temporären Wohnungsmangel, etwa aufgrund von zeitlichen Überschneidungen von Abriss und Neubaumassnahmen, entgegen.
Bauabschnitt 1 sieht neben dem Abbruch von Agnesstrasse 17 und dessen Neubau eine direkte bauliche Anbindung dieses Gebäudes an das bestehende Gebäude Adelheidstrasse 13 vor. Dabei kann der Bestand der Studentenwohnungen in grossen Teilen unangetastet bleiben und ist weiterhin nutzbar. Um die Durchlässigkeit des Quartierinneren für diesen Zeitraum aufrechtzuerhalten, wäre neben der Verlegung der Trafostation, einigen brandschutztechnischen Massnahmen im Erdgeschoss ein Durchbruch mit hofseitiger Rampe sowie eine neue Zugangssituation vorzusehen. Die nördliche Zuwegung des Gesamt-Areals mit Feuerwehrzufahrt geschieht via Zufahrtsrampe von Seiten der Agnesstrasse etwas westlich des jetzigen Fahrradstellplatzes. Das Tiefgaragengeschoss unter dem nördlichen Gebäudeteil kann in dieser Phase bereits zu etwa 2/3 errichtet werden.
Bauabschnitt 2 sieht den Rückbau von Adelheid 13 und Agnes 33, 35 vor. Damit kann die Blockarrondierung im Bereich Agnesstrasse und die nördliche Blockschliessung beginnen.
In Bauabschnitt 3 werden dann neben dem in West-Ost-Richtung verlaufenden blockinneren eingeschossigen Bauteil die beiden letzten Wohnhäuser errichtet.

ENERGIE
Die Gebäudehüllen aller Nutzungseinheiten sind auf die Anforderungen der anvisierten EnEV 2012 ausgelegt. Die Energieversorgung könnte in BA 1-2 zunächst über konventionelle Brennwert-Technologie erfolgen. Um langfristig unabhängig von fossilen Energiepreisen zu werden und CO2-Emissionen zu reduzieren wäre die Umstellung auf ressourcenschonendere Energieformen naheliegend.

KONSTRUKTION
Bei Haus B (Bauabschnitt 1-2) besteht die tragende Konstruktion aus aussteifenden Ortbetonkernen der Treppenhäuser, Ortbetondecken und Wohnungstrennwänden aus Betonschotten als Fertigteile, welche mittels Stahldornen im Mörtelbett mit den Platten geschossweise verpresst werden. Die Fassadenkonstruktion ist (weitgehend) nichttragend und besteht aus hochdämmenden Planziegeln mit einem aussenseitig aufgebrachten, mineralischen Leichtputz, vor den 90mm recyceltes Verblendmauerwerk im Dünnformat aufgemauert und weiss geschlämmt wird. Über den Fensteröffnungen sind vorfabrizierte Betonstürze mit Klinkerschürzen geplant, die innenseitig gedämmt sind und den Markisenkasten aufnehmen. Bei den Fenstern handelt es sich um Holzfenster in Lärche natur, geölt mit 3-Scheiben Wärmeschutz-Verglasung. Ausser bei den Loggien bestehen die Fenster immer aus einem festverglasten Teil und einem opaquen Drehkipp-Flügel, welcher aussenseitig über eine schlichte Absturzsicherung aus verzinktem Stahl verfügt. Installationsschächte befinden sich in den Treppenhäusern selbst, bzw. an diese angelagert, welche mit schallentkoppelten GK-Schalen verkleidet sind. Die Nasszellen werden mit schlanken Betonfertig-Elementen in Faserbeton vorfabriziert und geschossweise versetzt. Sonstige nichttragende Wände bestehen aus Beton-Fertigteilen mit schallentkoppelten GK-Vorsatz-Schalen nach den erhöhten DIN-Anforderungen für Schallschutz im Wohnungsbau. Alle Böden bestehen aus strapazierfähigem Zement-Estrich, mit Ausnahme der Bodenaufdopplungen im 5. OG (wegen des Leitungsverzugs der Nasszellen). Alle Einbaumöbel sind als Schreinerarbeit aus Lärchenholz, natur, geölt gefertigt. Bei dem Dach handelt es sich um ein extensiv begrüntes Flachdach mit U-Wert < 0.16 W/m²K. Bei den Häuser C, D, E und F handelt es sich um Stahlbeton-Konstruktionen in Ortbeton mit einem hochdämmenden Wärmedämmverbund-System und Holzfenster mit Wärmeschutz-Verglasung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf stellt eine konsequente Korrektur der 50er Jahre Bebauung inmitten des
gründerzeitlichen Quartiers zur Diskussion. Dabei nimmt die Struktur einen westlich
an der Agnesstraße gelegenen Block zum Vorbild und definiert ihn neu. Sondernutzungen
sind in clusterartig arrangierten Einzelgebäuden südlich des Block sinnvoll
platziert. Der geschlossene Block gewährleistet einen klaren und durchgängigen Freiraum
der im 1. BA zu ca. 50 % hergestellt werden kann.
Durchgesteckte Treppenhäuser mit Adresse an der Agnesstraße erschließen den
ersten und zweiten BA. Diese führen auch in den tieferliegenden Innenhof, die Behindertengerechtigkeit
ist allerdings nur über die südliche Gasse gewährleistet. Die Erschließung
des Gebäudes über 8 Treppenhäuser erhöht den Erschließungsanteil. Die
ringförmigen Gänge an den durchgesteckten Wohnungen zum Innenhof erscheinen
jedoch sinnvoll. Die Gasse im Süden des Blocks bietet sowohl eine interessante innere
Zuwegung, als auch eine angemessene Durchlässigkeit im Quartier.
Die Anordnung der allseitig orientierten verschiedenen Wohntypen im Süden und
Norden mit sehr unterschiedlich dimensionierten inneren Erschließungen bieten eine hohe Vielfalt an differenziert vermietbaren Wohnräumen an. Die Zimmer sind mit ca.
14 qm ausreichend dimensioniert. Die 2-geschossigen Gemeinschaftsräume/
Esszimmer, die als Blocks in den Wohnungen platziert sind, stellen ein interessantes
Aufenthaltsangebot dar. Der Preis dafür sind allerdings enge Resträume deren
Funktion von der Jury in Frage gestellt wird. Durch Verkürzungen der Raumlängen
entstehen einzelne interessante Loggienplätze, die die Fassade abwechslungsreich
und lebendig strukturieren.
Die TG Zufahrt an der Agnesstraße erscheint etwas knapp an der Einmündung Adelheidstr.
platziert. Die Fahrbahnbreiten in der TG sind nicht ausreichend und führen bei
einer Korrektur zu einem großen Verlust von Stellplätzen. Die TG ist flächig unter dem
gesamten Bereich des Hauptgebäudes untergebracht und ist, wie die Gebäude in
zwei Abschnitten zu erstellen.
Die durchdachte Konstruktionsweise mit einem hohen Anteil vorfabrizierter Bauteile
lässt eine wirtschaftliche und rasche Erstellung vermuten. Auch die Nasszellen sind
als vorfabriziertes Bauteil integriert.
Die Planziegelfassade wird mit geschlemmtem recycelten Klinkermauerwerk verblendet
ist im Gebäudekontext konsequent. Die Fassade ist Erstellung aufwendig und erst
im langfristigen Unterhalt wirtschaftlich.
Der ab dem zweiten Bauabschnitt geschlossene Innenhof ist mit seinem mäandrierenden
Wegenetz im Kontrast zur regelhaften Fassade kommunikativ und abwechslungsreich
gestaltet. Es bleibt zu klären, wie die Feuerwehrerschließung für die
Agnesstraße. 31 gelöst wird. Auch die FW Erschließung der Bestandsgebäude an der
Hiltenspergerstraße bleibt ungeklärt. Die stark befestigte Gasse stellt im Entwurf einen
zu hohen Versiegelungsgrad dar.
Im A/V Verhältnis stellt sich der Entwurf nicht günstig dar. Trotz allem wirkt die kompakte
Bauweise mit einem hohen Nutzflächenanteil nicht unwirtschaftlich. Mit der BGF
liegt der Entwurf im oberen Segment.
Der Entwurf stellt eine sehr eindeutige Haltung zur Schließung des Blockrandes an
dieser Stelle dar. Er ist ein konsequenter Beitrag der einen hohen Wohnwert bei einer
guten Grundstücksausnutzung herstellt. Die angezielten Wohnplatzzahlen werden in
beiden Bauabschnitten übererfüllt.
neue gasse

neue gasse

situation

situation

bauabschnitt 1+2

bauabschnitt 1+2

bauabschnitt 3 / bauabschnitt 1-3

bauabschnitt 3 / bauabschnitt 1-3

+-0

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+1/+3

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+2/+4

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+5

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fassadendetail

fassadendetail

fassade

fassade

detailschnitt

detailschnitt

detail grundriss

detail grundriss

p1

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p2

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p3

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p4

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gemeinschaftsraum 4er appartment

gemeinschaftsraum 4er appartment