Offener Wettbewerb (auch fĂŒr Studenten) | 02/2011
AIV-Schinkel-Wettbewerb 2011 - Science City, Die unbedingte UniversitÀt
Perspektive SĂŒdcampus. "GrĂŒne Lunge", Baumbepflanzung an Raumkanten, innere FreiflĂ€che als Kombination von GrĂŒnflĂ€chen und möglichst flexibler WegfĂŒhrung ĂŒber Steinplatten. ZusĂ€tzlich Sitzelemente und hohe GrĂ€ser als Ruhezonen.
Sonderpreis / Kategorie Landschaftsarchitektur
Preisgeld: 1.000 EUR
Student*in Architektur
Student*in Architektur
ErlÀuterungstext
Im Westen von Berlin entstand Ende des 19ten Jahrhunderts die Technische Hochschule sowie die UniversitĂ€t der KĂŒnste direkt an Berlins Hauptachse, der heutigen StraĂe des 17. Juni. Im Laufe der Zeit gruppierten sich im SĂŒden immer mehr Baukörper um einen zentralen Platz. Als nach dem zweiten Weltkrieg die Studierendenzahlen stark anstiegen, wurde die TU im nördlichen Teil erweitert. Auch hier bildete ein grĂŒner Freiraum das Zentrum des entstandenen Nordcampusâ.
Durch zahlreiche Erweiterungsbauten im SĂŒden sowie die im Norden gewĂ€hlte SolitĂ€rbauweise stellt sich der heutige Campus nur noch als diffuses Gesamtgebilde dar. Die entstandenen teils hofĂ€hnlichen ZwischenrĂ€ume entpuppen sich nicht selten als Sackgassen und erschweren so den Weg ins Campusinnere und damit jegliche Orientierung fĂŒr Unkundige, aber auch fĂŒr Studenten der beiden UniversitĂ€ten.
Da die meisten GebĂ€ude von auĂen erschlossen sind, entstehen unnötig weite Wege und das Potenzial der inneren FreiflĂ€chen als Verteiler und RĂŒckzugsraum fĂŒr Studierende und Mitarbeiter wird nicht annĂ€hernd ausgeschöpft.
Konzept:
Die Aktivierung dieser inneren QualitĂ€ten steht im Mittelpunkt des prĂ€sentierten Konzepts. Durch die Neuentwickelung bzw. Neustrukturierung der bestehenden FreiflĂ€chen und das âAuskleidenâ der inneren GebĂ€udekanten mit einem dichten Baumsaum entsteht ein campusverbindendes Kontinuum â eine grĂŒne Lunge fĂŒr den Campus, welche auch den Innenhof der UdK miteinschlieĂt. Dieser identitĂ€tsstiftende Zwischenraum mit neuen AufenthaltsqualitĂ€ten fungiert zum einen als Treffpunkt und Kommunikationszentrum fĂŒr Studenten. Zum anderen wird durch die nun innenliegende ErschlieĂung die Vernetzung der verschiedenen FakultĂ€ten verstĂ€rkt und damit eine Abkehr vom bisherigen Konzept gebĂ€udebezogener StudiengĂ€nge erreicht. Maximale FlexibilitĂ€t bei minimalem ErschlieĂungsweg.
Das neugestaltete Einsteinufer mit einer nun durchgehenden Uferpromenade am Landwehrkanal lĂ€dt zum Flanieren und Erholen direkt am Wasser ein. Der so entstandene RĂŒcken des Campusâ dient vor allem der groĂrĂ€umlichen Anbindung sowie der schnellen Verbindung von Nordwesten zum Bahnhof Zoo. Die ErschlieĂung des UnigelĂ€ndes aus direkt angrenzenden Stadtquartieren erfolgt dagegen ĂŒber die StraĂe des 17. Juni sowie die Fasanen- und die MarchstraĂe, die in und durch das UnigelĂ€nde fĂŒhren.
Zur StĂ€rkung der inneren Idee muss das Uniquartier nach auĂen eine klarere Kante zeigen. Verschiedene Eingangstypologien vermindern hier die willkĂŒrliche Durchwegung und vereinfachen das Auffinden von Hauptwegen ins Campusinnere. Unterschieden werden generell HaupteingĂ€nge, bei denen der Baumsaum sich öffnet bzw. sich bis nach auĂen erstreckt und alle restliche NebeneingĂ€nge, bei denen man Ă€hnlich einer Membran durch den bzw. unter dem Baumsaum hindurchtritt.
Umsetzung:
Die Platane als anspruchsloser, halbimmergrĂŒner Stadtbaum kommt mit den fĂŒr Berlin typischen mageren Lehm- bzw. Sandböden gut zurecht und formt durch entsprechende Beschneidung ein durchgehendes BlĂ€tterdach. So bildet sich vor den GebĂ€uden eine organische Randzone, deren Schatten im Sommer zum Ausruhen und Relaxen einlĂ€dt. Die Innenbereiche der drei groĂen FreiflĂ€chen sind dagegen eher offen gestaltet und erhalten durch das Zusammenspiel von vier zentralen Elementen einen jeweils eigenen Charakter. Den Studenten stehen hier groĂe GrĂŒnflĂ€chen als Raum fĂŒr verschiedenste AktivitĂ€ten zur VerfĂŒgung. Zum Treffpunkt werden die zahlreichen Sitzmöglichkeiten - lĂ€ngliche Betonelemente, die zusammen mit den vielen halbhohen GrĂ€serpaketen kleine Ruheoasen bilden. Die Hauptwege bestehen aus groĂformatigen, sandfarbenen Betonplatten die zusammen mit weiteren Platten im GrĂŒn gröĂtmögliche FlexibilitĂ€t und kurze Wege ermöglichen.
Vereinzelt treten Wege und Vegetation sichtbar an die AuĂenkante des Campusâ und erzeugen so HauptzugĂ€nge in den Campus. Im Nördlichen Teil entsteht so der Kontakt zum Einsteinufer, welches durch seine Verkehrsberuhigung und die Neustrukturierung des Hangs mittels Sitzstufen und NatursteinwĂ€nden einen attraktiven Erholungsraum fĂŒr Studenten und Ăffentlichkeit bildet.
An Stellen, an denen öffentliche Achsen das UnigelĂ€nde durchqueren, entsteht durch das GegenĂŒber dieser HaupteingĂ€nge eine Verbindung der verschiedenen Unibereiche ĂŒber die StraĂe hinweg. Im SĂŒdlichen Teil wird das, durch den leicht modifizierten Masterplan definierte, neue UnigelĂ€nde an den bestehenden SĂŒdcampus angeschlossen. In VerlĂ€ngerung der Hertzallee, an deren Ende ein neu gestalteter Busbahnhof weiterhin das Ankommen auf dem Campus ermöglicht, wird die direkte Anbindung an den Bahnhof Zoo und damit den ĂPNV hergestellt.
Die HauptzugĂ€nge zu Nord- und SĂŒdcampus liegen in unmittelbarer NĂ€he zur wichtigen U-Bahn- Station âErnst- Reuter- Platzâ. Hier befinden sich zu beiden Seiten der StraĂe des 17. Juni AusstellungskĂ€sten, die mit Exponaten der verschiedenen FakultĂ€ten und Studienrichtungen als reprĂ€sentative Plattform fĂŒr die Ăffentlichkeit fungieren. Zum anderen bildet ein rötlicher Steinbelag, der zusammen mit Lichtstelen den Gesamten Campus umspannt, das verbindende Element der unterschiedlichen Campusbereiche. Die Stelen dienen darĂŒberhinaus als Richtungs- und Orientierungsmarken fĂŒr Besucher des UnigelĂ€ndes.
Rot als gemeinsamer Farbcode der beiden UniversitĂ€ten soll hier die Grundlage des gewĂ€hlten Lichtkonzepts darstellen, welches auch die SchleuĂeninsel sowie den Leo-Bau als Identifikationsobjekt der Uni nach auĂen in Szene setzt und so dem gemeinsamen Campus in Berlin eine Adresse gibt.
Beurteilung durch das Preisgericht
Hervorzuheben ist ebenso der sensible und beobachtende Ansatz, die WegefĂŒhrung aus den bestehenden Laufrichtungen der Nutzer zu entwickeln und mit "laissez-faire" konzeptionell zu integrieren. Es entstehen flieĂende ĂbergĂ€nge, die zu einer gewĂŒnschten Symbiose von Platz-, Wege und VegetationsflĂ€chen wird. Die VorschlĂ€ge zum Ufer Landwehrkanal sowie Hertzallee, StraĂe des 17. Juni und FasanenstraĂe sind als öffentliche Achsen plausibel.
Trotz der umstrittenen Idee der roten Lichtinstallationen (TU-Logo), der Verwendung von rotem Klinker fĂŒr die ĂbergĂ€nge sowie der Plangrafik ĂŒberzeugt die Arbeit durch ihren Gesamt- und Vegetationsansatz fĂŒr die Entwicklung des Campus'.
Perspektive SĂŒdcampus. "GrĂŒne Lunge", Baumbepflanzung an Raumkanten, innere FreiflĂ€che als Kombination von GrĂŒnflĂ€chen und möglichst flexibler WegfĂŒhrung ĂŒber Steinplatten. ZusĂ€tzlich Sitzelemente und hohe GrĂ€ser als Ruhezonen.
Perspektive AuĂenkante Campus (Bodenbelag, Lichtstelen)
Perspektive StraĂe des 17. Juni (Ausstellungs-Vitrinen)
Lageplan
Ausschnitt Lageplan
Schema-Schnitt
Konzeptskizze